Zusammenfassung
Die neuzeitliche Kriminologie, die Lehre vom Verbrechen und dem Verbrecher, begann mit einem großen Irrtum. Der italienische Arzt Cesare Lombroso (1835–1909) glaubte, dem Verbrechen auf die Spur zu kommen, indem er in Reihenuntersuchungen Messungen an einer Vielzahl von Zuchthäuslern vornahm und so glaubte, typische körperliche Merkmale zu entdecken, an denen man Straftäter erkennt. Da er freilich nur in den Gefängnissen forschte, konnte er lediglich feststellen, welcher Menschentyp bevorzugt verurteilt wird und nicht, wer typischerweise Straftaten begeht. Grundlage seines Denkens war noch der Glaube an ewige Rechtssätze, gegen die sich Menschen bestimmter Konstitution versündigen und außerdem die Überzeugung, dass einige Charakteranlagen, die sich in körperlichen Merkmalen ausdrücken, zwangsläufig zur Kriminalität führen – zwei Annahmen, die die modernen Sozialwissenschaften längst aufgegeben haben. Die anthropologische oder biologische Theorie, von der Lombroso ausging, hatte noch einmal im Dritten Reich Konjunktur, wird aber in der Kriminologie allenfalls noch von Außenseitern vertreten. In der Bevölkerung sind solche Vorstellungen allerdings noch weit verbreitet, was zum Beispiel in Zeugenaussagen zum Ausdruck kommt, wie: Er sah gar nicht aus wie ein Mörder.
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Lüthke, A., Müller, I. (2014). Kriminalität und Gesellschaft. In: Strafjustiz für Nicht-Juristen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04977-5_1
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