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Familie und Familienpolitik in Deutschland

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Familienpolitik vor Ort

Zusammenfassung

Solange die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die gesellschaftlichen Erwartungen mit den individuellen Vorstellungen darüber übereinstimmten, wann Familien gegründet und wie diese gelebt werden (sollten), wurde über Familienpolitik nur selten kontrovers diskutiert – trotz erheblicher in diesem Politikbereich eingesetzter Finanzmittel. Verändert hat sich dies mit den gewandelten individuellen Vorstellungen bzgl. der Gründung und der Alltagsgestaltung von Familien und der Folge, dass diese Vorstellungen nicht mehr mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Einklang gebracht werden konnten. Als wesentlichste Konsequenz dieser Entwicklung wurde der Mangel an (ausreichend für das Leben in der Gesellschaft vorbereiteten) Kindern ausgemacht. Als Reaktion hat die Politik lange Zeit (eher erfolglos) versucht, dem Geburtenrückgang durch finanzielle Anreize entgegenzuwirken.

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Notes

  1. 1.

    Bspw. Frühauf 1951; Hermann 1966; Perrez 1979; Menne/Alter 1988; Mühlfeld/Viethen 2009.

  2. 2.

    Bspw. Oeter 1960; Leclercq 1965; Beckel 1969; Lempp 1986; Träger 2009.

  3. 3.

    Die allgemeine Eheschließungsziffer gibt an, wie viele Ehen pro Kalenderjahr je 1.000 Einwohner (Jahresdurchschnitt) geschlossen werden.

  4. 4.

    Die zusammengefasste Ehescheidungsziffer weist die Anzahl der geschiedenen Ehen aus, hier bezogen auf 100 Ehen. Da bei der Berechnung der Kennziffer von den ehedauerspezifischen Scheidungsziffern des jeweiligen Kalenderjahres ausgegangen und eine Veränderung der durchschnittlichen Ehedauer nicht berücksichtigt wird, handelt es sich lediglich um eine Schätzung (vgl. Huinink/Konietzka 2007: 81).

  5. 5.

    „Die zusammengefasste Geburtenziffer eines Kalenderjahres gibt die durchschnittliche Kinderzahl an, die eine Frau im Laufe ihres Lebens hätte, wenn die altersspezifischen Geburtenziffern, die im betrachteten Kalenderjahr nachgewiesen wurden, von ihrem 16. bis zu ihrem 50. Lebensjahr gelten würden. Sie wird berechnet, indem die altersspezifischen Geburtenziffern des beobachteten Jahres für die Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren addiert werden“ (Statistisches Bundesamt 2012a: 46). Sobald sich das Geburtenalter verändert, wird die Kinderzahl mit dieser Kennziffer nur verzerrt wiedergegeben (Huinink/Konietzka 2007: 84). Steigt es, „so geht die zusammengefasste Geburtenziffer zurück, obwohl damit kein Rückgang der tatsächlichen Kinderzahl pro Frau einhergehen muss. Da das Alter bei Geburt in Westdeutschland seit den 1970er-Jahren und in Ostdeutschland seit 1990 kontinuierlich gestiegen ist, muss man davon ausgehen, dass die jährliche Geburtenziffer als Indikator für die tatsächliche Kinderzahl pro Frau verzerrt ist“ (Max-Planck-Institut für demografische Forschung 2010: 7).

  6. 6.

    Mittlerweile wird in der Diskussion auch das „vernachlässigte Geschlecht“ (Tölke 2005) berücksichtigt und dieser Zusammenhang auch für Männer untersucht (vgl. Helfferich/Klindworth/Wunderlich 2005).

  7. 7.

    Brüderl spricht in diesem Zusammenhang von einer „unproduktiven Tendenz in der deutschen Familienforschung“ (Brüderl 2004: 10), da versucht wurde, „die Pluralisierung wegzudiskutieren,was von der eigentlichen Arbeit ablenkt: Die Beschreibung des Phänomens sollte verbessert werden“(ebd.)

  8. 8.

    Brüderl und Klein verweisen in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit, die Gesamtheit der Lebensläufe zu betrachten, denn sowohl die „gut erforschten Veränderungen der Übergangsprozesse“ als auch „Studien, die anhand von Querschnittdaten die Lebensformverteilung über die historische Zeit vergleichen“ stellen „eine nur indirekte empirische Basis“ für die Diskussion der Pluralisie-rungsthese dar (Brüderl/Klein 2002: 2).

  9. 9.

    Kaufmann führt in diesem Zusammenhang an, dass „der Individuallohn […] der Eigenlogik der Wirtschaft, die zunehmende Verrechtlichung – auch der Familie – der Eigenlogik des Staates und die zunehmende Professionalisierung der Eigenlogik des Dienstleistungssektors“ (Kaufmann 1995: 185) entspricht.

  10. 10.

    Für Burkart (2008a: 160) ist Familie ein „System der besonderen Art, mit einer speziellen Funktion“.

  11. 11.

    Die Regenerationsfunktion wird gelegentlich auch als Ausgleichs- oder Erholungsfunktion bezeichnet.

  12. 12.

    Bspw. Nave-Herz 2004: 77 ff.; Wiss. Beirat für Familienfragen beim BMFSFJ 2001: 87 ff.; Wingen 1997: 39 ff.; Kaufmann 1995: 34 ff.

  13. 13.

    Möglicherweise gewinnt im Zuge des Abbaus des Sozialstaats die Familie in Zukunft in materieller Hinsicht wieder an Bedeutung (vgl. Huinink/Konietzka 2007: 72).

  14. 14.

    Das gesellschaftliche Interesse an den Leistungen von Familien wird auch anhand der Familienberichte des Bundes deutlich: Im zweiten Familienbericht aus dem Jahr 1975 steht die Sozialisations-funktion der Familie im Mittelpunkt, im dritten Familienbericht (1979) die generative und die hauswirtschaftliche Funktion und im vierten Familienbericht (1986) die Solidaritätssicherungsfunktion (Wingen 1997: 42). Im fünften Familienbericht (1995) ist dann der Zusammenhang zwischen diesen Leistungen der Familien für die Gesellschaft und der Zukunft des Humanvermögens der Gesellschaft herausgearbeitet worden (vgl. ebd.). Als wesentliche Ursache für das (teilweise) Ausbleiben dieser Leistungen ist dabei die strukturelle Rücksichtslosigkeit der Gesellschaft gegenüber Familien herausgearbeitet worden. Im siebten (2006) und achten (2012) Familienbericht liegt der Schwerpunkt in der Konkretisierung der strukturellen Rücksichtslosigkeit und der Entwicklung von Konzepten und Maßnahmen, wie dieser entgegengewirkt werden kann.

  15. 15.

    Einen weiteren Vorteil des Vermögensbegriffs gegenüber dem Kapitalbegriff sieht Kaufmann (2009: 216) darin, dass Vermögen bilanztechnisch verfügbare Ressourcen und Kapital Verbindlichkeiten bezeichnet.

  16. 16.

    Für diese Perspektive und damit gegen das Argument der Kinderfeindlichkeit spricht auch „die weit größere Sorgfalt und Aufmerksamkeit, welche heute Kindern und Heranwachsenden von seiten derjenigen im Regelfalle zugewendet wird, die sich tatsächlich um sie kümmern. Familien erbringen ebenso wie die öffentlichen Dienste für Kinder heute im Regelfall weit intensivere Pflege-, Förderund Erziehungsleistungen als je zuvor, sie sind aber auch weit größeren Herausforderungen ausgesetzt“ (Fünfter Familienbericht des Bundes 1995: 21).

  17. 17.

    Vgl. hierzu ausführlich Gerlach (2010a: 257 ff.) bzw. zusammenfassend BMFSFJ (2001: 89 ff.).

  18. 18.

    Wingen (1997: 50) unterscheidet zwischen struktureller Rücksichtslosigkeit der gesellschaftlichenTeilsysteme und »Leistungsgrenzen« von Familien, „die dort vorliegen, wo das gesellschaftliche Teilsystem Familie einfach an seine immanenten Grenzen stößt, die in den Bedingungen der Differenzierung und »Modernisierung« der Gesellschaft liegen“.

  19. 19.

    Die Beeinflussung der Geburtenrate durch familienpolitische Maßnahmen ist umstritten (Kaufmann 2005: 184). Bujard (2011) hat in einer aktuellen, länderübergreifenden und auf drei Jahrzehnte zurückblickenden Studie jüngst einen positiven Zusammenhang zwischen einer für Familien verlässlichen Familienpolitik und einer langfristig positiven Geburtenentwicklung aufgezeigt.

  20. 20.

    Die durch diese Befragung generierten Daten sind dieselben, die dem empirischen Teil dieser Arbeit in den Kapiteln 5.4.2, 6 und 7.5 zu Grunde gelegt werden. Es handelt sich um den Datensatz der Studie „Kommunalverwaltung und Familienpolitik in Nordrhein-Westfalen“ (vgl. Kapitel 4.2).

  21. 21.

    Vgl. Frage 4 des Fragebogens im Anhang A.

  22. 22.

    Gerlach (2010a: 136) verweist mit Blick auf das sozialpolitische Motiv darauf, dass es sich bei der Freistellung des physischen Existenzminimums und des Erziehungs-/Betreuungsbedarfs für Kinder streng genommen nicht um eine familienpolitische Maßnahme handelt, „sondern lediglich um die Erstattung zuvor im Vergleich mit kinderlosen Bevölkerungsgruppen gleicher Einkommenshöhe zu viel gezahlter Steuern“ (ebd.). Erst wenn auf Basis einer diesem Grundsatz entsprechend hergestellten horizontalen Steuergerechtigkeit familienorientierte Transferzahlungen geleistet werden, können diese als Familienpolitik bezeichnet werden (ebd.: 137).

  23. 23.

    Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass Familiendefinitionen einerseits ausdrücken, wie Familie gesehen bzw. gelebt wird, andererseits immer auch zum Ausdruck bringen, wie Familie gesehen werden soll. Zum einen dienen sie als Leitbild für die konkrete Ausgestaltung von Familienpolitik, zum anderen sind sie „in Institutionen geronnene gesellschaftliche Leitbilder“ (Strohmeier 2002b: 60) und bilden ab, was als Familie betrachtet und familienpolitisch gefördert wird.

  24. 24.

    Bertram zufolge lassen sich auch die anderen sechs Familienberichte „ganz gut danach unterscheiden, welcher Position die jeweilige Kommission zuneigte, wobei die institutionelle Perspektive überwiegt“ (Bertram 2006: 59).

  25. 25.

    Diese Systematik ist auch deshalb von Bedeutung, da sie sich gut zur Beschreibung familienpolitischer Handlungsmöglichkeiten und Schwerpunkte des Bundes, der Länder und der Kommunen eignet. Dieser Aspekt wird in Kapitel 3 vertieft. Weiterhin verweist Kaufmann darauf, dass die Systematisierung quer zur sich an Gesetzen und Ämterstrukturen orientierenden sozialpolitische Praxis liegt. Auch auf diesen Aspekt wird mit Blick auf die kommunale Ebene zurückgekommen (vgl. insb. Kapitel 6.1.2 und 6.2.2).

  26. 26.

    In diesem Kontext ist auch das von Gerlach angeführte „family-mainstreaming“ zu sehen (Gerlach 2010a: 437). Vergleichbar mit der Perspektive des „gender-“ und „cultural-mainstreaming“ ist damit die obligatorische Überprüfung (politischen) Handelns im Hinblick auf die Wirkungen auf Familien gemeint.

  27. 27.

    Dabei spielt der Mitwirkungsaspekt auch in der Umsetzungsphase eine wichtige Rolle. Während in der Planungsphase allerdings die Bedarfsorientierung im Vordergrund steht (effektive Familienpolitik), ist die Mitwirkung in der Umsetzungsphase auch unter ökonomischen Gesichtspunkten von Bedeutung (effiziente Familienpolitik).

  28. 28.

    Vgl. hierzu Engelbert et al. 2007; Schultz/Wunderlich 2008.

  29. 29.

    Bspw. Bertelsmann Stiftung 2005

  30. 30.

    Bspw. Wunderlich 2010c; Strohmeier/Wunderlich/Lersch 2009; Strohmeier/Schultz/Wunderlich 2008; für aktuelle Ergebnisse vgl. Informationen auf www.faktor-familie.de.

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© 2014 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Wunderlich, H. (2014). Familie und Familienpolitik in Deutschland. In: Familienpolitik vor Ort. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03760-4_2

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