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Phasen der kapitalistischen Entwicklung

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Kapitalismusanalyse und Kapitalismuskritik

Part of the book series: essentials ((ESSENT))

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Zusammenfassung

Keine auch noch so knappe Behandlung von Problemen der Kapitalismusanalyse kann ohne Zuwendung zu Variationen des geschilderten Grundmusters auskommen. Als eine hervorstechende Eigenschaft kapitalistischer Systeme gilt ihre Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umstände und ihre Flexibilität. Typisch für kapitalistische Systeme ist daher ihr permanenter Gestaltwandel, wenn die äußeren Umstände sich ändern oder wenn innere Ursachen eine Variation des Grundmusters erzwingen. Folgt man der Analyse in Abschn. II, dann können solche Variationen an der Verteilung der Eigentumsrechte ansetzen, an Beschränkungen der Konkurrenz, an der Figur der Lohnarbeit und an der Geltung des Erwerbsprinzips. In der Literatur sind eine Vielzahl von zeitlichen und sachlichen Gliederungen der Gestalten des Kapitalismus vorgeschlagen worden. Beispiele für einen auf der Eindämmung der ‚zügellosen‘ Konkurrenz beruhenden Gestaltwandel sind der Monopolkapitalismus vor dem Ersten Weltkrieg und der sozialpolitisch gezähmte Kapitalismus der Nachkriegszeit seit 1950. Die Einschränkung erfolgt im ersten Fall von innen, aus dem System selbst heraus, im zweiten Fall von außen, durch den Staat. Die Entstehung des korporativen Kapitalismus der Aktiengesellschaften basiert auf einer Neuverteilung von Eigentumsrechten, der Finanzmarktkapitalismus auf der Befreiung der Gewinnerzielung von der Verwendung von Lohnarbeit. Ich stelle im Folgenden die verschiedenen Klassifikationsvorschläge kurz vor, um auf dieser Basis ein Bild von der tatsächlichen Entwicklung einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung zu gewinnen.

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Notes

  1. 1.

    Ein Überblick über die Diskussion zu aktuellen Varianten des Kapitalismus findet sich bei Jackson und Deeg 2006.

  2. 2.

    So schon Passow (1927, S. 107).

  3. 3.

    Grundlegend Berle und Means (1932); populär: Burnham (1951); gründlich die neuere Analyse von Milgrom und Roberts (1992). Vorbereitet werden die neuen Organisationsformen der Aktiengesellschaft und der GmbH durch die erst im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit geschaffene Rechtsfigur der juristischen Person.

  4. 4.

    Ausführlich Berger (1999), Kap. 5.

  5. 5.

    Zu diesem Konzept Lutz (1984).

  6. 6.

    Ein guter Überblick findet sich in Amable (2003).

  7. 7.

    Greenwood und Scharfstein (2013). Der Beitrag des Finanzsektors zum BIP wird gemessen am value added der in diesem Sektor erzielten Einkommen (Unternehmensgewinne plus Gehälter).

  8. 8.

    Politik und Publizistik sehen die Finanzkrise aber eher nicht als Signum des Zeitenwandels, sondern als ein akzidentelles Ereignis an. Die mehr oder minder einhellige Meinung in Politik und Publizistik war, dass das unverantwortliche Handeln der Investmentbanken die Wirtschaft an den Rand des Abgrunds getrieben habe und dass nur das entschlossene und koordinierte Handeln von Zentralbanken und Regierungen die Wirtschaft vor dem Schlimmsten bewahrt habe. Für ein abschließendes Urteil ist es noch viel zu früh.

  9. 9.

    Wie die Ereignisse seit 2008 gezeigt haben, geht von Finanzkrisen eine erhebliche Bedrohung für die Realwirtschaft aus. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ein funktionierender Finanzsektor unabdingbar für eine prosperierende Wirtschaft ist. Das Problem ist nicht „finance“ sondern „whether there is ‚too much‘ finance“. Hierzu sehr instruktiv Philippon und Reshef (2013).

  10. 10.

    Kindleberger und Aliber (2005), Kap. 1.

  11. 11.

    Vgl. nur Turner et al. (2010). Heute, fünf Jahre nach dem Ausbruch der Krise, fallen die Urteile wieder nüchterner aus. Besonders unter linken Intellektuellen grassierte die Auffassung, die letzten Tage des Kapitalismus seien angebrochen. Soweit die Verluste aus der Finanzkrise nur die Wertpapierbesitzer betreffen, sollten weder die Regierung noch die Medien in Panik verfallen. Was die Regierungen anbelangt, so ist das nur ein frommer Wunsch (und was die Medien anbelangt, ebenfalls). Regierungen sind bestrebt, Handlungsfähigkeit zu demonstrieren und wollen unter allen Umständen vermeiden, dass ihnen die Krisenfolgen angelastet werden. Medien neigen zur Aufbauschung von Ereignissen.

  12. 12.

    Aktuell zu diesem mit dem Ökonomen Irving Fisher verbundenen Vorschlag Huber (2011). Auf die sog. Eurokrise gehe ich nicht ein, da sie keine Kapitalismuskrise, sondern die Krise des politischen Vorhabens ist, eine Währungsunion zwischen höchst disparaten Ländern ohne gleichzeitige Fiskalunion aus dem Boden zu stampfen. Dass die europäische Staatschuldenkrise (darum handelt es sich, und nicht um eine Krise des Euro), das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen kann, steht außer Frage.

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Berger, J. (2014). Phasen der kapitalistischen Entwicklung. In: Kapitalismusanalyse und Kapitalismuskritik. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04853-2_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-04853-2_3

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-04852-5

  • Online ISBN: 978-3-658-04853-2

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