Zusammenfassung
Die in ihrem Aufstieg blockierte Mittelschicht wurde zum Hauptklienten der islamistischen Bewegungen (Losurdo, Was ist Fundamentalismus? 2002, S. 8). In der Literatur zu islamistischen Bewegungen ist die Rede von einer „Koalition der Verlierer“, die sich aus Segmenten der Bourgeoisie, proletarisierten Staatsangestellten, Ingenieuren, Industrieproletariat, unterbeschäftigter Intelligentsia, Notabeln, Agrarkapitalisten und Studenten zusammensetzt (Krämer, Ägypten unter Mubarak: Identität und nationales Interesse, 1986, S. 106; Ibrahim, Egypt, Islam and democracy. Twelve critical essays, 1996; Ayubi, International Journal of Middle East Studies, 12 (4): 481–499, 1980). Die islamistischen Bewegungen konnten deswegen den politisch heimatlosen Mittelschichten eine Zuflucht bieten, weil sie in ihren Programmen zwar Marktöffnung und staatsinterventionistische Vergeudung von Ressourcen kritisierten, sie dem Staat aber weiterhin eine wichtige Rolle zuweisen, insbesondere in den Außenwirtschaftsbeziehungen. Die Texte dieser Bewegungen entwickeln sich von einer kulturalistisch gefärbten Beschreibung von Prinzipien der „moral economy“ zu einer pragmatischen Darstellung von Politiken, die Markt und Plan unter den Bedingungen von „Globalisierung“ mit dem Schutz der nationalen Wirtschaft vor Importkonkurrenz und der Förderung von Exportmöglichkeiten, verbinden, wie die Wahlprogramme der islamistischen Parteien zeigen (Lübben, Die ägyptische Muslimbruderschaft – Auf dem Weg zur politischen Partei, 2008; Ouaissa, Politischer Islam im Vorderen Orient, 2008).
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Ouaissa, R. (2014). Die islamistischen Bewegungen als neue Rentiers. In: Die Rolle der Mittelschichten im Arabischen Frühling. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04950-8_4
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