Zusammenfassung
Im Gegensatz zum Bachelorstudium gibt es für das Thema „Professionelle Identität“ in der Praxis Sozialer Arbeit mittlerweile einige aussagekräftige Publikationen und Studien. Die Zeitschrift „Neue Praxis“ hat ihr 2011 sogar ein Sonderheft gewidmet, ebenso das Periodikum „Soziale Arbeit“ im Herbst 2012. Neben älteren Arbeiten (u. a. Gildemeister, Als Helfer überleben. Beruf und Identität in der Sozialar- beit/Sozialpädagogik, 1983; Klüsche, Professionelle Identitäten in der Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Mönchen- gladbach: Schriften des Fachbereichs Sozialwesen der Fachhochschule Mönchengladbach, Band 9, 1994; Wendt, Soziale Arbeit im Wandel ihres Selbstverständnisses. Beruf und Identität, 1995; Ackermann und Seek, Der steinige Weg zur Fachlichkeit. Handlungskompe-tenz in der Sozialen Arbeit. Hildesheimer Schriftenreihe zur Sozialpädagogik und Sozialarbeit Band 11, 1999) finden sich neuerdings Studien von Brigitte Geißler-Piltz und Susanne Gerull zur Identitätsproblematik in multiprofessionellen Teams des Gesundheitswesens (2011) sowie von Thomas Harmsen zur Konstruktion professioneller Identität in der Sozialen Arbeit (2004). Martin Albert hat sich mit dem Verhältnis von Ökonomisierung und professioneller Identität beschäftigt (2006), während Heiko Kleve in einer grundsätzlichen Publikation fünf Positionen professioneller Identität nachzeichnet (2011). In der Praxis trägt der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) zur Diskussion bei; so stellte er seinen Berufskongress 2012 unter das Motto: „Die Experten für das Soziale sind wir! Gestärkte Berufsidentität - starke Profession“ (2012).
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Notes
- 1.
Diese Textpassage ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert: Erstens geht sie unter Verweis auf Bernd Dewe von einem Vermittlungsansatz aus, der aber von ihm gerade nicht vertreten wird; vielmehr versteht er Professionalität als einen Modus der Relationierung unterschiedlicher Wissensformen im Kontext dialogischer Prozesse. Zweitens verwundern die Aussagen zu Reflexivität von Fallarbeit und Supervision im Rahmen des Studiums. An vielen Fachhochschulen sind diese Arbeitsformen seit Jahrzehnten etablierte Bestandteile der Curricula. Exemplarisch sei an dieser Stelle auf die Katholische Hochschule NRW verwiesen (früher KFH NW), die seit über 30 Jahren Supervision im Rahmen der Studiengänge Sozialer Arbeit verpflichtend mit externen Supervisorinnen und Supervisoren anbietet.
- 2.
Eine grundlegende Darstellung der Tetralemmaarbeit findet sich bei Heiko Kleve (2011).
- 3.
Vgl. Forum Sozial 1/2012, Tagungsankündigung S. 59.
- 4.
Bedauerlicherweise greift der DBSH die aktuellen, durchaus hilfreichen (empirischen) Beiträge der Professionsforschung nicht auf. Die Vermischung und undifferenzierte Verwendung von „Profession“ und „Beruf“ verweist zudem auf notwendige professionstheoretische Klärungsprozesse innerhalb des Verbandes, die deutlich über ein rein normativ-pragmatisches postuliertes Professionsideal hinausgehen müssten.
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Harmsen, T. (2014). Professionelle Identität in der Sozialen Arbeit. In: Professionelle Identität im Bachelorstudium Soziale Arbeit. Edition Professions- und Professionalisierungsforschung, vol 4. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03422-1_3
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