Zusammenfassung
„Geteiltes Leid ist halbes Leid.“, sagte meine Oma zu mir, wenn sie mich aufforderte, ihr von meinen Problemen zu berichten, um mich dann großmütterlich zu trösten. Ob es wirklich genau 50 % sind, die man von seinem Leid abgibt, lässt sich wissenschaftlich nicht genau bestimmen, und doch ist an Omas Ratschlag einiges dran: Anderen von seinen Problemen zu berichten kann subjektives Belastungsempfinden verringern und zeigt sich nicht zuletzt im elementaren und angeborenen Bedürfnis des Menschen nach Zugehörigkeit (vgl. u. a. Thibault und Kelley, The social psychology of groups, Wiley, 1959; Jonas et al. Sozialpsychologie, 2007). Wenn ein Problem nicht alleine bewältigt, sondern in der Gruppe besprochen wird, erhöht sich außerdem die Anzahl der Perspektiven und damit auch der möglichen Lösungsvorschläge. Genau diese Effekte nutzt die Beratungsform der Supervision, in der berufliche Zusammenhänge in Form einer kollegialen Fallberatung gemeinsamen thematisiert werden.
Im letzten inhaltlichen Kapitel unseres Praxishandbuchs werde ich diese Variante der kooperativen Lösungsentwicklung vorstellen. Ausgehend von einer allgemeineren Gegenstandsbestimmung werden ausgewählte Gestaltungsformen der Supervision beschrieben. Diese unterscheiden sich je nachdem, ob die Gruppendynamik eines Teams oder ein spezifisches Thema im Vordergrund steht oder ob die gemeinschaftliche Beratung ohne anleitenden Supervisor stattfindet. Abschließend werden Möglichkeiten ausgelotet, wie Supervision in der zukünftigen Arbeitsorganisation einen Stellenwert erhalten kann und sich dabei insbesondere als Element der Betrieblichen Gesundheitsförderung einsetzen lässt.
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Notes
- 1.
Aus Gründen der Lesbarkeit beschränke ich mich in der schriftlichen Darstellung auf das männliche Geschlecht. Soweit nicht anders gekennzeichnet beziehen sich meine Ausführungen auf Frauen und Männer in gleichem Maße.
- 2.
Professionelle Supervisoren sind im Rahmen ihrer Tätigkeit bei einem entsprechenden Dachverband zertifiziert. Sollten Sie Supervision in Ihrem Unternehmen einführen wollen, empfehle ich Ihnen auf entsprechende Zertifikate zu achten. In Deutschland geben unter anderem folgende Fachverbände Auskunft über die Professionalität von Supervisoren:
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Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Beratung: www.dgsf.org
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Deutsche Gesellschaft für Supervision: www.dgsv.de
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Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen: www.bdp-verband.org.
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Literatur
Antons, A., Amann, A., Clausen, G., König, O., & Schattenhofer, K. (2004). Gruppenprozesse verstehen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Brinkmann, R. D. (2002). Intervision. Ein Trainings- und Methodenbuch für die kollegiale Beratung. Heidelberg: Sauer- Verlag.
Forster, J. (1981). Teamarbeit. Sachliche, personelle und strukturelle Aspekte einer Kooperationsform. In W. Grunwald & W. Lilge (Hrsg.), Kooperation und Konkurrenz in Organisationen. Bern: Haupt.
Hahnzog, S. (2006). Supervision und Coaching im Lehrerberuf. In Die bayerische Realschule, 52(7).
International Coach Federation (IFC) & PricewaterhouseCoopers (PwC). (2009). ICF Global Coaching Study- Final Report. http://www.pattywolfe.com/IFC%20Study.pdf. Zugegriffen: 15. Nov. 2013.
Jonas, K., Stroebe, W., & Hewstone, M. (Hrsg.). (2007). Sozialpsychologie. Heidelberg: Springer.
König, E., & Vollmer, G. (2008). Handbuch Systemische Organisationsberatung. Weinheim: Beltz.
Lippmann, E. (2009). Intervision. Kollegiales Coaching professionell gestalten. Heidelberg: Springer Medizin.
Schlippe, A.v., & Schweitzer, J. (2003). Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Schreyögg, A. (2010). Supervision – ein integratives Modell. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Thibault, J. W., & Kelley, H. H. (1959). The social psychology of groups. New York: Wiley.
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© 2014 Springer Fachmedien Wiesbaden
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Hahnzog, S. (2014). Supervision – Gemeinsam Lösungen entwickeln. In: Hahnzog, S. (eds) Betriebliche Gesundheitsförderung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02962-3_25
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