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Transformationsperspektiven auf Staat und Gesellschaft

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Soziale Arbeit als staatliche Praxis im städtischen Raum

Part of the book series: Sozialraumforschung und Sozialraumarbeit ((SRF,volume 13))

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Zusammenfassung

Im folgenden Kapitel werden zentrale Aspekte einer gesellschaftlichen Transformationsperspektive von Staat und Stadt aus einer materialistischen und gouvernementalitätstheoretischen Position skizziert, um den Gegenstand der empirischen Studie in einer postfordistischen bzw. neoliberalen Übergangsphase zu kontextualisieren und damit Blickwinkel auf Veränderungen offenzulegen. Dabei werden Transformationen staatlichen Handelns auf veränderte Vorstellungen von Sicherheit und Ordnung bezogen (Kap. 4.1) und Mechanismen des Regierens von Bevölkerung über Sicherheit erörtert (Kap. 4.2). Daran anschließend wird diese Transformationsperspektive westlich-liberaler Gesellschaften anhand von großstädtischen Entwicklungen illustriert, indem Muster investitionsorientierter Wettbewerbspolitiken erläutert (Kap. 4.3), Polarisierungstendenzen sozialer Ungleichheit in ihrer Verwobenheit mit Sicherheits- und Ordnungspolitiken skizziert (Kap. 4.4) und zusammenfassend auf Soziale Arbeit bezogen werden (Kap. 4.5).

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Notes

  1. 1.

    Mit der These der Ökonomisierung des Sozialen kann der Neoliberalismus in seiner prozesshaften, gesellschaftlichen Durchsetzung beschrieben werden, die als Verschiebungen sich ausweitender ökonomischer Rationalitäten und Praktiken erkennbar werden und sich in vielfältiger Weise in politischen Prozessen manifestieren können.

  2. 2.

    Wacquants (2009, S. 309–310) erkennt im Neoliberalismus und mit dem Durchsetzen der Vorrechte des Kapitals und der Förderung der Marktwirtschaft vier institutionelle Logiken: Erstens ökonomische Deregulierung, zweitens Delegation, Abbau und Neugestaltung von Wohlfahrtsleistungen, drittens der kulturelle Topus der Eigenverantwortung und viertens ein expansiver, intrusiver und proaktiver Strafverfolgungsapparat.

  3. 3.

    Wacquant bezieht die US-amerikanischen Transformationen des Staates auch auf europäische Entwicklungen im Postfordismus. (Siehe hierzu z. B. Wacquant 2010, 2006b, 2000a).

  4. 4.

    Während Wacquant seine These des Ineinandergreifens von Sozial- und Sicherheitspolitiken überwiegend anhand einer veränderten Strafrechtspolitik nachzuweisen versucht, haben Joe Soss, Richard C. Fording und Sanford F. Schram (2011) anhand der US-amerikanischen Entwicklung dargelegt, wie das Strafparadigma im Postfordismus zunehmend in der staatlichen Wohlfahrtspolitik Fuß fasste und sich in eine stärker strafend-disziplinierende und rassistisch geprägte Praxis den Armen gegenüber entwickelte.

  5. 5.

    Garland (2008, S. 183–196, S. 231–242) argumentiert, dass das auf Resozialisierung und Rehabilitation ausgerichtete Zusammenspiel von Strafjustiz und wohlfahrtsstaatlichem Korrektionismus aufgrund zunehmender Kritik (zur Kritik siehe z. B. Foucault ÜuS ) von radikal-progressiven und reaktionären Kräften in den 1970er Jahren delegitimiert wurde und mit diesem Bruch Platz für eine neue „Kriminologie des Alltags“ entstand, die, von behavioristischen und rational-choice Ansätzen durchdrungen, u. a. hohe Kriminalitätsraten als gegeben hinnimmt sowie eine nachlassende Glaubwürdigkeit des Strafjustizapparates nutzt und „die Alltagswelt als den angemessenen Ort des Handelns“ (ebd., S. 238) bestimmt.

  6. 6.

    Im Gegensatz zu Garland beharrt Wacquant (2009, S. 305–306) darauf, dass die „Wende zum Strafen nicht die Spätmoderne, sondern der Neoliberalismus ist“, da das Strafen der Armen und unwürdigen Gruppen „eben keine kulturelle reaktionäre Ausformung der ‚Spätmoderne‘, sondern eine Reaktion der herrschenden Klasse“ darstelle, um eine andere Wirtschaftsordnung zu errichten und „den sozialen Turbulenzen Einhalt zu gebieten“.

  7. 7.

    Insofern stellt die Baumansche Argumentationskette eine mögliche Verbindung von gesellschaftlicher und sozialpsychologischer oder auch makro- und mikrosoziologischer Perspektive her, wie Lokalisierungs-, Personalisierungs- und Homogenisierungseffekte im Feld von Sicherheit und Unsicherheit gedacht werden können.

    Bezugnehmend auf die Wacquant’sche These einer fortgeschrittenen Marginalität (Waquant 2007, 2004), wonach in stigmatisierten Stadtgebieten eine Auflösung des Ortes durch Identitätsverlust zu konstatieren sei, betont Bauman stärker das Streben von Bewohner_innen lokale Territorialität in Verbindung mit Gemeinschaft – gerade in der bewussten Abgrenzung zu Anderen und in Ermangelung anderer Alternativen kompensatorisch und im Sinne einer Bewältigungsstrategie – herzustellen.

  8. 8.

    Für die spezifische Entwicklung Londons als World City siehe auch Doreen Massey (2007).

  9. 9.

    Sharon Zukin (2006[1992], S. 143–144) erläutert bereits in 1990er Jahren am Beispiel von New York und London, wie soziale Bedürfnisse, Nutzungsinteressen im öffentlichen Raum und eine starke Gebrauchswertorientierung großer Bevölkerungsgruppen zunehmend mit der Mehrwertorientierung einer boomenden Immobilienwirtschaft in Konflikt geraten und wie sich im Sinne der letzteren eine stärker investiv ausgerichtete Stadtentwicklungspolitik etabliert, die durch die günstige Bereitstellung von Baugebieten, Infrastruktur und öffentlicher Finanzierung danach strebt, private Risiken durch öffentliche Mittel zu reduzieren.

  10. 10.

    Seit den späten 1990er Jahre hat sich eine Debatte um Sicherheit und Kriminalität in Städten unter dem Stichwort der sogenannten Sicherheits- und Ordnungspolitiken im Feld der europäischen und deutschsprachigen Sozialwissenschaften etabliert. Dabei werden die Problematisierung urbaner Räume bzw. spezifischer Nutzer_innengruppen, einschneidende Veränderungen der Gesetzeslage, das Etablieren neuer, insbesondere kriminalpräventiver, polizeilicher Strategien, die Entwicklung eines privaten Sicherheitssektors bzw. einer diesbezüglichen Industrie oder das Nutzen neuer Überwachungstechniken (z. B. Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung) als Elemente eines populären und sich herausbildenden Politikfeldes verstanden (zum Überblick Eick et al. 2007a; Beiträge in Eick et al. 2007b; Nissen 2003).

  11. 11.

    Eick (2009, S. 47) spricht daher von SOS-Politiken, um den Zusammenhang von Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit zu betonen.

  12. 12.

    Dies ist u. a. an Änderungen von Landessicherheitsgesetzen ablesbar, wenn Verwaltungsübertretungen im Bereich der Anstandsverletzung, Lärmerregung, Bettelei, Abwehr von Belästigungen oder Sicherung des Gemeingebrauchs ausgeweitet sowie die polizeilichen Ermessensspielräume erhöht werden. (Siehe dazu z. B. Simon 2001)

  13. 13.

    Unter den Stichworten Partnerschaft, Problemlösung, Prävention werden Nachbarschaften, Organisationen des Stadtteils, NROs oder private Unternehmen in präventiv-polizeiliche Maßnahmen systematisch eingebunden (Bratton 1998, S. 33), um dann spezifische Ordnungen im Namen der öffentlichen Sicherheit durchzusetzen, was als community policing bezeichnet wird.

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© 2014 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Diebäcker, M. (2014). Transformationsperspektiven auf Staat und Gesellschaft. In: Soziale Arbeit als staatliche Praxis im städtischen Raum. Sozialraumforschung und Sozialraumarbeit, vol 13. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03412-2_4

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-03411-5

  • Online ISBN: 978-3-658-03412-2

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