Zusammenfassung
Die Entwicklung von Schulen, besonders die der kleinen ein- oder zweizügigen Grundschulen, gleicht häufig einem „Spagat“. Schulen erleben einerseits, dass ihre schulische Entwicklungsarbeit an Qualitätskriterien gemessen wird, die in den jeweiligen Orientierungsrahmen zur Schulqualität der Bundesländer festgeschrieben sind. Diese dienen externen Evaluations- und Qualitätssicherungsprozessen als Beurteilungsfolie und sind Teil eines outputorientierten Steuerungsmodells, mit dem der Einfluss der Kultusbürokratie auf das Konzept der einzelnen Schule und auf den Unterricht der Lehrpersonen gewachsen ist. Schulen bedienen diese Erwartungen durchaus mit schulprogrammatischen Konzeptionen. Andererseits werden in den Äußerungen der schulischen Akteure Deutungen und Interessen sichtbar, die markante Differenzen zwischen Programmatik und Umsetzungen im Schulalltag sichtbar machen, denn im schulischen Wettbewerb um Leistungsergebnisse und Schülerzahlen geht es auch darum, dass ‚Überleben‘ der eigenen Schule zu sichern. Wie nun in diesem Spannungsfeld von outputorienten Steuerungsvorgaben und subjektiven schulischen Akteursvorstellungen Neues in der Organisation Schule thematisiert wird, ist die zentrale Frage dieses Beitrages. An einem Fallbeispiel, das im Rahmen einer Untersuchung zu Grundschulentwicklungsprozessen erhoben wurde, wird expliziert, wie die Konstruktion von Neuem zu einem methodenorientierten Qualitätsentwicklungsdiskurs führt und sich als Anpassungsleistung an Steuerungserwartungen zeigt; zugleich aber auch eine rationell erscheinende Restabilisierungsmaßnahme darstellt, die besonders das Überleben einer kleinen Grundschule zu sichern versucht.
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de Boer, H. (2014). Das Neue in Schulentwicklungsprozessen kleiner Grundschulen. In: Weber, S., Göhlich, M., Schröer, A., Schwarz, J. (eds) Organisation und das Neue. Organisation und Pädagogik, vol 15. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03734-5_7
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