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Langsamer Wandel

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Wandel (v)erkennen
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Zusammenfassung

In Anschluss an die begrifflichen und theoriebezogenen Erörterungen des ersten Teils beziehen sich die vorwiegend empirisch begründeten Überlegungen des zweiten Teils zunächst auf langsam verlaufende Veränderungen. Ob der geringen Dynamik erscheint deren Wahrnehmung besonders problematisch.

Hinsichtlich langsamer Veränderungen der natürlichen Umwelt wird ausführlicher auf die unter anderem aufgrund ihrer Komplexität problematische Wahrnehmung von Wetter- und Klimaphänomenen eingegangen. In diesem Zusammenhang zeigt sich der Stellenwert, den die Verfügbarkeit und Nutzung bestimmter Begriffe für die Wahrnehmung von Wandel besitzen kann.

Daneben erweist sich die Häufigkeit und Frequenz von Möglichkeiten der sinnlichen Wahrnehmung bestimmter Phänomene als ein weiterer Faktor, der die Wahrnehmbarkeit langsamer Veränderungen beeinflusst.

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Notes

  1. 1.

    Die Angaben zu den Interviewauszügen sind wie folgt zu decodieren: Teilprojekt (KE = Katastrophenerinnerung; SB = Shifting Baselines)/Länderkürzel/Interviewnummer/Geschlecht + Alter, Absatznummer. Alle Interviews wurden sprachlich leicht geglättet. Abbrüche sind durch „…“ gekennzeichnet; Auslassungen durch „(…)“; erläuternde Einfügungen stehen in eckigen Klammern („[…]“). Sämtliche Kursivsetzungen dienen der Hervorhebung von Punkten, die für unsere hier ausgeführten Interpretationen wichtig sind. Sofern innerhalb der Interviewauszüge Sprecherwechsel erfolgen, sind diese wie folgt markiert: I = interviewende Person; A, B, C… etc. = Befragte bzw. in die Interviewsituation tretende Personen.

  2. 2.

    Es liegt hier der Einwand nahe, dass solche Wahrnehmungen von Wandel ausschließlich durch die Interviewsituation selbst hervorgebracht werden. Selbstverständlich müssen solche produktiven Funktionen von Befragungssituationen stets reflektiert werden. Doch sowohl die Genauigkeit der Schilderungen solcher Sachverhalte (z. B. der Ortshinweise im zitierten Beispiel) als auch häufig sehr detailliert geschilderte Sinneseindrücke (z. B. von Verschmutzungen der Wäsche oder an Wohnbauten) zeigen, dass das hier in der Befragungssituation aktuell Erinnerte früher bereits Relevanz besaß und im Gedächtnis festgehalten wurde.

  3. 3.

    Einige der hier aufgegriffenen wesentlichen Erkenntnisse aus dem Vergleich von Sequenzen zu Umweltwandel entstammen den ausführlichen Auswertungen und Memos, die Markus Wollina anfertigte.

  4. 4.

    „The apparent resting places, the successive Old Englands to which we are confidently referred but which then start to move and recede, have some actual significance, when they are looked at in their own terms. Of course we notice their location in the childhoods of their authors, and this must be relevant. Nostalgia, it can be said, is universal and persistent; only other men’s nostalgias offend. A memory of childhood can be said, persuasively, to have some permanent significance. But again, what seemed a single escalator, a perpetual recession into history, turns out, on reflection, to be a more complicated movement: Old England, settlement, the rural virtues – all these, in fact, mean different things at different times, and quite different values are being brought to question.“ (Williams 1973, Abs.12)

  5. 5.

    Wir stützen uns hier auf Dunlop (2005); IPCC (2007); Somerville (1996).

  6. 6.

    Weil menschliche Einflüsse nun tiefgreifend in den Wandel des Erdsystems eingreifen (können), plädieren verschiedene Naturwissenschaftler für die Periodisierung des „Anthropozäns“ als einer neuen Phase der Erdgeschichte (vgl. Crutzen 2002; Mauelshagen 2012; Schwägerl 2010; Steffen et al. 2004, Abs.81, 2007, 2011; Zalasiewicz et al. 2008).

  7. 7.

    Diamond bezeichnet dies als „landscape amnesia“ und erläutert diesen Begriff wie folgt: „forgetting how different the surrounding landscape looked 50 years ago because the change from year to year has been so gradual.“ (Diamond 2005, Abs.425) Als Beispiel schildert Diamond, dass ihm als rückkehrenden Besucher nach 42 Jahren der Rückgang schneebedeckter Berge in anderer Weise als den lokalen Bewohnern deutlich auffiel, „they were less aware of it: they unconsciously compared each year’s band (or lack thereof) with the previous few years. Creeping normalcy or landscape amnesia made it harder for them than for me to remember what conditions had been like in the 1950s. Such experiences are a major reason why people may fail to notice a developing problem, until it is too late.“ (ebd.) – Für eine Kritik an soziologischen und psychologischen Lücken des populären Buchs von Diamond vgl. Geertz (2005). Auch der Modus der von Diamond im Zitat angesprochenen unbewussten Vergleiche wäre genauer zu explizieren und zu prüfen.

  8. 8.

    Hierzu passt die Erzählung einer Lehrerin, die schildert, wie ein fremder Blick ihre eigene Wahrnehmung des Bergpanoramas, auf das sie tagtäglich von ihrer Schule aus sehen kann, veränderte: „Und einmal hatte ich auch ein Kind aus Deutschland, und mir ist es vorher gar nie so aufgefallen, dass man vom Zimmer aus die Rigi sieht. Und einmal ist die Mutter extra ins Schulzimmer gekommen, um die Rigi vom Schulzimmer aus zu sehen, weil das Mädchen ihr erzählt hat: ‚Ja, vom Schulzimmer her, hat man so einen guten Ausblick auf die Rigi, Du musst das sehen!’ Und dann ist sie extra gekommen deswegen. Ja und jetzt ist es mir auch aufgefallen, jetzt weiß ich, dass wir einen Ausblick haben, jetzt betrachten wir sie auch des Öfteren extra um irgendetwas zu beobachten, eben ob halt Schnee kommt oder wie der Nebel ist oder wenn die Sonne draufscheint am Morgen früh“ (SB/CH/34/w26, Abs.22).

  9. 9.

    Genau betrachtet fragt Whyte nicht nach der Wahrnehmbarkeit von Veränderungen, sondern nach der Wahrnehmbarkeit von Wetter- bzw. Klimaereignissen aufgrund von deren Abweichung gegenüber erwarteten Werten. Ihre Aufstellung unterscheidet allerdings nicht klar zwischen der Wahrnehmung von Ereignissen und von Prozessen. Ihre Ausführungen eignen sich hier zur Veranschaulichung, wären jedoch weiter zu differenzieren.

  10. 10.

    Umgekehrt können wir allerdings vermuten, dass sinkende Erträge demgegenüber eher auf (mutmaßliche) klimatische Veränderungen zurückgeführt werden.

  11. 11.

    Mike Hulme spricht beispielsweise von einer Ausweitung unmittelbarer wie auch sozial vermittelter Wettererfahrungen in der Gegenwart: „Rather than impoverishing our experience of weather in some way, the human generation presently alive has in fact experienced more weather than did any of our ancestors. We have become more mobile and our sensory encounters with climate are therefore more cosmopolitan (…). Through new communication and digital media we encounter exotic climates vicariously in ways never before imagined. We are in fact the weatherrich generation.“ (Hulme 2010, Abs.121)

  12. 12.

    In diesem Interviewauszug stammen die Fragen von einer chinesischen Studentin [B], die den Dialekt des befragten Mannes sprach und daher die Gesprächsführung mitübernahm.

  13. 13.

    Siehe zu diesem und vielen weiteren Aspekten der Alltagswahrnehmung des Klimawandels Weber (2008).

  14. 14.

    Zu strukturellen Schwellen der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Politik und Medien vgl. Weingart et al. (2002, Abs.144 f.).

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© 2014 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Rost, D. (2014). Langsamer Wandel. In: Wandel (v)erkennen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03247-0_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-03247-0_5

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-03246-3

  • Online ISBN: 978-3-658-03247-0

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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