Skip to main content

Erinnerbarkeit, Angst, Scham und Schuld als Grenzen der Forschung zu Gewalt

  • Chapter
  • First Online:

Zusammenfassung

Mit Blick auf die Grenzen der Erforschbarkeit von erlebter Gewalt lässt sich ganz allgemein zusammenfassen: Es lassen sich nur bestimmte Personen für Befragungen zu dieser Thematik gewinnen, es lassen sich im Rahmen der Befragung nur bestimmte Inhalte thematisieren, die Forschenden werden nur bestimmte Fragen stellen und die Befragten werden ihrerseits nur auf bestimmte Fragen eingehen. Intensive Gefühle auf Seiten der Befragten ebenso wie der Fragenden setzen der Forschung Grenzen: Berührungsängste der Forschenden und fehlende oder unvollständige Erinnerungen der Befragten. Vor allem das gesellschaftliche Stigma, mit dem von Gewalt Betroffene konfrontiert sind und das Scham und Schuldgefühle erzeugt, kann daran hindern, sich an Forschung zu beteiligen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Zitate, die mit Codierungen versehen sind, stammen aus der Studie zu „Offenbarungsbereitschaft nach sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend“ (Kavemann et al. 2015).

  2. 2.

    In Studien, die auf klinischen Stichproben beruhen, pendelt sich die Anzahl derer, die angeben, sich nicht kontinuierlich an den Missbrauch erinnert zu haben, zwischen 19 % (Loftus et al. 1994) und 64 % (Herman und Schatzow 1987) ein. In einer US-amerikanischen Studie aus 1995 berichteten 42 % der befragten Betroffenen von einer Phase in ihrem Leben, in der sie zu Teilen der Erinnerung an den sexuellen Missbrauch keinen Zugang hatten, 20 % berichteten von einer Phase des kompletten Nicht-Erinnerns an den sexuellen Missbrauch (Elliott und Briere 1995, S. 640).

  3. 3.

    Interview im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung der Interventionsprojekte in Mecklenburg-Vorpommern (WiBIG 2004).

  4. 4.

    Alle Geschwister wurden vom Vater sexuell missbraucht.

  5. 5.

    Teilweise auch die Information, denn nicht alle waren in der Lage, Informationsblätter zu lesen, auch wenn sie in Leichter Sprache verfasst waren.

  6. 6.

    Interviewt wurden 92 Frauen, die eine Vergewaltigung überstanden hatten. Gefragt wurde neben Belastung und Bewältigung auch nach ihrer Motivation zur Mitwirkung.

  7. 7.

    Eine Aufwandsentschädigung ist für einige durchaus von Bedeutung, aber nicht als alleiniges Motiv.

Literatur

  • Campbell, Rebecca/Adams, Adrienne E. (2009): Why Do Rape Survivors Volunteer for Face-to-Face Interviews? A Meta-Study of Victimsʼ Reasons For and Concerns About Research Participation. In: Journal of Interpersonal Violence 4, 395–405.

    Google Scholar 

  • Elliott, Diana M./Briere, John (1995): Posttraumatic Stress Associated with Delayed Recall of Sexual Abuse: A General Population Study. In: Journal of Traumatic Stress, Vol. 8, No. 4, 629–647.

    Article  Google Scholar 

  • Feiring, Candice/Taska, Lynn S. (2005): The Persistence of Shame Following Sexual Abuse: A Longitudinal Look at Risk and Recovery. In: Child Maltreat 10, 337–349.

    Article  Google Scholar 

  • Hainbach, Sigurd/Liel, Christoph (2006): Arbeit mit Tätern häuslicher Gewalt zum Thema „Väterverantwortung“ – ein noch wenig beachtetes Thema der gewaltzentrierten Trainingsprogramme In: Kavemann, Barbara; Kreyssig, Ulrike (Hg.) Handbuch Kinder und häusliche Gewalt. Wiesbaden: VS-Verlag.

    Google Scholar 

  • Hassemer, Winfried/Reemtsma, Jan Philipp (2002): Verbrechensopfer. Gesetz und Gerechtigkeit. München: Beck.

    Google Scholar 

  • Helfferich, Cornelia/Kavemann, Barbara (2013): Untersuchung bei Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen zu ihren Erfahrungen mit Gewalt, Diskriminierung und Unterstützung (Qualitative Teilstudie). Hrsg.: BMFSFJ. Berlin: BMFSFJ.

    Google Scholar 

  • Helfferich, Cornelia/Kavemann, Barbara/Rabe, Heike (2010): Determinanten der Aussagebereitschaft von Opfern des Menschenhandels zum Zweck sexueller Ausbeutung. Polizei + Forschung Band 41. Köln: Luchterhand.

    Google Scholar 

  • Herman, Judith Lewis (1993): Die Narben der Gewalt. Traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden. München. Kindler.

    Google Scholar 

  • Herman, Judith L./Schatzow, Emily (1987): Recovery and verification of memories of childhood sexual trauma. In: Psychoanalytic Psychology, Vol 4(1), 1987, 1–14.

    Article  Google Scholar 

  • Hirsch, Mathias (2007): Scham und Schuld – Sein und Tun. Plenarvortrag 16. April 2007 im Rahmen der 57. Lindauer Psychotherapiewochen. www.Lptw.de.

  • Kavemann, Barbara (2012) Gewalt in der Beziehung der Eltern, Information und Prävention für Kinder und Jugendliche. In: Kindesmisshandlung und Vernachlässigung, herausgegeben von der DGfPI 2, 166–183.

    Google Scholar 

  • Kavemann, Barbara/Rothkegel, Sibylle (2014): Trauma Sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend. Vergessen und Erinnern – Sprechen und Schweigen. In: Trauma und Gewalt,. 8 (3). ###Seitenzahl###.

    Google Scholar 

  • Kavemann, Barbara/Rothkegel, Sibylle/Graf-van Kesteren, Annemarie (voraussichtlich 2015): Offenbarungsbereitschaft nach sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend.

    Google Scholar 

  • Loftus, Elizabeth/Polonsky, Sara/Fullilove, Mindy T. (1994): Memories of childhood sexual abuse: remembering and repressing. In: Psychology of Women Quarterly 18, 67–84.

    Article  Google Scholar 

  • Maercker, Andreas (2007): Scham, Sünde, Schweigen – Therapiebarrieren bei Älteren. Plenarvortrag 19. April 2007 im Rahmen der 57. Lindauer Psychotherapiewochen. www.Lptw.de.

  • Reddemann, Luise (2007): Das Recht auf Würde. Plenarvortrag, 16. April im Rahmen der 57. Lindauer Psychotherapiewochen. www.Lptw.de.

  • Reemtsma, Jan Philipp (2004): Was sind eigentlich Opferinteressen? Ansprache zur Feier des 25. Jahrestages der Gründung des „Weißen Ring“ Hamburg im Hotel Elysee/Hamburg, 18. Oktober 2004. Online abrufbar: http://www.his-online.de/ueber-uns/mitarbeiter/aktuell/person/reemtsma-jan-philipp/lecture/.

  • Rosenthal, Gabriele (1993): Erlebte und erzählte Lebensgeschichte: Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt/Main: Campus Verlag.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Barbara Kavemann .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2016 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Kavemann, B. (2016). Erinnerbarkeit, Angst, Scham und Schuld als Grenzen der Forschung zu Gewalt. In: Helfferich, C., Kavemann, B., Kindler, H. (eds) Forschungsmanual Gewalt. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06294-1_4

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-06294-1_4

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-06293-4

  • Online ISBN: 978-3-658-06294-1

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics