Zusammenfassung
Das Thema Vaterschaft ist seit einem Jahrzehnt in den Medien äußerst präsent, die Anfänge einer solchen Diskursivierung lassen sich bis in die 1980er Jahre zurückverfolgen. Die ‚neuen Väter‘ waren seinerzeit jedoch, wie Marlene Stein-Hilbers konstatierte, mehr ein Medienkonstrukt als eine verbreitete soziale Praxis. Hinter dieser seitdem nicht mehr verstummenden Rede über die ‚neuen Väter‘ stecken tiefgreifende Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen, die auch die bisherige Organisation der gesellschaftlichen Reproduktion(sarbeit) grundlegend betreffen. In der öffentlichen, aber oftmals auch in der wissenschaftlichen Diskussion richtet sich der Blick dabei vorrangig – bewusst oder unbewusst – auf die westdeutschen Mittelschichten, die als Träger eines Wandels der Geschlechterverhältnisse hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit wahrgenommen werden, während andere soziale Milieus nicht in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken oder gar als rückständig angesehen werden.
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Behnke, C., Scholz, S. (2015). Ambivalenzen und Spezifika in ostdeutschen Paar-Arrangements und väterlichen Praxen. In: Heilmann, A., Jähnert, G., Schnicke, F., Schönwetter, C., Vollhardt, M. (eds) Männlichkeit und Reproduktion. Kulturelle Figurationen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03984-4_9
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