Zusammenfassung
Die Idee von Führung selbst ist bereits eine Zumutung, eine Zumutung der Geführten an die Führende oder den Führenden. Wenn wir von Führung sprechen, dann meinen wir nicht bloß die Ausübung von Macht in sozialen Beziehungen. Diese ist (wie wir spätestens seit Max Weber wissen) jeder sozialen Beziehung zu eigen und bleibt damit amorph: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, egal worauf diese Chance beruht“. Anders als Macht ist Führung aber nicht amorph, sondern hier besteht die Chance auf Willensdurchsetzung grundlegend auf Einverständnis und mehr noch: auf der Erwartungshaltung der Geführten, eine Interpretationsleistung geboten zu bekommen, Sinnvermittlung zu erfahren und damit von der Ohnmacht, ggf. auch von der Verantwortung befreit zu werden, also Unsicherheitsabsorption zu erfahren. Führung ist somit nicht nur Chance auf Willensdurchsetzung, sondern vielmehr noch die Verpflichtung zur Willensdurchsetzung. Deswegen ist auch das ‚Laissez-faire‘ nicht nur das Gegenteil von Führung, sondern geradezu die Enttäuschung von Führungserwartungen und erzeugt selbst Ohnmacht und Wut. Führung wird damit zu einer spezifizierten Form von Machtbeziehung, die durch einen bestimmten Typ der Institutionalisierung gekennzeichnet ist und sich vom generellen Begriff der Herrschaft unterscheiden lässt. Dass diese Unterscheidung dringend notwendig ist, merkte für die Sozial- und Organisationspsychologie bereits Pfeffer an. In der Soziologie wurde das Thema der Führung erst in den letzten Jahren aufgegriffen – hier besteht noch deutlicher Forschungsbedarf.
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Elbe, M. (2015). Hintergrund. In: Führung unter Ungewissheit. essentials. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07780-8_2
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