Zusammenfassung
Die Gesellschaftstheorien der Antike entstanden in einer Zeit der Krise: Die griechische Gesellschaft war nach den Peloponnesischen Kriegen zutiefst verunsichert und suchte eine neue Grundlage für ihre Gemeinschaft. Mit Platon und Aristoteles entstanden in dieser Zeit wirkungsmächtige Theorien über das Wesen der Menschen und ihr Zusammenleben in einer Gesellschaft. Bei allen Differenzen in ihren Theorien gibt es doch eine Gemeinsamkeit: Für sie sind der Mensch und seine Handlungen immer auf die Gemeinschaft der Polis bezogen, soziales Handeln ist grundsätzlich normenorientiert und dient der Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung. Dieser Grundgedanke wird 600 Jahre später auch von Augustinus übernommen und prägt die christlichen Gesellschaften Europas für Jahrhunderte. Erst als die machtpolitischen Konflikte zwischen dem römischen Papst und den Königen und Kaisern offen zutage treten, stellt sich den Menschen des späten Mittelalters auch die Frage nach der Geltung und der Verbindlichkeit der Normen für ihr soziales Handeln in der weltlichen Gesellschaft.
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Notes
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Johann Gottfried Herder führt diese Notwendigkeit des Zusammenlebens in seiner Abhandlung über den Ursprung der Sprache auf einen Mangel an Instinkten und Fähigkeiten zurück, Arnold Gehlen definiert den Menschen in seiner Schrift Der Mensch dann als Mängelwesen, das „inmitten der gefährlichsten Raubtiere“ schutzlos und ohne Klauen, Zähne und Fell auf den Schutz der Gemeinschaft zum Überleben angewiesen ist.
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Vgl. hierzu die ausführliche Untersuchung von Karl R. Popper (1992a): Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, in der Popper die Verbindungslinien insbesondere zwischen Platon und Hegel aufzeigt, aber auch Aristoteles und Heidegger für ihre argumentativen Beihilfen totalitärer Systeme kritisiert.
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Rommerskirchen, J. (2014). Gesellschaftskonzepte der Antike und des Mittelalters. In: Soziologie & Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05757-2_3
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