Zusammenfassung
Es ist grundsätzlich schwierig, wenn nicht gar unmöglich, sich eine zutreffende Vorstellung von gesellschaftlichen Verhältnissen zu bilden, die lange Zeit zurückliegen. Vice versa wäre vieles, was heute selbstverständlich erscheint, also ohne Überlegung akzeptiert oder als „naturgegeben“ nicht in Frage gestellt wird, für die Vorfahren – häufig infolge des beschleunigten Wandels sogar für die zuletzt vorangegangene Generation – schwer vorstellbar, zumindest unglaubhaft gewesen. So ist es auch empfehlenswert, die zeitgenössischen Darstellungen der Entstehungsgeschichte von Geld und seinen Rollen im Leben früherer Zeiten als nicht wirklich verbürgt anzusehen: „So alt wie das Geld ist der Streit um seine Anfänge.
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Besonders Gold bot und bietet aufgrund seiner historischen und globalen Akzeptanz die allgemeine Möglichkeit, als Zahlungsmittel und als geldgleiche Ware zu fungieren.
- 2.
„ Vieh war Wertmaßstab und nur in diesem sehr eingeschränkten Sinn kann von ihm als Geld überhaupt die Rede sein. Laertes kaufte Eurykleia für zwanzig Rinder, dann gab er nicht zwanzig Ochsen hin, sondern Gegenstände […] im Wert von zwanzig Ochsen.“ (Bammé 2007, S. 206)
- 3.
John Law 1705: „Das in Vorschlag gebrachte Papiergeld wird dem Silber als gleichwertig gerechnet, denn es repräsentiert den Wert des beliehenen Grundstücks, der einer zu dessen Erwerbung benötigten Summe in Silbergeld entspricht.“ (Law 1979 [1705], S. 15)
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Umwandlung von zuvor geldlosen Leistungen zu Waren (engl. commodities); auch Geld selbst wurde durch die Finanzmärkte zur Ware: „Geldware“. Eine Ware, die mit Geld als Zahlungsmittel gehandelt wird – etwa Währungen, dann Schuld- oder Gutscheine, Aktien und viele weitere konstruierte, mehr oder weniger abstrakte/fiktive Finanzwerte bzw. Finanzwaren.
- 5.
Der nominelle Wert wird lediglich durch vermehrte Nachfrage nach dem Finanzprodukt – Aktien, Optionen, futures etc. – gesteigert.
- 6.
„Das Gold und das Silber sind nur Stellvertreter für die Güter, für die sie eingetauscht worden sind. Sie haben eigentlich keinen absoluten Wert, und es hängt nicht einmal vom absoluten Souverän ab, um ihnen einen Ort zu geben.“ (Rousseau 1977 [1751], S. 248)
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Hierin liegt wohl die Erklärung der einseitigen Konstruktion der Europäischen Zentralbank (EZB), deren Aufgabe auf Inflationsbeschränkung durch Geldpolitik, aber nicht auch auf die Sicherung und Verbesserung der gesellschaftlichen Lebensbedingungen durch Wirtschaftspolitik ausgerichtet ist.
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Kellermann, P. (2014). Kurze Geschichte des Geldes (Gold und Geld). In: Soziologie des Geldes. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04757-3_2
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