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Der sog. Geist

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Part of the book series: essentials ((ESSENT))

Zusammenfassung

Ein naturwissenschaftlich fundierter und naturphilosophisch vermittelter Zugang zum Phänomen des Geistes ist derzeit nur in Grundzügen erkennbar. Dabei bildet ein adäquates Verständnis des Geistes die unhintergehbare Basis für die technologische Realisierung: die Künstliche Intelligenz-Forschung sowie der komplementäre Ansatz über die Simulation oder Emulation neuronaler Netze, wie sie derzeit im Human Brain Project verwirklicht werden sollen, beruhen beide auf der klassischen Physik. Typische Quanteneffekte sowie eine im ursprünglichen Sinn nicht deterministische Systemtheorie werden weder adäquat gewürdigt noch technologisch umgesetzt. Eine „klassische“ Technologie jedoch ist prinzipiell begrenzt und wird kaum über eine kluge Rekombination von Regeln und Meta-Regeln des Verhaltens eines Roboters, der durch ein Programm kontrolliert wird, hinaus kommen. Echte Intelligenz i. S. sich kreativ selbst gestaltender und sich selbst reflektierender Systeme kann so höchstens simuliert, jedoch nicht authentisch realisiert werden.

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Notes

  1. 1.

    „Ursprünglicher Sinn“: der Zufall resp. die Nicht-Determiniertheit der Systemtheorie ist nicht durch mangelndes oder prinzipielles Nicht-Wissen bedingt, sondern ist „echt“ i. S. der Existenz von unbestimmbaren, quantisierten (?!) Bifurkationspunkten sowie der relativen Unendlichkeit der Fraktale: die Skaleninvarianz ist beliebig fortsetzbar, das Fraktal findet trotz unbegrenzt variabler Zoom-Einstellungen und Skalierungen kein „Ende“.

  2. 2.

    Paradigmatisch bei G. Edelman: Göttliche Luft, vernichtendes Feuer – wie der Geist im Gehirn entsteht, München 1995 (Piper).

  3. 3.

    Zur Wirklichkeit und Wirkmächtigkeit der Information siehe – unter Berufung auf den Platoniker Werner Heisenberg und seines Schülers Carl Friedrich von Weizsäcker – Thomas Görnitz: Materie und Bewusstsein aus abstrakter, bedeutungsfreier Quanteninformation (Protyposis). In: Philosophia naturalis, Bd. 42, S. 255, 2006. Thomas Görnitz: Der kreative Kosmos. Geist und Materie aus Quanteninformation, Heidelberg 2006 (Elsevier).

  4. 4.

    Zum aristotelischen Axiom „forma dat esse materiae“ siehe Thomas von Aquin, De ente et essentia, cap. 4, n 24.

  5. 5.

    Der Begriff der Selbstwahl entspringt der existentialistischen Philosophie, die ihren Akzent auf die Autonomie der Selbstverwirklichung legt: indem ein Mensch sich zu anderen verhält, bestimmt und „wählt“ er sich selbst „in schöpferischer und kreativer Freiheit“. Winfried Weier: Strukturen menschlicher Existenz. Grenzen heutigen Philosophierens, Paderborn 1977 (Schöningh); Alexandre Ganoczy: Schöpfung und Kreativität. Düsseldorf 1980 (Patmos).

  6. 6.

    Zur naturphilosophischen Deutung der Quantentheorie lese man: Thomas Görnitz: Quanten sind anders. Heidelberg 2006 (Elsevier).

  7. 7.

    Zur naturphilosophischen Deutung der Systemtheorie lese man: Imre Koncsik: Synergetische Systemtheorie. Ein hermeneutischer Schlüssel zum Verständnis der Wirklichkeit, Berlin 2011 (LIT-Verlag).

  8. 8.

    Siehe dazu: Michael B. Mensky: Consciousness and quantum mechanics. Life in parallel worlds. Miracles of consciousness from quantum reality. Singapore u. a. 2010 (Word Scientific).

  9. 9.

    Roger Penrose: Schatten des Geistes. Wege zu einer neuen Physik des Bewusstseins, Heidelberg 1995 (Spektrum).

  10. 10.

    Siehe dazu v. a. Görnitz, Thomas: Der kreative Kosmos. Geist und Materie aus Quanteninformation, Heidelberg 2006 (Elsevier).

  11. 11.

    Dieser Effekt war bekanntlich das Thema des EPR-Paradoxons. Anton Zeilinger: Einsteins Spuk. München 2007 (Goldman).

  12. 12.

    Diesen nichtlokal realistischen Effekt benutzt der erst in der Genese befindliche Wissenschaftszweig der Quanteninformatik bzw. des Quantencomputings. Dagmar Bruß: Quanteninformation, Frankfurt 2003 (Fischer Taschenbuch).

  13. 13.

    Siehe dazu das erste Lehrbuch der Quanteninformatik: Michael A. Nielsen; Isaac L. Chuang: Quantum Computation and Quantum Information, Cambridge University Press 2000.

  14. 14.

    In der analytischen Philosophie wird meist die Irreduzibilität der Qualia, d. h. der individuellen und einzigartigen Erfahrung von Qualität bzw. der Einmaligkeit des Selbst-Erlebens von Information, als Argument gegen eine Reduktion des Geistes auf prinzipiell verobjektivierbare klassische Fakten angeführt. Vgl. die Diskussion zusammen fassend Godehard Brüntrup: Das Leib-Seele Problem. Eine Einführung, Stuttgart 4. Aufl. 2012 (Kohlhammer); Godehard Brüntrup: Der Ort des Bewusstseins in der Natur, Basel 2012 (Schwabe).

  15. 15.

    Philosophisch-ontologisch kehrt die Verhältnisbestimmung von Allgemeinheit und Besonderheit wieder: der Sinn von „zu sein“ bzw. vom „Sein“ – als dem allgemeinsten Begriff überhaupt – wird nur im konkreten Selbst-Sein realisiert. Und damit sich dieses durch- und aus-sich Selbstsein realisiert werden kann, bedarf es des Mit-Seins mit anderen Selbst-Seienden, also der Pro-Existenz bzw. des Existierens auf den Anderen hin. Dadurch wird wiederum der Universalität des Seins Rechnung getragen, ohne jedoch die individuelle Subjektivität aufzuheben. Imre Koncsik, Wolfgang Wehrmann, Marian Gruber: Die Wahrheit im Zeitalter interdisziplinärer Umbrüche. Art. Die Wahrheit des Seins, Frankfurt a. M. u. a. 2010, S. 129–192 (Peter Lang).

  16. 16.

    Zur Analogie im philosophischen Sinn lese man etwa: Erich Przywara: Analogia entis. Metaphysik. Prinzip. München 1932 (Kösel und Pustet).

  17. 17.

    Das Interface zwischen der Seinsebene der Quantentheorie und der klassischen Physik wäre Gegenstand einer Theorie des Raumes und der Zeit. In ihr sollte das o. g. Messproblem bzw. die unzureichende Beschreibung der Konkret-Werdung als Dekohärenz bzw. als Verlust der holistischen Kohärenz hinreichend vollständig gelöst werden. Walter Strunz, Gernot Alber, Fritz Haake: Dekohärenz in offenen Quantensystemen. Von den Grundlagen der Quantenmechanik zur Quantentechnologie. In: Physik Journal 1 (2002) Nr. 11, S. 47–52.

    Eine Theorie des Raumes – jenseits der M-Theorie u. a. – wird den Raum in verschiedene „vertikale“ Informations-Schichten und Wirkungs-Ebenen einteilen und ihre Wechselwirkung untereinander so beschreiben, dass die Differenz zwischen ihnen ebenso gewahrt bleibt wie ihre Einheit. D. h. die Theorie des Raumes wird eine Theorie der Analogie der Raumebenen beinhalten. Inwiefern die Grenzschicht fraktal und nicht linear ist, bleibt ein Desiderat künftiger Forschung.

  18. 18.

    Gemeint ist die „nullte Quantelung“ bei Carl Friedrich von Weizsäcker: Der Aufbau der Physik. München 4. Aufl. 2002 (DT-Taschenbuch).

  19. 19.

    Interessant aus quantentheoretischer Perspektive ist die Wortwahl von Descartes: dem Geist ordnet er „kognitive“ Gegenstände bzw. visuelle Perzepte („res“) zu, womit der Aspekt der Erkennbarkeit emphatisch betont wird. Und der klassischen Physik ordnet er die Ausdehnung („extensa“) zu, was implizit ein klassisches Verständnis von Raum voraussetzt. Inwiefern es nicht bessere quantentheoretisch basierte Unterscheidungen und Etiketten gibt, sei dem Leser überlassen. René Descartes: Meditationen. Mit sämtlichen Einwänden und Erwiderungen, Hamburg 2009 (Meiner).

  20. 20.

    Ein Propagator der Netzwerk-Theorie, u. a. zwecks semi-klassischer (!) Beschreibung der Quantentheorie, ist Carl Petri, der Freund von Kondrad Zuse, dem Erfinder des Computers (den Vorläufer Z1 hat er bereits 1936 zuhause gebaut). Semi-klassisch: es werden instantane, zeitlose, holistische Wechselwirkungen antizipiert. Ein Screening zwischen virtuellen (super-ponierten) Optionen, d. h. eine netzwerkartige Wechselwirkung im virtuellen Quantenbereich, wird jedoch nicht berücksichtigt.

    Siehe Konrad Zuse: Rechnender Raum. Braunschweig 1969 (Vieweg); Konrad Zuse: Anwendungen von Petri Netzen, Braunschweig 1982 (Vieweg); Gerard’t Hooft: Determinism beneath quantum mechanics. In: Avshalom Elitzur u. a. (Hgg.): Quo vadis quantum mechanics? Berlin 2005 (Springer).

  21. 21.

    Benoit Mandelbrot: Die fraktale Geometrie der Natur, Basel u. a. 1991 (Birkhäuser).

  22. 22.

    Ilya Prigogine: Die Gesetze des Chaos. Frankfurt a. M 1995 (Campus). Er versuchte als einer der ersten, die Quantentheorie als nichtlineare dissipative Struktur im Rahmen einer Systemtheorie zu deuten, leider mit beschränktem Erfolg: Dissipation und Dekohärenz sind unterschiedliche Prozesse.

  23. 23.

    Zum Begriff der integrierten Information lese man Guilio Tononi: Complexity and cherency: integrated information in the brain. In: Trends in cognitive sciences Bd. 2 (1998) Nr. 12, S. 474–484. Siehe den damit verwandten Begriff der System-Ordner-Information bei Koncsik, Imre: Ist das Universum ein Programm? Naturphilosophische Überlegungen, in: Glaube und Denken (Jahrbuch der Karl-Heim-Gesellschaft) 26. Jhg. (2013), S. 131–150.

  24. 24.

    Intuition meint im nicht vulgären (oder anthroposophischen) Sinne das instantane und holistische Wiedererkennen einer ganzen Melodie – anstatt die einzelnen Töne vollständig durch Berechnung hören und sie mit einer Datenbank vergleichen zu müssen. Die Intuition ereignet sich, indem die in der Zuordnung bzw. in den Relationen der Töne untereinander kodierte Melodie systemisch integriert und rekonstruiert wird.

  25. 25.

    Martin Heisenberg spricht im Kontext einer behaviouristischen Theorie von einer „Lotterie“ unterschiedlich gewichteter Verhaltensmodule. Martin Heisenberg: Das Gehirn des Menschen aus biologischer Sicht. In: Gerald Edelman; Heinrich Meier (Hgg.): Der Mensch und sein Gehirn. Die Folgen der Evolution. München u. a. 1998 (Piper), S. 157–186.

  26. 26.

    Bereits in der hebräischen Antike wurde die geschlechtliche Vereinigung mit demselben Wort belegt wie „erkennen“: „… und sie erkannte ihn nicht“ bedeutet: „… sie hatten keinen Geschlechtsverkehr.“

  27. 27.

    Das Geheimnis der Quantifizierbarkeit von Qualia setzt genau hier an: unterschiedliche (differente) „Differenzen“ und „Identitäten“ gerinnen zu Zahlen; ihr Verhältnis bzw. ihre Relation bildet komplexere Muster einer relativen Identität und Differenz, die ihren Niederschlag wiederum in Gleichungen und Ungleichungen finden. Diese Muster bilden eine Meta-Identität resp. Meta-Differenz, also eine „Einheit“ „in und über“ ihnen ab: die Einheit wird nicht vollständig durch Identifizierung und Differenzierung auf der basalen Ebene erfasst, sondern bleibt ihnen gegenüber different – so wie Qualia letztlich vom Quantum different bleiben, wenn sie auch auf sie analog bezogen sind.

  28. 28.

    Ein für eine Theorie des Raumes bzw. der Raum-Schichten wichtiger Verdienst der allgemeinen Relativitätstheorie ist die gegenseitige Bedingtheit von Masse und Krümmung des Raumes bzw. der Gravitation als ihr Ausdruck. Eine Theorie des Raumes wird auch das Wirken des Geistes, seinen „ontologischen Ort“ sowie die Konstitution und Beschaffenheit unserer Wirklichkeit entscheidend plausibilisieren. Der Raum kann als ein (fraktales) vertikales Raster von horizontalen Raster-Schichten verstanden werden, welche unterschiedliche Skalen sowie unterschiedliche Wirkungen vermitteln. Die Quantentheorie würde einer aktpotentiellen digitalisierten und superponierten Raster-Schicht angehören.

  29. 29.

    Dieses „vertikale“, durch verschiedene System- und somit Wechselwirkungs-Schichten reichendes sich selbst Durchdringen des Systems – das ist ein „energetischer Akt“ – ist ein weiteres wichtiges Indiz für die Überordnung der Systemtheorie gegenüber der Quantentheorie, die das „Zusammenhalten“ nicht wirklich begründen kann, sondern es eher „nur“ ermöglicht.

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Koncsik, I. (2015). Der sog. Geist. In: Der Geist als komplexes Quantensystem. essentials. Springer Spektrum, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07500-2_1

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