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Der Kulturbegriff und kulturelle/ethnische Identität

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Interkulturelles Mentoring made in Germany
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Zusammenfassung

Der Begriff der Kultur ist für diese Arbeit in dreifacher Hinsicht relevant. Zuvor gilt es zu klären, was ich meine, wenn ich von interkulturellem Mentoring als Instrument des Cultural Diversity Managements spreche. Die von mir entwickelte Definition als “lateral oder hierarchisch gestaltete Entwicklungspartnerschaften, die allein durch Mentee und Mentor oder über Dritte gesteuert werden und sich aus Individuen zusammensetzen, die verschiedenen kulturellen/ethnischen Identitäten zugeschrieben werden“, verweist auf kulturelle respektive ethnische Identitäten

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Notes

  1. 1.

    Zur Herleitung der Definition von interkulturellem Mentoring verweise ich auf 4.3.

  2. 2.

    Eine einheitliche Definition des Begriffs multinationales Unternehmen liegt bis heute nicht vor. Vielmehr oszilliert der Begriff des multinationalen Unternehmens zwischen internationalen, transnationalen und globalen Unternehmen. Diese Arbeit versteht unter einem multinationalen Unternehmen in Anlehnung an Andreas Georg Scherer (2002) ein Unternehmen, dessen Geschäftstätigkeiten nationalstaatliche Grenzen überschreiten. Das multinationale Unternehmen verfolgt auf einer Vielzahl nationaler Märkte seine Interessen. Die Organisationsstruktur eines multinationalen Unternehmens kann sich als Mutter-Tochter-Verbindung, als Holdingunternehmen oder als Joint-Venture gestalten.

  3. 3.

    So schreibt Knoblauch (2007), dass sich nunmehr nicht nur die „Wissenschaften, die traditionell um den Kulturbegriff kreisen (wie Volkskunde und Ethnologie), mit Kultur [beschäftigen, sondern] auch die gesamten Geisteswissenschaften und teilweise auch die Sozialwissenschaften (…) nunmehr den Kulturwissenschaften zugeordnet [werden]“ (ebd., 21). Dieses Phänomen wird in der Forschungsliteratur als “cultural turn“ bezeichnet (Fuchs/Berg, 1995, Reckwitz, 2000, Ha, 2005). Die von Knoblauch beschriebene Ausweitung der Beschäftigung mit dem Kulturbegriff, die von einer Aufweichung des Kulturbegriffs begleitet wird, ist überlagert von Machtkämpfen, die den Fortbestand der traditionell kulturwissenschaftlichen Fächer sichern soll (Fuchs, 2001a, 19).

  4. 4.

    Kultur wird von Kahn (1995) als Produkt sozialer Aushandlungsprozesse gefasst. Kahns Äußerungen folgend muss davon ausgegangen werden, dass Kulturdefinitionen Zirkularitäten in dem Sinne unterworfen sind, dass die definierenden Subjekte ebenfalls in sie umgebende symbolhafte Bedeutungsstrukturen eingebettet sind, die wiederum auf die Definition des Kulturbegriffs rückwirken.

  5. 5.

    Man beachte, dass die folgende Darstellung der einzelnen Kulturbegriffe stark vereinfacht wurde, weil drei der Kulturbegriffe nur peripher für das vorliegende Dissertationsprojekt sind. Auf den zentralen Kulturbegriff: den symbol-, wissens- und bedeutungsorientierten Kulturbegriff wird jedoch noch näher eingegangen.

  6. 6.

    Der Begriff des totalitätsorientierten Kulturverständnisses wird in der Forschungsliteratur synonym verwendet mit dem holistischen Kulturverständnis (Reckwitz, 2005) oder mit dem kohärenzorientierten Kulturverständnis (Rathje, 2009). Fuchs (2001a, 18) charakterisiert dieses Paradigma des Kulturverständnisses auch anhand der Adjektive: „integristisch, abgegrenzt, zeitenthoben und partikularisierend."

  7. 7.

    Herder begreift Kulturen als Lebensweisen einzelner Völker und Nationen (vgl. Reckwitz, 2000, 73).

  8. 8.

    In einer aktuelleren Veröffentlichung: „Unscharfe Grenzen. Perspektiven der Kultursoziologie“ (2008a) ergänzt Reckwitz die Bezeichnung des „bedeutungs- und wissensorientierten Kulturbegriffs“ um den eines „symbolorientierten Kulturverständnisses“(ebd., 25). Da der Begriff jedoch sehr lang ist, wird aus pragmatischen Gründen im Folgenden nur noch vom bedeutungsorientierten Kulturverständnis gesprochen.

  9. 9.

    In diesem Sinne ist der Kulturbegriff ebenso ein sozialkonstruktivistischer (vgl. Reckwitz, 2008a, 26).

  10. 10.

    Fuchs/Berg (1995) verweisen in Ihrem Artikel „Phänomenologie der Differenz“auf Geertzs Eigenart, wichtige Metaphern bzw. Begriffe nur vage zu definieren. Dies gilt gleichermaßen für die Bezeichnung der Forschungsmethodik als dichte Beschreibung (Wolff, 1992).

  11. 11.

    Geertz Kulturverständnis wurde inzwischen vielfältiger Kritik unterzogen (vgl. insbesondere Fuchs/Berg, 1995). Der Hauptkritikpunkt ist, dass die Perspektive des Beobachters zweiter Ordnung (des Forschers) zugunsten der Perspektive der Akteure vernachlässigt wurde. Dies ist eine Kritik an Geertz Verständnis von Kultur als Text. Er verweigert den Individuen, deren kulturelle Handlungen er rekonstruieren will, einen Dialog mit dem Forscher. Deswegen wurde ihm der Vorwurf gemacht, die Individuen auf einen Status von „cardbord figures“zu reduzieren (Crapanzano, 1986, 71). Das beinhaltet sogleich eine Verengung der Perspektive auf die des Forschers, der seine eigene Arbeit nicht weiter reflektiert, sondern unhinterfragt ausführt. Zudem blendet er die Situationsabhängigkeit und die damit verbundene Dynamik kultureller Handlungsabläufe in seiner Darstellungsform von Kultur als Text aus (Bachmann-Medick, 2003, 90). Am schwersten wiegt allerdings der Vorwurf, dass Geertz anhand dieser Forschungspraxis letztendlich den holistischen Kulturbegriff wiederholt (Welz, 1994). Der Handlungsvollzug von und zwischen Akteuren, die in ein kulturelles Bedeutungsgewebe eingesponnen sind, bleibt ausgeblendet.

  12. 12.

    Brubaker (2007, Kapitel 1) charakterisiert solche Zuschreibungen als “commonsense gruppismus“, der Individuen ausschließlich als Kollektive fasst, die anhand von bestimmten Eigenschaften speziellen Gruppen zugeordnet werden.

  13. 13.

    Um mit Sens Metapher zu operieren, gilt es der Versuchung zu widerstehen, Ethnizität/Kultur als Anker für ein Schiff zu benutzen, dass beständig weiterfährt (Sen, 2004, 43).

  14. 14.

    Dies wird entsprechend in den Leitfäden für die zweite Untersuchungseinheit berücksichtigt, innerhalb der vorige Fremdheitserfahrungen durch Auslandsaufenthalte während des Studiums oder in Form von Arbeitsaufenthalten abgefragt werden. Berücksichtigt wird auch die generelle Einstellung zu kultureller/ethnischer Diversität (vgl. dazu Anhang zweite Untersuchungsheit).

  15. 15.

    Ethnizität geht in seiner ursprünglichen Bedeutung auf das griechische Substantiv Ethnos zurück. Ethnos bezieht sich auf eine Gruppe von Menschen, Tieren oder Pflanzen, die zusammen leben. Das zur Wortfamilie gehörende Adjektiv ethnikos bedeutet gleichzeitig national und fremd.

  16. 16.

    Für Dittrich/Radtke (1990) „[zum Beispiel] handelt es sich bei dem Begriff  >   >  Ethnicity um ein Importprodukt, um eine Übersetzung und Anwendung der auf Herder zurückgehenden Volksgeistheorie auf die US-amerikanischen Verhältnisse, die heute – eben als  >   >  Ethnizität  <   <  – wieder nach Europa zurückkehre" (Stender , 2000, Fußnote 9, S. 69).

  17. 17.

    Dies ist ein von Anthony Giddens (1984) geprägter Begriff, der verdeutlichen soll, dass die Begriffe der Sozialwissenschaften ebenfalls im Alltagsdiskurs kursieren und eine gegenseitige Durchdringung stattfindet, so dass die Auslegung dieser Begriffe im Verständnis einer Sozialwissenschaft, die die im Alltag immanenten Bedeutungen als konstitutiv auffasst, ebenfalls bei der Interpretation zu berücksichtigen sind. In Bezug auf den Begriff der Kultur lässt sich hier zunächst festhalten, dass sich der öffentlich-politische und der ethnologische bzw. anthropologische und soziologische Diskurs grundsätzlich unterscheiden. Während der Begriff in der Alltagswelt nahezu unreflektiert benutzt wird, wird die Verwendung in den vorher genannten Disziplinen stark problematisiert, bis hin zur Ablehnung, diesen Begriff überhaupt zu verwenden (Sökefeld, 2001, 120).

  18. 18.

    Hier sei nur ganz kurz erwähnt, dass der Terminus der Ethnizität im amerikanischen Kontext zuweilen auch mit dem Begriff der „Rasse“ gleichgesetzt wird. Dies wird daran deutlich, dass in den USA der Rassenbegriff für die schwarze Bevölkerung verwendet wird, Latinos und Asians aber häufig als ethnische Gruppen beschrieben werden. Taylor Cox plädiert in diesem Zusammenhang gar für die Verwendung des Begriffes der “racioethnicity“: „to refer to biological and/or culturally distinct groups“ (ebd., 1990, 7). Diesen Vorschlag halte ich aber vor dem Hintergrund der bereits schwierigen Differenzierung zwischen den Begriffen der Rasse und der Ethnizitiät für problematisch. Im Ergebnis führt dieser Vorschlag zu einer Potenzierung der Unklarheiten der verschiedensten Bedeutungen und Zuschreibungen von beiden Begriffen. Im Gegensatz zu Amerika wird der Begriff in Deutschland aufgrund seiner nationalsozialistischen Konnotation kaum mehr angewandt (Wicker, 1997, 30).

  19. 19.

    Giordano (1997) spricht in diesem Zusammenhang gar von einer „inflationsartigen Fülle von Definitionen“ (ebd., 59).

  20. 20.

    Analog zu der Differenzierung des primordialistischen Ethnizitätsverständnisses von Heckmann (1997) ist das von Smith (1994), der zwischen einem starken und schwachen Primordialismus ausdifferenziert. Ein starker Primordialismus ist gleichzusetzen mit dem sozialbiologischen Verständnis, während ein schwacher Primordialismus nicht von einer Verwurzelung von ethnischen Bindungen ausgeht, sondern einen Glauben der Mitglieder einer Ethnizität an langjährige historische Traditionen voraussetzt.

  21. 21.

    Sökefeld (2007a, 32) verwendet hierfür den Begriff der Basisidentität.

  22. 22.

    Auch hier wird bei der Durchsicht der entsprechenden Forschungsliteratur offenbar, dass verschiedene Identitätsdimensionen zur Konstitution einer ethnischen Gruppenidentität herangezogen werden. So nennen zum Beispiel Betancourt/Lopez (1993) Nationalität, Kultur und Sprache, während Esser die Identitätsdimensionen, die zur Konstitution einer Ethnie führen, weiter fasst, indem er neben einer „Sprache, Religion, gemeinsames politisches Schicksal, Habitus und Lebensstil, Kleidung, Wohnung, Ernährungsweise“ als ethnische Orientierungen fasst (Esser, 1988, 234). Orywal/Hackstein (1993, 594) erklären diese Mannigfaltigkeit der Dimensionen, die innerhalb der sozialkulturanthropologischen Forschung zur Beschreibung einer ethnischen Gruppenidentität herangezogen werden anhand des Unvermögens, die Vielfalt von Identitätsmerkmalen essentialistisch zu fassen (Fillitz, 2002).

  23. 23.

    Dieser Vorstellung entspricht am ehesten die “symbolic ethnicity.“ Diesen Begriff prägte Herbert Gans (1979), um eine nostalgisch aufgeladene Loyalität gegenüber dem eigenen Herkunftsland bzw. dem Herkunftsland der eigenen Elterngeneration, die einhergeht mit Stolz über die gefühlte Gruppenzugehörigkeit, ohne dass sich dies notwendigerweise im alltäglichen Alltagshandeln widerspiegelt, zu bezeichnen (Juby/Concepcion, 2005).

  24. 24.

    Vielfach wird Ethnizität mit einem Minderheitenstatus gleichgesetzt (Eder, 2006, Fenton, 2003). Diese Auffassung ist nicht nur aufgrund der Prägung durch die sogenannte Mehrheit problematisch, sondern auch vor dem Hintergrund, dass Mehrheiten auch ethnisch sind. Es ist lediglich der dominante Status der Mehrheit, der dazu führt, dass sich diese Gruppe nicht als Ethnie wahrnimmt (Doane, 1997).

  25. 25.

    Bezogen auf den Forschungsstandort Deutschland hängt dies insbesondere mit der Einführung der Kategorie des Migrationshintergrundes im Mikrozensus im Jahr 2005 zusammen. Der Mikrozensus ist ein empirisches Instrument zur repräsentativen Beschreibung der Bevölkerungszusammensetzung der Bundesrepublik Deutschland und wird aufgrund einer Ein-Prozent-Stichprobe der Bevölkerung erhoben. Vor 2005 wurden nämlich nur jene Menschen unter die problematische Kategorie der Ausländer subsumiert, die über keinen deutschen Pass verfügten, so dass diese’Daten nur begrenzt repräsentativ waren, da sie die auch in Deutschland inzwischen herrschende transnationale Lebenswirklichkeit nicht berücksichtigte, die sich dadurch auszeichnet, dass man mehrfache Zugehörigkeiten haben kann, die jenseits von Länder- und Nationalitätsschranken verlaufen (Beck-Gernsheim, 2004, 106-132).

  26. 26.

    Häufig werden daher auch die Begriffe Migrant und Ausländer gleichgesetzt, wie das Zitat von Griese/Jilani/Toppel (1991) veranschaulicht: “Migranten haben die ’totale Rolle’ ,Ausländer’ zugewiesen bekommen, d. h. sie sind immer und zu allererst ,Ausländer’; individuelle, gruppen-oder kulturspezifische Merkmale sind sekundär“ (ebd., 81).

  27. 27.

    Auch wenn diese Berücksichtigung eines familiären Migrationshintergrundes durchaus positiv zu bewerten ist, sollte dennoch zwischen einer eigenen Migrationserfahrung und einem familiären Migrationshintergrund unterschieden werden. In der Regel besitzen zum Beispiel Kinder von Migranten einheimische Bildungsabschlüsse und sprechen die Mehrheitssprache. Es kann jedoch sein, dass sie mit negativen Zuschreibungen konfrontiert sind und Diskriminierungen erfahren, weil eine vollständige und gleichberechtigte Inklusion am Bildungs- und Arbeitsmarkt aussteht. Die letztgenannten Gründe sprechen wiederum dafür, die familiäre Migrationsgeschichte zu erfassen.

  28. 28.

    Auch wenn Diefenbach/Weiß (2006) betonen, dass die Selbst- und Fremdzuschreibung die Zuschreibung eines Migrationshintergrundes beeinflussen, so erfolgt die Zuschreibung eines Migrationshintergrundes meiner Meinung nach primär über die Fremdzuschreibung. Die Berücksichtigung der Selbstzuschreibung erfolgt lediglich peripher.

  29. 29.

    Dieses Argument war auch Bestandteil des politischen Einigungsprozesses über die Definition des Migrationshintergrundes in einer Arbeitsgruppe, deren primäres Ziel nach Beschluss der für die Integration zuständigen Minister am 10. April 2008 die Entwicklung von Integrationsindikatoren und die Verbesserung des Integrationsmonitorings ist. In diesem Zusammenhang ging es auch um eine einheitliche Definition von Menschen mit Migrationshintergrund. Die unter Beteiligung des Bundes beteiligten Länder Berlin und Nordrhein-Westfalen vertraten dabei unterschiedliche Positionen. Während das Land Berlin die dritte Migrantengeneration innerhalb der Definition inkludiert sehen wollte, sah dies das Land Nordrhein-Westfalen kritischer. Es plädierte in Anlehnung an die Definition des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung dafür, diese Gruppe nicht als Menschen mit Migrationshintergrund zu kategorisieren, denn es sei nicht sinnvoll, „die Kinder von hier geborenen eingebürgerten Deutschen im Hinblick auf den Migrationshintergrund anders zu behandeln als die Kinder von Deutschen, die ihre Staatsangehörigkeit ,geerbt’ haben“ (Santel, 2008). Nordrhein Westfalen favorisierte eine Zuordnung der dritten Migrantengeneration zur Kategorie der „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.“ Dieses Wort an sich läuft aber seiner ursprünglichen Intention der Nicht-Unterscheidung entgegen, indem es durchaus eine Differenz etabliert, wenngleich mit einer anderen Bezeichnung.

  30. 30.

    So wurden zum Beispiel Ausländer im Ausländerzentralregister erfasst. Dieser Erfassung lag ein Bedrohungsszenario zugrunde; dies ging davon aus, dass mit dem Status des Ausländers ein gewisses Bedrohungsrisiko einhergeht, so dass diese Gruppe stigmatisiert wurde (Schönwälder, 2009, 44).

  31. 31.

    Zum spannungsgeladenen Umgang Deutschlands mit seiner eigenen Migrationsgeschichte vgl. 2.5.1.

  32. 32.

    Thomas Lohnes (2010) fasst dies polemisch wie folgt zusammen: „Die Bezeichnung Migrationshintergrund kommt politisch korrekt daher, klingt nicht so prollig wie ,Ausländer’, meint aber trotzdem: ,Der ist eigentlich gar kein Deutscher!’ Diese Zuweisung verhindert auch, dass jeder in Deutschland lebende Mensch sich selbst definieren kann. Einen Riesenvorteil hat das Wortungetüm natürlich doch. Können Sie sich den Schriftzug ,Menschen mit Migrationshintergrund raus!’ an einer Häuserwand vorstellen?"

  33. 33.

    In der Alltagspraxis werden zur Erfassung häufig folgende Kriterien herangezogen: „Hautfarbe, (…), Haarfarbe, Aussprache und ein fremd klingender Vor- und/oder Nachname“ (Diefenbach/Weiß, 2006). Diefenbach/Weiß plädieren beispielsweise in ihrem Gutachten zur Datenerfassung von Menschen mit Migrationshintergrund für die Landeshauptstadt München dafür, Kriterien zur Erfassung zu entwickeln, die international vergleichbar sind und zugleich „hoffentlich etwas ’unpolitischer’ sind“ (ebd., 14). Als Beispiele führen Diefenbach/Weiß die Erfassung des Geburtsortes im Ausland, die Migrationserfahrung der Eltern und die Berücksichtigung der Identität, die sich Migranten selbst zuschreiben, an.

  34. 34.

    Schönwälder (2009, 45) weist additiv darauf hin, dass die Datenerhebung und die Analyse im Zusammenhang von Menschen mit Migrationshintergrund oder ethnischen Gruppen auch eine starke Färbung in Richtung der Anpassungsperspektive aufweist. Dies belegt sie anhand der Kategorien, mit denen ein Migrationshintergrund erfasst wird wie zum Beispiel die Erfassung der Sprachkompetenz des Deutschen. Ihrer Meinung nach sollte hier auch erfasst werden, welches Interesse und welche Fähigkeiten die Migranten in Bezug auf ihre Herkunftssprache mitbringen. Sie plädiert dafür, die Daten zur Erfassung des Migrationshintergrundes aus einer Diversityperspektive heraus zu steuern, die sie als „Anerkennung der Vielfalt von Interessen und Lebensformen definiert“ (ebd.). Eine solche Perspektive steht der einer Integrationsperspektive, die vor allem auf Homogenisierung setzt, diametral gegenüber. Auch wenn Schönwälder hier ähnlich wie Diefenbach/Weiß (2006) eine Entkoppelung der Förder- und Defizitperspektive fordert, bleiben ihre Vorschläge, wie genau eine Erfassung des Migrationshintergrundes im Sinne einer Wertschätzung und Anerkennung von Migranten erfolgen soll, rudimentär. Ein differenzierter Vorschlag bleibt aus.

  35. 35.

    Mecheril (2010, 2003a, 23 ff) benutzt diese Wortschöpfung, um zu verdeutlichen, dass die Begriffe Nation, Kultur und Ethnizität in Zuschreibungen zunehmend verschwimmen. Durch die Aneinanderreihung will er auf die Komplexität und Mehrdeutigkeit der Begriffe hinweisen.

  36. 36.

    Die in der Überschrift dieses Abschnitts verwendeten Begriffe sind nur ein Teil der innerhalb der Kultur- und Sozialwissenschaften „konkurrierenden beziehungsweise alternativen Terminologien (…), die Prozesse der kulturellen Überlagerungen und Grenzüberschreitung thematisieren“ (Ha, 2008, 43). So zählt Kien Nghi Ha zum Beispiel siebzehn weitere Denkfiguren auf, die ähnliche Phänomene beschreiben, und weist zusätzlich darauf hin, dass diese Auflistung rein zufällig sei und weit davon entfernt ist, einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben (vgl. ebd.)

  37. 37.

    Vertovec (2009b) sieht diesen Zustand Ende der 90er Jahre erreicht, da man sich in den meisten Ländern folgenden Zielen verschrieb: „providing opportunities for group representation to local and national government authorities; restructuring institutions towards pluralistic public service provision; measures to promote equality, respect or tolerance particularly among the dominant population towards minorities; and provision of resources to support the continuity of traditions and identities among immigrant groups (as opposed to assimilation) (ebd., 45).

  38. 38.

    Dies stellt eine der Hauptkritiken am Multikuluralismuskonzep dar: “(…) the misleading and reifying view of ’communities’, as never changing, bound entities, inherent in multicultural ideology“ (Vertovec, 2009b, 46).

  39. 39.

    Eine Interkultur entsteht aber nicht zwangsläufig nur wenn zwei Individuen, die nicht der gleichen Kultur zugerecht werden können, miteinander interagieren. Sie kann auch enstehen, wenn zwei Menschen derselben Kultur miteinander agieren. In diesem Sinne meine ich mit Interkultur folgendes, indem ich „der Vorsilbe ’inter’ ihre ganze Bedeutung [gebe], notwendigerweise: Interaktion, Austausch, Entgrenzung, Gegenseitigkeit, objektive Solidarität; er meint auch, indem er dem Begriff ,Kultur’ seine ganze Bedeutung gibt, Annerkennung der Werte, der Lebenswelten und ihrer Symbolleistungen, auf die sich Menschen, als Individuen und Gesellschaften gründen, in ihrer Beziehung zu anderen und in ihrer Wahrnehmung der Welt: er meint Anerkennung ihrer Bedeutsamkeit, ihrer Funktionsweisen, ihrer Verschiedenheit, Anerkennung zugleich der Wechselbeziehungen zwischen den vielfältigen Registern ein und derselben Kultur und zwischen den verschiedenen Kulturen“ (Rey -von- Allmen, 1984, 47).

  40. 40.

    So betonen Welsch (2005) und Bolten zum Beispiel die problematische Seite von Interkulturen, in der es potentiell häufiger zu Missverständnissen und Schwierigkeiten kommt, da die Wahrnehmung solcher in einer interkulturellen Interaktion asymmetrisch verlaufe (vgl. Bolten, 2001c). Die vorliegende Arbeit versteht interkulturelle Interaktion aber grundsätzlich positiv, unabhängig von den Schwierigkeiten, die insbesondere in der Sozialpsychologie interkulturellen Begegnungen unterstellt werden.

  41. 41.

    Die Wichtigkeit, Kultur auch als Folge von Handlung zu begreifen, wird von Beobachtungen von Annelie Knapp-Potthoff (1997, 190) gestützt. Sie hat festgestellt, dass in Interaktionen mit Angehörigen anderer Kulturen Interaktionspartner tendenziell anders kommunizieren als mit Angehörigen ihrer eigenen Kultur. Sie bezeichnet dieses Phänomen als „interkulturelles Interaktionsparadox.“ Dies deutet darauf hin, dass die Interkultur keineswegs vorab gegeben ist, sondern erst von den beiden Interaktionspartnern hergestellt wird.

  42. 42.

    Bernd Fischer (2005) verweist auf additive Bedeutungen des Präfixes ,trans’ bezogen auf das Trankulturalitätskonzept wie zum Beispiel hinüber, jenseits und darüber hinaus.

  43. 43.

    Dies verdeutlicht der 2008 erschienene Sammelband „Kulturelle Differenzen begreifen. Das Konzept der Transdifferenz aus interdisziplinärer Sicht.“ Erste Entwicklungen in diese Richtungen sind aber auch in dem vorausgegangenen Band „Differenzen anders Denken“ (2005), erkennbar. Dort widmen sich einige Aufsätze dem Konzept der Transdifferenz.

  44. 44.

    In der Fachliteratur werden die Begriffe der Hybridität, Synkretismus, Kreolisierung, Metissage, Mestizaje und Crossover teilweise synonym verwendet (Neverdeen Pieterse, 1996, 1999, 2004). Jedes der aufgezählten Phänomene Mischung, Kreolisierung und Hybridisierung etc. verweist auf die Aufgliederung in ein unübersehbares Patchwork von Kulturen der unterschiedlichsten Milieus, Gruppierungen und Lebensstile, in denen sich lokale und überlokale Traditionen verwischen“ (Knoblauch, 2007, 24).

  45. 45.

    Transdifferenz wird hier als dasjenige verstanden, das die Transkulturalität etabliert und somit eine unabdingbare Voraussetzung zur Etablierung von Transkulturalität darstellt. Somit bezieht sich „  >  Transdifferenz  <  [.] auf Prozesse der Sinnkonstruktion, in denen zwei oder mehrere Sinnbereiche miteinander relationiert werden, ohne dass dadurch ihre gegenseitige Fremdheit/Differenz aufgehoben würde" (Srubar, 2007, 43).

  46. 46.

    „Quer durch“ ist hier auch als jenseits einer linearen räumlich-zeitlichen Ordnung zu lesen, die einem traditionellen Kulturkonzept immanent ist, das von einer klaren Trennlinie zwischen den Kulturen ausgeht (Kalscheuer, 2004, 72f). Transdifferenz ist somit ein Konzept, dass das Denken in binären Oppositionen aufheben möchte, indem es die Labilität der Differenz thematisiert (vgl. ebd.). Lösch (2005, 28) ordnet das Konzept der Transkulturalität zudem in die Phänomene der Non Linearität (vgl. Deleuze/Guattari, 1987), „weil es kategoriale Unterscheidungen und entweder/-oder Attributionen hinterfragt und darauf fokussiert, was gleichsam quer zu Identität und Alterität liegt“ (Lösch, 2005,28).

  47. 47.

    Kursivsetzung meinerseits.

  48. 48.

    Jurij Lotman (1990) versteht die Grenze als einen Ort, an dem sich das Eigene und das Fremde begegnen. die Grenze ist der Katalysator für einen Aushandlungsprozess zwischen den beiden Kulturen, die von ihm zugleich trennend und verbindend visualisiert wird. Die Grenze ermöglicht einen zweisprachigen Raum, in der es zu übersetzen gilt. Lotman versteht diesen Raum, der zugleich innerhalb und außerhalb der Grenze konstitutiert ist, auch als einen Raum, in dem es zu einer machtpolitischen Differenzierung kommt. Es wird demnach nicht von einem gleichwertigen Verhandlungsraum zweier Kulturen ausgegangen.

  49. 49.

    Der Begriff der Hybridität wird in 3.2. ausführlich diskutiert.

  50. 50.

    Sökefeld (1999) verdeutlicht in seinem Artikel, dass beide Formen der personalen und kollektiven Identität als kongruent gedacht wurden. Als Beispiel für eine solche Form der Identitätsvorstellung rekurriert er auf Erikson: „The term ’identity’ expresses such a mutual relation in that it connotes both a persistent sameness within oneself (selfsameness) and a persistent sharing of some kind of essential characteristics with others“ (Erikson, 1980, 109).

  51. 51.

    Entgegen Identitätskonzeptionen, die von Kontinuität und Kohärenz ausgehen, wird das Subjekt jetzt als diskontinuierlich, doppeldeutig, widersprüchlich wahrgenommen (Straus/Höfer, 1997).

  52. 52.

    Ha (2005) verweist in seiner Publikation „Hype um Hybridität“ auf die etymologische Nähe des Wortes zur griechischen Hybris = Frevel, Verblendung, Schändung, die mit einer „Form der Regel- und Grenzüberschreitung [einhergeht], welche die bestehende Ordnung trnszendiert“ (ebd., 17f).

  53. 53.

    Diese Metamorphose von einer biologisch diskriminierenden zu einer kulturell-subversiven Argumentationsfigur deutet bereits auf die Diversifikation des Konzeptes hin. Diese Hypothese nimmt Ha (2004a, 221) auf, indem er auf den neumodischen inflationären Gebrauch des Begriffs hinweist, der sich auf unterschiedlichste Dinge bezieht wie zum Beispiel „Materialen und Medien, Symbolsysteme und Codes, Lebensstile und Wertsysteme“. Ergänzend wären hier aber noch Identitätskonzeptionen zu nennen.

  54. 54.

    Jain (2003) weist darauf hin, dass sich eine neue globale Elite, die nicht notwendigerweise einen Migrantenstatus haben muss, auch als hybrid bezeichnet bzw. sich gerne aufgrund ihrer globalisierten Lebenspraktiken so darstellt. Jain entlarvt diese Art von Hybridität aber als irreal, denn Eliten sind nach wie vor ethnisch und ihren sozialen Hintergrund betreffend relativ homogen. Reale Hybridität bedeutet demnach für Jain nach wie vor ein Stigma, das dennoch ein „begehrenswertes kulturelles, symbolisches Kapital [darstellt]“ (ebd., 266). In einer neueren Arbeit (2004) weist er nochmals ausdrücklich darauf hin, dass Andersheit und speziell Hybridität mit Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit assoziiert wurde. Die Reaktion auf das Fremde äußerte sich in Angst und Misstrauen, der Grund bot für Ausschluss und Zurückweisung. Diese Rezeption des Anderen kehrt sich nun jedoch um: „Das Andere, das zunächst  >  entdeckt  <  , beherrscht und eliminiert wurde, wird nun, da es zu entschwinden droht, festgehalten und  >  rekonstruiert  <  – um es auszubeuten“ (ebd., 2004, 267).

  55. 55.

    Hier soll das Konzept der Hybridität fokussiert auf kulturelle/ethnische bzw. Identitätsdiskurse diskutiert werden. Dennoch soll verkürzend erwähnt werden, dass das Konzept der Hybridität momentan auch im naturwissenschaftlichen bzw. technikorientierten Diskurs verstärkt gebraucht wird (vgl. Ha, 2005insbesondere Seite 39-44). Im technikorientierten Diskurs bezeichnet Hybridität die Zusammensetzung von prinzipiell verschiedenen Teilaggregaten. In der Genese der etymologischen, kultur-bzw. sozialwissenschaftlichen und technischen bzw. naturwissenschaftlichen Rezeption kommt Ha (2005) zur folgenden „extrem verkürzten“ Neufassung des Begriffs: „Hybridität besteht [immer] dann, wenn es nicht mit sich selbst identisch ist und sich immer neu erfindet“ (ebd., 54). Reckwitz (2008b) hingegen verweist auf die eindeutigere Verwendung des Hybriditätsbegriffes innerhalb des technischen Diskurses im Gegensatz zum tradierten biologischen Diskurs, denn dort wird durch die Schnittstelle Mensch und Maschine direkt die Artifizialität von Kultur augenscheinlich, nicht deren Natürlichkeit. Grundsätzlich bedeutet Hybridität demnach, dass unterschiedliche Code- und Sinnelemente miteinander kombiniert werden, im Sinne einer Montage, so dass „Differenzmuster, die einander scheinbar widersprechen, (…) sich in einem hybriden Gebilde in eigentümlicher Kombination wieder[finden], ohne aufgehoben zu sein“ (ebd., 19).

  56. 56.

    Innerhalb dieses Forschungsfeldes überlappen “Cultural Studies“ und “Postcolonial Studies“. Ausgehend vom Präfix post könnte man annehmen, dass die Zeit nach dem Kolonialismus Gegenstand dieser Forschungsrichtung ist, stattdessen aber fokussiert man sich auf die anhaltende Präsenz kolonialer Strukturen und setzt sich kritisch mit ihnen und insbesondere mit der damit zusammenhängenden Hegemonie des Westens auseinander. Insofern ist das Präfix post auf die „uneinheitlichen Prozesse der Kolonialisierung und ihrer Nachwirkungen global veränderte Bedingungen“ bezogen (Kossek, 2003, 109). Entwickelt wurde die postkoloniale Theorie vor allem von Intellektuellen, die vorrangig aus Indien und Afrika stammen, und in die USA bzw. nach England immigriert sind. Ein wesentlicher Bestandteil postkolonialer Theoriebildung ist auch die Auseinandersetzung und der Umgang des Westens mit Minderheitenpositionen (Prasad/Prasad, 2002): „Postcolonial theory is therefore of obvious relevance (…) for analysing the ways in which identities of otherness are produced out of dominant-group/marginal-group dynamics“ (ebd., 61).

  57. 57.

    Donna Haraway beschreibt den Inhalt des dritten Raumes auch als „temporal and spatial contradiction which do not resolve into larger wholes but have to be held in tension" (ebd., 1991, 149).

  58. 58.

    Julia Lossau (2009) sieht die dem Hybriditätskonzept inhärente Problematik der – entgegen seiner ursprünglichen Intention – wiederholten Essentialisierung von Identität bzw. Kultur in der Ambivalenz der Räumlichkeit bedingt, die Bhabha zur Beschreibung des „third space“ heranzieht. Sie argumentiert durch die Position von Peter Fuchs, dass Räume Differenzen innerhalb ihrer eigenen Lokalität bekräftigen können: „the process of distinguishing, i.e. of drawing distinctions (in space), conveys some hidden or rather underhand form of reification. In the process of distinguishing, both sides of the distinction are turned into spatial units which seem to be arranged ’side by side’, in space“ (ebd., 2001, 145).

  59. 59.

    Die Vielfältigkeit der Synonyme, die zur Beschreibung des dritten Raumes herangezogen werden, sind einerseits der Schreibpraxis von Bhabha selbst immanent, die angelehnt ist an Derridas Begriff der differance. Durch das Verweisen auf ähnliche Bedeutungen, kommt es zur einer von Brüchen durchzogenen Darstellung des Begriffes selbst (Hars, 2001). Damit hängt zusammen, dass die Denkfigur des Dritten Raumes nach wie vor stark theoriegetrieben ist und es sich nur wenige pragmatische Anwendungsbeispiele finden lassen. Das von Doris Bachmann-Medick 1998 vorgenommene Fazit bleibt symptomatisch für den Moment: Es handelt sich um „einen gegenwärtig längst noch nicht abgeschlossenen Konzeptualisierungsprozess in den Kulturwissenschaften“ (ebd., 22), die Sozialwissenschaften eingeschlossen.

  60. 60.

    Das subversive Potential der Hybridität arbeitet Bhabha vor allem in Rekurs auf Intellektuelle und Künstler heraus (Bronfen/Marius, 1997, 7, Rademacher, 1999). Aufgrund dieses Ansatzpunktes ist Bhabha eine Idealisierung bzw. romantische Verklärung der Minderheitenposition vorgeworfen worden. Dieser dritte Raum kann vielmehr auch Ausdruck einer Krisenerfahrung sein, die von den Migranten nicht immer nur positiv eingestuft wird (Bucakli/Reuter, 2004, 180). Bachmann-Medick beschreibt die Atmosphäre innerhalb des Dritten Raumes als „konfliktreichen Dauerzustand der Verunsicherung“ (ebd., 1998, 22). Ähnlich beschreibt Fuchs (1997a) den Zwischenraum als „sehr verletzlich“, da er an sich ständig bedroht ist und sogar entgegen seiner Intention der Essentialisierung Vorschub leisten kann. Dies passiert aber meiner Meinung nur dann, wenn von vorher getrennten Kulturen, die sich im dritten Raum vermischen, ausgegangen wird. Dennoch sind und bleiben die von Bucakli/Reuter (2004) aufgeworfenen Fragen relevant: „Allerdings läuft eine allzu feierliche Lobpreisung von ’Zwischen-Räumen’ mit dem Primat des Fließenden und Deterritorialen nicht nur Gefahr, die weiterhin bestehenden sozialen und ökonomischen Differenzen und Ungleichheit zu verwischen. Die Gefahr liegt auch darin, nicht erklären zu können, warum Identitäten mitunter resistent gegen Hybridisierungen sind, durch welche Kräfte anti-hybride, essentialisierende Diskurse nach wie vor generiert werden (…) (ebd., 2004, 171, vgl. Bachmann-Medick, 2006, 201).

  61. 61.

    Bhabha selbst beschreibt den dritten Raum als ,unrepresentable in itself.’

  62. 62.

    So schreibt Fuchs, dass der dritte Raum nicht nur ein „Ort der Verständigung, der vielschichtigen Interpretation, [sondern] par excellence der Übersetzung [ist] (ebd., 1997a, 312).

  63. 63.

    Somit ist eine “hyphenated identity“ letztendlich ebenso eine “trans-ethnicity“ (Friedman, 1997, 72). Um dieser Problematik „entgegen zu schreiben“ wird in der vorliegenden Arbeit favorisiert, eine intersektionale Analyse der Identität von Mentor und Mentee innerhalb der interkulturellen Mentoringbeziehung vorzunehmen.

  64. 64.

    Der Grad der Fremdheit, den ich gegenüber einem fremdkulturellen Mentoringpartner wahrnehme, ist auch abhängig von dem sozialen Wissen, das ich über diese Kultur erworben habe. Dies kann neben dem direkten Kontakt auch medial vermittelt und durch einen intensiven Wissenskontakt zwischen den Kulturen bedingt sein.

  65. 65.

    Inwieweit Mentor und Mentee den Anderen bezogen auf die ethnische/kulturelle Differenz als fremd empfinden, hängt einerseits maßgeblich von ihren Vorerfahrungen mit interkulturellen Situationen ab und andererseits davon, wie hoch die Diversität in der Mentoringbeziehung sich insgesamt gestaltet, d. h. wie groß die Differenzen und/oder Gemeinsamkeiten in Bezug auf die einzelnen Identitätsdimensionen sind. Das wird in der Untersuchung dahingehend berücksichtigt, dass neben den anderen Diversitätsdimensionen parallel auch Erfahrungen abgefragt werden, die sie für interkulturelle Begegnungen sensibilisiert haben könnten.

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Voigt, V. (2013). Der Kulturbegriff und kulturelle/ethnische Identität. In: Interkulturelles Mentoring made in Germany. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03205-0_3

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