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Zwischen Aufwertung und Indienstnahme

Zur gesellschaftlichen Bedeutung von Freiwilligendiensten

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Zivil - Gesellschaft - Staat

Part of the book series: Bürgergesellschaft und Demokratie ((BÜD,volume 44))

Zusammenfassung

Freiwilligendienste haben sich von einem Nischenbereich zu einem gesellschaftlich relevanten Handlungsfeld entwickelt. Nach der Aussetzung der Wehrpflicht und dem Wegfall des Zivildienstes sind die „Dienste“ massiv ausgebaut worden, so dass mittlerweile zwischen 90.000 und 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im In- oder Ausland tätig sind.

Die gesellschaftliche Bedeutung der Freiwilligendienste resultiert aus ihren Leistungen, die sie in den Einrichtungen und Organisationen erbringen. Darüber hinaus eröffnen sie Gelegenheiten für umfassende Bildungsprozesse. Insbesondere mit der Zielsetzung, soziales Lernen und Verantwortungsübernahme zu ermöglichen, kommt ihnen auch eine zivilgesellschaftliche Bedeutung zu.

Der quantitative Ausbau und die gesellschaftliche Aufwertung gehen mit einem neu erwachten staatlichen Interesse an den Freiwilligendiensten einher. Mit dem Bundesfreiwilligendienst ist ein staatlich organisierter Freiwilligendienst etabliert worden, der die Rolle der bisherigen Träger und zivilgesellschaftlichen Organisationen in Frage stellt und massiv in das Verhältnis von Staat und Zivilgesellschaft eingreift. Betrachtet man die Entwicklung bei den Freiwilligendiensten in einem weiteren Kontext, dann verdichten sich die Hinweise darauf, dass der Staat angesichts neuer gesellschaftlicher Bedarfe und knapper öffentlicher Mittel versucht, auf die Zivilgesellschaft und das bürgerschaftliche Engagement zuzugreifen und sie in seinem Sinn zu steuern. Die gesetzliche Grundlage und die öffentliche Förderung der Freiwilligendienste bieten den Rahmen für diese stärkere staatliche Steuerung und Indienstnahme dieser geregelten Formen bürgerschaftlichen Engagements.

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Notes

  1. 1.

    Ich passe mich hier dem Sprachgebrauch in vielen Vereinen und Verbänden an, in dem häufig noch der Ehrenamts-Begriff präsent ist, um die freiwilligen Tätigkeiten engagierter Bürgerinnen und Bürger zu bezeichnen.

  2. 2.

    Die Zahlen zum BFD sind der Statistik des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (2013) vom Januar 2014 entnommen.

  3. 3.

    Hinzu kommen noch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Freiwilligen Ökologischen Jahr und in den verschiedenen internationalen Freiwilligendiensten, so dass sich die Zahl der Freiwilligen auf ca. 100.000 summieren dürfte.

  4. 4.

    So auch der Tenor eines Papiers der Bundesvereinigung der Kommunalen Spitzenverbände zum Bundesfreiwilligendienst (2013) (kritisch dazu Perabo 2013).

  5. 5.

    Zu Themen und Ergebnissen des vom BBE koordinierten Nationalen Forums für Engagement und Partizipation siehe http://www.b-b-e.de/publikationen/publikationen-engagementpolitik/.

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Jakob, G. (2015). Zwischen Aufwertung und Indienstnahme. In: Bibisidis, T., Eichhorn, J., Klein, A., Perabo, C., Rindt, S. (eds) Zivil - Gesellschaft - Staat. Bürgergesellschaft und Demokratie, vol 44. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05564-6_5

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-05563-9

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