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Erhebung (sexualisierter) Gewalt bei Männern

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Forschungsmanual Gewalt

Zusammenfassung

Lange Zeit hat Gewaltforschung, die geschlechtssensible Zugänge und Sichtweisen für sich in Anspruch nahm, fast ausschließlich auf Mädchen und Frauen als Gewaltbetroffene fokussiert. Dabei rekurrierte sie auf den Feminismus als ihr gesellschaftspolitisches bzw. theoretisches Fundament. Erst mit einiger Verspätung und nur vereinzelt kamen Jungen und Männer als Opfer von Gewalt ins Blickfeld wissenschaftlichen Interesses. Grundlegend waren hier vor allem die Arbeiten von Hans-Joachim Lenz. Im Unterschied zum „weiblich orientierten“ Gewaltdiskurs stand aber der Forschung zu männlicher Gewaltbetroffenheit kein tragfähiger gesellschaftspolitischer und theoretischer Referenzrahmen zur Verfügung (im Sinne einer „Analogie“ zur feministischen Debatte). Dies machte es schwer, dominanten Diskursfiguren wie dem männlichen Täter und dem weiblichen Opfer empirisch zu entkommen. Erst in den vergangenen Jahren konnten Forschungsergebnisse generiert werden, die Differenzierungen ermöglichten und im Zusammenspiel mit gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zu partiellen Veränderungen tradierter bzw. überholter Wahrnehmungsmuster beitrugen. Zentral sind dabei folgende Erkenntnisse: 1) Männer erfahren in ähnlichem Ausmaß Gewalt wie Frauen. 2) Männer sind wesentlich häufiger von Gewalt im öffentlichen Raum betroffen als Frauen. 3) Männer werden meistens Opfer von Gewalt, die ihnen von anderen Männern zugefügt wird. 4) Vor allem junge Männer sind überproportional häufig von körperlicher Gewalt betroffen. 5) Männer sind vor allem dort von Gewalt betroffen, wo starke Machtgefälle existieren, z. B. in Institutionen wie Heimen, Militär, Gefängnissen.

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Mosser, P. (2016). Erhebung (sexualisierter) Gewalt bei Männern. In: Helfferich, C., Kavemann, B., Kindler, H. (eds) Forschungsmanual Gewalt. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06294-1_10

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