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Qualitative Comparative Analysis (QCA) als Methode der Soziologiegeschichtsschreibung

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Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie

Part of the book series: Springer Reference Sozialwissenschaften ((SRS))

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Zusammenfassung

Qualitative Comparative Analysis (QCA) ist eine sozialwissenschaftliche Methode des systematischen und formalen Fallvergleichs zur Erklärung komplexer kausaler Zusammenhänge. Die wesentlichen Stärken der Methode liegen in der Möglichkeit, das komplexe Zusammenwirken mehrerer Bedingungen in einer mittleren Anzahl von Fällen (n ~ 10–50) zu untersuchen, der dadurch bedingten Strukturierung des Forschungsprozesses sowie der resultierenden Transparenz und Überprüfbarkeit der Ergebnisse. QCA als Methode ist für die historische Forschung relevant sofern ein grundsätzliches Interesse an einer (begrenzten) Generalisierung von Einzelfallanalysen besteht. Der Beitrag gliedert sich in zwei Abschnitte. Im ersten Abschnitt wird sowohl in den methodologischen Hintergrund als auch in die konkrete Technik der Methode QCA eingeführt. Im zweiten Abschnitt werden auf Grundlage des empirischen Beispiels der Institutionalisierung der Soziologie als wissenschaftlicher Disziplin während der 1950er- und 1960er-Jahre in 23 Ländern Europas die Grundprinzipien bzw. der Ablauf einer QCA veranschaulicht.

„Die Forschung, die zu dieser Publikation führte, wurde zum Teil von der Europäischen Union im 7. Rahmenprogramm durch das Projekt „International Cooperation in the SSH: Comparative Socio-Historical Perspectives and Future Possibilities“ (INTERCO-SSH, n° 319 974), gefördert.“

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Notes

  1. 1.

    Aufgrund der gängigen Verwendung des Kürzels QCA in der deutsch- und englischsprachigen Literatur wird auf eine Übersetzung des Begriffs verzichtet. Die übrige QCA-spezifische Terminologie wird übersetzt. In Klammern werden, wo es angebracht erscheint, auch die englischen Termini angeführt, um die Orientierung in der internationalen methodologischen Literatur zu erleichtern.

  2. 2.

    Neben Ragins grundlegenden Texten zu QCA sei auf Rihoux und Ragin (2009) verwiesen, die eine schnelle Orientierung bieten. Das aktuell vollständigste Lehrbuch für Anwender liefern Schneider und Wagemann (2012). Eine laufend aktualisierte Übersicht methodischer und substantieller QCA-basierter Publikationen in verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen findet sich auf www.compasss.org (Zugegriffen am 17.11.2015).

  3. 3.

    Gary Goertz und James Mahoney – zwei in der QCA-affinen Methodologie sehr prominente Autoren – haben in Buchlänge das Argument ausgearbeitet, dass der wesentliche logische Unterschied zwischen qualitativer und quantitativer Methodologie als mathematischer Unterschied zwischen Mengenlehre und Wahrscheinlichkeitstheorie formuliert werden kann. Ohne auf dieses originelle Argument hier näher eingehen zu können, muss darauf hingewiesen werden, dass rein interpretative Ansätze, die keinen Anspruch auf das Aufdecken irgendwelcher Kausalzusammenhänge beinhalten, bei Goertz und Mahoney nicht zum Bereich der qualitativen Sozialforschung gezählt werden, sondern als dritte methodologische Haltung keine Rolle für die Unterscheidung qualitativ-quantitativ spielen (Goertz und Mahoney 2012, S. 5).

  4. 4.

    Obwohl die Vorzüge der QCA bei mittleren Fallzahlen am deutlichsten zutage treten, kann die Methode auch mit sehr großen Fallzahlen angewandt werden. Je größer die Fallzahl, desto weniger kann jedoch der Anspruch eingelöst werden, genaue Einzelfallanalyse und formalen Fallvergleich zu verbinden. Bei sehr kleinen Fallzahlen wiederum wird der spezifische Mehrwert des formalen Fallvergleichs fraglich.

  5. 5.

    Einen aktuellen Überblick über die Verbreitung von QCA in der Soziologie bieten Buche und Siewert (2015).

  6. 6.

    Die Variante von QCA, in der Fälle nur 0 oder 1 in jeder Menge annehmen könne, wird als „crisp set-QCA“ (csQCA) bezeichnet. Ragin hat diese Begrenzung durch die Einführung von Fuzzy sets (fsQCA) erweitert, in der Abstufungen der Mengenmitgliedschaften zwischen 0 und 1 möglich sind (Ragin 2000, 2008). Die dahinterstehende Logik qualitativer, d. h. substantieller und nicht nur gradueller, Unterschiede zwischen Fällen, die (eher) Teil einer Menge sind und solchen, die (eher) nicht Teil einer Menge sind, wird dadurch aber nicht aufgehoben. Um Missverständnisse zu vermeiden, wird hier nur auf csQCA Bezug genommen. Für eine kurze Einführung in fsQCA siehe (Ragin 2009).

  7. 7.

    Sie sind aber freilich keineswegs irrelevant für die Studie als solches, da deren Kenntnis in der Interpretation der Analysen berücksichtigt werden muss. Außerdem sagt die Zahl dieser Fälle etwas über die Bedeutung bzw. Trivialität der Bedingung aus. Hier soll lediglich auf deren logische Irrelevanz für die formale Richtigkeit der Notwendigkeitsannahme hingewiesen werden.

  8. 8.

    Weiters werden folgende Konventionen der Notation für die Boolesche Algebra verwendet:

    <A > kennzeichnet das Vorhandensein einer dichotomen Bedingung

    <a > kennzeichnet die Abwesenheit einer dichotomen Bedingung.

    Zum Beispiel liest sich a*B*C → Y: die Abwesenheit der Bedingung A gemeinsam mit der Anwesenheit der beiden Bedingungen B und C führen zum Outcome Y. Derselbe Ausdruck wird auch als aBC → Y geschrieben.

    aBC + Abc →Y zeigt eine äquifinale Lösung mit zwei Erklärungspfaden an, die gelesen wird als: Die Abwesenheit der Bedingung A gemeinsam mit der Anwesenheit der beiden Bedingungen B und C ODER die Anwesenheit der Bedingung A gemeinsam mit der Abwesenheit der beiden Bedingungen B und C führen zum Outcome.

  9. 9.

    Für einen aktuellen Überblick verfügbarer Software siehe http://www.compasss.org/software.htm (26.11.2015). Wir empfehlen die Verwendung des aktuellen R-packages von Duşa und Thiem und das dazugehörige Benutzerhandbuch von Thiem und Duşa (2013).

  10. 10.

    Im vorliegenden Fall war es nicht möglich, ausreichende Daten für einen Fall (Portugal) zu finden. Nach Möglichkeit sollten solche empirischen Lücken geschlossen werden, um die Ergebnisvalidität zu verbessern. Zwergstaaten wie Andorra, Liechtenstein, Luxemburg, San Marino und Monaco wurden aufgrund inhaltlicher Überlegungen nicht inkludiert.

  11. 11.

    Diese Form der Konzeptbildung baut selbst wiederum (implizit) auf der Idee notwendiger und hinreichender Bedingungen auf, insofern hier vier Bedingungen A, B, C, D jeweils notwendig sind, um das Outcome zu definieren bzw. nur gemeinsam (A*B*C*D) hinreichend sind (vgl. Goertz 2006).

  12. 12.

    Zur Erinnerung: Mit Kleinbuchstaben („nach“) notiert man die Abwesenheit einer Bedingung oder des Outcomes, mit Großbuchstaben („NACH“) deren Anwesenheit.

  13. 13.

    Der Umgang mit Kontrafakten stellt ein viel diskutiertes Problem in der QCA-Literatur dar. Schneider & Wagemann haben gegenüber der hier vorgestellten Standard Analysis die in einigen Punkten überlegene Enhanced Standard Analysis (ESA) vorgeschlagen (siehe Schneider and Wagemann 2012, S. 197–219).

  14. 14.

    Die boolesche Negation einer Aussage negiert alle Elemente, alle Operatoren und kehrt notwendige und hinreichende Bedingungen um. Formal: Die Negation von (A*B + c → Y) lautet (a + b*C ← y).

  15. 15.

    Für eine systematische Diskussion, welche Fälle nach einer QCA gezielten Fallstudien unterzogen werden sollen, siehe Schneider und Rohlfing (2013).

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Duller, M., Stolz, E. (2017). Qualitative Comparative Analysis (QCA) als Methode der Soziologiegeschichtsschreibung. In: Moebius, S., Ploder, A. (eds) Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07608-5_15

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