Achtsamkeit – ein Wort, das in unserer Alltags- oder gar Business-Sprache nicht mehr allzu häufig vorkommt. Die meisten verbinden es mit Buddhismus (wo der Begriff Achtsamkeit tatsächlich seine Wurzeln hat) oder gar mit etwas Esoterischem, was im Geschäftsleben meist keinen Raum hat.

Dabei ist es in allen Bereichen des Arbeitslebens von großem Vorteil, Dinge achtsam zu betreiben. Denn es bedeutet konzentriertes und bewusstes Wahrnehmen, was für zahlreiche Prozesse zu besseren Ergebnissen führt.

Derjenige, der sich gegenüber seinen eigenen Bedürfnissen öffnet, wird achtsamer nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit anderen Menschen umgehen. Achtsamkeit als ergänzende Verstärkung der eigenen Aufmerksamkeit schützt auch insbesondere vor Fehlentscheidungen und sensibilisiert dafür, Fehlentwicklungen schneller zu erkennen und dadurch korrigierend einwirken zu können.

Achtsamkeit schult den Sinn und die Sinne nicht nur im Hinblick auf die Vermeidung von Unerwünschtem, sondern ebenso in Bezug auf das Erkennen von Erfolgen und die Erreichung von Zielen. Sei dies bei einem selbst oder bei den Mitmenschen.

Wer bewusster bzw. achtsamer agiert, wird auch schnell feststellen, dass es gewisse Dinge gibt, die im Führungsalltag hinderlich bzw. besonders hilfreich sind. Eine solche Haltung wird ermöglichen, sich selbstbestimmter für gewisse Aspekte zu entscheiden oder sie zu hinterfragen und möglicherweise zu verändern. Fremdbestimmung durch Kollegen oder Mitarbeiter kann reduziert werden. Eine bewusste Auseinandersetzung mit Prozessen, Aufgabenstellungen und Anforderungen findet statt. Wer nach eigenen Empfindungen handelt, wird feststellen, dass dies zu bewussteren und damit besseren Entscheidungen führt.

Es geht nicht mehr darum, dass „ich dieses machen muss“, sondern „ich mich dazu entscheide, dies zu tun“. Oder „es ist auch nicht meine Pflicht“, sondern „ich möchte die Verantwortung dafür übernehmen“. Dies ist ein enormer Unterschied, der zwar eventuell zu ähnlichen Konsequenzen bzw. Ergebnissen führt, in der eigenen Wahrnehmung jedoch zwei sich diametral gegenüberstehende Pole bildet. Denn bei der einen Handlung „muss“, bei der anderen „will“ ich etwas tun. Die Entscheidungsfreiheit liegt also bei Ersterem bei den anderen, bei Zweitgenanntem ganz allein bei mir selbst.

Die Konzentration und Wahrnehmung der eigenen Person, ihrer Handlungen sowie der Bedürfnisse und Begrenzungen wird immer wichtiger, je höher eine Führungskraft in der Hierarchie aufsteigt. Immer mehr äußere Einflüsse und Aufgaben kommen hinzu, die alle bewältigt werden müssen. Was jedoch Priorität erfährt und welche Faktoren eliminiert werden müssen, sollte nicht aus der Hand gegeben werden. Wer sich von Terminkalender, Umständen oder Forderungen zu sehr dominieren lässt, wird sehr schnell merken, dass möglicherweise andere mehr Einfluss auf die eigenen Ressourcen nehmen als man selbst.

Dies gilt es zu vermeiden – durch größere Achtsamkeit sowie mehr Aufmerksamkeit für die inneren und äußeren Antreiber bzw. Automatismen, die sich in den Führungsalltag eingeschlichen haben. Wer diese erkennt und künftig steuert, wird mit seinem Leben sowohl im geschäftlichen als auch privaten Umfeld viel zufriedener sein und sich nicht getrieben fühlen.

Nach diesem kurzen Exkurs zu allgemeinen Ausführungen zum Thema Achtsamkeit im Führungsgeschehen, wollen wir diese Thesen auch auf die Ernährung anwenden. Hier gilt das Prinzip der Achtsamkeit mindestens ebenso stark und macht eine Selbstregulation auch in diesem Bereich möglich, was zu einer wesentlichen Steigerung des Wohlbefindens führen wird.

1 Auf sein eigenes Gefühl achten

Nicht selten essen Führungskräfte beispielsweise bei Geschäftsessen etwas, obwohl sie gar keinen Hunger haben oder zumindest keinen Appetit auf das, was angeboten wird. Oder sie versäumen Mahlzeiten, weil schlicht und ergreifend die Zeit fehlt. Beides ist eher kontraproduktiv und führt zu Unwohlsein, das selten bemerkt, hin und wieder aber auch bewusst in Kauf genommen wird.

Wer sich aber über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte in einer Führungsposition befindet, wird auf Dauer spüren, dass es sich nicht auszahlt, nicht auf den eigenen Körper zu hören und seine Bedürfnisse zu übergehen. Er bildet die Grundlage all unseres Schaffens und Arbeitens. Wenn der Organismus nicht funktioniert oder Aussetzer hat, wird sich dies schnell auf Leistung und Arbeitsqualität auswirken, auch wenn wir uns noch so sehr sagen, dass wir mit Disziplin und Selbstbeherrschung alles erreichen können.

Es macht das Arbeiten viel angenehmer und leichter, wenn wir bewusst darauf achten, welche Bedürfnisse und welches Bauchgefühl gerade vorherrschend sind. Knurrt der Magen oder fehlt es an Konzentrationsfähigkeit? Fallen mir Prozesse leicht oder bin ich fortwährend abgelenkt durch ein körperliches Defizit?

Wer es sich erlaubt, auf solche Signale zu achten, wird künftig nicht mehr Raubbau an seinem Körper betreiben. Dieser dankt es mit größerem Leistungsvermögen und mehr Spaß an den zu erledigenden Aufgaben.

1.1 Business Dinner oder Lunch – muss das sein?

Es ist heutzutage immer noch Usus, sich mit seinen Geschäftspartnern, Kollegen oder Kunden zu einem Essenstermin zu verabreden. Wer das mag, soll dabei bleiben und dies auch weiterhin tun. Es gibt jedoch viele Führungskräfte, für die das Verhandeln oder Besprechen mit der gleichzeitigen Nahrungsaufnahme eher unangenehm ist. Das Essen wird später auch schwer im Magen liegen, weil es eher unbewusst und eventuell viel zu hastig zu sich genommen wurde.

Doch wer legt eigentlich fest, dass diese Gewohnheit beibehalten werden muss? Wer sich unwohl dabei fühlt, wenn er während eines geschäftlichen Treffens unbedingt einen Lunch oder ein Dinner einnehmen muss, der kann Alternativen vorschlagen. Beispielsweise kann ein intensives und mit persönlichem Anklang geführtes Gespräch auch während einer Besprechung bei einer vorbereiteten Coffee oder Tea Time erfolgen. Hierbei ist nicht der übliche Tee aus dem Beutel oder der Kaffee aus der Thermoskanne gemeint, denn es geht auch stilvoller, so dass ein Gesprächspartner sich wertgeschätzt und gut umsorgt fühlt.

Statt des Essens wird in angenehmer, gepflegter Atmosphäre ein loser Tee aufgegossen und serviert, der eventuell von kleinen Häppchen begleitet wird. Mag der Gast keinen Tee, so kann ebenso gut eine Kaffeespezialität oder ein frisch gepresster Saft angeboten werden. Es kommt darauf an, dass sich die Gesprächsatmosphäre ein wenig von den üblichen Kantinen- und Schreibtischgesprächen unterscheidet und damit exklusiver wird.

Will man einfach nur den Tee genießen, so reicht dieser als Begleitung für eine gute Unterhaltung aus. Wer die gereichten Kleinigkeiten kosten möchte, kann dies tun. Es besteht jedoch keine Verpflichtung, sich zu bedienen. Ganz anders als im Restaurant, wo es tatsächlich nicht besonders gut ankommt, wenn sechs Leute essen und sich ein Beteiligter mit einem Glas Wasser begnügt und auf die Mahlzeit komplett verzichtet.

Im Rahmen einer erweiterten Kaffee- oder Teestunde ist es nun auch kein Zwang, etwas zu essen, wenn man dies nicht möchte. Das Essen kann dann in Ruhe vor oder nach dem geschäftlichen Treffen erfolgen. Außerdem ist für Tee eigentlich immer der richtige Zeitpunkt – ob man zu einem vormittäglichen Treffen, am Nachmittag oder nach dem Abendessen noch zu geschäftlichen Terminen verabredet ist.

Wer sich also schon einmal davon freimacht, seine wichtigen Besprechungen möglichst bei einem Essen führen zu müssen, hat schon einen großen Schritt getan. Wie gesagt – wem es nichts ausmacht, sich während des Essens über wesentliche und eventuell auch unangenehme Themen zu unterhalten, dem sei dies natürlich völlig freigestellt, seine Geschäftsfreunde auch weiterhin zum Essen auszuführen oder sich einladen zu lassen. Das Geschäftsessen bildet eben nur nicht für jede Führungskraft die richtige Plattform für Gespräche. Die Entscheidung für oder gegen ein Geschäftsessen liegt bei jedem selbst.

Hat man jedoch für sich entdeckt, dass es viel mehr Freude macht, sich erst nach einem Besprechungstermin oder einer Verhandlung dem Essen zu widmen, so ist es jeder Führungspersönlichkeit vorbehalten, von einem Geschäftsessen abzusehen. Das Bauchgefühl wird es danken, wenn die Mahlzeit in Ruhe und eventuell in angenehmerer Gesellschaft bzw. für sich eingenommen wird.

1.2 Hungergefühle übergehen

Genauso schlecht, wie ein Essen während eines Geschäftstermins einnehmen zu müssen, ohne es zu wollen, ist das Überspringen von Mahlzeiten. Leider hat es sich unter Führungskräften eingebürgert, möglichst nahtlos von einer Sitzung in die nächste zu gehen oder Termine ohne Pause wahrzunehmen. Dies ist jedoch auch eine Frage der Organisation bzw. der Selbstbestimmung.

Wer wird den Tagesrhythmus am ehesten nach den eigenen Bedürfnissen gestalten, wenn nicht wir selbst? Normalerweise wird jeder Mitarbeiter, Kunde oder Partner die Möglichkeit nutzen, einen Gesprächstermin zu erlangen oder einen kurzfristigen Termin zu machen. Doch dies ist oftmals nicht im Sinne der Führungskraft, sondern von anderen auferlegt oder vermeintlich gar Pflicht.

In solchen Situationen kommt die kurze Entspannung oder Pause zu kurz. Wir sollten uns fragen, ob es wirklich produktiv ist, sich mehr als zehn Stunden am Stück auf andere Menschen bzw. zu erledigende Dinge zu konzentrieren. Oder sind die Ergebnisse – zumindest nach einigen durchgearbeiteten Stunden – eher fragwürdig. In Phasen der Überbeanspruchung wird die Führungskraft dem Gesprächspartner und dem Mitarbeiter, der mit seinem Anliegen in die Chefetage kommt, nicht wirklich gerecht.

Der eigene Zeitplan ist oft eng, aber der Tag hat eben nur 24 h, egal wie wir es drehen und wenden. Diese Zeit sollte effektiv und zugleich bewusst genutzt werden. Hier trägt eine bessere Prioritätensetzung und selbstbestimmtes Entscheiden in vielen Fällen dazu bei, die Aufgaben besser zu bewältigen. Eventuell durch eine neue Organisation, optimierte Ablaufgestaltung oder Delegieren von Aufgaben an Mitarbeiter.

Wichtig ist das bewusste Einplanen kleiner Pausen im Terminkalender. Zur Not können diese Pausenzeiten auch verkürzt oder sogar verschoben werden, aber solange man diesen kleinen Phasen der Entspannung Raum gibt, werden sie zumindest an den meisten Arbeitstagen die Regel werden. Nicht immer, aber immer öfter.

Natürlich gibt es Ausnahmesituationen, die keinen Aufschub dulden, doch hier sollte genau unterschieden werden, ob es tatsächlich aus eigener Sichtweise von größter Bedeutung und entsprechender Tragweite ist, sich hierauf sofort zu konzentrieren, oder ob die Stufe der Dringlichkeit von anderen festgelegt wurde (und eventuell in den eigenen Augen nicht unbedingt zu augenblicklicher Maßnahmenergreifung führen muss).

Wer sich künftig mehr und achtsamer auf sich und sein Umfeld konzentriert, wird Prioritäten anders setzen lernen. Dies kann für Mitarbeiter oder Kunden zunächst einmal befremdlich wirken und eine Umstellung bedeuten, aber durch das selbstbestimmte Einteilen ihrer Zeit und das Richten des Augenmerks auch auf eigene Bedürfnisse, wird die Führungskraft mehr Erfolg haben und sich besser fühlen.

2 Langeweile

Auch wenn dies bei Führungskräften eigentlich nicht so sein sollte – auch hier gibt es Momente und Aufgaben, die zu Langeweile führen. Bedingt durch Routineprozesse oder unleidliche Aufgaben, denen man sich nur ungern widmet, kann dieses Gefühl hervorgerufen werden. Oder auch Wartezeiten an Flughäfen oder in Verkehrsmitteln, wo kein konzentriertes Arbeiten oder Lesen möglich ist.

Gelegentlich gibt es auch Phasen in Meetings, die sich ziehen, oder Gespräche, die Anwesenheit erfordern, ohne dass aktives Eingreifen vonnöten wäre. Auch das Repräsentieren bei Einweihungen, Kundenveranstaltungen oder Jubiläen können Anlässe sein, die nicht immer nur erfreuen, sondern eher zu routinierten Aufgaben gehören, denen manchmal nicht mit Spaß begegnet wird.

Langeweile ist übrigens für viele Führungskräfte ein größerer Stressfaktor als andauernde Überforderung. Dass das „Boreout-Syndrom“ seit einigen Jahren auch bei Führungskräften um sich greift, zeigt beispielsweise die Untersuchung eines Internet-Jobvermittlers. Eine Umfrage des Online-Stellenportals Step Stone Deutschland AG aus dem Jahr 2009 bestätigte bei Befragung von 5500 Fach- und Führungskräften diese These: Mit 39 % fühlen sich nahezu vier von zehn Managern bei der Arbeit unterfordert.

Wer sich nicht mehr mit seiner Führungsaufgabe identifiziert, ist häufig resigniert und fühlt sich durch die unbefriedigende Tätigkeit ausgelaugt. Damit wird nur ein Bruchteil dessen geleistet, was eigentlich möglich wäre. Das führt zu einem verminderten Selbstwertgefühl und ist auch für die Unternehmensziele nicht förderlich.

Wie sich das Ganze auf das Essverhalten auswirkt, spüren wir häufig an uns selbst. Wenn das Meeting nicht interessiert, werden Keksen, Sandwiches oder anderen Süßigkeiten oftmals mehr Bedeutung zugemessen, als sie üblicherweise erfahren würden. Das Ergebnis: Ohne hungrig zu sein, wird noch ein Stück Kuchen verzehrt, obwohl das Mittagessen gerade hinter uns liegt.

Auch bei Aufgaben, die uns nicht besonders liegen, wird möglicherweise zur Ablenkung erst einmal ein Schokoriegel verzehrt. Dies macht den Arbeitsprozess zwar nicht einfacher, zögert ihn jedoch ein wenig heraus. Wer die Situation kennt, dass der Flieger beim abendlichen Feierabendverkehr Verspätung hat, wird schon die Versuchung erlebt haben, dass zu einem Würstchen oder belegten Brötchen gegriffen wird, ohne dass Appetit besteht.

All diese eher unbewussten Handlungen führen zu übermäßigem Konsum von Nahrungsmitteln, die dem Körper oft nicht guttun. Hier ist es besser, einen Moment innezuhalten und sich zu fragen, ob der wirkliche Anlass für den Verzehr eines Snacks tatsächlich Hunger ist oder eher ein (nicht besonders geglücktes) Ablenkungsmanövers.

Die Ursachen für das Essen aus Langeweile zu ergründen und zu beseitigen, ist wieder ein bewusster Prozess, den Führungskräfte anstoßen sollten, um sich künftig nicht mehr von Versuchungen leiten zu lassen, die später bereut werden. In manchen Fällen ist das sehr einfach.

Beispielsweise während der Wartezeiten an Flughäfen, Bahnhöfen oder bei langen und anstrengenden Autofahrten. Hier kann im Vorfeld für gute Unterhaltung gesorgt werden, indem ein spannendes (Hör-) Buch bzw. interessante Artikel, die schon lange gelesen oder als Audiodatei gehört sein wollen, zur Hand sind oder ein möglicherweise vielversprechendes Gespräch mit einem Mitreisenden begonnen wird.

Auch bei unangenehmen Aufgaben macht es mehr Sinn, sich eventuell kurz am offenen Fenster mit einem Sauerstoff-Flash zu erfrischen oder bei Konzentrationsschwierigkeiten kurz zurückzulehnen und bei geschlossenen Augen positive Bilder vorbeiziehen zu lassen, die wieder inspirieren.

Sollte die Konzentration tatsächlich auf kurzfristigen Nährstoffmangel zurückzuführen sein, so kann ein Apfel oder eine Handvoll Studentenfutter oft mehr und langfristigere Befriedigung verschaffen, als ein Päckchen Pralinen. Wer aber auch einmal Lust auf Schokolade oder Gummibärchen hat, der kann auch dazu einmal greifen. Es sollte nur nicht allzu oft und im Übermaß sein. Aber bewusst genossen kann dies ein kleines freudiges Erlebnis darstellen, das wieder zu mehr Arbeitslust und Energie führt.

Schwieriger wird es hingegen, wenn die Führungsaufgabe als langweilig oder unterfordernd empfunden wird. Hierbei sind die Ursachen oft vielfältig und nicht so leicht greifbar. Oft reichen die Gründe für die heutige Situation auch weit in die Vergangenheit zurück, so dass erst eine gründliche Recherche zu Klarheit führt.

Doch diese Aufklärung ist durchaus sinnvoll und sogar elementar für die künftige Verbesserung der Führungsaufgabe. Wer sich auf Dauer mit seinen Aufgaben unwohl fühlt oder keinen Leistungsanspruch empfindet, wird unzufrieden werden. Und diese Unzufriedenheit äußert sich nicht selten in Ersatzbefriedigungen wie Essen.

Wer an sich selbst häufig beobachtet, dass ohne Hunger gegessen wird – gerade während der Zeit am Schreibtisch oder auf dem Weg zum nächsten Geschäftstermin – sollte den Ursachen auf den Grund gehen. Habe ich eventuell überhaupt keine Lust auf die zu erledigende Aufgabe? Ist es mir unangenehm, ständig in der Weltgeschichte unterwegs zu sein? Und habe ich eventuell sehr häufig gar kein Interesse, mich mit Geschäftspartnern oder Kunden zu treffen?

Auch wenn das Essverhalten nur ein Symptom der Unzufriedenheit ist, so ist es doch ein deutliches Signal, sich mit den versteckten Warnungen zu beschäftigen. Nur durch Bewusstmachung können wir dieses Problem lösen.

Einige wenige Fragen können dabei helfen, sich über die Gründe für die überflüssige Nahrungsaufnahme klar zu werden:

  • War mir heute langweilig?

  • In welcher Situation und warum kam Langeweile auf?

  • Habe ich dann etwas gegessen?

  • War es wirklich Hunger?

  • Welche Alternativen zum Essen habe ich, um mich nicht mehr zu langweilen?

  • Würde ich mich besser fühlen, wenn ich nicht gegessen, sondern etwas anderes getan hätte?

Wer sich intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzt, kann für die Zukunft vorbauen. Nur mit der bewussten Beschäftigung mit diesem Problem kann es auch gelöst werden. Wer hierbei Hilfe braucht, kann sich auch mit Personen in ähnlicher Situation beschäftigen oder mit einem Coach oder Spezialisten dazu auseinandersetzen. Oft liegt kein ursächlicher Grund bei der Ernährung, sondern eher bei den tieferliegenden Faktoren. Diese auszumerzen, macht den Führungsalltag weitaus angenehmer und im Idealfall sogar äußerst befriedigend.

3 Stress

Ein ebenfalls häufig zu beobachtender Faktor, mit dem sich Führungskräfte herumschlagen, ist der andauernde Stress, dem sie sich aussetzen. Dieser hat große Auswirkungen auf Essverhalten und Verdauung und sollte längerfristig möglichst in Grenzen gehalten werden. Er führt zu erheblichen Beeinträchtigungen und Gewichtsschwankungen, die hormonell bedingt sein können.

Bekanntermaßen kann das Verdauungssystem die Speisen nur in Ruhe optimal verwerten. Daher ist es so wichtig, vor dem Essen möglichst ein paar Minuten zu entspannen oder wenigstens in seiner Arbeit innezuhalten. Auch während des Essens ist das Besprechen von Problemen oder komplizierten Sachverhalten nicht förderlich. Auf das Essen sollte man sich konzentrieren und es muss in diesem Moment die Hauptsache sein.

Was passiert nun, wenn unter Stressbedingungen gegessen wird? In einer solchen Situation aktiviert die Stressreaktion insbesondere den Leistungsnerv, um die „Gefahr“ abzuwehren. Im Zusammenspiel mit diesem Nerv wird ein Hormon aktiviert, das die Magenbewegung sowie die Funktion des Dünndarms beeinflusst. Der Dickdarm hingegen wird besonders angetrieben, warum viele Menschen in solchen Stresssituationen mit Durchfall reagieren bzw. „Schiss haben“, was in direktem wie auch übertragenem Sinn stimmt.

Dass etwas „auf den Magen schlägt“ ist ebenfalls eine typische Reaktion auf unangenehme Situationen. Befragt man Mitarbeiter von Firmen, welche gesundheitlichen Probleme bei ihnen auftreten, wenn sie sich im Job unter Druck fühlen, stehen die Verdauungsbeschwerden an erster Stelle.

Zahlreiche Führungskräfte legen gewichtsmäßig zu. Dieser Effekt wird häufig auf die vielen Geschäftsessen oder die mangelnde Bewegung zurückgeführt. Das ist sicherlich teilweise richtig, aber nicht die ganze Wahrheit. In den meisten Fällen hängt die Gewichtszunahme insbesondere mit dem Stress zusammen. Zahlreiche Hormone, die unter Stress ausgeschüttet werden, haben eine Auswirkung auf den Organismus. Welche Prozesse diese auslösen können, ist den meisten nicht bewusst, obwohl die Konsequenzen verheerend sein können.

3.1 Wirkung von Hormonen bei Dauerstress

Bei akutem Stress werden bekanntermaßen die Hormone Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Etwa 30 min nach jeder Stress-Situation wird das Hormon Cortisol ausgeschüttet, um die Folgen des akuten Stresses wieder auszugleichen. Dauerstress hat die Folge, dass im Blut das Stresshormon Cortisol sehr stark angereichert ist und zu einem hohen Hormonspiegel führt. Fettzellen im Bauchraum können dieses überschüssige Cortisol sehr gut binden, so dass das Bauchfett anwächst. Dieses ist übrigens wesentlich gefährlicher als das Fettgewebe in unserer Haut, welches vergleichsweise harmlos ist.

Das Bauchfett allerdings lagert sich zwischen den Organen wie beispielsweise um Leber, Nieren oder den Verdauungstrakt an. Die Stresshormone beeinflussen also dieses Bauchfett und damit den Stoffwechsel durch diese langanhaltenden, belastenden Lebenssituationen. Dadurch werden zahlreiche Stoffwechselvorgänge negativ beeinflusst, da sie durch den Dauerstress gestört werden.

U. a. wird, wenn der Mensch mehr leisten will oder muss, mehr Cortisol von den Nebennieren hergestellt und fördert damit die Produktion von Zucker im Körper. Der Zucker als Energiequelle für Muskulatur und Gehirn sorgt in diesem Moment für besondere Leistungsfähigkeit. Ist jedoch durch diese Ausschüttung zu viel Zucker im Blut, wird auch das Hormon Insulin, das überschüssigen Zucker aus dem Blut in die Körperdepots transportiert, ausgeschüttet.

Bei Flucht und Kampf ist diese Reaktion jedoch unerwünscht, so dass der Zucker durch die Wirkung von Stresshormonen im Blut verbleibt, um Muskulatur- und Gehirnleistung aufrechtzuerhalten. Dies wiederum erhöht nochmals die Insulinausschüttung, da immer noch zu viel Zucker im Blut ist. Wer also unter Dauerstress leidet, wird seine Bauchspeicheldrüse dazu veranlassen, immer mehr Insulin zu produzieren, weil der Blutzucker anhaltend hoch ist. Der negative Effekt: Insulinresistenz mit Folgen wie Diabetes, erhöhtem Blutdruck oder Gefäßverkalkung. Eine dauerhafte Erhöhung des Insulinspiegels im Blut kann bei einigen Menschen das Risiko der unerwünschten Gewichtszunahme erhöhen.

In den Fettzellen wird ein weiteres stoffwechselwirksames Hormon, das Leptin, gebildet. Es hemmt Hungergefühle und Appetit. Stresshormone beeinträchtigen jedoch die Wirkung des Leptins, so dass der Appetit gesteigert wird. Dies erklärt auch, warum im Stresszustand größere Energiemengen verzehrt werden. Zumeist Lebensmittel mit hohem Zuckergehalt, um die Energiezufuhr für Muskeln und Gehirn zu erhöhen. Schokolade und Süßigkeiten erscheinen oft als passende Lösung für den Organismus, so dass diese während einer Stressphase verstärkt konsumiert werden.

Weil Stress also durch das Zusammenspiel zahlreicher Hormone zu Gewichtszunahme, Verdauungsproblemen oder gar Gefäßverkalkungen führen kann, sollten Führungskräfte an dieser Stellschraube drehen. Nur, wenn Stress vermindert oder auf Dauer möglichst ganz verhindert wird, kann auch der Körper wieder zufriedenstellend arbeiten.

Hierbei sind insbesondere Sorgen und Nöte als stressauslösende Faktoren zu beobachten. Ist es die Angst vor Misserfolg? Oder sind daraus resultierende Folgen wie Degradierung oder gar Verlust der Führungsposition, Einsamkeit oder Überlastung die Ursache für Stress? Wenn hier ein Stück weit mehr Klarheit herrscht, können die Folgen von Stress eingegrenzt und eventuell sogar beseitigt werden. Nur dann kann eine Führungsposition dauerhaft mit Erfolg arbeiten und auch Spaß an der Tätigkeit haben.

Das soll nicht bedeuten, dass Stress generell vermieden werden soll. Natürlich gibt es Situationen, in denen die „Alarmreaktion“ des Körpers auch sinnvoll und nützlich sein kann. Wird beispielsweise aufgrund eines kurzfristig aufgetretenen Problems eine prompte Lösung gesucht, so tritt häufig eine Stressreaktion ein. Diese führt oft zu einer besonderen Hirnleistung, da wenig genutzte Bahnen während dieser Phase zu breiteren Bahnungen ausgebaut werden. Durch diesen positiven „Eu-“ Stress ist der Mensch zu Höchstleistungen fähig.

Wichtig ist hierbei jedoch, dass nach der Alarmphase auch wieder Entspannung einsetzt, so dass mit der gefundenen Lösung auch gleichzeitig der Körper wieder „gelöst“ wird. In diesem Moment ist die Stressreaktion sinnvoll und hilfreich gewesen. Sie sollte sich nur nicht zu einem Dauerzustand auswachsen, der mit den erläuterten gesundheitlichen Problemen einhergehen kann.