Skip to main content

Einführung in die Methodik der vergleichenden Politikwissenschaft

  • Chapter
  • First Online:
Methoden der vergleichenden Politikwissenschaft

Part of the book series: Grundwissen Politik ((GPOL))

  • 9412 Accesses

Zusammenfassung

In der Politikwissenschaft wird in vielerlei Hinsicht vergleichend gearbeitet. Vergleiche dienen dabei zunächst zur Abgrenzung von Fällen und Situationen oder wollen das Gemeinsame betonen. Vergleichen meint nicht gleichsetzen, wie oftmals in der öffentlichen Debatte mit folgenden Hinweisen suggeriert wird: „Bonn und Weimar lassen sich nicht vergleichen“ oder „Hitler und Stalin bzw. die respektiven Terrorsysteme lassen sich nicht vergleichen“ (s. Totalitarismusdebatte bzw. Historikerstreit). Solche Statements beruhen bereits ihrerseits auf Vergleichen und möchten lediglich darauf hinweisen, dass die Phänomene nicht gleichzusetzen sind. In diesem Sinne gilt der bekannte Spruch, man könne Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Dabei sind beide durchaus vergleichbar, sei es hinsichtlich ihres Preises, ihres Vitamingehaltes oder ihrer Haltbarkeit.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

eBook
USD 24.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 34.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Gerade diese Systematik ist das entscheidende Moment für die Verwendung von Methoden. So kann es nur mithilfe der dort formulierten Standards gelingen eben die notwendige Systematik, oder gar Wissenschaftlichkeit, zu erreichen.

  2. 2.

    Vgl. die aktuellen methodischen Einführungen Landman 2008, Peters 1998; Pennings et al. 1999; Pickel et al. 2003, 2009; Kropp und Minkenberg 2005; Berg-Schlosser und Cronqvist 2011.

  3. 3.

    Entsprechend hat eine explizite Reflexion dieses Sachverhalts auch zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt (in der Vergleichenden Politikwissenschaft siehe Green 2002; in den Theorien der Internationalen Beziehungen die Überlegungen im Umfeld des Konstruktivismus siehe Wendt 1999).

  4. 4.

    Wir folgen hierbei der Argumentation von Sartori (1970, S. 1042), der die universelle Reichweite von Begriffen (terms) und damit die Frage, wie weit diese ‚reisen‘ können (travelling problem) diskutiert. Hierbei unterscheidet er verschiedene Reichweiten (so wäre der Begriff ‚staff‘ abstrakt genug, um universell handhabbar zu sein; der Begriff ‚administration‘ wäre angebracht in allen Ländern, die über irgendwelche bürokratische Strukturen verfügten). Für einen universellen Einsatz sind sicherlich die Begriffe wie Struktur und Funktion geeignet, die bereits in der Systemtheorie die grundlegenden Kategorien angeben.

  5. 5.

    Es ist uns durchaus bewusst, dass der Bezug auf wissenschaftliche Diskurse je nach Standpunkt der Forschenden variieren kann und von der Wahl der Metatheorie abhängt. Wir gehen aber davon aus, dass in seriösen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen auch stets Gegenstandpunkte – wenn auch aus kritischer Perspektive – referiert werden, die dazu beitragen, die Thematik umfassend zu erschließen.

  6. 6.

    Es ist jedoch kein primäres Anliegen dieses Bandes mit den gängigen Theorien der vergleichenden Politikwissenschaft vertraut zu machen. Wir können hier auf andere Werke verweisen z. B. Berg-Schlosser und Müller-Rommel 2003; Lauth 2010; Lauth et al. 2014; Helms und Jun 2004. Doch wir werden in den einzelnen Beispielen immer wieder diese Zusammenhänge aufgreifen und einzelne Theorien vorstellen.

  7. 7.

    Wir werden diese Problematik in der Diskussion des travelling problem bzw. conceptual stretching und external validity (problem of inference) näher behandeln (vgl. Kap. 7).

  8. 8.

    Steffani (1997, S. 38) bestätigt aus dieser Perspektive die folgende Warnung von Ernst Fraenkel: „Wenn (oder wann) immer man den Versuch unternimmt, ein fremdes Regierungssystem in den Kategorien einer ‚allgemeinen‘ politologischen Institutionen- und Funktionslehre darzustellen, läuft man in Gefahr, ‚von sich auf andere zu schließen‘ oder sich in Allgemeinheiten zu verlieren. Es ist fast unvermeidlich, daß durch Vernachlässigung der spezifischen Elemente, die ein jedes individuelles Regierungssystem kennzeichnen, dessen eigentümlicher politischer Charakter verkannt wird. Sobald die detaillierte Analyse einer durch die Einmaligkeit gekennzeichneten politologischen ‚Gestalt‘ durch Deduktion aus allgemeinen Begriffen ersetzt wird, entsteht – zum mindesten bei dem heutigen Stand der Wissenschaft – die Gefahr, daß die Resultate dieser Bemühungen entweder – weil allzu egozentrisch – unzutreffend oder – weil allzu vage – bedeutungslos sind. Vom Blickpunkt der vergleichende Lehre der Herrschaftssysteme gesehen ist die generalisierende politische Soziologie die unpolitical science par excellence.“ (Fraenkel: Das amerikanische Regierungssystem, S. 280).

  9. 9.

    Wir folgen hiermit der Charakterisierung von Berg-Schlosser (2001, S. 2427): „Comparisons are essential in any science to establish systematic similarities and differences between observed phenomena and, possibly, to develop and test hypotheses and theories about their causal relationships“.

  10. 10.

    nach Lauth und Winkler 2006, S. 38.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Hans-Joachim Lauth .

Grundsätzliche Kernliteratur

Grundsätzliche Kernliteratur

Aarebrot, Frank H./Bakka, Pal H. (2003): Die vergleichende Methode in der Politikwissenschaft. In: Berg-Schlosser, Dirk/Müller-Rommel, Ferdinand (Hrsg.): Vergleichende Politikwissenschaft. Opladen: 57–76 (4. Auflage).

Einführender Aufsatz in die Grundprinzipien der vergleichenden Makroforschung. Gut geeignet für den Einstieg in die Thematik.

Behnke, Joachim/Baur, Nina/Behnke, Nathalie (2006): Empirische Methoden der Politikwissenschaft. Paderborn (2. Auflage).

Über die vergleichende Politikwissenschaft hinausreichende Diskussion konkreter und korrekter empirischer Forschungsvorgehen für politikwissenschaftliche Fragestellungen.

Behnke, Joachim/Behnke, Nathalie (2006): Grundlagen der statistischen Datenanalyse. Eine Einführung für Politikwissenschaftler. Wiesbaden.

Einführungsbuch in die empirische Sozialforschung und Datenanalyse. Verwendbar zur Erlernung der statistischen Grundlagen der empirischen Sozialforschung mit Blick auf die politikwissenschaftlichen Interessen. Geschrieben für Studierende.

Brady, Henry E./Collier, David (Hrsg.) (2010): Rethinking Social Inquiry. Diverse Tools, Shared Standards. Lanham. (2. Auflage)

Sammelband, der sich ausführlich mit den Thesen von King/Keohane/Verba auseinandersetzt. Stellt makro-qualitatve Vorgehen klassischen Aggregatdatenkonzepten gegenüber und versucht einen „state of the art“ der Methoden der vergleichenden Politikwissenschaft zu geben.

Collier, David (1993): The Comparative Method: Two Decades of Change. In: Finifter, Ada (Hrsg.): Political Science: The State of the Discipline, Washington (APSA): 105–119.

Grundsätzliche einführende Diskussion der Methodenentwicklung innerhalb des Fachgebietes der vergleichenden Politikwissenschaft. Gilt immer noch als eine zentrale Bezugsquelle für fast alle einschlägigen Beschäftigungen mit diesem Bereich.

Diekmann, Andreas (2009): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Reinbek. (20. Auflage)

Klassisches Einführungsbuch in die empirische Sozialforschung, das eine gute Basis für die Erlernung der statistischen Grundlagen der empirischen Sozialforschung bereitstellt.

Jahn, Detlef (2012): Einführung in die vergleichende Politikwissenschaft. Wiesbaden. (2. Auflage)

Einführungsbuch für den gesamten Bereich der vergleichenden Politikwissenschaft mit einer ausführlichen Behandlung methodischer Vorgehensweisen. Zentrale Schwerpunkte liegen bei den Techniken der Aggregatdatenanalyse und der QCA. Bietet einen guten Überblick über das Spektrum der Methoden der vergleichenden Politikwissenschaft.

King, Gary/Keohane, Robert/Verba, Sidney (1994): Designing Social Inquiry. Scientific Inference in Qualitative Research. Princeton.

Stark diskutiertes Grundlagenbuch zur Konzeption von Forschungsdesigns. Fragliche Einordnung qualitativer Forschung hat zu einer anhaltenden Diskussion in der Profession geführt (siehe Brady/Collier 2010).

Landman, Todd (2008): Issues and Methods in Comparative Politics. An Introduction. London (3. Auflage)

Grundlegende Einführung in die vergleichende Politikwissenschaft, mit einem konzentrierten Schwerpunkt auf deren methodischen Aufbau und Vorgehensweise. Entsprechende Analyseverfahren werden allerdings kaum im breiteren Maße ausgeführt.

Lieberson, Stanley (1985): Making it Count: the Improvement of Social Research and Theory. Berkeley.

Basisbuch der Debatte vergleichender Politikwissenschaftlicher Methodik. Anregend für eine grundsätzliche Debatte der Fragestellungen des Vergleichs.

Lijphart, Arend (1971): Comparative Politics and the Comparative Method. In: American Political Science Review 65/5: 682–693

Klassischer Beitrag zur Etablierung und Einordnung der vergleichenden Methoden. Gilt als Ausgangspunkt aller neueren Entwicklungen. Mittlerweile in einigen Punkten diskutabel immer noch ein guter Einstieg in die Thematik.

Pennings, Paul/Keman, Hans/Kleinnijenhuis, Jan (1999): Doing Research in Political Science. London.

Gut strukturiertes Lehrbuch mit Schwerpunkt auf der Konzeption einer vergleichenden Untersuchung und deren Bearbeitung im Rahmen statistischer Analysen.

Peters, Guy B. (1998): Comparative Politics. Theory and Methods. New York.

Versuch einer systematischen Konzeptionalisierung der vergleichenden politikwissenschaftlichen Methode. Konzentriert sich weitestgehend auf die Anordnung und Systematik vergleichender Methoden, weniger auf die Durchführung von konkreten Analysen.

Pickel, Susanne/Pickel, Gert/Lauth, Hans-Joachim/Jahn, Detlef (Hrsg.) (2003): Vergleichende politikwissenschaftliche Methoden: Neue Entwicklungen und Diskussionen. Wiesbaden.

Sammelband mit vielfältiger Artikelauswahl zu unterschiedlichen Themenbereichen der vergleichenden Methoden. Sowohl Beiträge zur makro-qualitativen Analyse, zur Aggregatdatenanalyse sowie zur Individualdatenanalyse.

Pickel, Susanne/Pickel, Gert/Lauth, Hans-Joachim/Jahn, Detlef (Hrsg.) (2009): Methoden der vergleichenden Politik- und Sozialwissenschaft: Neue Entwicklungen und Anwendungen.

Sammelband mit einer gezielt ausgewählten Zusammenstellung von Aufsätzen von Experten in den verschiedenen Bereichen sozial- und politikwissenschaftlicher Methodik mit komparativen Anspruch. Dient sowohl zur Ergänzung als auch zur Vertiefung einzelner besprochener Analyseverfahren und Denkweisen.

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2015 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Lauth, HJ., Pickel, G., Pickel, S. (2015). Einführung in die Methodik der vergleichenden Politikwissenschaft. In: Methoden der vergleichenden Politikwissenschaft. Grundwissen Politik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08636-7_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-08636-7_1

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-08635-0

  • Online ISBN: 978-3-658-08636-7

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics