Zusammenfassung
Im Folgenden soll eine Klärung des supranationalen Demokratiepotentials vollzogen werden. Die Demokratiefrage der europäischen Integration wird in Hinblick auf den Anspruch geprüft, inwieweit die Bürgerinnen und Bürger die EU als einen kohärenten politischen Raum begreifen, in dem sie als Legitimationsstifter, als aufeinander bezogene Akteure und als Gestalter mit umfassenden Optionen der Einflussnahme sichtbar werden. Diese Fragestellung verschiebt also den Fokus der Betrachtung von der öffentlichen Akzeptanz und dem Legitimationspotential der EU auf die bürgerschaftlichen Rollenverständnisse, die mit der Zugehörigkeit zu solch einem machtvollen Gebilde einhergehen. Ist die EU als ein Raum anzusehen, der den Bürgerinnen und Bürgern eine konstitutive Gestaltungsmacht hinsichtlich der Ziele, Verlaufsformen, Institutionen und Politikbereiche des kooperativen Handelns bereithält – oder zumindest ein solches Angebot in Aussicht stellt?
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Notes
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Bemerkenswerter Weise erstreckt sich der Trend zur historischen Vergewisserung der Integrationsentwicklung auch auf die einschlägigen Wissenschaftsdisziplinen, insbesondere die Geschichtswissenschaft, die neuerdings ihre eigene Geschichtsschreibung der europäischen Integration disziplingeschichtlich rekapituliert, vgl. Kaiser und Varsori 2010.
- 2.
Im französischen Original heißt es: „Et une unité politique qui préfère ignorer les formes de vie n’est pas seulement condamnée à ne pas durer, mais, comme l’Europe le montre avec éloquence, elle ne réussit pas même à se constituer comme telle.” (Agamben 2013, S. 1).
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Richter, E. (2015). Demokratische Gestaltungsmacht und europäische Integration – Die Potentiale demokratischer Einflussnahme auf die politische Ordnung der Europäischen Union. In: Abbas, N., Förster, A., Richter, E. (eds) Supranationalität und Demokratie. Staat - Souveränität - Nation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05335-2_10
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