Zusammenfassung
Unter den modernen Bedingungen einer doppelten Kontingenz sind Handlungs- und Strukturbegründungen weder durch Verweise auf transzendente Instanzen noch auf ein transzendentales Subjekt abzustützen. Wenn man mit Oevermann und Helsper davon ausgeht, dass menschliches Handeln einer Bewährungsdynamik unterliegt, die durch Entscheidungszwang und Begründungsverpflichtung gekennzeichnet ist, ergibt sich unter diesen Voraussetzungen eine eher tragische Perspektive: Das Individuum muss, aber kann seine Entscheidungen letztlich nicht begründen. Diese Unbegründbarkeit erfordert den Rückgriff auf Mythen, die Begründbarkeit imaginär vorspiegeln. Man wird allerdings nicht nur diese funktionale Mytheninterpretation befragen können, sondern auch die dahinter stehende und mit universalem Anspruch auftretende Bewährungsdynamik. Deren Status gerät selbst angesichts der fortwährenden Umstrittenheit von Begründungsrhetoriken in die Nähe einer mythischen Erzählung.
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Schäfer, A. (2015). Mythos und Rationalisierung. In: Böhme, J., Hummrich, M., Kramer, RT. (eds) Schulkultur. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03537-2_17
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