Zusammenfassung
In Migrationsgesellschaften verlieren Fragen nach Identität ihre Unschuld. In großen Teilen von Politik und Wissenschaft werden gerade mittels des Begriffs von kultureller Identität prominent Gruppen wie Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund oder Muslime in Deutschland identifiziert. Dadurch werden sie Teil eines gesamtgesellschaftlichen Ensembles von Identitätspolitiken, in denen diskursiv erzeugte Zugehörigkeitslogiken zirkulieren, die machtvoll durch Zuschreibungsprozesse von Differenz (etwa muslimisch/nicht-muslimisch) zum Ausdruck kommen. Davon bleiben auch Prozesse jugendlicher Selbstwerdung und ihre Identitätskonstruktionen nicht unberührt.
Die Frage nach Identität wird in diesem Beitrag konsequent als eine empirisch-rekonstruktionslogische Frage aufgefasst und fallbezogen anhand von Auszügen einer Gruppendiskussion mit vor allem weiblichen migrantischen Jugendlichen beantwortet, die sich gegenüber einer nicht religiösen Gruppe religiös und muslimisch verorten. Kulturelle Identität wird im Zuge dessen als Aushandlungsprozess verstanden, in dem sich die jugendlichen Akteure im Kontext wirkmächtiger Diskurse zum Islam verorten und subjektivieren.
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Geier, T. (2014). Religiöse Orientierung als Ressource kultureller Identität?. In: Hagedorn, J. (eds) Jugend, Schule und Identität. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03670-6_20
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