Zusammenfassung
Schwer oder gar unmöglich vorstellbar ist für junge Menschen häufig die mit dem hohen Alter verbundene Metamorphose hin zu einer Person, der die Verrichtung alltäglicher Aufgaben zunehmend schwerer fällt.
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- 1.
2009 lebten von den geschätzt 2,34 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland 31 % (717 000 Personen) in vollstationären Pflegeheimen (vgl. Pflegestatistik 2009: 4). In diesem Beitrag werden auch die 20 % der Einrichtungen einbezogen, bei denen neben dem Pflegebereich ein Altenheim und/oder betreutes Wohnen angeschlossen ist (vgl. ebd. 15). Nicht berücksichtigt werden der ambulante Bereich der Altenpflege, reine Altenheime, ausschließlich betreutes Wohnen, Alterswohngemeinschaften, geriatrische Stationen oder gerontopsychologische Einrichtungen.
- 2.
Zur Idee der (interaktiven) Arbeit in Pflegeheimen, die notwendigerweise beide Seiten der Dienstleistung – Bewohner und Pflegekräfte – einschließt, vgl.u. a. Weihrich (2011:475 ff.).
- 3.
Der Wandel des Diskurses über das Alter zeigt sich, so wird vermutet, abseits moralphilosophischer Grundlagen und politischer Kämpfe besonders in Therapieformen, zum Beispiel für Demenzkranke, und den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Betreuung in Pflegeeinrichtungen. Diese sollen an geeigneter Stelle zu Rate gezogen werden.
- 4.
Am 25. August 2008 genehmigte das Bundesministerium für Gesundheit die BetreuungskräfteRichtlinie des GKV-Spitzenverbandes, die zusätzliche Betreuungskräfte für die Heimbewohner vorsah, die diese bei ihren alltäglichen Aktivitäten unterstützen und damit deren Lebensqualität erhöhen sollen.
- 5.
Im Dezember 2003 existierten laut Pflegestatistik bundesweit 9.743 zugelassene Pflegeheime; dies entspricht einem Anstieg gegenüber 2001 um 6,3 % und gegenüber 1999 um 10,0 %. (Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: „Erster Bericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über die Situation der Heime und die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner“ [Stand 15.08.2006], URL: http://www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/heimbericht/3/3-l-Grunddaten-zur-heiminfrastruktur-in-deutschland/3-l-l-anzahl-der-pflegeheime-und-verfuegbaren-plaetze-versorgungsdichte-auslastung.html.
- 6.
Nach Heinzelmann (2004: 57 ff.) können Altenheime aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als „totale Institutionen“ bezeichnet werden. Für sie gilt, nach Goffman (1973: 82): „Schon die Verpflichtung des Personals, bestimmte humane Normen der Behandlung von Insassen einzuhalten, stellt ein Problem dar, […] eine ganze Reihe weiterer typischer Probleme entstehen durch den ständigen Konflikt zwischen Normen der Humanität einerseits und der Leistungsfähigkeit einer Anstalt andererseits.“
- 7.
Schattenseiten sind zum Beispiel die strengen Zeitpläne, die als mangelhaft wahrgenommene Akzeptanz der Arbeit, die zu geringe Entlohnung, die schlechte Ausstattung der Pflegeheime etc.
- 8.
Darauf weist vor allem Saake hin. Sie betont: „Altenheime und Sozialstationen [sind] weit mehr von ihren jeweiligen Organisationsformen geprägt […] als von der Berücksichtigung individueller Bedürfnisse alter Menschen“ (Saake 2008: 264).
- 9.
Koch-Straube (1997: 298) sieht vor allem bei den Angehörigen, Ärzten, Sozialarbeitern und Mitarbeitern anderer Institutionen der Altenpflege die Entscheidungshoheit über den Umzug Älterer in ein Altenpflegeheim.
- 10.
Vgl. hierzu den vom Bundesministerium für Gesundheit herausgegebenen „Ratgeber zurPflege. Alles, was Sie zur Pflege wissen müssen“ (2011: 29 f.).
- 11.
Die Vielzahl möglicher Einbindungsformen kann der Betreuungskräfte-Richtlinie vom 19. August 2008 entnommen werden: „Malen und basteln, handwerkliche Arbeiten und leichte Gartenarbeiten, Haustiere füttern und pflegen, kochen und backen, Anfertigung von Erinnerungsalben oder -Ordnern, Musik hören, musizieren, singen, Brett- und Kartenspiele, Spaziergänge und Ausflüge, Bewegungsübungen und Tanzen in der Gruppe, Besuch von kulturellen Veranstaltungen, Sportveranstaltungen, Gottesdiensten und Friedhöfen, Lesen und Vorlesen, Fotoalben anschauen“ (vgl. GKV-Spitzenverband der Pflegekassen 2008: 3). Viele dieser Aufgaben zielen auf das Verrichten kleinerer kreativer Arbeiten und die Beteiligung an Gruppenaktivitäten ab. Hinzu kommt die individuelle Erinnerungsarbeit, die das bisherige Leben des Bewohners in den Mittelpunkt rückt und ihr Bedeutung beimisst: das gemeinsame Anschauen von Fotos und das Anfertigen von Erinnerungsalben.
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Dathe, S. (2014). Alter(n) und Altersbilder in Pflegeheimen. In: Pelizäus-Hoffmeister, H. (eds) Der ungewisse Lebensabend?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03137-4_10
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