Zusammenfassung
Zwischen 1913 und 1919 widmete Max Weber sich einer „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“. Zu den von ihm behandelten religiösen oder religiös bedingten „Systemen der Lebensreglementierung“ gehören seine Untersuchungen der zwei großen religiösen Ordnungen des traditionellen China, des Konfuzianismus und Taoismus. Bei seiner Analyse der „gesinnungsmäßigen Grundlagen“ kommt dem Stand der „Mandarine“, eine hervorgehobene Bedeutung zu. Vor Webers innerem Auge stand ein riesiges Kaiserreich, in dem die „Literaten“ die herrschende Schicht stellten, in dem literarische Bildung Maßstab sozialen Prestiges war und in dem diese führende Intellektuellenschicht, deren Zugehörigkeit weder erblich noch exklusiv war, mit ihrer Standesehre der entscheidende Träger der Kultur gewesen sein soll und deswegen in einer besonders intimen Beziehung zum Kaiser stand. Eine solche Schicht musste einem wilhelminischen Gelehrten als die Erfüllung seiner kühnsten politischen Träume erscheinen. Insofern mag das Bild Max Webers vom konfuzianischen Mandarin des alten China viel über sein inneres Bild sagen, das er für sich selbst und seinen Stand der Gelehrten im Kaiserlichen Deutschland entwarf.
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Literatur
Kaesler, Dirk. 2014a. Max Weber. Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung. 4. Aufl. Frankfurt a. M.: Campus.
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Weischenberg, S., Kaesler, D. (2015). Der Traum von der Herrschaft der Literaten: Max Weber über China. In: Max Weber, China und die Medien. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07996-3_2
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