Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel geht es erstens und primär um die Frage, wie ehemalige AdressatInnen ihren Lebensweg nach Beendigung der erzieherischen Hilfen in Form einer Erziehungsstelle bzw. pädagogischen Hausgemeinschaft gestalteten und welche Erfahrungen sie aus den institutionellen Settings mitgenommen haben. Neben der Präsentation der individuellen Lebensgeschichten und der hierin eingebunden dominierenden Lebensmodelle schließen sich in der Rekonstruktion die Fragen danach an, welche Bedeutungen die professionellen Lebensgemeinschaften in Bezug auf die Biografien der Mädchen und Jungen gewonnen haben; was die Jugendlichen in der Unterbringung gelernt haben und ob und wie fern das erlebte „Leben“ in einer Erziehungsstelle bzw. pädagogischen Hausgemeinschaft biografisch für die ehemaligen NutzerInnen eine Rolle spielt.
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Notes
- 1.
Die transkribierten Interviews wurden vollständig anonymisiert.
- 2.
Um dem Leser Einblick in das empirische Datenmaterial zu liefern, werden Originalzitate aus den Interviews zur konkreten „Untermalung“ der abstrahierten und verkürzten Forschungsergebnisse eingefügt. Gleichwohl geben diese dem Leser ein besseres „Gefühl“ und Verständnis für die Selbstpräsentation der InterviewpartnerInnen.
- 3.
Der Terminus der „Normalbiographie“ wurde 1977 von R. Levy eingeführt und benennt im Wesentlichen die Institutionalisierung von Biographien. In den aktuellen wissenschaftlichen Diskursen wird, in Folge des gesellschaftlichen Wandels, vor allem von der „Erosion der Normalbiographie“ gesprochen. Institutionalisierte Muster brechen auf und es entstehen sowohl in der Berufswelt als auch in der Familie neue Ausprägungen. Doch auch wenn sich statistisch die Lebensformen pluralisieren, existieren die ideellen Vorstellungen von Normalität nach wie vor noch immer.
- 4.
In der Theoriebildung befindet sich der Freiheitsbegriff nicht nur in einer ständigen Diskussion und damit in einem permanenten Wandel, sondern umfasst gleichzeitig psychologische, soziale, kulturelle, religiöse, politische und rechtliche Dimensionen und gehört damit zu den zentralen Begriffen der menschlichen Ideengeschichte.
- 5.
Der Terminus der „Anerkennung“ wird unter den Vorzeichen verschiedener disziplinärer Schwerpunkte und in zahlreichen wissenschaftlichen Diskursarenen facettenreich und umfassend diskutiert (u. a. in der Philosophie, Psychologie, Soziologie, der Politik als auch dem Recht mit Hilfe differenter Akzentuierungen). In den gegenwärtigen erziehungswissenschaftlichen Diskussionen ist der Begriff der „Anerkennung“ untrennbar mit Axel Honneth verbunden. Nach diesem ist Anerkennung als unverzichtbaren Bezugsrahmen menschlichen Zusammenlebens definiert, welcher nur im wechselseitigen Verhältnis hergestellt wird. Das Honnethsche Konzept unterscheidet indessen verschiedene Anerkennungsweisen, und -formen, fasst den Aspekt des praktischen Selbstbezugs und thematisiert Missachtungsformen (vgl. Horster 2009).
- 6.
Die Differenzen in der Herausbildung von Bewältigungs- und Verarbeitungsstrategien sowie dem Zugewinn an eigener Handlungsfähigkeit zeigt sich in aller Regel auch in der Narrationsfähigkeit der verschieden InterviewteilnehmerInnen. Während die Jugendlichen und jungen Erwachsen, die sich selbst eine aktive und eigenverantwortliche Lebensführung zu sprechen und als Gestalter ihres Lebens darstellen, ihre Erzählungen argumentativ untermauern und auf illustrative Beispiele, Erklärungen und dichte Beschreibungen zurückgreifen, ist die Semantik in der Gruppe „Gelenktsein von Außen“ regelhaft eher verkürzt und wenig erklärend. Die biographischen Narrationen beschränken sich im Wesentlichen auf institutionalisierte Ablaufmuster und geben nur sehr vereinzelt Einblick in erklärende Motive oder sinnstiftende Argumentationsketten.
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Hübsch, F., Schäfer, M., Thole, W. (2014). Biographische Werdegänge und Lebensmodelle ehemaliger AdressatInnen. In: Pädagogischer Alltag und biografische Werdegänge. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05879-1_6
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