Theoretischer Rahmen: Die Europäisierung des Postsektors als „bottom-up“- und „top-down“- Prozess

Zusammenfassung

Die wissenschaftliche Debatte um die Restrukturierung und Europäisierung öffentlicher Dienstleistungen und damit des Postsektors rangt sich zum einen um die äußerst umstrittene Frage, inwieweit den Mitgliedstaaten im Verhältnis zur supranationalen Ebene eine eher reaktive (vgl. Sandholtz 1993, 1996), interaktive (vgl. obiges Zitat sowie Bieling et al. 2008; Clifton et al. 2006; Kohler-Koch et al. 2004; Lippert 2005; Schmidt 1998) oder vielmehr aktive Rolle (vgl. Moravcsik 1993) im Reorganisationsprozess zukommt. Zum anderen ist damit letztlich die Frage verbunden, ob es im Zuge des Europäisierungsprozesses zu einer Angleichung der Regulierungs- und Kapitalismusmodelle in Gestalt eines einheitlichen europäischen Modells (vgl. Sandholtz 1993, 1996), zu strukturellen bzw. strategischen Konvergenztendenzen und einer Überformung der nationalen Pfade durch ein europäisches Modell bei gleichzeitiger institutionell-regulativer Vielfalt kommt (vgl. Bieling/Deckwirth 2008a: 9f; Clifton et al. 2006: 739f, 751ff; Kohler-Koch et al. 2004: 176ff; Lippert 2005: 67ff) oder bei der Ausschließlichkeit nationaler Pfadabhängigkeiten bleibt (vgl. Moravcsik 1993).