Zusammenfassung
In Deutschland werden je nach Schutzziel und Aufgabe Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke als so genannte Großschutzgebiete unterschieden. Nationalparke verfolgen einen sehr strengen Naturschutz. Im Sinne ihres Mottos ‚Natur Natur sein lassen‘ sollen sich diese zu „Wildnisgebieten“ entwickeln. Während in Nationalparken damit eine wirtschaftliche Nutzung so gut wie ausgeschlossen ist, schließen Biosphärenreservate die anthropogene Nutzung explizit mit ein: Die Reservate sollen einen aktiven Beitrag zur Entwicklung von Kulturlandschaften leisten und Modellräume der Nachhaltigen Entwicklung bilden.Naturparke bilden die älteste Kategorie der Großschutzgebiete in Deutschland. Im Vergleich zu Nationalparken und Biosphärenreservaten haben Naturparke das breit gefächertste Aufgabenprofil. Neben Naturschutz und Tourismus zählen heute Umweltbildung, Landschaftspflege und Nachhaltige Regionalentwicklung zu den Naturpark- Aufgaben. Gerade die Aufgabe der ‚Nachhaltigen Regionalentwicklung‘ wird heute immer mehr in den Mittelpunkt gerückt. Der Artikel fokussiert den Konstruktionscharakter von Naturparken, deren Zugänge zur Umsetzung der Nachhaltigen Regionalentwicklung und politische Aushandlungsprozesse, die nicht ausbleiben können, wenn unterschiedliche Akteure sich gleichermaßen als optimal dafür geeignet erachten, dieser Aufgabe nachzugehen.
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Notes
- 1.
Die Gebietskulisse der meisten Naturparke orientiert sich daran, dass sie zum einen durch eine Landesverordnung festgesetzt sind, zum anderen dass sie Gemeinden und Kommunen als Mitglieder haben.
- 2.
Zitatpassage aus einem am 19.04.2011 geführten Interview mit einem ehemaligen Naturpark Geschäftsführer aus Bayern.
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Weber, F. (2015). Naturparke als ‚natürlich gegebene‘ Regionen? Theoretische und praktische Reflexionen. In: Kühne, O., Weber, F. (eds) Bausteine der Regionalentwicklung. RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02881-7_9
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