Zusammenfassung
Antisemitische Motive und Argumentationsmuster der verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Gruppen unterscheiden sich zum Teil nur vordergründig. In welchem Verhältnis solche Muster in den jeweiligen Spektren virulent werden, ist für die rechtsextreme Szene ziemlich genau erforscht und wird zudem vom Verfassungsschutz entsprechend beobachtet. Die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in der Linken hat bereits in einer Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten ihren Niederschlag gefunden und wird auch in Teilen des Spektrums selbst thematisiert. Antisemitische Dispositionen in der Mitte der Gesellschaft werden regelmäßig in Umfragen erhoben und von der Antisemitismusforschung genauer untersucht (zuletzt Decker u. a. 2010). Aktuelle Formen des antijüdischen Vorurteils, die in Debatten den Nahostkonflikt und speziell Israels Politik als Vehikel benutzen, um tradierte antisemitische Stereotype zu äußern, werden allerdings in der Öffentlichkeit erst jüngst stärker wahrgenommen. Über das Phänomen antisemitischer Äußerungen und Übergriffe, die vor allem Jugendlichen mit Migrationshintergrund zugeschrieben werden, stehen empirische Untersuchungen nach wie vor aus. Daten darüber, ob die bisher bekannten antisemitischen Übergriffe von Tätern mit muslimischem Migrationshintergrund nur Einzelfälle sind oder tatsächlich eine höhere Disposition insbesondere bei Jugendlichen mit arabisch/türkischem Migrationshintergrund besteht, liegen bisher kaum vor. Dies ist umso bedauerlicher, weil nur eine empirische Datengrundlage auch die Möglichkeit bieten würde, entsprechende Konzepte für die Bildungsarbeit zu erstellen.
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Wetzel, J. (2014). Desiderate der Forschung. In: Moderner Antisemitismus unter Muslimen in Deutschland. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04274-5_5
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