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Sozialpolitische Entwicklungen und ihre Folgen für die Soziale Arbeit und die (mobile/aufsuchende) Jugendarbeit: Aktivierender Sozialstaat und (Re-)Territorialisierung

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Zwischen den Stühlen

Part of the book series: Sozialraumforschung und Sozialraumarbeit ((SRF,volume 11))

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Zusammenfassung

Nachdem nun einige zentrale Rahmenbedingungen und Entwicklungen der Offenen und mobilen bzw. aufsuchenden Jugendarbeit in der Deutschschweiz diskutiert wurden, soll es im Folgenden um ihre Verortung im Rahmen gegenwärtiger sozialpolitischer Transformationsprozesse gehen. Erst eine entsprechende Rahmung ermöglicht ein vertieftes Verständnis der aktuellen Diskussionen über die Lage, Chancen und Grenzen von Ansätzen aufsuchender bzw. mobiler Jugendarbeit.

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Notes

  1. 1.

    Dieses Versprechen legitimiert sich im Kern über drei zentrale, mit der Aktivierungspolitik verbundene Erwartungen (vgl. Ullrich 2003, S. 948 f.). Zum einen wird davon ausgegangen, dass Aktivierungsstrategien, entweder durch Kostenverschiebungen oder durch die Steigerung der Effizienz der Leistungserbringung, zu Kostenersparnissen führen. Zum anderen soll durch Aktivierung die Qualität sozialer Hilfen und Leistungen gesteigert werden. schließlich soll Aktivierung zur Bildung bzw. Akkumulation von sozialem Kapital in kleinräumigen Integrationseinheiten (Nachbarschaften, Quartieren etc.) führen.

  2. 2.

    Allerdings weist beispielsweise Trube (2003, S. 179) überzeugend nach, dass ein genauerer Blick auf das vorhandene Instrumentarium die Rede von so etwas wie „wohlfahrtsstaatlicher Unverbindlichkeit“ diskreditiert.

  3. 3.

    Mit der Kopplung von Leistungen an Gegenleistungen verlieren Unterstützungsleistungen ihre Selbstverständlichkeit (vgl. dazu auch Seithe 2010, S. 177) und „[d]as Versicherungsprinzip, wonach man sich mit Beitragszahlungen ein Recht auf Leistungen im Schadensfall erwirbt, wird so ausgehöhlt“ (Nadai 2009, S. 28). Unterstützt wird dieser Prozess durch den starken Fokus auf negative Sanktionen. „Das Neue an der aktivierenden Sozialpolitik ist die rechtliche Verankerung von Kontrolle, Sanktion und Strafe in den Sozialgesetzen, mit Blick auf diejenigen, die sich nicht Fördern lassen wollen“ (Dahme/Wohlfahrt 2010, S. 30). Auch das, was grundsätzlich unter sozialer Sicherheit verstanden wird, ändert sich. „Soziale Sicherheit wird stärker ‚existenziell‘, d. h. als Grundsicherung interpretiert und damit vom Ziel der Sicherung des relativen sozialen Status unterschieden“ (Schönig 2006, S. 27). Zudem verschränkt sich die neue Logik der Gewährung sozialer Hilfen mit einem Pflichtendiskurs. So werden beispielsweise „die erwerbsfähigen Erwerbslosen […] einer neuen Politik des Sozialen unterworfen, die Leistungen nur unter sozialem Vorbehalt gewährt, Rechte nur als sozial konditionierte anerkennt“ (Lessenich 2009, S. 93).

  4. 4.

    Interessant sind in diesem Zusammenhang die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung von Beschäftigungsprogrammen in der Schweiz. Nadai (2005) weist u. a. nach, dass in diesen Programmen nicht nur keine Qualifizierungsmöglichkeiten geboten werden, sondern dass auch individuelle Problemlagen (z. B. Abhängigkeit, Gesundheitsprobleme etc.) keine adäquate Berücksichtigung erfahren. „Die Programme stellen einen Konformitätstest dar. Mit der Teilnahme beweisen die Arbeitslosen, dass sie sowohl arbeitswillig wie arbeitsfähig im Sinne der Einhaltung einer Tagesstruktur und einer Arbeitsdisziplin sind“ (ebd., S. 23; Hervorhebungen im Original).

  5. 5.

    Immer wieder wird in diesem Zusammenhang auf die Grenzen und offensichtlichen Defizite der Aktivierungspolitik aufmerksam gemacht. Hier sollen nur zwei zentrale Punkte kurz skizziert werden. Angesichts der, gerade für gering Qualifizierte, begrenzten Aufnahmekapazität des Arbeitsmarktes und einer verstetigten Arbeitslosigkeit stellt sich zunächst die Frage, wohin die Akteure eigentlich aktiviert werden sollen. Aktivierungspolitiken sind nur dann zielführend, „[…] wenn der ‚befreite Arbeitsmarkt‘ wirklich das hält, was seine Apologeten versprechen: dass er nämlich den meisten Menschen die Möglichkeit gibt, ihr Leben über Lohnarbeit abzusichern“ (Galuske 2008a, S. 23). Offensichtlich ist dies nicht der Fall. Ferner werden die Anspruchsberechtigten faktisch dazu verpflichtet, angebotene Eingliederungsangebote anzunehmen; der Staat verpflichtet sich im Gegensatz dazu allerdings nicht, entsprechend passgenaue Angebote vorzuhalten (vgl. Trube 2003, S. 183). Zudem operieren die Aktivierungsmodelle (der Sozialen Arbeit) mit paradoxen Annahmen. Auf der einen Seite wird die Zielgruppe pauschal als passiv beschrieben, auf der anderen Seite setzen die Strategien immer schon aktive und handlungsfähige Subjekte voraus, die durch die Aktivierungsstrategien eigentlich erst produziert werden sollen (vgl. Nadai 2005, S. 25 f.).

  6. 6.

    Darin erkennen Dahme und Wohlfahrt (2011, S. 211; Hervorhebung im Original) auch einen Formwandel Sozialer Arbeit hin zu dem, was sie als „bürgerschaftliche Sozialarbeit“ bezeichnen. Aus dieser Perspektive geht es nun prioritär darum, „[…] Ehrenamtliche zu mobilisieren, fortzubilden und bei der Stange zu halten, Netzwerke von Professionellen und Ehrenamtlichen zu schaffen, Gelder für Stadtteilprojekte zu akquirieren, Projektmanagement zu betreiben. Und vor allem: die Leistungserbringung im Sozialraum soll zu einer Koproduktion von Professionellen und Ehrenamtlichen führen […]“ (ebd., S. 211 f.).

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© 2014 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Huber, S. (2014). Sozialpolitische Entwicklungen und ihre Folgen für die Soziale Arbeit und die (mobile/aufsuchende) Jugendarbeit: Aktivierender Sozialstaat und (Re-)Territorialisierung. In: Zwischen den Stühlen. Sozialraumforschung und Sozialraumarbeit, vol 11. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03318-7_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-03318-7_4

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-03317-0

  • Online ISBN: 978-3-658-03318-7

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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