Zusammenfassung
Mobilitätssozialisation im Kindesalter steht in einem engen Verhältnis zu Raumaneignung als Teil der Alltagsmobilität und beide sind Teil des lebenslangen Sozialisationsprozesses. Es existieren diverse theoretische Konzepte zur Erforschung der Raumaneignung von Kindern: Vier ausgewählte sozialräumliche Zugänge (Zonenmodell, Inselmodell, Lebensweltkonzept, Sozialraummodell) werden im Beitrag diskutiert, um relevante Dimensionen und ihre Eignung für die empirische Praxis aufzuzeigen. Dabei wird ersichtlich, dass den Modellen unterschiedliche Raumvorstellungen (physisch-materieller Ort oder relationaler Sozialraum) zugrunde liegen und sowohl räumliche, als auch subjektive Perspektiven eingenommen werden. Zur Erforschung von Mobilitätssozialisation reichen ortsfokussierende Zugänge oft nicht aus, vielmehr sollten subjektiv-lebensweltliche Faktoren und die Handelnden selbst berücksichtigt werden. Dies gelingt mithilfe einer Sozialraumanalyse, die sowohl die multidimensionalen Wechselbeziehungen von baulichem Kontext und sozialer Interaktion, als auch soziale und räumliche Umwelt beachtet.
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Notes
- 1.
Die Publikation wurde posthum vom Bruder Martha Muchows – Hans Heinrich Muchow – fertiggestellt.
- 2.
Das dazugehörige Werk „Strukturen der Lebenswelt“ wurde posthum von Thomas Luckmann anhand der Notizen von Alfred Schütz fertig gestellt.
- 3.
Auch quantitative Methoden werden im Rahmen von Sozialraumanalysen verwendet, vorwiegend um die strukturelle Ebene des Raumes zu verstehen und zu erklären. Zur Erforschung der subjektiven Raumaneignungsprozesse von Kindern sind quantitative Methoden nicht zielführend, da beispielsweise Fragebögen bestimmte Kategorien und Begriffe verwenden, die speziell für die Population der Kinder unverständlich sind oder anders gedeutet werden.
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Kogler, R. (2015). Zonen, Inseln, Lebenswelten, Sozialräume. Konzepte zur Raumaneignung im Alltag von Kindern. In: Scheiner, J., Holz-Rau, C. (eds) Räumliche Mobilität und Lebenslauf. Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07546-0_3
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