Zusammenfassung
Die methodologischen Implikationen der Biographieforschung und die methodische Umsetzung biographischer Fallrekonstruktionen verorten sich im Paradigma der interpretativen Sozialforschung, das die soziale Welt als verstehensmäßig konstruiert begreift und in dessen Wahrnehmung sich Personen in einer bereits vor- und ausgedeuteten Welt deutend bewegen. Dieser Ansatz hebt sich vom normativen Paradigma ab, das den Menschen „eher als einen auf ein gemeinsames Regelsystem reagierenden Organismus“ begreift, er ist kein „handelnder und erkennender Mechanismus“, der in „Interaktion mit anderen die soziale Wirklichkeit“ erzeugt (Rosenthal 2008, 15). Als hermeneutisch-rekonstruktive Soziologie zielt auch die Biographieforschung auf das Verstehen und Erklären sozialen Handelns, sozialer Orientierungen und Wissensinhalte ab, d.h. es geht ihr um die Rekonstruktion der sozialen Konstituierung von Erfahrung und darum, die Wirklichkeit, wie sie gesellschaftlich konstruiert ist, zu erfassen (vgl. Berger/Luckmann 2003). Verstehen selbst wird so zu einer Methode der Sozialwissenschaft und führt zur Entwicklung von Theorien, wobei diese nicht als rein abstrakte Gebilde zu verstehen sind, sondern der Beschreibung des Geschehens und der Rekonstruktion der Wirklichkeit des Erleben und Erfahrens der Personen verpflichtet sind.
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Pohn-Weidinger, M. (2014). Die biographietheoretische Perspektive. In: Heroisierte Opfer. Theorie und Praxis der Diskursforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04220-2_4
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