5.1 Der erste Eindruck

Bei der Begegnung mit einem fremden Menschen, und wenn ich Sie nur durch einen viereckigen Kasten im Wohnzimmer besuche oder mich nur stimmlich aus dem Radiolautsprecher in Ihr Frühstück einmische, kommt dem ersten Eindruck eine besondere Bedeutung zu. Im Lauf unserer Entwicklungsgeschichte waren wir gezwungen, in verhältnismäßig kurzer Zeit zu entscheiden, ob jemand Freund oder Feind ist, ob uns jemand sympathisch ist oder nicht.

Wir beurteilen einen Menschen also sehr schnell und ordnen ihn ein. Die Wissenschaftler streiten sich jetzt, ob es eine halbe Sekunde oder drei Minuten sind, aber das ist für uns unerheblich. Es geht sehr schnell, und ehe wir uns umschauen, sind wir in einer Schublade drin. Für den ersten Eindruck gibt es keinen zweiten Versuch.

Dabei machen wir viele Fehler. Es passiert sehr oft, dass wir Menschen falsch einschätzen oder falsch beurteilen. In Tests zum Beispiel wurden Personen mit eng anliegenden Ohren als verschlagen, mit abstehenden als witzig und mit halb abstehenden als sympathisch beurteilt. Diese Einschätzungen sind falsch. Genauso wie der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Tierkreiszeichen. Es ließ sich nachweisen, dass es unmöglich ist, aufgrund eines Fotos auf die Intelligenz eines Menschen zu schließen (Lauster 1997, S. 31). An der Sprache kann man das schon besser beurteilen (Lauster 1997, S. 64ff.). Hier ergab sich eine gute Übereinstimmung. So fehlerhaft unsere Beurteilungen sein mögen, wir urteilen ständig.

Der erste Eindruck entscheidet oft darüber, ob wir bei einer Sendung hängen bleiben oder ob wir Lust haben, einem Redner länger zuzuhören. Deswegen legen Produzenten und Redakteure oft großen Wert darauf, dass der Typ des Moderators zum Sendeformat passt. Das führt häufig zu großem Ärger bei abgelehnten Kandidaten.

Wenn ich mich vorstelle, ziehe ich mich also beim Casting schon passend zum Sendeformat an und habe unter Umständen auch verschiedene Fotos von mir dabei, die meine verschiedenen Seiten zeigen.

Warum ist Ihnen jemand sympathisch? Denken Sie einmal darüber nach, warum Ihnen jemand sympathisch war, den Sie auf einer Party oder bei einem Geschäftsessen kennen gelernt haben. Im Grunde sind es drei Faktoren: Die non-verbale Botschaft, also was sagt jemand durch Kleidung, Körpersprache und Auftreten, die paraverbale Botschaft, also Stimme, Klang und Melodie des Gesagten und drittens die verbale Aussage, also das, was jemand sagt. Die averbalen Äußerungen, also die Äußerungen von Lauten können wir hier vernachlässigen.

Auch wenn die Zahlen dazu teilweise veraltet oder widersprüchlich sind, kommt den non-verbalen und den paraverbalen Faktoren eine deutlich größere Bedeutung zu, als dem, was jemand sagt. Ein muffliger Verkäufer kann sehr wohlklingende Worte benutzen, wir glauben ihm nicht und ein Politiker, der sich mit monotoner Stimme aufregt, bleibt unglaubwürdig. Außerdem beschäftigen sich heute sehr viele Menschen mit der Körpersprache und entdecken erst Ihre verschränkten Arme, anstatt Ihnen zuzuhören.

Ein Gehörloser ist angeklagt. Die Gebärdendolmetscherin erklärt dem Gericht, was der Angeklagte in Gebärdensprache gesagt hat. Anschließend bezichtigt der Angeklagte sie der Lüge. Er behauptet, das an ihren sprachbegleitenden Bewegungen gesehen zu haben. Und tatsächlich hat ihm die Dolmetscherin nicht geglaubt. Deswegen waren auch ihre Bewegungen unglaubwürdig.

Was Sie sagen ist am Anfang völlig unerheblich für Ihre Sympathiekurve. Das ändert sich natürlich im Laufe des Abends oder der Sendung, aber zunächst mal ist es so. Und trotzdem benutzen Sie einen Großteil Ihrer Energie für die Inhalte Ihrer Moderation und kümmern sich weniger um Tonfall und Körpersprache.

Sympathisch sind mir in erster Linie Menschen. Und wenn mir Sendungen oder Firmen sympathisch sind, dann, weil ich sie mit bestimmten Menschen verbinde. Begriffe wie »Mr. Tagesschau« oder die »Vorzeigefrau der Grünen« machen das klar. Und wenn ich in meinem Seminar ein Vorstandsmitglied der Firma Geberit coache und der Mensch mir sympathisch ist, dann freue ich mich über jede Toilettenspülung dieser Marke, die ich sehe. Deswegen braucht man für so viele Formate die jeweils passenden Moderatoren. Sie sollen der Sendung ein Gesicht geben und die Sendung persönlicher machen.

Die fünf psychologischen Gesetze des ersten Eindrucks habe ich in dem lesenswerten Buch von Altmann (1999) gefunden, der uns damit einen guten Einblick in die Mechanismen gibt, die beim ersten Eindruck eine Rolle spielen. Das erste Gesetz ist also die relativ kurze Zeit, die der andere sich nimmt, um uns einzuordnen. Bei Altmann sind das drei Minuten. Bei neueren Tests genügte Testpersonen eine Zehntelsekunde pro Bild, um aus einer Reihe von Porträts den Sympathieträger herauszufinden.

Das zweite psychologische Gesetz besagt, dass wir anschließend am liebsten solche Eindrücke wahrnehmen, die den ersten Eindruck bestätigen. Wir lieben alle den Satz Siehst du, das habe ich gleich gesagt oder Wusste ich’s doch . Wir wollen alle Recht behalten und bilden uns etwas auf unsere Menschenkenntnis ein. Wenn jemand an den ersten beiden Arbeitstagen zu spät kommt, kann er von da an jeden Tag eine halbe Stunde zu früh kommen. Er bleibt der Unpünktliche.

Wir verallgemeinern sehr oft, ohne dass es dafür eine Grundlage gäbe. Das ist das dritte psychologische Gesetz des ersten Eindrucks. Wir suchen nach einem auffälligen Merkmal und hängen da eine ganze Reihe von Eigenschaften an. Manager mit ungeputzten Schuhen sind ledig oder Blondinen sind doof, Professoren zerstreut und Studenten stehen politisch links . Wir interpretieren volle Lippen als sinnlich und eine hohe Stirn verbinden wir mit Intelligenz. Immer unter dem Motto: Wer lügt, der stiehlt bzw. Wer fettige Haare hat, hat auch eine unaufgeräumte Wohnung . Dabei ist es unerheblich, ob wir damit Recht haben. Natürlich gibt mir die Art, wie sich jemand kleidet, einen Anhaltspunkt für die Art, wie er seine Arbeit machen wird. Aber eben nur einen Anhaltspunkt.

In einem Versuch (Kelmer und Stein 1978, S. 56f.) legte man einer Reihe von Versuchspersonen Bilder verschiedener weiblicher Ohren vor. Anschließend wurden die Versuchspersonen gebeten, die zu den Ohren gehörenden Personen vergleichend einzuschätzen.

Aufgabe

Stellen Sie sich das Bild eines weiblichen Ohres vor! Einmal mit einem Ohrring und einmal ohne. Welche Frau ist erfolgreicher? Welche Frau würden Sie lieber zur Freundin haben?

In meinen Seminaren sind die Ansichten immer ganz klar. Mit Ohrring ist erfolgreicher und auch als Freundin beliebter. In dem oben genannten Versuch waren von 80 männlichen und weiblichen Versuchspersonen 68 Prozent der Meinung, dass die Frau mit dem Ohrring erfolgreicher sei, 72 Prozent fanden sie gepflegter, 54 Prozent fanden sie angenehmer und 63 Prozent würden sie lieber zur Freundin haben.

Interessant sind aber nicht die genauen Zahlen. Interessant ist, dass die meisten Versuchspersonen werteten, obwohl sie ausdrücklich die Möglichkeit hatten, beide Bildpaare gleich einzuschätzen. Nur 6 Prozent der Versuchpersonen waren der Meinung, dass sie einen Menschen doch nicht aufgrund eines Ohrrings einschätzen könnten.

Den Versuch wiederholte man mit dem Vergleich männlicher Hälse, einmal mit Fliege und einmal mit Krawatte, oder einer Hand mit Zigarette bzw. mit Zigarre. Es ergab sich immer ein ähnliches Ergebnis. Die Menschen entschieden sich aufgrund solcher Nichtigkeiten.

Der Mensch ist negativ gepolt, das heißt, er nimmt etwas Negatives immer stärker wahr als etwas Positives, sagt das vierte psychologische Gesetz. Was ist der erste Satz, wenn wir abends nach Hause kommen? Stell Dir vor, was mir heute wieder Furchtbares passiert ist! oder so ähnlich. Und das nur, weil mir jemand nach einem erfüllten, erfolgreichen Arbeitstag die Vorfahrt genommen hat. Etwas Neues oder Ungewohntes wird in der Regel zunächst einmal negativ gesehen. Dass ein Ehepaar seit 20 Jahren glücklich ist, wollen wir nicht lesen. Aber wenn sie sich scheiden lassen, kaufen wir die Zeitung, die darüber berichtet.

Der Mensch ist ein Augentier, sagt Leonardo da Vinci und formuliert damit gleich das fünfte psychologische Gesetz des ersten Eindrucks. Wir nehmen die Umwelt zu ca. 85 Prozent durch unsere Augen wahr und nur zu einem Bruchteil mit den übrigen Sinnen. Je nach Autor verschieben sich die Zahlen etwas, aber es sind in etwa immer ca.

  • 85 Prozent Sehen

  • 10 Prozent Hören

  • 3 Prozent Riechen

  • 1 Prozent Tasten

  • 1 Prozent Schmecken

Als mein Sohn zwölf war und mir nach der Schule von der neuen Lehrerin erzählte, sagte er Papa, als die Neue reinkam, wusste ich gleich Bescheid. Genauso meinte er das. Er war sich mit seinen zwölf Jahren ganz sicher, dass er wusste, wie diese Lehrerin war, nur weil er gesehen hatte, wie die Lehrerin in das Klassenzimmer hereingekommen war. Danach entschied er dann, ob er sich gerade hinsetzen sollte oder weiter lümmeln konnte. So bedeutsam ist dieser erste Eindruck. Das Bild, das man sich von Ihnen macht, ist also nicht nur im Fernsehen Ihre wichtigste Visitenkarte.

Störfaktoren, warum wir oft nicht so wahrgenommen werden, wie wir wirklich sind, gibt es eine ganze Menge. Wir übertragen zum Beispiel frühere Erlebnisse auf die Menschen, denen wir begegnen. Und wenn einer so aussieht wie jemand, den wir geliebt oder gehasst haben, wird das unser Verhältnis beeinflussen. Wir übertragen eigene Fehler und Einschätzungen auf andere, wir katalogisieren nach Sternzeichen, nach Körperbau, sowie nach Berufen.

Wir beurteilen Menschen anders, je nachdem in welcher Umgebung wir ihnen begegnen. Ein Polizist auf einer Party ist etwas anderes als nachts in dem blinkenden Polizeiauto, das vor uns her fährt. Und denen, die uns sympathisch sind, ordnen wir viel mehr positive Eigenschaften zu. Leute, die wir mögen, können immer mehr als Leute, die wir nicht mögen. Wenn wir selber glauben, intelligent zu sein, schätzen wir auch die Intelligenz von anderen höher ein.

Weitere Gesetzmäßigkeiten haben sich im Laufe der Jahre in meiner Arbeit noch ergeben. Es ist zum Beispiel ganz entscheidend, was ich über jemand weiß oder gehört habe. Wenn zwei Portraits mit Offzier und Arbeitsloser beschriftet werden, richtet sich unsere Sympathiekurve nach der Bildunterschrift und nicht nach dem Bild. Außerdem sind Beurteilungen relativ. Nach einer sehr hübschen Vorgängerin oder einem vor der Kamera sehr unbegabten Kollegen werde ich von den Zuschauern anders bewertet.

Zu sein, wie man ist, ist besonders in den Medien ziemlich schwierig. Ständig spielen wir irgendwelche Rollen, um uns abzusetzen und aufzufallen, anzupassen und einzufügen. Und manchmal sind wir uns dessen nicht einmal bewusst. Wenn wir uns also mit diesen Spielregeln des menschlichen Miteinanders beschäftigen, tun wir uns leichter, die Rolle desjenigen zu übernehmen, der einer großen Anzahl von Menschen Vergnügen bereiten soll.

Bereiten Sie sich auf die Rolle vor, die Sie spielen wollen. Denken Sie sich in die hinein, die Ihnen Arbeit anbieten. Und wenn es nicht klappen sollte, wenn eine Sendung floppt oder eine Veranstaltung daneben geht, dann denken Sie nicht nur darüber nach, was Sie vielleicht falsch gemacht haben. Untersuchen Sie einmal die ganzen Störfaktoren, die unsere Kommunikation beeinflussen. Vielleicht hat Ihrer Zielgruppe auch nur einfach »Ihre Nase nicht gepasst«. Auch beim Moderieren gehört eben ein ganz kleines bisschen Glück dazu.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Körpersprache und Tonfall entscheiden über die Sympathie.

  2. 2.

    Menschen stehen für Sendungen, Firmen oder Produkte.

  3. 3.

    Der erste Eindruck ist sehr kurz, aber entscheidend.

  4. 4.

    Wir wollen beim ersten Eindruck Recht behalten.

  5. 5.

    Wir verallgemeinern unzulässig.

  6. 6.

    Negatives fällt stärker auf als Positives.

  7. 7.

    Wir nehmen die Umwelt zu 85 Prozent mit den Augen wahr.

  8. 8.

    Was andere über mich wissen beeinflusst ihre Beurteilung.

  9. 9.

    Urteile sind relativ.

5.2 Die Begrüßung

Womit fängt jede Rede oder Moderation an? Nein, nicht mit der Begrüßung, da kommt noch etwas davor! Jede Rede oder Moderation beginnt mit einer Pause. Geben Sie dem Zuschauer die Möglichkeit, Sie einen Moment wahrzunehmen, wenn Sie in sein Wohnzimmer platzen. Sie erzählen damit, dass Sie erst nachdenken, dass Sie sich genau überlegen, was Sie Ihrem Publikum sagen, dass Sie sich auf die Situation einstellen. Und das ist eine sehr wichtige Botschaft.

Es wirkt angestrengt und atemlos, wenn Sie sofort und womöglich mit viel Energie loslegen (besonders Cutter und Regisseure sollten darüber nachdenken, ob man wirklich alle Einatmer wegschneidet!). Souveräner wirken Sie mit einer Pause. Aber natürlich nicht zu lange. Ein kurzer Augenblick der Sammlung, und dann geht es los mit der Begrüßung. Beide Versionen online zum Vergleich:

9

Wenn Sie normalerweise mit »so« oder »also« oder »ja« beginnen, tun Sie das jetzt stumm. Nur Moderatoren, denen ihr Publikum egal ist, reden einfach wild drauflos. Vor anderen Menschen zu sprechen, ist ein Zeichen von Macht. Wie viel größer ist die Macht, wenn man sich traut, vor anderen zu schweigen! Noch dazu, wenn man die Pause dazu benutzt, sich auf die Zuhörer einzustellen.

Heißen Sie Ihre Hörer willkommen! Der Anfang einer Moderation hat eine besondere Bedeutung. Sie sollten Ihre Zuschauer so begrüßen, wie Sie selbst begrüßt werden wollen. Nicht mit irgendwelchen Floskeln, dahergesagt und ohne Unterton, sondern die Zuschauer sollten das Gefühl haben, gemeint zu sein.

Viele Sendungen beginnen immer mit demselben Satz. Das kann ein wirksames Mittel sein, die Sendung unverwechselbar zu machen und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Aber nur, wenn man sich für die Begrüßung etwas einfallen lässt. Schon bei der Formulierung dass Sie alle so zahlreich erschienen sind oder dass Sie wieder eingeschaltet haben entweicht uns ein Seufzer der Ungeduld. Besser ist es, man lässt sich da etwas Individuelles einfallen.

Die Begrüßung ist zackig wie beim Militär. Wenn man sich ansieht, mit welchem grimmigen Unterton mancher Moderator Herzlich willkommen zu Info-TV! sagt, beschleicht den unbefangenen Betrachter das Gefühl, etwas ausgefressen zu haben. Der Gedanke dahinter ist wohl, dass man versucht, dem Zuschauer zu vermitteln, wie unwichtig die Begrüßung ist, im Vergleich zu den tollen Beiträgen, die gleich kommen.

Die Begrüßung ist geleiert, als sei sie unwichtig. Der Moderator ist der Meinung, dass es bei der Begrüßung noch nicht richtig losgeht und spricht sie nebenbei. Erst danach setzt er zu dem tiefen Einatmer an, der den Beginn der Sendung signalisiert. Hören Sie sich im Internet mal ein paar solcher schlechter Beispiele an.

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Jetzt folgen ein paar Begrüßungen mit einem positiven Unterton und ich erkläre Ihnen in dem Satz, den ich anschließe, welcher Unterton gemeint war. Die Begrüßungen haben also alle den selben Wortlaut, aber den Unterton des jeweils folgenden Satzes.

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Das klingt jetzt nett und persönlich. So könnten Anfänge für verschiedene Sendeformate klingen. Egal ob Herzlich willkommen, Hallöchen, hier sind wir wieder oder Radio Wellenberg – Hits für Kids , die Anzahl der Töne ist unbegrenzt, ich muss sie nur anwenden. Mit einem Unterton kann ich so auch Banales zum Leben erwecken.

Aber auch den Text kann ich ändern! Dann habe ich es viel leichter. Wie oft höre ich das Argument, man müsse die Zuschauer oder Zuhörer ja schließlich begrüßen. Und da gebe es zu Herzlich willkommen bei Info-TV oder Guten Abend, meine Damen und Herren keine Alternative. Auf den ersten Blick sieht das so aus. Doch denken Sie einmal darüber nach, ob Sie nicht Alternativen finden.

Aufgabe

Überlegen Sie sich Variationen zu der Formulierung Herzlich willkommen bei Info-TV?

Die Anzahl der Alternativen wird größer, je weiter Sie sich von der Vorlage entfernen, aber ich will Ihnen nur zeigen, wie viel Spielraum Sie auch in der engsten Struktur haben. Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Info-TV, herzlich willkommen!

  • Willkommen bei Info-TV.

  • Ich begrüße Sie herzlich zu Info-TV.

  • Ihr Info-TV heißt Sie herzlich willkommen.

  • Hier sind wir wieder: Info TV. Willkommen!

  • Sie wissen was kommt, Info-TV, guten Abend!

  • Willkommen, schön, dass Sie wieder dabei sind.

  • Donnerstag, achtzehn Uhr, Info-TV, guten Abend.

  • Da sind wir wieder! Sie sehen Info TV auf xyz.

  • Mit Info-TV wird es achtzehn Uhr, herzlich willkommen.

Wir könnten die Reihe unendlich fortsetzen. Ich bin überzeugt, jeder Praktikant im Sender brächte es in einer halben Stunde auf weit über 50 Formulierungen. Unbedingt nötig ist das nicht, aber es würde Sie vor dem Leiern bewahren und den falschen Untertönen, wenn Sie sich jedes Mal Gedanken machen müssen.

Wenn Sie also die freie Auswahl haben, wirkt die Begrüßung frischer, dynamischer und authentischer. Denn Sie wissen ja ein paar Sekunden vor der Sendung noch nicht, welche Formulierung Sie heute wählen werden. Sie sind also gezwungen, beim Sprechen zu denken. Und das werden Ihre Zuschauer positiv bemerken. Machen Sie sich einen Stern mit vier oder fünf Strahlen, üben Sie ein paar Mal, und jetzt fangen Sie jedesmal anders an.

Warum ist der Morgen immer wunderschön? Wie viele Menschen wünschen einem einen wunderschönen guten Morgen. Da ist ja auch nichts dagegen zu sagen. Aber als ob es keine anderen Adjektive gäbe. Experimentieren Sie mal. Ich habe mich mal eine halbe Stunde hingesetzt und folgende Varianten gefunden:

  • einen gut gelaunten Morgen

  • einen leisen guten Morgen

  • einen gemütlichen guten Morgen

  • einen überraschungslosen guten Morgen

  • einen freundlichen guten Morgen

  • einen gnädigen guten Morgen

  • einen spannenden Morgen

  • einen stressfreien Morgen

  • einen kurzweiligen Morgen

  • einen entspannten Morgen

  • einen ausgedehnten guten Morgen

  • einen lächelnden guten Morgen

  • einen genüsslichen guten Morgen

  • einen angefüllten Morgen

  • einen langen guten Morgen

  • einen gut zu nutzenden Morgen

  • einen Morgen, der Sie mag

  • einen Morgen, der Ihnen gut tut

  • einen hilfreichen Morgen

  • einen behaglichen Morgen

  • einen ansteckenden guten Morgen

  • einen himmelblauen Morgen

  • einen frischen Morgen

  • einen gut duftenden Morgen

  • einen erfolgreichen Morgen

  • einen entscheidungsfreudigen Morgen

  • einen energiegeladenen Morgen

  • einen sprudelnden Morgen

  • einen Morgen, der sich gewaschen hat

Und wenn Sie jetzt noch einmal laut Ich wünsche einen wunderschönen guten Morgen sagen, lebt auch die alte Floskel wieder. Merken Sie, wie schön sie jetzt klingt? Doch eben nur, wenn Sie sie nicht dauernd verwenden.

Mal ganz anders anfangen? Natürlich können Sie erst begrüßen und dann loslegen. Aber es geht auch anders. Sie können mit dem Wichtigsten anfangen, bevor Sie begrüßen. Mein Gott, war das ein Kampf gestern. 2:0 gewonnen. Deutschland ist im Siegestaumel. Herzlich willkommen zu … oder Auf diesen Moment habe ich lange gewartet. Jetzt ist er da, und ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Am besten sage ich einfach erstmal: Danke! Ich begrüße Sie zu… Ich persönlich habe noch keine meiner Reden und vielen, vielen Vorträge mit der Begrüßung begonnen. Ganz davon abgesehen, dass ich meist nicht der erste bin, der begrüßt. Und ich könnte ja nur sagen: Auch von mir nochmal ein ganz herzliches… Ich darf Sie auch ganz herzlich… Nein, das macht der König nicht.

Die Fernsehmoderatorin Alexandra Polzin hat noch einen sehr guten Tipp: Fange auf der Bühne erst mit der Moderation an, wenn Du im Publikum das erste Lächeln gesehen hast. Sie machen sozusagen Ihr eigenes Warm-up. Sehr wirkungsvoll!

Wen als ersten begrüßen? Sie können mit dem wichtigsten Gast anfangen. So ist das richtig. Auch in einem Filmvorspann kommen die wichtigsten Schauspieler zuerst. Eine Alternative ist es, den wichtigsten Gast zum Schluss zu nennen. Der Schluss ist immer eine besondere Stelle, zumal wenn Sie anschließend mit dem wichtigsten Gast das Gespräch anfangen.

Die protokollarische Reihenfolge sieht so aus (Pabst-Weinschenk 1999, S. 143): Erst gewählte Repräsentanten (Bürgermeister) vor Verwaltungsbeamten (Stadtdirektor); Bund vor Land, Land- oder Stadtstaat vor Kreis vor Stadt; die Präsidenten oberster Gremien (Bundestag, Bundesbank) kommen vor den Abgeordneten der Parlamente; Hohe Generäle nennen wir nach Fraktionsvorsitzenden, aber vor Abgeordneten; Kirchliche Würdenträger vor weltlichen, also Pastor, Pfarrer vor Präsident der Handelskammer, Vorsitzenden einer Gewerkschaft oder einem Kreis-Innungsmeister.

Damen kommen vor Herren, aber wenn es sich um Ehefrauen der Repräsentanten handelt, werden erst die Amts- und Würdenträger und jeweils gleich hinter den Männern ihre Frauen begrüßt.

Von zwei Titeln nimmt man nur den ersten. Also bei Dr.Dr. genügt der erste Dr ., bei Prof.Dr. genügt der Prof. Titel sind nur maskulin, also keine Professorin oder Doktorin. Das Herr vor dem Wort Doktor bitte nur bei einem Arzt und vor allem den Titel nicht auch beim Ehegatten benutzen. Es sei denn, Sie leben in Österreich…

Ehepartner nicht beim Vornamen nennen. Da hört man manchmal eine seltsame Formulierung. Wer ist in Berlin angekommen? Präsident Maier und seine Frau Sieglinde oder Botschafter Gruber und seine Frau Martha. Das kommt uns sehr vertraut vor.

Aber haben Sie schon mal gehört Senatorin Giehl und ihr Mann Jens oder die Fraktionsvorsitzende Römer und ihr Mann Gerhard ? Das klingt ein bisschen komisch. Bemühen wir uns also um sprachliche Emanzipation und lassen den Vornamen des Ehepartners in beiden Fällen einfach weg.

Namen sind sehr wichtig, und sie müssen richtig ausgesprochen sein. Geben Sie sich damit große Mühe. Der Name ist das wichtigste Wort im Leben eines Menschen, und den hört er gerne oft, und vor allem richtig gesprochen. Auch schwierige Namen müssen Ihnen so mühelos von den Lippen gehen, als würden Sie sie täglich benutzen. Wie Sie einen Namen aufschreiben, hat niemanden zu interessieren, Sie müssen ihn nur richtig aussprechen. Trainieren Sie das am besten mit den sinnentleerten Übungen, die ich in meinem Buch »Sprechertraining« vorgestellt habe. Wenn Sie einen Studiogast haben, lassen Sie sich gleich eine Visitenkarte geben und den Namen vorsprechen, so können Sie sich Namen und Aussprache leichter merken.

Bedanken Sie sich nur in Ausnahmefällen fürs Einschalten, fürs Kommen, fürs Zuhören. Das sind Allerweltsfloskeln, die wir nicht mehr hören wollen, denn sie sind fast nie ernst gemeint. Wenn sich einer bei mir bedankt, dass ich den Weg hierher gefunden habe hält er mich doch für einen Deppen, der nicht mit seinem Navigationssystem umgehen kann, oder?

Sollten Sie aber wirklich überrascht, verwundert, begeistert, erfreut sein, wer da alles gekommen ist, dann dürfen Sie das selbstverständlich auch sagen.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Beginnen Sie mit einer Pause.

  2. 2.

    Variieren Sie die Begrüßung in Text oder Unterton.

  3. 3.

    Beginnen Sie mal ungewöhnlich!

  4. 4.

    Beachten Sie beim Begrüßen die protokollarische Reihenfolge.

  5. 5.

    Geben Sie sich Mühe mit der Aussprache der Eigennamen.

5.3 Der Einstieg

Was ist denn nun der Einstieg? Doch die Begrüßung? Nein! Bei vielen Gelegenheiten kann es sinnvoll sein, zwischen Begrüßung und Anfang noch einen Gedanken dazwischen zu schieben. Dieser Gedanke soll die Situation der Zuhörer im Moment der Rede aufgreifen, und dann zum Thema führen. Ein überhitzter Raum vielleicht, ein Satz zum Tagesgeschehen oder zum Wetter (bitte nur, wenn es wirklich außergewöhnlich ist), eine Bemerkung zu einem Zeitungsbericht über die Veranstaltung oder etwas Ähnliches.

Holen Sie Ihre Hörer ab! Ein Quiz, bei dem der Kandidat heute vor der Millionenfrage steht, beginne ich nicht damit, dass ich auf die Zuschauermails eingehe. Ein Magazin, in dem ein gefälschter Beitrag lief, beginne ich nicht mit ein paar Witzen, und eine Sendung mit einem Exklusiv-Interview von Mister Oberwichtig beginne ich nicht mit der Erklärung eines Gewinnspiels in der nächsten Woche. Erst Herr Oberwichtig, dann kann ich das Gewinnspiel erklären, um die Spannung zu steigern, und dann kommt er wirklich.

Ein guter Einstieg ist ein sehr wirksames Mittel, Kontakt zum Zuschauer aufzunehmen. Er wirkt locker, persönlich, und er ist vor allen Dingen spontan.

Der beste Einstieg ist die größte Gemeinsamkeit zwischen mir und meinen Zuschauern. Manchmal ist es etwas ganz Banales, wie die Tatsache, dass wir alle keinen Parkplatz gefunden haben, es draußen stürmt oder Deutschland vor einer Stunde Fußballweltmeister geworden ist.

In der Verkaufspsychologie hat man festgestellt, dass ein Verkaufserfolg um so wahrscheinlicher ist, je ähnlicher der Verkäufer dem Kunden ist (Altmann 1999, S. 16f.). Die gleiche Körpergröße bringt einen Vorteil von 4 Prozent, die gleiche Ausbildung 12 Prozent und das gleiche Einkommen sogar ein Plus von 13 Prozent. Je mehr Sie also die Gemeinsamkeiten betonen, desto besser kommen Sie an.

Greifen Sie auf, was alle denken, die da sitzen, und Sie sind sofort einer von ihnen. Die Pressekonferenz einer Firma, die in die Schlagzeilen geraten ist, beginne ich damit, dass ich die Bereitschaft erkläre, die strittigen Punkte anzusprechen. Und ich tue nicht so, als habe ich von der Aufregung nichts gehört. In einer Sendung mit einem von allen erwarteten Studiogast, kann ich mit der Bestätigung anfangen, dass er wirklich da ist.

Unvergessen ist Bernhard Grzimek, der seine Tiersendung, nachdem er von Loriot am Vortag in einer Kabarettsendung glänzend imitiert wurde, mit den Worten begann: Heute bin ich es wieder selber! Er hat das ausgesprochen, was seine Zuhörer gerade gedacht haben.

Besonders in schwierigen Situationen sollten Sie gleich zur Sache kommen. Fehler zugeben, Schwierigkeiten ansprechen und die eigene Unzulänglichkeit zur Diskussion stellen ist nicht sehr populär, aber wirkungsvoll. Ein Fehler, den man zugibt, bietet kaum noch Angriffsfläche.

Ich habe das mal einer jungen Moderatorin vorgeschlagen, die mich danach angiftete: Du hast ja keine Ahnung, wie es beim Sender x zugeht! Da hat sie Recht. Ich kenne den Sender nur durch seine Sendungen, und sie muss entscheiden, ob sie meine Tipps befolgt. Schließlich würde ja auch sie entlassen werden, wenn man mit ihr nicht zufrieden ist, und nicht ich. Aber in vielen, vielen Beispielen in der Praxis siegt Ehrlichkeit.

Ein Beispiel für Ehrlichkeit: Jahrestreffen eines großen Lehrerverbandes, der sich zu dieser Zeit sehr mit dem Kultusministerium herumstritt. Die Kultusministerin war als Begrüßungsrednerin geladen. Am Morgen des Veranstaltungstages fragten sich 650 Lehrer, ob sie wirklich kommen werde. Sie kam. Und nachdem sie ihre Begrüßungen gemacht hatte, fing sie folgendermaßen an:

Als meine Freunde mich fragten, wo ich denn heute hingehe, sagte ich, auf den Lehrertag nach xy. Was, sagten meine Freunde, da traust du dich hin? Du gehst nach xy? Ja, sagte ich, da traue ich mich hin. Wir sind anderer Meinung. Wir sind sogar ganz anderer Meinung, aber wenn wir nicht miteinander im Gespräch bleiben, werden wir die anstehenden Probleme nie lösen.

Ich bin heute noch begeistert, wie sie das gemacht hat. Die Spannung löste sich, weil sie genau das ausgesprochen hatte, was alle gedacht haben. Niemand war deswegen ihrer Meinung, aber das Eis war gebrochen.

Das Hier und Jetzt ist ebenfalls ein guter Einstieg. Sagen Sie, was Sie fühlen, wo Sie sich befinden und wie Sie dahin gekommen sind. Sprechen Sie die Situation an, in der Sie sich gerade befinden. Nehmen Sie die Zuschauer mit auf den Weg zu Ihrem Thema, den Sie jetzt gehen werden. Und wenn Sie dabei noch eine Idee haben, um so besser:

Den Dialog mit dem Hausmeister, der die Stühle aufgebaut hat, kann ich vielleicht als Aufhänger für ein Seminar zum Thema Kommunikation verwenden. Sachliche Fehler in der Ankündigung meines Vortrages bieten vielleicht die Gelegenheit, ein weit verbreitetes Missverständnis auszuräumen. Und ein Fernsehereignis auf dem anderen Kanal kann möglicherweise eine Einleitung für das Alternativprogramm sein.

Fangen Sie nicht mit einer Entschuldigung an! Natürlich können Sie sagen, dass Sie erkältet sind, dass Sie heute jemanden vertreten, dass Sie noch am Nachmittag nicht wussten, dass Sie hier stehen würden. Aber entschuldigen Sie sich nicht dafür. Zu sagen, dass man nervös ist, das ist das eine. Das kann sympathisch, und wenn es ehrlich ist, sogar souverän wirken. Aber sich für die Nervosität zu entschuldigen, ist etwas anderes. Dann schalte ich doch lieber zu einer Sendung, wo alles stimmt, oder?

Leiten Sie nur dann mit Ihrem schlechten Befinden ein, wenn sich dadurch für den Hörer oder Zuschauer Konsequenzen ergeben, zum Beispiel, dass Sie vielleicht zu leise sind oder häufig husten müssen. Wenn Sie sich dadurch aber nicht aus dem Konzept bringen lassen, wird es dem Hörer kaum unangenehm auffallen.

Den Zuschauer stört nur das, von dem Sie zeigen, dass es auch Sie stört. Wenn alle merken, wie sehr Sie sich über Ihre blöde Erkältung ärgern, ärgern sich alle gleich mit Ihnen. Und diesen Ärger können Sie vermeiden.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Holen Sie die Zuhörer ab, erraten Sie ihre Gedanken.

  2. 2.

    Betonen Sie die Gemeinsamkeiten.

  3. 3.

    Gibt es Spannungen, sprechen Sie sie gleich an.

  4. 4.

    Geben Sie Fehler zu.

  5. 5.

    Stimmen Sie Ihre Zuschauer auf das Thema ein.

  6. 6.

    Entschuldigen Sie sich nicht, wenn Sie nichts dafür können.

5.4 Der Anfang

Jetzt geht es endlich los. Jetzt können Sie anfangen! Aber bitte nicht mit dem Anfang. Wir bekamen in der Schule alle beigebracht, vorne anzufangen. Was haben Sie denn in der Schule über den Aufbau einer Rede gelernt? Richtig. Eine Rede besteht aus drei Teilen.

Die Einteilung in Einleitung, Hauptteil und Schluss ist selbstverständlich. Natürlich müssen Sie anfangen und wieder aufhören. Im Hauptteil sollen wir dann vorne anfangen. Wir arbeiten uns von der Gründung der Firma bis in die Gegenwart, oder wir berichten von der Vielzahl missglückter Versuche, bis wir heute angekommen sind. In der Überzeugungsrede sollen wir damit beginnen, wie es war, dann sagen, wie es ist, um dann zu entwickeln, wie es sein könnte.

Das machen unzählige Redner und Moderatoren nach, obwohl die Zuhörer bei einem solchen Redeaufbau mit großer Wahrscheinlichkeit langsam damit beginnen werden, die Nackenhaare ihrer Nachbarin zu zählen. Werfen wir einen Blick in die Geschichte! Sie ahnen, dass es lange dauern wird, bis der Redner zum Kern kommt. Konsequenz:

Fangen Sie nie vorne an! Das tun Sie beim privaten Gespräch auch nicht. Für den Fall, dass Sie jetzt nachdenklich die Stirn runzeln, weil Sie natürlich der Meinung sind, dass Sie immer vorne anfangen, denken Sie wieder einmal über die von mir schon mehrmals strapazierte Erzählung von Ihrem letzten Urlaub nach.

Aufgabe

Womit beginnen Sie bei einer Urlaubserzählung?

Sie fangen nicht damit an, wie Sie die S-Bahn zum Flughafen genommen haben, bei der blonden Dame von der Lufthansa eingecheckt haben, wie Sie durch die Passkontrolle gingen und sich am Kiosk eine Zeitung und einen Müsliriegel gekauft haben. Sie fangen da an, wo es spannend wird, wo es losgeht. Bei dem Ereignis in Ihrem Urlaub, das Sie am meisten beeindruckt hat.

Sie wollen ja, dass der andere Ihnen weiter zuhört. Und erst wenn Sie sich dessen sicher sind, liefern Sie die ergänzenden Informationen. Und da könnte dann die blonde Dame von der Lufthansa durchaus berichtenswert sein.

Das Wichtigste gehört an den Anfang. Stellen wir uns einmal vor, jemand erzählt uns von einem neuen Supercomputer. Er beschreibt die Möglichkeiten des Computers, seine Daten und die Ausstattung in allen Einzelheiten. Dann macht er eine kurze Spannungspause und erzählt, dass der komplette Computer 99 € kostet. Jetzt muss er alles noch mal erzählen. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir anders zugehört. Der käme ja für uns in Frage! Das wäre ja super! Aber was kann der noch mal alles?

Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn der Computer 120 000 € kostet. Wenn ich das vorher weiß, höre ich voller Bewunderung zu, was man mit einem solchen Computer alles machen kann, aber ich überlege nicht, ihn zu kaufen.

Anschließend kann der Griff in die Geschichte durchaus interessant sein, aber nicht zu Beginn. Stellen Sie sich einmal vor, wie lächerlich es wäre, wenn ein Gesprächspartner bei einer Party auf die Frage nach seiner beruflichen Ausbildung, so beginnen würde: Lassen Sie mich vorne beginnen. Im Jahre 1988

Im Schriftlichen fangen Sie vorne an, also bei Prospekten, Bedienungsanleitungen, bei den meisten Romanen und Erzählungen usw. Aufsätze in Schülerzeitungen beginnen immer mit dem Satz Um acht Uhr stiegen wir in den Bus . Aber nicht im Mündlichen. Hier sollte es deutlich schneller losgehen.

Sagen Sie nicht, was Sie gleich sagen werden. Natürlich dürfen Sie im Fernsehen oder Radio die Themen der Sendung ankündigen, das macht es unter Umständen spannender. Aber bei einer Rede gibt es manchmal nichts Langweiligeres, als die Struktur dessen anzukündigen, was Sie gleich machen werden. Das ist eigentlich nur bei sehr komplexen und schwierigen Sachverhalten sinnvoll. Und natürlich, wenn Ihr Publikum etwas lernen soll, also im Unterricht oder in Universitätsvorlesungen. Hier ermöglicht es die Agenda den Zuhörern leichter anzuknüpfen und einzuordnen. Aber bei einer Festtagsrede? Einer Mitarbeiterversammlung? Bei einer Rede, die ein Publikum motivieren soll? Im Alltag machen wir das auch nicht. Stellen Sie sich vor, Sie würden eine Urlaubserzählung auf einer Party so ankündigen:

Ich werde jetzt kurz über das Hotel sprechen, dann komme ich auf die Sportmöglichkeiten und zum Schluss werde ich die Kosten des Urlaubs beleuchten.

Jeder würde sich totlachen. Aber genauso beginnt fast jede Rede.

  • Bevor ich beginne…

  • Werfen wir erst einen Blick in die Vergangenheit…

  • Zunächst möchte ich…

  • Der Aufbau meines Vortrages ist folgender…

  • Beginnen würde ich mit…

  • Lassen Sie mich am Anfang…

Ich werde den Verdacht nicht los, dass der Redner diese Struktur für sich wiederholt, und nicht für seine Hörer. Für die wäre eine Zusammenfassung am Ende eine echte Hilfe, aber am Anfang?

Eine Rede ist kein privates Gespräch, da haben Sie sicher Recht. Doch warum soll es für die Rede andere Gesetzmäßigkeiten geben? Nur weil die Gruppe größer ist? Nur weil mir dabei normalerweise niemand antwortet? Wenn ich einen Einzelnen im Gespräch von einer Sache auf eine bestimmte Art überzeugen will, warum ist dieselbe Art keine gute Methode, wenn ich eine Gruppe von etwas überzeugen will?

Ganz abgesehen davon, dass es bei der Inflation von Rednern, Moderatoren und Ansagern für den Zuhörer ja gar keine Überraschungen mehr gibt, wenn alle gleich strukturieren. Der Zuhörer will immer wieder neu aufmerksam gemacht werden.

Der Anfang hängt auch vom Zuhörer ab. In einer Reisesendung muss ich nicht erklären, wie viele Menschen in ein Charterflugzeug passen, in einer Sendung über Thrombosen kann das zu Anfang wichtig sein. Nehmen Sie den Anfang, der Ihre Zuschauer am meisten interessieren könnte. Moderatoren fangen in den meisten Fällen vorne an, so als seien sie überzeugt, dass ihre Hörer nichts anderes tun wollen, als ihnen zuzuhören.

Zuschauer oder Zuhörer schalten um, wenn es sie nicht interessiert. Selbst bei Veranstaltungen kann ihr Publikum jederzeit aufstehen und gehen. Fangen Sie deshalb zum Beispiel mit dem an, was Sie selbst zum Thema am meisten beeindruckt hat.

Gehört das Wichtigste nicht an den Schluss? Es kann Themen geben, bei denen das Wichtigste zum Schluss kommen muss, weil Ihre Rede darauf aufbaut oder weil Sie wollen, dass die Zuschauer bis zum Interview mit dem Papst eingeschaltet bleiben. Auch dafür gibt es eine Lösung. Sagen Sie erst, dass am Ende der Sendung der Papst interviewt wird. Dann können Sie getrost den Beitrag über Wasserflöhe ankündigen. Wenn Sie ankündigen, dass am Ende etwas wirklich Verblüffendes kommt, dann können Sie vorne anfangen.

Wenn Sie zum Beispiel auf Ihrem Balkon stolpern, ist das nicht erzählenswert. Tun Sie das aber bei einer Audienz der englischen Königin, ist das etwas anderes. Hier müssen Sie also erst die peinlichste Geschichte ihres Lebens ankündigen, dann die vornehme Atmosphäre der Audienz beschreiben, und dann kommt das peinliche Stolpern. Erzählen Sie immer so, dass die Leute ihr Fernsehgerät eingeschaltet lassen oder im Vortragsraum sitzen bleiben. Darauf kommt es Ihnen ja doch wohl an.

Eine kleine Einschränkung gibt es. Sagen Sie das Wichtigste nicht schon im ersten Satz. Wir brauchen kurze Zeit, um uns an einen neuen Redner zu gewöhnen, und in diesen wenigen Sekunden hören wir nicht genau zu. Sagen Sie hier nichts wirklich Bedeutsames. Deswegen schlage ich Ihnen ja eine Begrüßung und einen Einstieg vor. Im Radio setzt man deswegen oft einen so genannten »Three-Element-Break« (Wetter, Zeit, Stationsname) vor die nächste Anmoderation. Der Moderator meldet sich damit vor dem Beitrag wieder zurück.

In der Antike war ein klassischer Redeaufbau sinnvoll. Denn eine Rede war damals etwas ganz anderes. Wir würden es heute ein Ein-Personen-Theaterstück nennen. Der Rhetor bereitete sich wochenlang vor, lernte jede Bewegung und Betonung auswendig und führte das Ganze dann auf. So ein Theaterstück hat genauso wie ein Roman oder eine Ballade einen kunstvollen Aufbau, der nicht durchbrochen werden sollte. Wenn Sie Ihre Rede als eine Performance verstehen, also als etwas, das entworfen, geprobt, gefeilt und dann aufgeführt wird, dann machen Sie es so, die klassischen Regeln für diesen Fall haben nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Aber eben nur dann. Freie Rede war ja ursprünglich nicht das Gegenteil von ablesen oder auswendig lernen, sondern jemand war stolz, frei reden, also alles sagen zu dürfen.

Benutzen Sie rhetorische Figuren, wie Übertreibung oder wörtliche Rede, wenn Sie das wollen. Da können wir aus der Antike eine Menge lernen, und das kann sehr gut wirken, wenn Sie es können. Aber bitte nicht die Bretter, die die Welt bedeuten , weil Sie in einem Buch gelesen haben, dass diese rhetorische Figur Periphrase (bildhafte Umschreibung) heißt und sich sehr gut eignet. Es geht nicht darum, rhetorische Figuren bewusst oder geplant einzusetzen. Durchforsten Sie die einschlägige Literatur, wenn Sie das Gefühl haben, Ihre sprachlichen Mittel sind eingeschränkt. Und dann vergessen Sie das Gelesene wieder. Trotzdem wird es in Ihre nächste Vorbereitung mit einfließen. Ganz davon abgesehen, dass wir ohnehin dauernd rhetorische Figuren benutzen, ohne uns dessen bewusst zu sein.

Machen Sie einen Witz zu Beginn, entdecken Sie einen Widerspruch, bringen Sie einen Gegenstand mit, schütten Sie eine Kiste vor Ihren Zuschauern aus, übertreiben Sie, ironisieren Sie, provozieren Sie, schockieren Sie, machen Sie neugierig, aber holen Sie nicht kilometerweit aus. Machen Sie sich Gedanken über einen guten Anfang und fangen Sie da an, wo es spannend wird. Es gibt viele Zauberwörter, mit denen man die Zuschauer gewinnt: spannend, ungewöhnlich, erstaunlich, geheimnisvoll, lustig etc. Ein Anfang wie Bei meiner letzten Bergtour wäre ich fast gestorben oder Ich kann heute noch nicht fassen, was mir in der Tiefgarage passiert ist weckt sicher das Interesse der Zuhörer.

Ein Manager, der uns im Seminar davon erzählen wollte, dass sein Chef in Prag nackt auf der Bühne eines Nachtclubs gestanden habe, kündigte uns die verrückteste Geschichte seines Lebens an. Bis dahin war alles in Ordnung. Dann fing er aber bei der Planung der Pragreise an, also zwei Jahre vor diesem Abend im Nachtclub. Dann kam die Vorbereitung, die Abfahrt, die Besichtigung der Skoda-Werke, das Abendessen… Und natürlich hat er bei der gesamten Einführung die Satzenden nach oben gezogen. Schließlich ist diese Einführung für die Geschichte ja nicht so wichtig. Aber warum erzählt er sie dann? Nach seiner Einleitung, die uns neugierig macht, und ein paar Infos, wer da warum wo hingefahren ist, die er mit Spannung erklärt, hätte er mit uns den Nachtclub betreten müssen.

Überraschen Sie! Das Ungewohnte fällt auf. Jemand, der von der Stadt aufs Land zieht, wacht nachts auf, weil es so ruhig ist. Überraschendes prägt sich schneller ein, genauso wie Emotionales. Seien Sie mit Ihrem Zuschauer gespannt, aber: »Suche keine Effekte zu erzielen, die nicht in deinem Wesen liegen. Ein Podium ist eine unbarmherzige Sache – da steht der Mensch nackter als im Sonnenbad« (Tucholsky 1975, S. 290). Es hat einen Sinn, dass der eine Moderator eine Spielshow moderiert und der andere eine politische Sendung.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Fangen Sie nicht vorne an.

  2. 2.

    Fangen Sie mit dem Wichtigsten an, auch wenn Sie es nur ankündigen.

  3. 3.

    Überraschen Sie, machen Sie etwas Unerwartetes!

  4. 4.

    Sagen Sie nicht grundsätzlich, was Sie gleich sagen werden

  5. 5.

    Benutzen Sie rhetorische Mittel, aber nur wenn sie Teil Ihrer natürlichen Sprechweise sind.

5.5 Der gute Moderator

Seien Sie authentisch! Dann stimmen Ihre Sätze, Ihre Untertöne und Ihr Auftreten. Dazu müssen Sie nichts lernen, was Sie nicht schon können. Sie brauchen nur den Mut, vor der Kamera oder dem Mikrofon genauso locker, charmant und überzeugend zu sein, wie im Privatleben. Und wenn Sie sich das im Privatleben auch nicht trauen, dann ist Moderator der falsche Beruf für Sie.

Sie müssen nicht alles sagen, was in Ihnen vorgeht, aber das, was Sie sagen, sollte echt sein. Das raten uns auch Fernsehmoderatoren, wie Petra Schürmann (»… ganz man selber sein«), (Ruge und Wachtel 1997, S. 277), Max Schautzer (»Wer mit dem Publikum ehrlich umgeht, hat gewonnen«), (ebenda, S. 254), Dénes Törzs (»Du musst immer mit offenen Karten spielen, was auch passiert«), (ebenda, S. 295). Es ist ein wirklich großartiger Tipp, einfach die Wahrheit zu sagen.

Der Platz vor der Kamera muss Ihnen gefallen. Wenn in meinen Moderationsseminaren Teilnehmer über die seelenlose Kamera jammern, über das Lampenfieber und den furchtbaren Stress, dann nehme ich sie an der Hand und führe sie nach draußen. Ich schlage ihnen vor, einen Kaffee trinken zu gehen und darüber nachzudenken, ob sie nicht vielleicht doch Kameramann werden sollten oder Redakteurin… Da wollen alle dann ganz schnell wieder zurück ins Studio. Ich finde, dass der Platz vor der Kamera der schönste Platz ist, den Sie im Studio finden können. Und nur, wenn Sie da mit mir einer Meinung sind, sollten Sie Moderator werden. Das gleiche gilt für die Bühne. Der König will mit allen Mitteln oben in der Mitte auf der Bühne stehen.

Seien Sie persönlich! Ihre persönlichen Erfahrungen und Beispiele sind für die Zuschauer viel interessanter als trockene Argumente und logische Schlussfolgerungen. »Argumente erklären, aber nur Gefühle überzeugen.« (Altmann 1999, S. 46). Sogar Korrespondenten wie Gerd Ruge (Ruge und Wachtel 1997, S. 231). legen Wert darauf, dass es persönlich ist, was sie machen: »So ist jede Fernsehreportage, jeder Korrespondentenbericht ganz stark an die Person von Reporter oder Korrespondent gebunden.« In den meisten Reden oder Moderationen sollen Sie Lust auf etwas machen. Und spielt Ihre persönliche Beziehung zum Thema eine große Rolle. Das gilt auch, wenn Sie etwas nicht wissen, wenn Sie zugeben müssen, keine Ahnung zu haben. Der Satz Ich weiß es nicht! klingt gar nicht so schlecht, wenn man ihm kein negatives Image verpasst.

Seien Sie emotional! Ein Kunde, der etwas kauft, entscheidet zu 95 Prozent mit dem Gefühl und zu 5 Prozent mit dem Verstand. Ihre Sendung wird zwar nicht gekauft, aber eingeschaltet. Das Prinzip ist dasselbe. Die meisten Moderatoren erzählen vom Zuwachs der Übernachtungszahlen, um so für den Urlaub in Oberbayern zu werben, anstatt den Wind über die Sommerwiese wehen zu lassen.

Sprechen Sie nicht zu Millionen Menschen, sondern zu einem einzigen. Einem Menschen, den Sie mögen, an dem Ihnen etwas liegt. Machen Sie Ihre Sendung für ihn, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Sendung den Millionen auch gefällt. Jeder soll das Gefühl haben, dass er gemeint ist. Ja, genau Sie meine ich. Und wenn Sie mit vielen Menschen zu tun haben, weil Sie live moderieren oder bei einer Spielshow mit Kandidaten arbeiten oder eine Festhalle in Ihren Bann zu ziehen, dann versuchen Sie, die Menschen gern zu haben. Ich halte das für die wichtigste Vorraussetzung, ein wirklich guter Moderator oder Redner zu werden.

Sie müssen die Menschen lieben. Die, die bei Ihnen anrufen. Die, die viel Geld gewinnen können. Die, für die Sie berichten, und manchmal sogar die, über die Sie berichten. Auch ein Gespräch mit einem schwierigen Menschen wird besser, wenn Sie auch nach seiner liebenswerten Seite suchen. Das Wichtigste ist das Interesse an den Menschen, das Bedürfnis, etwas über sie zu erfahren und sie kennen zu lernen. Wenn Sie Menschen reinlegen, belügen, vorführen oder der Lächerlichkeit preisgeben wollen, dann werden Sie nie ein guter Moderator. Lieben Sie Ihre Sendung, lieben Sie Ihr Thema und vor allem Ihre Zuschauer. Jeden einzelnen. Was nicht heißt, dass Sie einen Betrüger nicht vor laufender Kamera entlarven könnten.

Lügen macht klein. Wenn Sie Tipps verinnerlichen, wie Sie sich herauswinden, mogeln, Fehler kaschieren, Löcher überbrücken, manipulieren usw. werden Sie immer kleiner. Der König betrügt nicht. Warum sollte er? Sendungen, die von Königen und Königinnen moderiert werden, sehe ich persönlich am liebsten. Werden Sie lieber der König als ein neunmalkluger Hofmarschall!

Sie sollten begeistert sein von dem, was Sie tun. Wenn ich höre, das ist ja »nur« die Nachtsendung, oder wir senden ja »nur« für Senioren (als Ausrede für eine mangelnde Vorbereitung), denke ich an den Sechzigjährigen, der neben mir im Fitnessstudio mit einer wesentlich höheren Drehzahl auf dem Fahrrad trainiert als ich. Warum sollte der im Radio oder Fernsehen Schonkost wollen, warum sollte man sich für den weniger Mühe geben?

Behandeln Sie Ihre Gäste und Mitspieler gut, behandeln Sie sie königlich, aber bleiben Sie selbst der König. Von einem Außendienstler stammt der herrliche Satz: »Wenn der Kunde König ist, bin ich der Kaiser!« (Sprenger 1999, S. 150). Biedern Sie sich nicht an, machen Sie sich nicht klein. Tragen Sie Ihren Kopf gerade auf den Schultern. Strengen Sie sich nicht an, Ihren Zuhörern zu gefallen! Vermitteln Sie das Gefühl, dass Sie die beste Sendung der Welt moderieren und dass Ihr Zuhörer bei Ihnen in den besten Händen sind. Um alles Übrige werden Sie sich kümmern, Ihr »Kunde« muss nur eingeschaltet bleiben.

Ein Markenzeichen wie ein markanter Satz, ein besonderer Ausdruck, ein Wortspiel oder eine ausgefallene Verabschiedung sind Möglichkeiten, im Gedächtnis zu bleiben. Man verbindet den Satz mit Ihnen, ähnlich wie bei einer Werbung. Ich bin Andreas Menzel, und der bleibe ich auch! Solche Formeln sind sehr sinnvoll, weil sie dem Hörer nach kurzer Zeit vertraut werden. Aber lassen Sie sich was Neues einfallen. Der Spruch von Herrn Menzel ist ja jetzt schon vergeben.

Konzentrieren Sie sich auf Ihr Publikum! Lernen Sie vorher alles, was Sie lernen können, über Rhetorik, über Kommunikation und über Präsentation. Das wird Ihnen nützlich sein. Aber wenn Sie dann da vorne stehen, gibt es nur noch eins: Ihr Publikum. Und das hat hundert Prozent Ihrer Aufmerksamkeit verdient und kein Prozent weniger. Leider nützt es nichts, nur so zu tun, als seien Sie aufmerksam.

Arbeiten Sie an sich! Ich könnte Ihnen viele Beispiele nennen, wie Moderatoren etwa zur gleichen Zeit mit ihrem Job anfingen. Der eine fand sich toll, der andere arbeitete an sich. Der eine ist irgendwo in der Versenkung verschwunden, den anderen sehen Sie ständig im Fernsehen. Der Zuschauer entscheidet jeden Moment, ob es sich jetzt für ihn lohnt, dass Sie jetzt die Musik oder die Beiträge unterbrechen.

Wenn Sie von zehn Zahlen einer Telefonnummer eine falsch haben, so können Sie stolz auf sich sein. Immerhin sind 90 Prozent richtig. Aber wenn Sie versuchen, die Person anzurufen, erreichen Sie niemanden. Sie scheitern zu hundert Prozent. Hören Sie also nie auf, sich weiter zu entwickeln. Die Besten glauben nie, dass sie die Besten sind.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Seien Sie authentisch, persönlich und emotional.

  2. 2.

    Tun Sie alles, damit Sie lieben können, was Sie tun.

  3. 3.

    Strengen Sie sich nicht an, dem Zuhörer zu gefallen.

  4. 4.

    Sie sind unverwechselbar.

5.6 Die gute Moderation oder Rede

Es gibt eine Menge subjektiver Kriterien für die Qualität einer Moderation oder Rede. Wichtig ist in erster Linie, ob das Ziel erreicht wurde. Konnte ich mein Publikum überzeugen, unterhalten, habe ich sie zum weitersehen ermuntert, hören sie mir weiter zu oder ist der Preisträger glücklich, auf den ich gerade eine Laudatio gehalten habe. In den meisten Fällen lässt sich das gut beurteilen. In der Nachbereitung stelle ich darüber hinaus vor allem drei Fragen, um der Qualität des Vortrages auf die Spur zu kommen.

War es unterhaltsam? Haben die Zuschauer gelacht oder sich die Fingernägel abgekaut, weil es so spannend war? Hat das Zuhören Spaß gemacht und habe ich mich gut unterhalten gefühlt?

War etwas Neues dabei? Hat der Redner mir etwas gesagt, was ich nicht wusste? Hat der Moderator mich auf Dinge aufmerksam gemacht, die mich wirklich interessiert haben? Ist meine Neugier geweckt und auch befriedigt worden?

War ich betroffen? Habe ich mindestens einmal gesagt, dass ich von jetzt an etwas ändern will? Fühlte ich mich ertappt? Ist mir etwas wieder eingefallen, was ich vergessen hatte? Bin ich emotional berührt?

Im Training bitte ich den Moderator oder Redner immer, als erstes sich selbst zu beurteilen. Ich fordere ihn auf, zu diesen drei Fragen Prozentzahlen abzugeben. Wieviel Prozent der Zeit haben die Zuschauer gelacht, wie oft haben sie etwas gelernt und wie oft fühlten sie sich ertappt? Wenn die drei Zahlen 100 Prozent ergeben, war das ein toller Vortrag. Es kann 100 Prozent witzig gewesen sein oder 90 Prozent neue Informationen und 10 Prozent Betroffenheit. Aber wenn jemand dreimal 20 Prozent vergibt, ist meine Frage natürlich: Kannst Du mir sagen, was Du während der übrigen 40 Prozent Deiner Zeit gemacht hast? Auch in der klassischen Rhetorik unterscheidet man zwischen delectare (erfreuen), docere (lehren) und movere (bewegen).

Zusammenfassung

  1. 1.

    Seien Sie unterhaltsam!

  2. 2.

    Sagen Sie etwas Neues!

  3. 3.

    Berühren Sie mich!

5.7 Der Blackout

Da sind sich alle, die vor der Kamera arbeiten einig: Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist ein Blackout. Das bedeutet, dass Sie vor Kamera oder Mikrofon den Faden verlieren, ja unter Umständen nicht einmal mehr wissen, wo Sie sich befinden.

Ein bekannter Witz erzählt von einem Schauspieler des Wiener Burgtheaters, der einen Blackout hatte. Er wusste seinen Text nicht mehr. Hilflos blickte er Richtung Souffleurkasten, wo die Souffleuse geduldig und einigermaßen lautstark immer wieder denselben Satz wiederholte, den der Schauspieler jetzt zu sagen hatte. Bis es dem Schauspieler zu bunt wurde. Er schrie in den Souffleurkasten: »Keine Einzelheiten! Welches Stück?«

Ein Blackout entsteht durch übergroße Spannung. Die Evolution hat dafür gesorgt, dass im Augenblick großer Gefahr unser Denkzentrum abgeschaltet wird. Hätten wir nämlich beim Anblick eines Säbelzahntigers angefangen darüber nachzudenken, in welche Richtung wir flüchten, wären wir gefressen worden. Also wurde unser Überleben dadurch gesichert, dass wir im Augenblick großer Gefahr instinktiv reagieren.

Auch in der Situation vor der Kamera wird uns im Moment vor dem Blackout eine Situation großer Gefahr signalisiert. Je weniger angespannt mein Körper ist, je weniger ich unter Druck stehe, desto unwahrscheinlicher ist das Auftreten eines Blackouts. Es gibt aber eine Menge Faktoren, die zur natürlichen Spannung, die ein Auftritt vor Publikum mit sich bringt, hinzukommen.

  • Stress,

  • zu viel Kaffee,

  • ein Streit,

  • Zu-spät-sein,

  • ungenügende Vorbereitung,

  • neue Technik,

  • ein fremdes Studio.

Irgendwann ist die Spannung zu groß, und alles ist weg.

Gute Moderatoren oder Sprecher wirken locker. Sie sind ganz entspannt, reden und gehen auch so. Viele meiner Seminarteilnehmer fangen an dieser Stelle an, über das Temperament zu diskutieren. Wenn einer so obercool und locker daherredet, wie kann er dann Temperament und Energie ausstrahlen?

Temperament und Lockerheit sind keine Gegensätze. Erst wenn ich locker bin, kommt mein Temperament (wenn ich denn welches besitze) zur Geltung. Jedes gemachte, gedrückte, künstlich energiegeladenes Herauspressen von aufmunternden Sätzen hat mit Moderation nichts zu tun. Also brüllen Sie die Einschaltquote nicht an, sondern flirten Sie mit ihr. Das ist für die Zuschauer viel angenehmer, die die Verkrampfung sonst auf ihrem Sofa zu Hause im Wohnzimmer körperlich spüren.

Was aber, wenn es doch einmal passiert? Sie stehen vor der Kamera, und Sie wissen nicht mehr weiter. Keine Hilfe weit und breit und die Sendung ist live.

Aufgabe

Versetzen Sie sich in eine Situation in einem Fernsehstudio, Sie sind in einer Live-Sendung, gerade ist der Scheinwerfer links vor Ihnen kaputt gegangen, und das hat Sie so durcheinander gebracht, dass Sie jetzt keine Ahnung mehr haben, wie es weiter geht. Was tun Sie? Worüber reden Sie?

Wenn ich selbst Bewerber caste, die sich um einen Moderatorenjob bewerben, gehört diese Aufgabe zu meinem Standardprogramm. Ich gebe dem Kandidaten ein paar kurze Stichwörter für eine Anmoderation und bitte ihn mit dem Satz: Und nun der Beitrag aus Norwegen! zu schließen. Jetzt simuliere ich einen solchen Blackout, indem ich einen technischen Defekt vortäusche und rufe : Der Beitrag aus Norwegen verzögert sich um dreißig Sekunden. Wie reagiert der zukünftige Moderator. Wie würden Sie reagieren?

Die meisten sind stolz, dass ihnen etwas einfällt. Sie erzählen jetzt etwas über Norwegen (wovon sie keinerlei Ahnung haben, außer dass es dort Fjorde mit Lachsen gibt), manche erzählen Witze, wieder andere verlosen Reisen (die keiner bezahlen wird) oder machen irgendwelche Kunststücke. Aber darum geht es eben nicht.

Auf die naheliegendste Möglichkeit kommen die wenigsten. Wir wollten doch authentisch sein! In dieser Situation kann ich nur über das reden, was mir pausenlos durch den Kopf geht: Über die Schwierigkeit, jetzt 30 Sekunden überbrücken zu müssen. Sprechen Sie über die Situation, Ihr Gefühl dabei und vielleicht die Angst, die Sie genau davor immer hatten. Das ist echt und authentisch. Wo es Sie dann hinträgt, wissen Sie vorher nicht. Vielleicht wirklich nach Norwegen. Aber sprechen Sie nicht über etwas, obwohl man Ihnen ansieht, dass Sie über etwas ganz anderes nachdenken.

Blackout-Techniken existieren nicht. Sollten Sie einen Blackout haben, dann sieht das jeder Ihrer Zuschauer in derselben Sekunde. Und da nutzt es nichts, wenn Sie jetzt einen Antrag zur Geschäftsordnung stellen, den letzten Satz wiederholen, einen Schwank aus Ihrem Leben erzählen oder einfach nur tief durchatmen. Der Zuschauer bemerkt Ihre Notsituation.

Wenn Sie wirklich nicht mehr weiter wissen, dann sagen Sie das. Alle Sympathien sind Ihnen sicher. »Sag einfach, was mit dir ist, das ist ein ungeheurer Trick.« (Ruth Cohn, zit. nach Heckel 1997, S. 105). Jemand der seine Schwächen ungeschickt geschickt überspielt, mag sich wie ein gewiefter Profi vorkommen, einen Hörerbezug oder gar Sympathie stellt er nicht her. Was ist das auch für eine Botschaft? Da mogelt einer? Da trickst einer? Ein König würde das nicht tun!

Es muss nicht jede Panne erklärt werden. Aber wenn es keinen anderen Ausweg gibt, weil Sie sonst wirklich nicht weiter kommen, ist das die beste aller Möglichkeiten. Eine Selbstoffenbarung, die nicht zur Masche wird, wirkt positiv. Aber spielen Sie nicht den Hilflosen, wenn Sie es nicht sind. Je lockerer und entspannter Sie mit der Selbstverständlichkeit Blackout oder unerwarteter Zwischenfall umgehen, desto eher finden Sie den Faden wieder.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Geben Sie einen Blackout zu. Das macht Sie stark.

  2. 2.

    Je entspannter Sie sind, desto besser.

  3. 3.

    Temperament und Entspannung sind keine Gegensätze.

5.8 Fast gekonnt

Nun folgen ein paar Beispiele von denen, die glauben, am Ziel zu sein. Einige Moderatoren oder Redner wenden bestimmte Techniken an, die es ihnen leichter machen zu moderieren. Der Ungeübte kommt so schneller zu passablen Ergebnissen, also weniger Versprecher, keine Blackouts, keine nicht zu Ende gesprochenen Gedanken, kein Kauderwelsch. Aber es wirkt eben nicht wirklich souverän. Der Moderator macht Dinge, die ihm beim privaten Sprechen einfach lächerlich vorkämen, die ihm im Studio oder am Rednerpult aber helfen. Die verschiedenen Typen kommen in der Wirklichkeit kaum in Reinform vor, aber alle Eigenheiten, die ich Ihnen zeigen werde, gibt es.

  1. 1.

    Der Zerhacker unterteilt den Gedanken in kurze Einheiten, die die Gefahr von Versprechern minimieren. Das ist für ihn sehr praktisch. Er macht die Pausen nicht, wenn es der Sinn verlangt, sondern wenn er eine bestimmte Menge von Wörtern gesprochen und eine bestimmte Menge Atem verbraucht hat. Die Länge – seiner gedanklichen Einheiten – hängt von seiner Routine - ab. Je länger er - das schon macht – desto weniger Pausen – braucht er.

12

Bei Politikern, aber auch bei Korrespondenten, die bei der Live-Berichterstattung aus einem Krisengebiet ja unmöglich einen Teleprompter aufbauen können, finden wir diese Sprechweise sehr häufig. Sie rufen das vorher Gelernte oder Geprobte scheibchenweise ab. Der Sprecher stürzt sich mit Begeisterung auf jedes Komma, das ihm einen Vorwand liefert, eine Pause zu machen. Natürlich gibt er vor, das alles im Dienste der Verständlichkeit zu tun.

Möglicherweise sprechen diese Moderatoren in Blöcken von mehreren Wörtern, weil wir in Blöcken lesen! Nur denken wir leider nicht in Gruppen von Wörtern, sondern einen Gedanken nach dem anderen. Pausen an den falschen Stellen behindern also die Kommunikation, wie bei dem Beispiel online sofort deutlich wird. Wenn jemand in einer Kneipe so mit Ihnen sprechen würde, würden Sie ihn für verrückt halten.

Ein falsch eingestellter Teleprompter kann aber auch die Ursache für das Aufsagen von Satzbruchstücken sein. Wenn der Moderator immer nur zwei Worte in einer Zeile lesen kann, weil er kurzsichtig ist und die Schriftgröße am Teleprompter zu groß eingestellt hat, verliert er den Gesamtzusammenhang aus dem Auge und macht nach jedem vierten Wort eine Pause.

Viele Pausen erhöhen nicht das Verständnis, auch wenn meine Seminarteilnehmer immer wieder versuchen, mir das Gegenteil zu beweisen. Der Hörer bleibt in einer Spannung, bis nach einer Vielzahl kleinerer Einheiten der Gedanke endlich zu Ende ist. Erst dann kann er entspannen und sich auf den nächsten Gedanken konzentrieren. Pausen führen also nur dann zu einem besseren Verständnis beim Hörer, wenn sie verschiedene Gedanken trennen.

  1. 2.

    Der Unbeteiligte macht keine falschen Pausen, sondern setzt falsche Betonungen. Damit meine ich nicht, dass er sich in einem bestimmten Satz für eine Betonung entschieden hat, die ich persönlich so nicht machen würde, sondern er betont grundsätzlich Wörter, die kein Mensch in einem sinnvollen Zusammenhang je betonen würde. Und da das nicht vereinzelt vorkommt, kann man durchaus von Methode reden. Vor allem Verhältniswörtern und Bindewörtern gilt seine Vorliebe.

13

Warum jemand so spricht, erkläre ich mir mit folgender Vermutung: Er benutzt die Präpositionen, weil sie einsilbig sind, er sich also nicht mit einer bestimmten Wortbetonung herumschlagen muss. Außerdem kommen in jedem Satz genügend Präpositionen vor, und das ungefähr in gleichen Abständen. So kann er den Gedanken leicht unterteilen und sich in einem schaukelnden Rhythmus von Betonung zu Betonung vorarbeiten. Das geht leichter, als immer ganze Gedanken zu sprechen. Anregungen DAZU finden Sie im INTERNET . Es ist unsinnig, hier dazu zu betonen, und trotzdem hat eine bekannte Fernsehmoderatorin jede ihrer Senungen so beendet. Besonders im Sport kommt die Betonung der Präpositionen häufig vor. IN Köln GEGEN Bayern MIT Sturmspitze.

Sehr häufig finden wir eine solche Sprechweise bei Anfängern. Die Präpositionen im Satz benutzen sie wie Bojen, um sich daran festzuhalten. Da liefert jemand Wortgruppen ab, anstatt mich für seine Gedanken und Neuigkeiten zu interessieren. Nicht der Inhalt spielt die Hauptrolle, sondern die Hülle, die man artig und ohne Versprecher präsentiert. Dabei sind die Worte ja nicht Selbstzweck, sondern nur das Transportmittel für Gedanken.

  1. 3.

    Der Nachdrückliche hat die Anzahl der betonten Wörter pro Gedanke drastisch erhöht. In dem unbedingten Bedürfnis, richtig verstanden zu werden, tut er des Guten zu viel und betont alles, was ihm auch nur annähernd beachtenswert erscheint. Dazu betont er es so stark, als wollte er uns das, was er sagt, in den Kopf hämmern.

14

Lehrer, Dozenten und Moderatoren von Magazinen, besonders die der Abteilung Wissenschaft, sprechen häufig so. Umgangssprachlich nennt man das den Oberlehrerton, und der geht einem auch privat ziemlich auf die Nerven. Ein Lehrer, der gewohnt ist, den ganzen Tag zu erklären, kommt nach Hause und gibt seiner Frau Anweisungen für den nächsten Einkauf.

15

Das war jetzt ein erfundenes Beispiel, zugegeben. Aber achten Sie mal darauf, was sich in Ihnen abspielt, wenn jemand so mit Ihnen redet. Sie bekommen Aggressionen, wenn der andere so viel betont, obwohl er es doch so gut mit Ihnen meint. Auch Manager, die oft schwierige Sachverhalte erklären müssen, reden so. Sie erzeugen bei manchem Journalisten durch ihre penetranten Überbetonungen Aggressionen. Das wirkt immer wie ein erhobener Zeigefinger, obwohl die Hände ganz ruhig bleiben.

Schwierige Sachverhalte verlangen mehr Betonungen. Doch der Zuhörer darf auch nicht unterfordert werden. Er muss das Gefühl bekommen, ernst genommen zu werden. Sollten Sie den Duden zitieren müssen, so können Sie zum Beispiel ganz richtig erklären

Auch SUBSTANTIVIERTE ADJEKTIVE und PARTIZIPIEN werden STARK GEBEUGT, wenn sie ALLEIN stehen oder wenn der BESTIMMTE ARTIKEL, ein PRONOMEN oder ein ZAHLWORT OHNE starke Endung VORANGEHT.

Hier sind viele Betonungen sinnvoll. Einen so mit Fachwörtern überladenen Satz bekommt man nur mit, wenn Sie langsam und deutlich sprechen und viel betonen. Aber wenn Sie sagen

MITTAGESSEN gibt es HEUTE von DREIZEHN bis VIERZEHN UHR in einem RAUM, DIREKT neben dem EINGANG…

werden die, die das hören, ärgerlich. Der Sprecher liefert uns eine Version, die auch noch der letzte Depp verstehen muss. Das löst das Gefühl aus, wir seien wirklich schwer von Begriff. Im Zweifelsfall überfordern Sie Ihre Hörer lieber ein ganz kleines bisschen, als sie zu unterfordern.

Einen leicht ungeduldigen oder genervten Unterton glaubt man immer herauszuhören. Betonen heißt eine Vorauswahl treffen dessen, was wichtig ist. Was betont wird, darauf wird besonders hingewiesen, weil sich der Hörer zum Beispiel etwas merken soll. Wenn sich der Hörer dann aber etwas merkt, und der Sprecher kommt nie wieder darauf zurück, dann fühlt er sich an der Nase herumgeführt. Nach dem Satz Wir haben GESTERN einen Beitrag gesendet muss anschließend von dem Beitrag HEUTE die Rede sein. Sonst wäre die Betonung völlig sinnlos.

Menschen, die einen Sachverhalt oft erklärt haben, sprechen mit sehr vielen Betonungen. Bei Rednern, die ihre Zuhörer nicht ernst nehmen und bei Vertretern, die vor Laien sprechen, finden wir diese Art zu sprechen ebenfalls. Die Aggression gegenüber den Zuhörern ist da also unter Umständen sogar ganz real vorhanden. Es gibt aber noch einen weiteren Grund für eine erhöhte Anzahl von Betonungen.

16

Die Sprechweise wird dadurch langsamer und provoziert bei diesem Radiomoderator zusätzliche Pausen. Das freut den Sprecher. Die gewonnene Zeit kann er nutzen, um über den Fortgang des Satzes nachzudenken. Wie kann der ärgerliche Zuhörer ahnen, dass diese Überbetonungen lediglich dazu dienen sollen, dem Moderator Zeit zum Nachdenken zu geben? Ich kann auf diese Weise fast ohne Vorbereitung reden, ich kann sozusagen mitten im Satz darüber nachdenken, was ich als Nächstes sagen will. Da wird Kleist (»Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden«) gründlich missverstanden. Versuchen Sie einmal, auf diese Art zehn Minuten Unsinn zu reden. Es wird Ihnen ganz leicht gelingen.

Bei Kindersendungen empfinde ich die geschilderte Sprechweise als besonders störend. Kinder werden sehr oft für dumm verkauft. Sie spüren, dass sie nicht ernst genommen werden, und es verstärkt sich ihr Wunsch, eine Sendung für Erwachsene zu sehen. Überprüfen Sie online mal selbst, wie Ihnen das gefällt!

17

Da hören oder sehen Sie lieber eine Sendung für Große, oder? Wenn jemand jedes zweite Wort betont, kommen wir uns automatisch klein vor.

Der Schlussakkordeonist ist eine besondere Variante des Nachdrücklichen. Er betont grundsätzlich das letzte Wort. Normalerweise fällt das gar nicht so AUF, weil in vielen Sätzen die Endbetonung richtig IST. Aber in vielen ist sie eben einfach FALSCH. Ein weiterer Nachteil ist eine gewisse MONOTONIE, die sich unweigerlich EINSTELLT.

18

Diese Endbetonungen sind deswegen so beliebt, weil eine starke Betonung am Ende ebenfalls eine Verlangsamung nach sich zieht, die dabei hilft, den nächsten Satz vorzubereiten. Die deutsche Sprache fördert die Endbetonung, weil meist erst im letzten Wort klar wird, was der Sprecher sagen will.

Bei den Bürgermeisterwahlen in Hessen am letzten Wochenende haben die Freien Wählergruppen vor allem in Frankfurt und Umgebung, wo sie traditionell stark sind… große Verluste hinnehmen müssen oder große Zuwächse verzeichnen können.

Ein Chinese in einem meiner Seminare fand es wunderbar, dass man im Deutschen bei einem Satz die Absicht noch während des Sprechens ändern kann, wenn man am Gesicht des Gesprächspartners sieht, dass ihn etwas ärgert. Man fügt einfach kurz vor Schluss des Satzes ein nicht ein. Das ist ein Grund, warum Deutsch als Konferenzsprache ungeeignet ist. Während man in vielen Sprachen schon an zweiter Stelle sagen muss, worum es geht, muss der Übersetzer aus dem Deutschen bis zum Schluss des Satzes warten.

Eine besondere Form der Endbetonung, die dieselbe Ursache hat, ist das Abtrennen des letzten Wortes. Es gibt Sprecher, die sich das regelrecht angewöhnt haben. Von mir darauf angesprochen, geben sie an, am Schluss des Satzes ein Zeichen setzen zu – wollen. Wofür, können sie aber nicht – sagen.

19

Es geht wieder um den nächsten Satz. Merken Sie, wie unsinnig das ist? Um nur ja den nächsten Satz vorbereiten zu können, bin ich mit den Gedanken immer einen Satz weiter. Das ist der wahre Grund für diese Endbetonung. Und den Satz, den ich spreche, denke ich nicht mehr, weil ich in meinem Kopf damit längst fertig bin.

Wie soll so eine Sprechweise meine Zuhörer fesseln oder mich souverän und authentisch wirken lassen? Und wie viele Fehler passieren besonders Politikern dadurch? Es kommt zu den schönsten Versprechern, weil der Redner in Gedanken einen Satz weiter ist. Wenn also ein Politiker den Gastgeber einer Talkshow mit dem Namen seiner Fraktionskollegin anspricht, dann stammt der Name der Kollegin aus dem gedachten, aber noch nicht gesagten Satz.

  1. 4.

    Der Wörter-Zieher gehört ebenfalls zur Gruppe derjenigen, die mehr Zeit brauchen, den nächsten Satz vorzubereiten. Also zieht er einzelne Wöööörter so in die Läääänge, bis er weiiiiß, was er saaaagen will.

20

Die Radiosprecher, die ich betreue, sind immer sehr verwundert, dass ich höre, wenn sie etwas im Studio nicht sofort gefunden haben oder auf andere Art abgelenkt waren. Ich höre, wenn im Nachrichtentext ein Druckfehler war oder wenn sie ein schwer zu sprechendes Wort vorher (zu wenig oder mit der falschen Technik) geübt haben. Ich bemerke es an ihrer Sprechweise. In besonderen Fällen kann man die suchende Bewegung, die sie beim Sprechen machen, direkt hören. So genau hören die meisten Radiohörer nicht hin, aber ihr Unterbewusstsein bekommt alles mit.

21

Erst habe ich das Wetter nicht gefunden und dann den Knopf für den nächsten Titel, dann wurde ein Regler hochgeschoben. Außerdem hat mir das Wort Szenario beim Üben Schwierigkeiten gemacht. Haben Sie bemerkt, wie man das hören konnte? Sobald ich zusätzlich zum Sprechen noch etwas anderes tue, leidet das Sprechen.

Ein Flugzeugkapitän, der mir ein paar Infos zum Flug gibt und plötzlich ganz langsam spricht, bekommt gleichzeitig über den Kopfhörer eine Anweisung. Und da er nicht gleichzeitig sprechen und zuhören kann, wird das Sprechen langsamer. Auch Fernsehmoderatoren, die mit einem Ohrstöpsel arbeiten (müssen), sehen wir oft an, wenn sie eine Anweisung bekommen. Reden können wir nur dann wirklich gut, wenn wir uns darauf konzentrieren.

Gute Moderatoren geben Ablenkungen zu, die ihnen unvorhergesehen passieren. Dann weiß der Hörer oder Zuschauer, warum sie sich so unnatürlich benehmen, und das Problem ist gelöst.

Der Anläufer ist eine Sonderform des Wörter-Ziehers. Er zieht nicht ein Wort am Ende des Satzes in die Länge, sondern vor allen Dingen das erste Wort.

22

Lediglich der letzte Satz geht schnell, weil danach ja keiner mehr kommt, über den man nachdenken könnte. Nur ja keine Pause aufkommen lassen. Lieber ein Wort dehnen und dabei nachdenken. Warum so etwas gut wirken soll, und wie es verschleiern soll, dass jemand noch nicht weiß, was er sagen wird, ist mir völlig unklar. Es merkt doch jeder, dass es nur um den Zeitgewinn geht.

  1. 5.

    Der Langsame, der in der Regel auch ein Deutlich-Artikulierer ist, lässt sich Zeit. Die Gefahr sich zu versprechen wird deutlich geringer und somit die Angst vor dem Mikrofon. Gilt doch unter Anfängern der Versprecher als der Supergau. Lieber zu langsam, als zu schnell und zu nuschlig.

Ich bin da gegenteiliger Ansicht. Kein Hörer möchte einem Sprecher oder Moderator beim Üben zuhören. Lieber ein paar verschluckte Silben, lieber ein bisschen nachlässig, als so übergenau, als käme man gerade aus dem Sprechunterricht.

Natürlich soll Undeutlichkeit auf keinen Fall das Ziel sein, es geht hier nur um Prioritäten. Der Hörer darf meiner Meinung nach auf keinen Fall das Gefühl bekommen, als gebe sich da jemand Mühe. Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit jemandem aus, der sich anstrengt, Ihnen zu gefallen. Das werden Sie sicher nicht genießen, sondern ganz furchtbar finden. Die Anstrengung anderer strengt uns selber an.

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Das spricht jemand überdeutlich und so bedacht und langsam wie die Karrikatur eines schlechten Pfarrers. Das nervt sehr.

Auch die Ängstlichen, die während des Sprechens dem nachhorchen, was sie gerade gesagt haben, neigen dazu, zu langsam zu werden. Hier werden die Sätze nicht vorgedacht, sondern über gesagte Sätze wird anschließend nachgedacht. Sie können aber nicht normal reden und gleichzeitig über den Satz nachdenken, den Sie gesagt haben. Also werden Sie langsamer. Erst wenn Ihnen völlig egal ist, was Sie gesagt haben, sprechen Sie frei. Denken Sie über die Sätze, die Sie gesagt haben, erst nach, wenn Sie sich Ihre Sendung später ansehen oder anhören. Wenn Sie über einen Versprecher nachdenken, folgt unweigerlich der nächste.

  1. 6.

    Der Monotonist spricht in einem immer gleichen Sprechtempo, macht kaum Pausen und ist innerlich nicht beteiligt. Den Sätzen fehlt der Unterton, die Musik. Der Sprecher ist der Auffassung, dass es genüge, den Worten Laut zu geben und unterschlägt die wesentlich wichtigere Funktion unserer Sprache, dass ein Satz nicht nur etwas sagt, sondern auch etwas meint.

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Referenten und Dozenten sprechen so, wenn sie etwas auswendig Gelerntes vortragen, zu dem sie nicht die geringste Lust haben. Oder Moderatoren, die gelangweilt die fünfzigste Sendung hinter sich bringen. Die Sachinformation zu geben, genügt ihnen. Sehr oft will der Sprecher ganz bewusst jeden Unterton vermeiden. Das gesprochene Wort soll nicht verfälscht oder beeinflusst werden. In meinen Augen ist das ein Missverständnis, weil doch das Mindeste, was ich bei meinen Zuhörern wecken will, Interesse ist. Wie kann ich das, wenn ich so leiere, dass meine Zuhörer ihren Stuhl schon nach vier Sätzen als unbequem empfinden?

Reden ist kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, gehört zu werden, sondern es geht darum, verstanden zu werden. Deswegen folgen Sie trotzdem jetzt bitte nicht den Empfehlungen mancher Lehrbücher, einfach bunter, abwechslungsreicher, dynamischer und ausdrucksstärker zu reden. Das ist ja grundsätzlich richtig. Aber gestalterische Mittel müssen sich immer aus dem Inhalt dessen ergeben, was Sie sagen. Weder unmotivierte Lautstärkeänderungen noch wildes Gezappel oder unmotivierte Pausen tragen zum Verständnis bei.

  1. 7.

    Der Äh-Sager fügt Füllwörter ein, um eine Pause zu überbrücken und zu kaschieren, dass er einen Moment nachdenken muss. Neben äh können auch ja, also, nun, tja etc. oder ein Schnalzen mit der Zunge solche Füllsel sein, die womöglich in schlimmen Fällen noch gedehnt werden. Das sprecherische Unvermögen, das sich in diesen » Ähs « ausdrückt, ist für den Laien am leichtesten zu erkennen, und wird in Rhetorikkursen als erstes kritisiert.

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Dabei verschwinden diese Ähs nach meiner Erfahrung, ohne dass man das jemals trainieren müsste. Sobald der Sprecher denkt, was er sagt und eine Sterndramaturgie benutzt, sind diese Füllwörter mit einem Mal weg. Wenn er aber einen Teil seiner Gedanken darauf verwendet, bitte nicht Äh zu sagen, dann wird sich zwangsläufig die Zahl der Ähs erhöhen.

Er habe sich gezwungen, die Ähs wegzulassen, behauptete einer meiner Seminarteilnehmer, und zwar entgegen meiner Empfehlung, nicht mit negativen Anweisungen zu arbeiten. Seine Frau habe ihn darauf aufmerksam gemacht, und die Ähs seien auf wunderbare Weise verschwunden. Anschließend kamen allerdings zwei seiner Kollegen und bedankten sich bei mir, weil sie jetzt wussten, warum ihnen der ehemalige Äh -Sager so auf die Nerven ging: Er macht heute anstatt der Ähs völlig unsinnige Pausen…

  1. 8.

    Der Stöhner ächzt vor allem beim ersten Satz und das Einatmen ist deutlich zu hören. Er sendet uns das Signal, dass er sich zusammenreißt. Sein Unterton bedeutet: Mein Gott ist das anstrengend. Sie müssten mich jetzt eigentlich sehen, aber ich versuche es für die akustische Version stark zu verdeutlichen. Also stellen Sie sich vor, ich ziehe zu Beginn jeweils die Schultern hoch (womöglich noch die Augenbrauen) und mache mit den Händen Bewegungen, als wollte ich gleich einen Spaten in die Hand nehmen.

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Sehr viele Moderationen werden mit diesem hörbaren Einatmer begonnen, mit diesem Signal, dass sich der Moderator jetzt zusammennehmen wird, dass er vorhat, die Sendung bis zum Ende durchzustehen, egal, wie viel Kraft es ihn kostet. Auch hier erzählt das Unterbewusstsein mal wieder die Wahrheit.

Der Zuschauer will von Ihrer Unlust nichts wissen. Im Idealfall glaubt er, dass Sie Ihre Arbeit auch tun würden, wenn Ihnen niemand etwas dafür bezahlen würde. Wie unangenehm ist es, jemandem zuzuschauen oder zuzuhören, der dafür bezahlt wird, mich zu unterhalten. Das Gefühl verdrängt der Zuschauer. So eine Show ist doch für Sie das Schönste, was Sie sich vorstellen können, oder nicht? Verstärken wir diesen Gedanken. So ein bisschen Selbstbetrug beim Zuschauer darf schon sein. Das geht aber nur, wenn Sie als Moderator mir nicht deutlich zeigen, dass Sie diese Sendung ja schon lange für völlig überflüssig halten. Sollten Sie so denken, haben Sie noch ein bisschen Arbeit vor sich, sich selbst Ihre eigene Sendung schmackhaft zu machen.

In Ferienclubs, in denen die Animateure dafür bezahlt werden, die Gäste zu unterhalten, hat sich ein Animateur um zwölf Uhr nachts mal mit dem kleinen Scherz verabschiedet, er müsse sich jetzt nicht mehr mit den Gästen unterhalten. Das gab einen Riesenärger am nächsten Tag, weil die Urlauber in dem Moment nicht mehr verdrängen konnten, dass der Animateur nicht freiwillig mit ihnen den ganzen Abend langweilige Geschichten austauscht.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Machen Sie Pausen nur zwischen den Gedanken.

  2. 2.

    Zu viele Betonungen verdummen den Zuschauer oder Zuhörer.

  3. 3.

    Die Worte sind nicht entscheidend, sondern die Gedanken.

  4. 4.

    Finden Sie die Gründe für häufige Füllwörter heraus.

  5. 5.

    Wir wollen von Ihrer Unlust nichts wissen. Moderieren Sie gerne!

5.9 Gut gemeint

Nach den Moderatoren, die es schlecht können, wendet eine zweite Gruppe bewusst eine bestimmte Technik an, von der sie glaubt, dass sie beim Zuschauer oder Hörer besser ankommt. Ob ihr das gelingt, können Sie anhand der online-Beispiele selbst feststellen. Um besser zu werden, sucht sich der Moderator aus der täglichen Dosis Fernsehen oder Radio das heraus, was er anwenden möchte. Meist ist er dabei auf sich allein gestellt. Man sagt ihm höchstens, wenn er zu viel fuchtelt, warnt ihn, nicht ans Mikrofon zu stoßen und zeigt ihm die Kamera mit dem roten Licht. Aber das ist es meist schon. So macht er einfach das, was er bei den anderen gesehen hat. Möglicherweise ohne es zu reflektieren.

  1. 9.

    Der Sänger benutzt eine regelmäßig auf– und absteigende Melodielinie, völlig unabhängig von den Sätzen, die er artikuliert. Etwas einfach zu sagen, ist ihm viel zu wenig. Er schmückt die Sätze, er macht sie schöner, er macht um jeden Satz ein Schleifchen, obwohl er keinen Satz denkt.

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Die Melodie ist etwas sehr Gutes. Aber nur, wenn sie eine Beziehung zum Inhalt hat. Fast jedes Rhetorikbuch empfiehlt Ihnen, dynamisch und abwechslungsreich zu sprechen, als wenn das ein Selbstzweck sei. Satzmelodien, die nur in einem gleichmäßigen Auf und Ab bestehen, sind seelenlose Schönmalerei, die zeigen, wie viel Abstand der Sprecher zum Gesagten hat. Eine gute Satzmelodie unterstreicht das Gesagte.

Bei Stewardessen zum Beispiel, die mehrmals am Tag dieselben Texte sprechen, ist diese eintönige Auf- und Abbewegung besonders auffallend. Das Sprechen verläuft automatisch, und theoretisch könnten sie dabei Brötchen schmieren oder Kaffee kochen, weil sie keinen Satz denken. Genauso sprechen aber auch der Zugschaffner, ein schlechter Fremdenführer, eine auf freundlich getrimmte Telefonistin oder ein Losverkäufer auf dem Jahrmarkt.

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Im Fernsehen kommt diese Sprechweise verstärkt bei der Arbeit mit dem Teleprompter vor. Ich denke nicht, was ich sage, sondern ich lese es einfach ab. Und um zu zeigen, wie gut ich bin, sogar mit Melodie. Ich singe die Sätze.

Der Raufzieher ist eine spezielle Form des Sängers. Er singt nicht ständig, sondern hauptsächlich am Satzanfang.

29

Besonders Orts- und Zeitbestimmungen werden so gesprochen. Der Sprecher hat den ersten Satz in einer mittleren Stimmlage beendet, und um ein bisschen Farbe reinzubringen, beginnt er den zweiten Satz einfach tiefer. Das klingt doch viel schöner, oder? Nein, wir wollen verstehen und nicht den Einfallsreichtum des Sprechers in Bezug auf die Melodiebögen bewundern. Es geht um die Botschaft und nicht um deren Verpackung.

  1. 10.

    Der Schnellsprecher rast durch seine Moderation, als gäbe es einen Preis dafür, möglichst schnell fertig zu sein. Im Gegensatz zum Langsamsprecher, der es tut, weil er es nicht schneller kann, ist der Schnellsprecher ganz stolz darauf, wie schnell er sein kann, ohne sich zu versprechen. Hier wird Moderieren zur Kunstform. Egal, was beim Hörer ankommt, die Hauptsache ist, dass er mich toll findet. Hurra, ich bin der Schnellste. Über die Gründe dafür ist schon viel geschrieben worden. Derjenige, der so spricht, hat offenbar Angst, nicht zu Ende reden zu dürfen. Die Sorge, der Zuhörer könnte ganz plötzlich aufstehen und gehen, treibt ihn an.

30

Ich habe schon erlebt, dass Menschen, die in kinderreichen Familien aufgewachsen sind, zum schnellen Sprechen neigen. Die Eltern hatten für das einzelne Kind nicht so viel Zeit.

Eine zu hohe Körperspannung ist aber weit häufiger die Ursache für ein übersteigertes Redetempo. Wie Kinder, die bei Angst im Wald anfangen zu laufen, setzen diese Moderatoren ihre Angst in ein zu hohes Sprechtempo um. Das kann manchmal angebracht sein. Bei einem Aufsager am Zieleinlauf eines Autorennens spreche ich schneller, da sich die Spannung ja auch auf mich übertragen sollte. In den meisten Fällen stört aber zu viel Druck.

Eine anderer Fall ist die Erhöhung der Sprechgeschwindigkeit, sobald ich den Eindruck habe, dass mir niemand mehr zuhört. Ich habe das Gefühl, das Publikum könnte durch mich oder den Beitrag vor mir gelangweilt sein. Also erhöhe ich unterbewusst das Tempo, um den Hörer wieder zu interessieren – und langweile ihn nur noch mehr. Wenn ich dem Hörer suggeriere, dass es langweilig ist, dann wird es erst recht so empfunden.

Bei den Blitzer- oder Verkehrsmeldungen zum Beispiel neigen viele Moderatoren dazu, mit einem tiefen Einatmer zu beginnen, und dann die Meldungen so schnell wie möglich herunterzurattern. Für den Hörer, der nicht Auto fährt, sollen sie so schnell wie möglich vorbei sein, damit er nur ja nicht umschaltet. Und doch erreicht der Moderator den gegenteiligen Effekt. Anstatt dem Hörer zu suggerieren, wie wenig Meldungen er hat, die ja sofort vorbei sind, stößt er ihn mit der Nase darauf, wie lange diese dusseligen Verkehrsmeldungen heute dauern und fordert ihn indirekt auf, den Sender zu wechseln. Ich habe Ihnen dieselben Verkehrsmeldungen online mal in zwei Variationen gesprochen. Zuerst das zu schnelle Negativbeispiel.

31

Dann dieselben Meldungen ein bisschen langsamer. Der Unterton sagt, dass es gleich vorbei ist, und dass heute wirklich wenig los ist.

32

Jemand, der die Verkehrsmeldungen hören will, ist dankbar, wenn er sie genau mitkommt. Und jemand der gerade im Krankenbett liegt, wird sich an den Verkehrsmeldungen nicht wirklich stören, wenn auch der Moderator sich nicht daran stört.

  1. 11.

    Der Vollständige zieht das Ende jedes einzelnen Satzes, ja manchmal jedes Satzteiles nach oben und macht erst dann einen Punkt, wenn er ganz fertig ist. Im Grunde ist jede Rede oder Moderation von ihm ein einziger Satz.

33

Der Redner glaubt daran, dass das Wichtigste der Inhalt ist. Das macht jeder von uns, wenn wir uns bewerben. Wir werden zum Beispiel in einem Vorstellungsgespräch beim neuen Chef nach unserem Lebenslauf oder unseren Hobbys gefragt. Wir zählen alles auf, was auch nur andeutungsweise von Bedeutung ist.

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Jemand, der die Satzenden nach oben zieht, ist ganz bei sich, und nicht bei mir. Er horcht in sich hinein, um nur ja alles zu erzählen und damit eine vermeintlich gute Wirkung zu erzielen. Wenn wir das aufzeichnen, erhalten wir Abb. 5.1.

Abb. 5.1
figure 1

Diagramm zur Flußdramaturgie

Ich nenne das eine Flußdramaturgie, im Gegensatz zu einer Sterndramaturgie, die ich in Abschn. 2.2 beschrieben habe. Der Sprecher reiht seine Informationen wie an einer Kette hintereinander auf. Aber die Schule ist vorbei. Da ging es um Vollständigkeit. Sechs Hobbys sind sechs Hobbys. Ein Gespräch oder eine gute Moderation hat aber nichts mit der vollständigen Wiedergabe von Sachinformationen zu tun.

Und warum zieht er jeden Teil nach oben? Ganz einfach. Er gewinnt wieder Zeit, um über das nächste Kettenglied nachzudenken. Im Grunde ist er also nie bei dem, was er sagt, sondern immer einen Gedanken weiter. Eine schlechte Voraussetzung für echte, authentische Sätze. Politiker machen das sogar beim Händeschütteln. Sie geben Ihnen die Hand und schauen schon den nächsten an.

Wenn jemand nicht sehr geübt ist, dann tauchen an den senkrechten Strichen die ähs auf, die Augen wandern zur Decke oder auf den Fußboden. Und wenn jemand steht, macht er noch eine passende Bewegung dazu. Meistens sieht das aus wie das Streuen von Hühnerfutter. Das Wichtigste ist, dass der Faden nicht reißt. Die ähs sind eine direkte Folge dieser Flußdramaturgie. Auf dem Weg zur Sterndramaturgie verschwinden die ähs zu 95 Prozent.Versprochen.

Die Fülle von Information soll ja in der richtigen Reihenfolge abgeliefert werden. Das kostet den Sprecher den größten Teil seiner Energie. Und auch hier kann der gesagte Satz nicht mitreißend sein, weil derjenige, der so redet, in Gedanken ja schon weiter ist.

Der Sprecher will möglichst vollständig sein. Würde bei einem Abendessen jemand die Frage nach seinen Hobbys so beantworten, würde jeder von uns sich bald nach Hause sehnen.

Aufgabe

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit einem interessanten Gesprächspartner bei einem Candle-Light-Dinner. Sie haben gerade beim Kellner die Bestellung aufgegeben, und Ihr Gegenüber fragt Sie nach Ihren Hobbys. Wie antworten Sie?

Wenn Sie jetzt nachgedacht haben und sind auf mehr als ein Hobby gekommen, dann bitte ich Sie, noch einmal zu überlegen. Würden Sie wirklich aufzählen? Würden Sie nicht vielmehr das erste und wichtigste Hobby nehmen und anfangen, darüber zu erzählen? Und zwar so lange, bis das Thema erschöpft ist. Auch dann, wenn Sie von ihrem Gesprächspartner ausdrücklich nach den Hobbys in der Mehrzahl gefragt worden sind?

Nun bin ich nicht dabei, wenn Sie flirten, und vielleicht zählen Sie ja wirklich auf, aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Sie die Frage nur als Vorwand nehmen, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Sie nehmen die Frage als Stichwort, um über ein für Sie interessantes Thema zu reden. Erst wenn dieses Thema erschöpft ist, würden Sie sich einem neuen Thema zuwenden. Es geht ja hier nicht in erster Linie um die Übermittlung von Information, sondern um Kommunikation.

Genauigkeit und Vollständigkeit sind keine Kennzeichen von guter Kommunikation. Darauf kommt es erst in zweiter Linie an. Der Streit des befreundeten Ehepaars über das genaue Datum eines Schnappschusses, den sie Ihnen zeigen, fällt in diese Kategorie (»Das war am Zwölften, ich weiß es genau!« – »Nein, das muss der dreizehnte gewesen sein!« – »Quatsch, es war Montag! Oder war es Dienstag?« ).

Für die beiden ist die Frage elementar, wann genau es war. Für Sie als Zuhörer ist es völlig uninteressant. Im privaten Gespräch sind Fragen oder Sätze Angebote, miteinander zu kommunizieren. Der Austausch von Informationen, wie das genaue Datum des Fotos, spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle, auch wenn das genannte Ehepaar das nicht wahrhaben will. Die Suche nach dem richtigen Datum fördert die Kommunikation nicht, sondern unterbricht sie. Und auch eine Moderation ist Kommunikation, wenn auch meist eine einseitige.

Besonders das Wörtchen »und« wird mit Begeisterung nach oben gezogen. Ich vergleiche das mit einem Tritt in den eigenen Hintern. Denn nach dem nach oben gezogenen und muss ich etwas sagen, ob ich will oder nicht. Sehr oft will ich im Grunde nicht. In den Fällen zum Beispiel, in denen jemand drei Adjektive hintereinander benutzt, ist das dritte in der Regel vollkommen überflüssig. Die Party war super und toll und (nach oben gezogen) äh richtig super. Werden die Satzenden nach unten gezogen, können Sie immer entscheiden, wenn Ihnen noch etwas einfällt . Die Party war super. Ich fand es richtig klasse. Und die Musik war so gut. Vor allen Dingen waren die Leute nett. Ich habe mich gut amüsiert. etc.

Sinngemäß gilt das natürlich auch für das oder oder jedes andere nach oben gezogen Wort: Sei es Ehe, Partnerschaft oder (nach oben gezogen) was auch immer. Wenn Sie nach oben ziehen, haben Sie keine andere Wahl, als weiter zu reden.

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Häufig finden wir das nach oben gezogene und auch bei den Schlagzeilen im Radio und Fernsehen. Parteienstreit in Magdeburg, Regierungserklärung in Berlin und (nach oben gezogen) Neues von der Börse . Eigentlich gehört das und zur Börse und nicht zur Regierungserklärung . Auch auf Pressekonferenzen, bei der Erklärung von Spielen in Shows oder bei der Vorstellung von Studiogästen finden wir ganz häufig diesen eigenartig nach oben gezogenen dritten Teil der Aufzählung.

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Die wichtigsten Infos über den Studiogast haben Sie jetzt. Aber spannend oder interessant war es nicht. Wie gehen wir jetzt damit um? Sollen wir das auf jeden Fall vermeiden oder ist es gar nicht so schlimm, wenn wir eine Zeit lang gezielt darauf achten, eine bestimmte Information abzuliefern. Dass es die Zuhörer nicht gerade begeistert, weil es völlig emotionslos ist, dürfte unstrittig sein. Aber wenn wir genauer hinhören, erzählt dieses Ziehen unter Umständen noch mehr.

Aufgabe

Hören Sie sich einmal das folgende Beispiel an. Warum zieht der Sprecher hier in bestimmten Teilen seines Urlaubsberichtes die Satzenden nach oben?

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Die Stellen mit den nach oben gezogenen Satzenden sind in diesem Fall immer die, von denen der Sprecher glaubt, dass sie nicht so wichtig sind. Er glaubt, die Informationen aus Verständnisgründen geben zu müssen, aber er glaubt nicht daran, dass das wirklich jemanden interessieren könnte.

Zunächst hält er für nicht erzählenswert, dass es der Freundin an diesem Tag schlecht ging und sie woanders hin in Urlaub wollte. Aber auch die Stelle, als der Bekannte vom Kamel fiel und man zu dem befreundeten Ehepaar auf Distanz ging, hält der Ich-Erzähler für nicht wichtig. Der Sprecher macht uns klar, dass die Geschichte gleich weitergeht. Er muss vorher nur noch kurz etwas einschieben.

Der Radiosprecher, der vor einem Beitrag über Mr. Supersportler meint, ein paar nach oben gezogene Sätze mit dem nötigen Hintergrundwissen über Mr. Supersportler liefern zu müssen, kann das genauso sein lassen. Denn in Wahrheit geht es ja erst mit dem Satz los, dessen Ende er nach unten zieht.

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Sagen Sie, was nötig ist (dann aber spannend und mit den Satzenden nach unten). Lassen Sie einfach weg, was Ihrer Meinung nach den Hörer langweilt. Und alles andere erzählen Sie so interessant, dass er gerne zuhört. Freuen Sie sich, wenn jemand ankündigt, Ihnen einen saudummen Witz erzählen zu wollen? Nein, entweder er erzählt den Witz, weil er gut ist, oder Sie nutzen die Zeit für etwas Wichtigeres.

  1. 12.

    Der Märchenonkel/die Märchentante benutzt nicht nur eine singende Melodiebewegung, sondern spricht womöglich sogar noch mit verstellter Stimme. Im Bestreben, dem Zuhörer alles möglichst einfach darzustellen, suggeriert er, dass alles kinderleicht ist. Zu dem Zweck behandelt er auch gleich die Zuhörer wie Kinder.

39

Neben Kindersendungen im deutschen Fernsehen und bei Spielnachmittagen für besonders alte Senioren finden wir diese Art zu sprechen in schlechten Sendungen für den Schulfunk und in der Weiterbildung für Erwachsene. Die Botschaft lautet: Wenn Kinder das verstehen, dann verstehen Sie das auch. Außerdem glaubt der Sprecher, das, was er sagt, dadurch spannender zu machen. Aber er achtet gleichzeitig immer darauf, dass er der Klügere bleibt. Es soll nur ja keiner denken, er selbst wüsste die Lösung nicht. Mit ein bisschen Pech finden wir die Märchentanten aber auch in einem ganz normalen Boulevard-Magazin im Fernsehen am frühen Abend.

40

Der Sprecher bleibt immer allwissend. Den blöden Zuschauern allerdings muss ein bisschen geholfen werden, damit sie begreifen. Wenn Moderatoren Schnuten machen und mit den Augen rollen, dann ist immer Vorsicht angesagt. Gesichtschneiderei kann das Denken nicht ersetzen.

  1. 13.

    Der Wortgestalter hat die richtige Idee. Er möchte seine Sätze zum Leben erwecken, er möchte malen und den Inhalt der Sätze gestalten. Er möchte mit Unterton sprechen. Leider weiß er nicht, wie das geht und macht es so, wie er denkt, dass es sein müsste.

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So reden Erzähler, die es nicht können und Sprecher, die Zweifel haben, ob das, was sie sagen, auch ankommt. Ein Unterton ist ein wunderbares Mittel, meine Zuhörer zu fesseln (Rossié 2013, S. 112ff.). Aber es wird immer der ganze Gedanke gestaltet und nie ein einzelnes Wort. Ein Gedanke kann immer nur einen Unterton haben, und nicht zwei. Und wenn wir die Intention im Laufe des Satzes ändern, weil uns da beim Sprechen etwas einfällt, dann sind wir schon mitten in der Schauspielerei, und die muss man schon gut können, damit sie glaubwürdig wird. Im privaten Sprechen weiß ich ja vor jedem Satz, warum ich ihn sage. Mir fällt doch nur in ganz seltenen Fällen mitten im Satz etwas ganz Neues ein. Warum sollte das bei einem Moderator anders sein?

Für das Abfassen von Texten fürs Sprechen zum Beispiel hat dieser Grundsatz weitreichende Konsequenzen. Wir vereinfachen jetzt mal ganz stark. Wenn ein großes Autohaus auf einem Sommerfest eine Hüpfburg aufstellt und zu Probefahrten mit dem neuen Automodell einlädt, und Sie beide Gedanken in einen Satz packen, müssen Sie sich entscheiden. Entweder der Unterton für die Hüpfburg (kindliche Begeisterung, hurra, wie toll) oder für das Auto (verheißungsvolle Spannung auf das wundervolle Fahrzeug). Hören Sie diese beiden Möglichkeiten. Als drittes trenne ich beide Gedanken und damit auch die beiden Untertöne.

42

Sprechen Sie beide Elemente der Veranstaltung als einen eigenen Gedanken, dann können Sie jedem Highlight den passenden Unterton unterlegen.

Der Lügner als besondere Form des Wortgestalters ist ebenso leicht zu erkennen. Allerdings ist hier nicht Lügen im Sinne des Verbreitens von Unwahrheit zu verstehen. Im strengen Sinne sind die meisten schlechten Moderationen gelogen, weil der Sprecher nicht das sagt, was er gerade empfindet, sondern »lügt«. In Radio und Fernsehen haben wir es da besonders mit den positiven Lügen zu tun. Das heißt, eine Sache wird besser größer, schöner gemacht, als sie eigentlich ist. Das begegnet uns auch im Privatleben recht häufig. Die Wörter Super und Wahnsinn eignen sich sehr gut zur Demonstration. Wenn jemand sich darauf beschränkt, eine Party super zu finden, eine gute Party suuper und eine wirklich tolle Party suuuuuper , dann lügt er meist.

43

Er hat dasselbe Problem wie der schlechte Moderator: Er will lügen, weiß aber nicht wie. Also dehnt er das Wort, das seine Begeisterung ausdrücken soll. Da ist alles gaaaaanz toll oder einfach schreeeeecklich . Käme die Begeisterung aus dem Bauch, würde er wirklich so empfinden, bekäme der ganze Gedanke den begeisterten Unterton ab.

44

Hören Sie also genau hin, wenn Menschen ihre Begeisterung (oder ihre Abscheu) durch das Dehnen von Vokalen ausdrücken. Möglicherweise hat Ihren Gästen das dreigängige Menu, das Sie gekocht haben, trotz gegenteiliger Aussage ja gar nicht geschmeckt.

Der einfachste Ton schafft den stärksten Ausdruck. Auch das ist ein sehr interessanter Grundsatz, den Schauspieler lernen. Die größte Begeisterung drückt der einfachste Satz aus. Wenn ich meine Schüler bitte, ihre Begeisterung in dem Satz Ich fand es wunderschön! auszudrücken, sprechen sie den Satz mit strahlendem Gesicht und viel Emphase. Wenn ich sie jetzt wiederholt bitte, es noch wunderschöner zu finden, brüllen sie den Satz irgendwann begeistert und sehen sich außerstande ihn noch zu steigern. Dann spreche ich ihnen den Satz ganz leise und einfach vor, und es ist in jedem Falle stärker als die ganze aufgesetzte Energie.

45

Wenn Sie also ein wirklich großes Gewinnspiel haben, wenn die Bundeskanzlerin wirklich in Ihre Sendung kommt oder wenn Sie das Bernsteinzimmer wirklich gefunden haben, dann werden Sie leise. Das Ereignis wird dadurch viel bedeutender.

  1. 14.

    Der Textakrobat hat sich viel Mühe gemacht, einen ausgefeilten Text zu schreiben, den er anschließend auswendig lernt. Das scheint auf den ersten Blick ein toller Trick zu sein, um allen Schwierigkeiten zu entgehen: Sie lernen auswendig oder lesen vom Teleprompter ab. Leider merkt man auch hier, dass Sie mogeln.

46

Neben falschen Betonungen, falschen Pausen, gelesenen Satzzeichen und zu kurzen Melodiebögen erkennen wir den Auswendiglerner vor allem daran: Die Sätze sind in der Regel viel zu lang und kompliziert. Solche Satzungetüme kann nur sprechen, wer ihre Konstruktion vorher komplett im Kopf oder auf dem Teleprompter hat. Der bekannte, aber wegen seiner zweideutigen Aussagen ins Zwielicht geratene Autor XY ist so ein Satz, den man nur schreibt, aber nie spricht. Genauso wie das von weiten Teilen der Belegschaft und übrigens auch vom alten Vorstand getragene und bis dato leider nicht finanzierbare Projekt.

So ein Satz gehört unter Umständen in die Zeitung, aber nicht in eine Moderation. Wolf Schneider nennt das Stopfstil, wenn die Sätze wie eine Weihnachtsgans mit Informationen vollgestopft werden. Warum zwei Sätze nehmen, wenn ich es auch mit einem sagen kann? Das geht aber nur, wenn ich den Satz lerne oder lese. Frei formulieren kann ich so etwas nicht. Und nicht nur der Moderator tut sich schwer mit dem Sprechen, sondern auch das Publikum mit dem Hören und Verstehen.

Die Anzahl der Informationen in einem gesprochenen Satz ist beschränkt. In der Zeitung könnte stehen Am 4.Juli findet um 18 Uhr in Köln im Super-Hotel ein einstündiger Vortrag mit Michael Rossié zum Thema »Frei sprechen« statt. Dieser Satz enthält zwei Fehler, wenn er gesprochen werden soll. Erstens muss »Frei sprechen« nach vorne. In der Zeitung kann ich nachlesen, wann und wo und wer, im Radio nicht. Und zweitens enthält der Satz acht Informationen, das sind deutlich zuviele. Das Maximum für einen gesprochenen Satz liegt bei zwei. Wir müssen also vier Sätze daraus machen. Interessant ist wieder, dass es völlig egal ist, welche Information ich mit welcher kombiniere. Es klappt immer Am 4. Juli geht es ums freie Sprechen. Und zwar in Köln im Super-Hotel. Michael Rossié wird den Vortrag halten. Er dauert eine Stunde und beginnt genau um 18 Uhr.

Professionelle Moderatoren benutzen oft nicht mehr als eine Information pro Satz. Interessieren Sie sich für Moderation? Dann habe ich einen tollen Vortrag für Sie. Und zwar am 4. Juli. Michael Rossié wird ihn halten. Sie müssen allerdings nach Köln kommen. Es geht pünktlich um 18 Uhr los. Das Ganze findet im Super-Hotel statt. Bringen Sie ungefähr eine Stunde Zeit mit. Und Sie ahnen, wie ich diese Moderation aufschreiben würde? Als einen achtstrahligen Stern (vgl.Abschn. 2.2)

  1. 15.

    Die Stimmungskanone versucht, ihre Zuhörer so mit guter Laune zu erschlagen, dass sie gar nicht anders können als sich zu amüsieren. Leider erreicht sie sehr oft das Gegenteil. Niemand will gezwungen werden, gut gelaunt zu sein. Gute Laune kann immer nur ein Angebot sein, ein Vorschlag. Überlegen Sie mal, wie es Ihrer Laune geht, wenn Sie das folgende, zugegeben ein bisschen extreme Beispiel hören:

47

Würden Sie so jemanden einladen? Echt ist diese Art von guter Laune nicht. Da tut ja jemand nur so, als habe er Energie, sei gut drauf und finde alles wahnsinnig witzig. Ein schlechter Schauspieler, der hofft, wir gehen ihm auf den Leim. Mit Sicherheit kein Weg zu Authentizität und Sympathie.

Wenn es den Moderatoren, die ich betreue, besonders schlecht geht, weil sie zum Beispiel private Probleme haben, sprechen sie nicht etwa langsamer oder haben einen besonders traurigen Unterton, sondern ich merke es an der vor Energie strotzenden Moderation. Damit nur keiner merkt, dass es ihnen schlecht geht, tun sie des Guten zu viel. Gute Laune ist nur ansteckend, wenn sie echt ist.

Der Selbstverliebte ist eine besondere Form der Stimmungskanone. Die Energiemenge mag variieren. Das Problem ist dasselbe. Er findet seine eigenen Pointen klasse und kündigt sie entsprechend an. Er äußert keine Meinung und macht kein Angebot, sondern schreibt dem Hörer oder Zuschauer vor, wie er das Gesagte finden soll. Und sich selbst findet er einfach wahnsinnig komisch.

48

Wenn es Ihnen so geht wie mir, friert Ihr freundliches Lächeln ein, mit dem Sie dem Sprecher vielleicht am Anfang noch Wohlwollen entgegengebracht haben, und Sie warten etwas verbissen auf die Pointe der Geschichte. Sie haben als Zuhörer keine Wahl, wie Sie die Geschichte finden wollen, und das ärgert Sie. Aber ein Lächeln kann ich Ihnen vielleicht entlocken, wenn ich Ihnen die Geschichte einfach nur anbiete, um darüber zu lachen.

Kurze Pausen vor der Pointe, die nichts anderes heißen als »Bin ich nicht toll?«, sind auch ein beliebtes Mittel, sich unbeliebt zu machen.

49

Begeisterung für den eigenen Witz hat nichts Ansteckendes. Komiker sind ganz ernsthafte Menschen. Und während sie verzweifelt von einer Katastrophe in die andere schlittern, lachen wir. Nur der Zuschauer, der die Wahl hat, zu entscheiden, ob er das witzig findet oder nicht, lacht möglicherweise. Auch wenn Mario Barth das anders macht, halt ich es für die komischere Variante, wenn der Comedian nicht lacht.

Das Gleiche gilt für alle anderen Gefühle. Dass ich jemandem dauernd erkläre, wie spannend meine Ausführungen sind, wird ihn eher davon abhalten, genauso zu empfinden. Alles, was uns aufgedrängt wird, nervt. Denken Sie nur an die Verkäuferin, die Ihnen jetzt zum dritten Mal sagt, wie gut Ihnen die Hose steht. Die Verkäuferin aber, die nur kurz an Ihnen vorbeigeht, die Augenbrauen hochzieht und ein Sitzt klasse! murmelt, beschleunigt unter Umständen Ihre Kaufentscheidung ungemein.

Für große Gefühle und tiefe Emotionen gilt übrigens das Gleiche. Wenn Ihre Moderation vor Sentimentalität trieft, wird Ihrem Publikum nicht warm ums Herz, sondern es wird ärgerlich. Ebenso wenn Kommissare ihren eigenen Fall spannend finden. Das langweilt Sie mit Ihren Chips auf dem Sofa. Je einfacher, desto besser. Und nicht je emotionaler. Emotionen hervorrufen zu wollen ist etwas Anderes, als sie vorzuspielen.

  1. 16.

    Der Aufgeblasene kommt heute hauptsächlich auf Veranstaltungen vor. Aber in der Anfangszeit des deutschen Fernsehens glaubte man, auf diese Art großen Ereignissen die nötige Würde zu verleihen. Schließlich war es Fernsehen, und das war doch etwas Besonderes. Dieter Thomas Heck war für diese Art der Moderation ein sehr gutes Beispiel. Etwas Großes muss auch GROSS gesprochen werden. Dieser Rednertypus ist ganz leicht zu karikieren. Man atmet einfach ein – und dann nicht wieder aus.

50

Die dadurch entstehende Spannung benutzt er gleich für die Moderation der Sendung. Immerhin entsteht dadurch auch beim Zuschauer ein gespannter Eindruck, und der kann bis zur Kurzatmigkeit führen. Angenehm ist das nicht. Während sich der Moderator durch das Einziehen der Luft dazu bringt, gerade zu stehen und glaubt, ein höheres Energieniveau zu erreichen, muss ich mich als Zuschauer bei so viel Anstrengung selber anstrengen.

  1. 17.

    Der Wichtige lässt sich nicht vom Gesprächspartner unterbrechen. Ihm scheint es, als hinge seine Sympathiekurve direkt von der Anzahl der geäußerten Argumente ab.

51

Die Technik ist ganz einfach. Er macht Pausen nicht zwischen den Gedanken, sondern mitten im Satz, wobei er den Melodiebogen nach oben zieht, um anzudeuten, dass er noch nicht fertig ist. An Stellen, an denen er Pausen machen könnte, spricht er aber durch. Korrespondenten haben das früher häufig gemacht oder Politiker, damit ihr Beitrag nicht geschnitten werden kann. Das funktioniert aber zunehmend schlechter. Immer mehr Redakteure schneiden O-Töne eiskalt ab. Letzten Endes gewinnt den Machtkampf immer der am Schneidetisch.

Wer macht es denn richtig? Sie werden jetzt denken, da gibt es ja kaum jemanden, der das wirklich gut macht. Doch, es gibt auch ganz viele positive Beispiele. Das sind schon noch ein paar mehr als Günther Jauch. Es gibt viele gute Gastgeber von Talkshows, Moderatoren von Spielen und glänzende Sportreporter. Vielleicht ist es eine Frage der Priorität. Wenn alles schnell, schnell gehen muss, man fünf Shows am Tag produziert und Moderatoren ein paar Stunden vor der Sendung noch keine Ahnung haben, worum es geht und sich auf ihren Teleprompter verlassen, kann es nicht wirklich gut werden. Vielleicht geben wir uns oft mit zu wenig zufrieden.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Die Sprechmelodie muss zum Inhalt passen.

  2. 2.

    Denken Sie Ihre Sätze und schmücken Sie sie nicht.

  3. 3.

    Schnell heißt nicht besser. Wer unterhalten will, ist selbst ruhig.

  4. 4.

    Nach oben gezogene Satzenden treiben Sie an.

  5. 5.

    Ein guter Text ist noch keine gute Rede.

  6. 6.

    Gute Laune steckt an, aber nur, wenn sie echt ist.

  7. 7.

    Machen Sie sich nicht wichtiger als Sie sind.

5.10 Die Doppelmoderation

Daran ist nichts besonders oder schwierig. Im Gegenteil. Wenn zwei eine Sendung gemeinsam moderieren, können sie sich helfen, anregen, ergänzen usw. Meist nimmt man einen Mann und eine Frau, oder zumindest zwei Moderatoren mit deutlich unterschiedlichen Stimmen. Wenn das aber der einzige Grund für eine Doppelmoderation ist, vergibt man ein paar gute Möglichkeiten. »Sprecherwechsel hat nur dann einen Sinn, wenn ihm ein Funktionswechsel entspricht.« (Häusermann und Käppeli 1986, S. 168).

Bei manchen Pärchen beginnt der eine die Sätze, der andere beendet sie. Da beten beide einen Text herunter, den sie auswendig gelernt haben. Das sollen Moderatoren sein?

Der Sinn einer Doppelmoderation ist eine Aufgabenverteilung zwischen beiden Moderatoren. Die findet aber bei den meisten Doppelmoderationen nicht statt. Zwei Moderatoren, nur weil das hübscher anzusehen ist? Nur damit man die Zielgruppe vergrößert? Da kann sich ein Sender oder eine Redaktion nicht entscheiden und nimmt einfach einen Mann und eine Frau, schon ist das Problem gelöst. Dann macht man vielleicht eine Umfrage, wer besser ankommt, und schmeißt den anderen raus.

Bei einer echten Doppelmoderation, die ihren Charme aus den Wortwechseln und Wortspielen der beiden Moderatoren bezieht, ist es unerlässlich, den beiden Aufgaben zuzuweisen, zum Beispiel nach dem Prinzip Protagonist – Antagonist: Der weiße Clown hat immer den dummen August bei sich, Dick seinen Doof. Die Rollen sind klar, und die Dialoge ergeben sich von selbst, wenn jeder seine Aufgabe kennt.

Je unterschiedlicher die Charaktere der Moderatoren sind, desto einfacher ist die Moderation. Der eine will eine Sendung machen, der andere will sie boykottieren, der eine macht den technischen Ablauf, der andere unterhält sich am liebsten mit den Studiogästen, der eine ist stets neugierig, und der andere ist allem Neuen gegenüber skeptisch.

Das wird dem Zuschauer komischerweise auch nie langweilig, im Gegenteil. Er ist froh, wenn er weiß, woran er ist und amüsiert sich, weil ihm alles so vertraut ist. Pointen ergeben sich so von selbst. Fehler des einen Moderators, die auch der Zuschauer merkt, korrigiert der andere. Und zwar ohne Häme und ohne großen Aufwand. Sonst wird der Fehler auch ihm angelastet. Er korrigiert, und der andere macht weiter. Nur bei Fehlern, die der Zuschauer nicht bemerken würde, lässt man den anderen gleich weiterreden.

Beide reden durcheinander. Ein besonders interessantes Phänomen ist die mangelnde Abstimmung von zwei Moderatoren, die zusammen eine Sendung machen. Das meiste, was wir da im Fernsehen vorgesetzt bekommen, ist getürkt. Die beiden haben vorher genau ausgemacht, wer was sagt, und sprechen das auch so in die Kamera, ohne einander anzugucken. Wunderbarerweise spürt der Partner, wann der andere aufhört und wann er selber dran ist. Das ist wie Zaubern. Es sieht ein bisschen seltsam aus, aber wir haben uns alle daran gewöhnt. Wir wissen ja, dass wir betrogen werden.

Im Radio ist das anders. Hier begegnen uns immer wieder Moderatorenpaare, die einander nicht ausreden lassen, sich gegenseitig unterbrechen und Kommunikationsprobleme haben, die im privaten Gespräch kaum vorkommen. Das liegt am Medium. Eine Pause im Radio ist eben etwas anderes als im Fernsehen oder im privaten Gespräch. Eine Pause ist für die meisten Moderatoren Leere, Stillstand, nichts. Um dieses »nichts« zu vermeiden, reden die Moderatoren im Radio lieber beide durcheinander. Außerdem hat zumindest jeweils einer unter Umständen das Gefühl, dem anderen beweisen zu müssen, dass ihm auch an dieser Stelle etwas einfällt. Manche Moderatoren glauben ja, sie würden nach Textmenge bezahlt.

Dabei sind Pausen sehr hilfreich. Für mich ist das Fehlen von Pausen immer ein Zeichen für mangelndes Vertrauen zwischen den beiden Sprechern. Sie glauben einfach nicht daran, dass der andere weiterspricht. Entweder, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben oder weil beide unterschiedliche Vorstellungen von der richtigen Länge einer Pause haben. Hier helfen keine Verabredungen (die können kurzfristig eine Lösung sein), sondern es wäre wichtig, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Nur dann wird eine Doppelmoderation auch für den Zuschauer amüsant und angenehm.

Im besten Falle stehen die beiden Moderatoren so, dass sie sich sehen können und sprechen nicht nebeneinander in ihre Mikrofone. Wenn ich den anderen im Blickfeld habe, weiß ich sofort, ob er noch etwas sagen will oder nicht. Dass Unterbrechungen auch eine Machtfrage sind (wer bedient den Regler), darauf werde ich noch eingehen (vgl. Abschn. 6.1).

Gute Moderatoren kämpfen nie gegeneinander. Obwohl auch das leider zum Alltag gehört. Regisseure hetzen Moderatoren gegeneinander auf ( Wenn er lauter wird, dann wehre dich oder Lass dich nicht unterbuttern ). Besonders Anfänger neigen dann dazu, sich dauernd zu produzieren, weil sie das Gefühl haben, sie bekommen ihr Gehalt dafür, möglichst viel zu allem zu sagen. Gerade ein Moderator, der zum richtigen Zeitpunkt auch mal schweigen kann, ist ein guter Moderator. Wobei ich auch weiß, dass manche Regisseure das anders sehen.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Für zwei Moderatoren zwei Aufgaben, nicht zwei Texthälften.

  2. 2.

    Je unterschiedlicher beide sind, desto besser.

  3. 3.

    Vertrauen ist die beste Voraussetzung für eine Doppelmoderation.

5.11 Das Ende

Der letzte Satz sollte geplant sein. Nicht nur, damit Sie einen schönen Ausstieg haben (der letzte Satz bleibt dem Zuschauer oder Zuhörer im Gedächtnis), sondern auch, damit Ihnen jederzeit ein Notanker zur Verfügung steht, wenn Sie mit ihrem letzten Stern durcheinandergekommen sind. Wenn Ihnen nichts mehr einfällt, kommt der letzte Satz, und Sie sind gerettet.

Das gilt natürlich nur für längere Moderationen. Bei drei Sätzen zur Anmoderation eines Beitrages können Sie nicht einen vorbereiteten Einleitungs- und einen vorbereiteten Schlusssatz haben.

Auch in einer größeren Sendung, gibt es vor bestimmten Elementen der Sendung wie Spielen, Beiträgen, Einspielern usw. die Möglichkeit, jeweils mit einem festgelegten Statement zum nächsten Thema zu kommen. Es gibt Moderatoren, die üben in den Wochen vor der ersten Sendung im Wohnzimmer besonders die immer wiederkehrenden Elemente und die Übergänge dazwischen. Diese vorbereiteten Versatzstücke können Ihnen sehr helfen. Und wenn man sie laut geübt hat, dann muss man sie nicht etwa suchen oder aufschreiben, sondern sie fallen einem komischerweise immer genau dann ein, wenn man sie braucht. Meistens jedenfalls.

Ich habe Sendestaffeln erlebt, in denen der Moderator erst nach knapp 20 Aufzeichnungen das Spiel am Anfang der Sendung fehlerfrei erklären konnte. Das liegt natürlich an mangelnder Vorbereitung. Hätte der Moderator das für sich ein paar Mal laut durchgesprochen, also sich am besten einen Stern gemacht, dann wäre das Problem nicht aufgetreten, und er hätte nicht 50 Menschen von der Arbeit abgehalten.

Der Schlusssatz soll auf Wiedersehen sagen, auch wenn er es nicht mit Worten ausdrückt. Und deswegen enthält der keine Informationen mehr. Wenn der letzte Satz wichtige Informationen enthält, fühlt der Zuschauer sich rausgeschmissen, wie bei einem Gastgeber, der mich nach dem letzten Dia seines Vortrages vor die Tür setzt.

Zum Schluss also ein redundanter Satz, der ausdrückt, dass es das jetzt war (ohne es so zu formulieren). Er wird vielleicht langsamer gesprochen, ist vielleicht besonders betont oder der Redner macht nach dem letzten Satz eine längere Pause, bevor er die Bühne verlässt. Vielleicht sagt er auch einfach nur: Auf Wiedersehen! oder Danke! Der Schluss muss jedenfalls erkennbar sein. Er wird nicht angekündigt, schon gar nicht mehrmals, und wird auch nicht verlängert, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Wenn Schluss ist, ist Schluss.

Und wenn Sie ein Publikum haben, dann nehmen Sie einen Moment den Applaus bewusst wahr. Sonst ärgert sich Ihr Publikum. Applaus soll man spenden, wenn es gefallen hat, aber es ist auch wichtig, ihn zu nehmen. Was würden Sie sagen, wenn nach dem Theaterstück der Vorhang zu bliebe? Möglichkeiten, Applaus herauszukitzeln gibt es viele, aber davon rate ich Ihnen ausdrücklich ab.

Zusammenfassung

  1. 1.

    Bereiten Sie den letzten Satz vor.

  2. 2.

    Sprechen Sie wiederkehrende Passagen durch .

  3. 3.

    Nach dem Schluss kommt nichts mehr.

  4. 4.

    Der Schlusssatz sagt auf Wiedersehen.

  5. 5.

    Nehmen Sie Applaus an.