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„Nebenwirkungen“ der Digitalen Modernisierung politischer Öffentlichkeit

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Digitale Politikvermittlung
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Zusammenfassung

Die digitale Mediatisierung schreitet rasch voran und hat in der politischen Kommunikation neue Wege zwischen Bürgern, Journalisten und Politik geebnet – ein verlockendes Partizipationsangebot! Aber: Risiken jenseits „klassischer“ Stereotype und Ängste in dem Bereich (etwa vom „Datenkraken“) werden meist marginalisiert, Technikfreude und -glaube dominieren – zunächst (vgl. die frühe „Piraten“-Euphorie; den Technikglauben nach/während der Industriellen Revolution seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert). Welcher realistische Nutzen, welche „Nebenwirkungen“ können daher vor allem erwartet werden? Dabei geht es um vor allem um die Sozialen Netzwerke (wie Facebook, Twitter) und neuere Phänomene digitalen bzw. allgemeinen „Furors“ wie im Fall von Grass, Wulff oder Brüderle.

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Notes

  1. 1.

    „Basisinnovationen“ (im Gegensatz zu nur „inkrementeller“, schrittchenweiser Neuerung)sind z. B. nach Gerhard O. Mensch - (im Gespräch mit Schmidt (s. 1998)) - „Durchbrü;chevon grundlegend neuen Arbeitsweisen und Beschäftigungen in der wirtschaftlichen und sozialen Lebenswelt. Sie passieren in Umbruchzeiten wie der jetzigen. (…)“.

  2. 2.

    Diese Folgewirkungen der „klassischen“ Industriellen Revolution sollen zur besseren vergleichenden Einschätzung der heutigen Vorgänge und der Einordnung der Dimension hier knapp angedeutet werden: Den damaligen massiven, auch sozio-politischen Innovationen infolge der Industriellen Revolution nicht nur in Deutschland, wie – dem nach und nach immer allgemeineren, v. a. bürgerlichen – Wohlstand, dem wirtschaftlichen und bedeutungsmäßigen Aufstieg des Bürgertums, Arbeiterrechten und Demokratisierung, standen gerade zu Beginn, auch drastische nicht-intendierte, teils auch schwer absehbare Folgen gegenüber: In Zusammenspiel mit der massiven Verstädterung und Landflucht kam es zum sog. „Pauperismus“, der Massenverarmung, hygienisch schädlichen, engsten Wohnbedigungen, dem Enstehen einer sog. „industriellen Reservearmee“ (Marx; massiver Überschuss an Arbeitskräften mit entsprechenden Macht-/Ausbeutungsverhältnissen, vgl. den Begriff des „Manchester-Kapitalismus“), gefährlichen bzw. unmenschlichen Arbeitsbedingungen – etwa dem Einsatz speziell von Frauen und Kindern speziell in der härtesten Grubenarbeit, da diese sich aufgrund ihrer zierlichen Statur besser durch die extrem engen Stollen – gebückt – bewegen konnten uvm.

  3. 3.

    So lief 1912 das größte Schiff aller Zeiten, modernstes Produkt der See- und Weltmacht Nr. 1 jener Zeit, Großbritannien, schon bei der Jungfernfahrt auf einen Eisberg auf – trotz der raffinierten technischen Vorkehrungen sank die „Titanic“ (d. h. „Titanische“, also der Welt der Götter Nahe; das Schwesterschiff hieß gar „Olympic“), weit über 1.000 Menschen starben im eisigen Wasser. Diese riesigen Verluste gab es nur deshalb, weil andere, die ganz „gewöhnlichen“ Vorkehrungen (aufgrund der Hybris vermeintlicher Unsinkbarkeit) vernachlässigt worden waren. Es fehlten ganz einfach Rettungsboot-Plätze für die meisten Passagiere – als ob diese „konventionellen“ Sicherheitsmaßnahmen „unter der Würde“ des – modernen – „technikgebietenden“ Menschen gewesen wären.

  4. 4.

    S. auch das „Twitterbarometer“ des zu Recht angesehenen Bloggers und Publizisten Sascha Lobo (http://twitterbarometer.de/), das aufgrund der „Selbstselektion“ der Teilnehmer praktisch unbrauchbar ist, an dem sich aber auch bekannte Organisationen orientieren.

  5. 5.

    Basierend auf meiner intensiven Beobachtung der allgemeinen Debatte zum Thema, wie sie die „inputs“ von Medien, Politik und Experten in Information/Kommunikation (IuK) – auch in der Wissenschaft -, im Wechselspiel mit der „allgemeinen Bevölkerung“ konstituieren – u. a. in den noch jungen Sozialen Netzwerken. Eine umfassende Analyse des wissenschaftlichen Forschungsstands im Speziellen wurde nicht vorgenommen.

  6. 6.

    Der sachlich wichtige Begriff des „Shitstorms“ umfasst in vager Weise eine weite Spanne aggressiver Netzkommunikation, wird aber zugleich meist auf eine kurze, intensive Periode bezogen; zudem beschreibt er nicht nur (u. a.) Vulgärsprache, sondern gehört dieser selbst an. Der hier eingeführte Begriff des „Furors“ basiert auf „Duden Onlines“ genereller Definition, nach der ein Furor bedeutet: „Wut, Raserei.“ „Duden“-Beispiel: „sich in einen Furor hineinsteigern“; Synonyme im „Duden“: „Entrüstung, Erbitterung, Erregung, Rage, Raserei, Tobsucht, Wut, Zorn“; Herkunft lt. „Duden“: „lateinisch furor, zu: furere = einherstürmen, in wilder Bewegung sein“. Besonders das letztgenannte, „dynamische Element“ beschreibt treffend die teils „außer Rand und Band geratende“ Dynamik beim „Hochschaukeln“ jüngster Skandalisierungen (vgl. auch Gaucks Kritik an einem „Tugendfuror“ im Fall Brüderle; s. auch den „Wutbürger“-Begriff).

  7. 7.

    So werden beim „Freitag“ z. B. Hinweise auf redaktionelle und Nutzer-Artikel (auf der Blog-Plattform) teils nur durch die Farbgebung der Autorennamen differenziert. Den Blogbeiträgen wird redaktionelles Interesse in Form von Qualitätsanreizen entgegengebracht: ggfs. durch Aufnahme in die Rubrik der „Top Blogs“ (seit Neuem: „Empfehlungen“), die Hervorhebung auf der Titelseite; ggfs. auch die Auswahl für die Papierausgabe mit Honorar. Ich blogge selbst dort, mit guten Erfahrungen: So erreichte einer meiner Blog-Artikel als „Top Blog“ außergewöhnlich viel Resonanz, v. a. nachdem er in der Folge vom vielgelesenen „BILDblog“ empfohlen worden war.

  8. 8.

    Deren Abdruck unterliegt anders als bei „Freitag“-Blogs redaktioneller Selektion, was aber, bei höherer Schwelle, als umso verbindlicher-professionellere Kooperation zwischen Zeitung und Leser zu werten ist.

  9. 9.

    Darüber hinaus stellen bekannte Blogger wie Sascha Lobo eine eigene Kategorie öffentlich angesehener Kommunikatoren, meist zu netzpolitischen Themen, dar.

  10. 10.

    So habe ich nach und nach ein stark politik(er)- und medienbezogenes Netzwerk, auch mit einem hohen Anteil an Journalisten u. a. Fachleuten aufgebaut; komplementär haben für mich die Vernetzung mit früheren Bekannten, Smalltalk u. ä., die massenweise Sammlung z. B. von E-Mail-Adressen für Networking-Zwecke und auch die Zahl der Facebook-Freunde – oder Twitter-„followers“ – (v. a. als Statussymbol) an Bedeutung verloren.

  11. 11.

    Scheinbar wird die – auch bewusst von Twitter als prägnantes Merkmal hervorgekehrte – minimalistische Struktur des Dienstes (s. die 140 Zeichen, auch andere äußere und Funktionsmerkmale) gegenüber dem dagegen fast „barocken“ Facebook-Profil mit all seinen Funktionen bevorzugt, weil es weniger Pflege erfordert. Zudem ist Twitter aufgrund seiner Einfachheit auch mobil ablese- und bedienungsgerecht (Smartphones, Tablets).

  12. 12.

    In diesem Fall geht es um den Wunsch solcher Akteure an der Teilhabe an der breiteren Bürger- oder fachlichen Diskussion, um ein Mit-Reden(-Dürfen) in einer recht authentischen Kommunikation mit/unter den Bürgern – sei dies mit persuasiven oder – was die Denkweisen der Menschen angeht –, informativen Absichten.

  13. 13.

    Dies geht, selbst bei renommierten (öfter linken, auch dezidierten Menschenrechts-)Akteuren, manchmal bis zu dem absurden (und implizit sehr aggressiven) Gedankenmuster: Wer meine, Kritik an Israel (legitime, etwa an der aktuellen Siedlungspolitik) stoße in der,u. a. deutschen, Öffentlichkeit auf besondere Schwierigkeiten – werde etwa tendenziell besonders scharf, teils auch übertrieben zurückgewiesen, der verwende damit bereits ein antisemitisches Argumentationsmuster, befördere dieses, bzw. gehe schon selbst in Richtung eines Antisemiten!

  14. 14.

    Es geht um die nähere Kenntnis seiner Person, etwa, dass Grass immer schon ein politisch vielfach engagierter Mensch gewesen ist, der sich seine Gedanken nicht nur im Elfenbeinturm macht; der etwa für Brandts Kanzlerkandidatur damals ein riesiges „eigenes“ Wahlkampfpensum mit Reden in zahlreichen Städten absolvierte; der den Nazismus in der Blechtrommel diskreditiert, also mittels Weltliteratur, für die er den Literaturnobelpreis erhalten hat – und der sich nun von Unwissenden wie auch solchen, die es besser wissen müssten, unter Ausklammerung seiner Persönlichkeit und Biographie allgemein zurufen lassen musste, er sei ein Antisemit.

  15. 15.

    Etwa die Chance eines langen Interviews mit Grass (ARD, Tom Buhrow), in der der Schriftsteller die Gelegenheit nutzte, sich sehr differenziert und unaufgeregt zu den Vorwürfen zu äußern.

  16. 16.

    Stellt man etwa die Beweggründe eines Autors effektiv in Frage (PR-Mastermind, will Aufmerksamkeit), kann man ihm und seinem Text damit gleichsam den Boden unter den Füßen wegziehen, ihn auch ruhigstellen evtl. – und gleichzeitig der ernsthaften Beschäftigung mit seinen konkreten Argumenten aus dem Weg gehen. Denn es sei ja alles nur Mittel zum (bösen) Zweck, die konkreten Argumente mithin vernachlässigbar.

  17. 17.

    Als „amateurbezogene Ausdehnung des medialen Machtbereichs“ interpretierbar.

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Ragaly, S. (2015). „Nebenwirkungen“ der Digitalen Modernisierung politischer Öffentlichkeit. In: Friedrichsen, M., Kohn, R. (eds) Digitale Politikvermittlung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06571-3_23

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