Zusammenfassung
Im Jahr 2005 wurde das „Bundesgesetz, mit dem eine einmalige Zuwendung für Frauen als Anerkennung für ihre besonderen Leistungen beim Wiederaufbau der Republik Österreich geschaffen wird“ verabschiedet. Dieses Gesetz wurde in den Medien auch als Anerkennungszahlung für ‚Trümmerfrauen‘ gehandelt, wodurch der Begriff der ‚Trümmerfrau‘ und damit verbundene kollektive Bilder wieder aktualisiert wurden. Der Zeitpunkt der Verabschiedung ist kein Zufall, sondern muss historisch mit dem ‚Gedenkjahr‘ 2005 kontextualisiert werden, in dem mehrerer historischer Ereignisse gedacht wurde: des Endes des Zweiten Weltkriegs 1945, des Staatsvertrages 1955 und des EU-Beitritts Österreichs 1995. Der Fokus dieses Konglomerats an zu begehenden Jubiläen lag auf der Zeit nach 1945, was die Ausklammerung der Zeit des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen implizierte sowie zur Aktualisierung einiger Aspekte im Umgang mit der österreichischen NS-Vergangenheit führte, die von kritischen Zeithistoriker/ innen, Politikwissenschafter/innen und Journalist/innen bereits seit Jahrzehnten kritisiert werden, wie etwa die getrennte Darstellung von Krieg und Nationalsozialismus, die Konzentration auf Bombenkrieg und Nachkriegszeit und der Topos ‚Befreiung von der Besatzung‘ mit dem Staatsvertrag 1955. Diese Aktualisierun- gen rahmten die Verabschiedung des Bundesgesetzes und erweiterten die Sicht-weise der ‚Leidensgeschichte‘ der österreichischen Bevölkerung unter den Kriegshandlungen und der schwierigen Versorgungslage in der Nachkriegszeit um die symbolische Anerkennung des Beitrags von Frauen, und dies zum ersten Mal auch von Seiten der offiziellen österreichischen Politik.
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Pohn-Weidinger, M. (2014). Einleitung. In: Heroisierte Opfer. Theorie und Praxis der Diskursforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04220-2_1
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