Zusammenfassung
Die Verwendung von Zahlen und Kennziffern zur systematisierten und kontinuierlichen Beschreibung von Organisationen ist seit langem gängige Praxis. Dies betrifft auch Weiterbildungseinrichtungen, die Zahlen und Kennziffern in vielfältigen Funktionen sowohl für die interne Steuerung als auch für die externe Darstellung der eigenen Arbeit nutzen (müssen). Die Überführung, Bündelung und Aggregierung organisationaler Sachverhalte in Zahlen kann als eine spezifische Form der Realitätskonstruktion bezeichnet werden, die komplexe Prozessverläufe und organisationale Arbeitsergebnisse in relativ einfachen, gleichwohl hoch abstrakten Verdichtungen abbildet.
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Wie schwierig es sein kann, Leistungen einer Einrichtung zu benennen und zu quantifizieren, zeigt sich etwa beim Thema Bildungsberatung. Bildungsberatung ist in vielen Weiterbildungseinrichtungen eine durchgängige Querschnittsdimension, die allerdings als solche noch kaum systematisch beschrieben oder gar quantitativ erhoben wird. Dies hat Auswirkungen auf die interne und öffentliche Selbstpräsentation einer Einrichtung und ist mit Blick auf das Kontraktmanagement ein Hindernis, wenn es darum geht, eine faktische, gleichwohl quantitativ nicht erfasste Handlungspraxis in den Einrichtungen zuschussrelevant zu machen. Vgl. dazu exemplarisch Ehses u.a. 2012.
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Aufteilung einer Gesamtmasse in Teilmassen, z. B. Anteil von Personalkosten an den Gesamtkosten
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Relationierung verschiedenartiger, aber einander gleichgeordneter Massen, z. B. Personal-Einzelkosten zu Personal-Gemeinkosten
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Bezug gleichartiger Massen zu einer bestimmten, auf Hundert gesetzten Grundmasse, z. B. Entwicklung der Personalgesamtkosten mit Bezug auf ein konkretes Basisjahr = 100.
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Ebenso ist der strategisch-subversive Umgang mit Kennzahlen möglich, vor allem dort, wo die Entscheidung über die Einführung bestimmter Parameter nicht konsensuell, sondern fremdbestimmt über Macht erfolgt
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Gerade bei komplexen Einrichtungen, die in ihrer organisationalen Gesamtstruktur sehr unterschiedliche Teilbereiche – Angebotsgestaltung auf Märkten, Teilmärkten und NichtMärkten – ausbalancieren müssen, ist eine derartige Relationierungs- und segmentsspezifische Handlungsfähigkeit entscheidend. Paradigmatisch für eine derartige Koppelung von segmentspezifischer Ausrichtung und binnenorganisatorischer Ausbalancierung sind die über unterschiedliche Ministerien kofinanzierten Aufgabenbereiche bei multifunktional aufgestellten Einrichtungen mit sehr unterschiedlichen Akquisestrategien und handlungsfeldbezogenen Arbeitsbedingungen (vgl. in dieser Perspektive die Befunde bei Brödel 1997 und Seitter 2011).
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Bei der Adressierung von Partnern aus differenten Funktionssystemen kann man sogar von inter-systemischer Mehrsprachigkeit sprechen (vgl. Seitter 2013).
Literatur
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Seitter, W. (2013). Kennziffern und innersprachliche Mehrsprachigkeit. Zur kommunikativen Arbeit mit Zahlen in Weiterbildungseinrichtungen. In: Feld, T., Kraft, S., May, S., Seitter, W. (eds) Engagierte Beweglichkeit. Theorie und Empirie Lebenslangen Lernens. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03527-3_12
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