Zusammenfassung
Gouvernementalität ist Regieren. Und hinsichtlich der „Aufgaben einer modernen Regierungslehre“ hat Wilhelm Hennis drei mögliche Positionen der Politikwissenschaft zu ihrem Gegenstand ausgewiesen: Politikwissenschaft „fragt vom Kollegen her und hat den Kollegen als Adressaten“. Sie ist „vom betroffenen Bürger her“ parteiisch und einmischend. Oder sie geht aus „von den Sorgen des Staatsmannes, Regenten, leitenden Politikers oder wie immer man diese Figuren im Wandel der Geschichte bezeichnen mag“. Diese letztgenannte Perspektive sieht Hennis als vorzugswürdig an. Eine „moderne Regierungslehre [muss] von der Problematik der modernen Staaten ihren Ausgang nehmen“. Damit ergäbe sich a) eine relativ starke Identität zwischen Regierenden und Politikwissenschaft als politischer Beratung.
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Notes
- 1.
Hennis 1965, S. 435.
- 2.
Ebd.
- 3.
Ebd.
- 4.
Ebd.
- 5.
Ebd.
- 6.
Ebd., S. 431.
- 7.
- 8.
Schmidt/Zohlnhöfer 2006, S. 11.
- 9.
- 10.
Ritter 1979.
- 11.
- 12.
Das heißt auch, dass ich an einer Foucault-Philologie und Textexegese zum Thema Gouvernementalität zwar nicht uninteressiert bin, aber hier in hinreichendem Maße entsprechende Arbeiten vorliegen (z. B. Lemke 1997; Saar 2007) und ich weder beanspruchen kann noch möchte, eine ähnlich tiefgehende Werkanalyse anzubieten.
- 13.
Kooiman 2003.
- 14.
- 15.
- 16.
- 17.
- 18.
- 19.
Dolzer 2007, S. 13.
- 20.
- 21.
Kaufmann u. a. 2009.
- 22.
Koelble/LiPuma 2005.
- 23.
Die Ziffern beziehen sich jeweils auf die Klassifikation der Governance-Debatte in Tab. 6.1.
- 24.
Eine besondere Ausprägung dieses Stranges ist die Diskussion um die Demokratisierung von EU-Governance, also der von der EU-Kommission in ihrem Weißbuch zum Europäischen Regieren initiierte Versuch, zivilgesellschaftliche Akteure in die Entscheidungsfindung auf der europäischen Ebene einzubinden (Europäische Kommission 2001). Vor dem Hintergrund a) nachlassender diffuser Unterstützung der europäischen Integration durch die Bevölkerung, b) des Aufwertungsinteresses der Kommission gegenüber dem Rat und Parlament einerseits, aber auch gegenüber der Dominanz von Unternehmensinteressen im Lobby-Prozess andererseits, c) des Motivs, durch die Einbindung von stakeholdern Wissen und Akzeptanz zu generieren und d) einer günstigen politischen Konstellation avancierte „partizipative Demokratie und Zivilgesellschaft zur Leitidee“ (Kohler-Koch 2011, S. 9). Es ging um die Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure durch neue Beteiligungs- und Konsultationsverfahren, die zusätzlich zum sozialen Dialog zwischen den Tarifparteien eingeführt und umgesetzt werden sollten, d. h. um eine Steigerung von beteiligungsorientierter Demokratie durch neue Verfahren (Kohler-Koch 2011).
- 25.
Kickert u. a. 1999.
- 26.
Bevir/Rhodes 2003, S. 195.
- 27.
- 28.
Kenis/Schneider 1996.
- 29.
- 30.
Rhodes 1997.
- 31.
Bovaird u. a. 2002.
- 32.
Sørensen/Torfing 2008.
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Hajer/Wagenaar 2003.
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Walk 2009, S. 23–25.
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Fischer 2003, S. 205–220.
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Saretzki 2008, S. 448.
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Benz 2004, S. 25.
- 39.
Mayntz 2004, S. 66.
- 40.
- 41.
- 42.
Jessop 2001, S. 90.
- 43.
Es handelt sich um das dilemmatische Verhältnis zwischen Kooperation und Wettbewerb, Offenheit und Schließung, Regierungsfähigkeit und Flexibilität sowie Zurechenbarkeit und Effizienz (Jessop 1999).
- 44.
Ebd.
- 45.
Jessop 2002a, S. 39.
- 46.
- 47.
Jessop 2002a, S. 39.
- 48.
Jessop 2011, S. 60–62.
- 49.
Vgl. Kaufmann 1996.
- 50.
Hennis 1965.
- 51.
- 52.
Ziai 2003.
- 53.
Pierre/Peters 2000, S. 24.
- 54.
Benz u. a. 2007, S. 19–20. Diesbezüglich ist festzuhalten, dass beispielsweise für das ‚typische‘ Governance-Phänomen der Public Private Partnership (PPP) Studien vorliegen, welche die Politics bei der Durchsetzung von Governance-Modi detailliert in den Blick nehmen (Greenaway u. a. 2004; Sack 2009). Es gibt also durchaus den ‚Merkposten‘ und einzelne empirische Arbeiten, die das ‚Governance-Politics-Interplay‘ untersuchen, also auf die Wechselwirkungen zwischen Durchsetzung von Koordinationsmodi und Transformation der Durchsetzungsfähigkeit durch Koordination fokussieren. Gleichwohl sehe ich derzeit kein breites Feld an diesbezüglichen Forschungsarbeiten (vgl. Sack 2011a, S. 34–38).
- 55.
Mayntz 2004, S. 74.
- 56.
Mayntz 2001, S. 3–5.
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Mayntz 2004, S. 75.
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Pierre/Peters 2000, S. 12.
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Ebd., S. 161.
- 61.
Ebd., S. 164.
- 62.
Ebd., S. 198, ähnlich 82; siehe auch Bell/Hindmoor 2009.
- 63.
Z. B. Papadopoulos 2010, Blatter 2007.
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Papadopolous 2010; van Deth 2009.
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Fach 2008, S. 396.
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Ebd.
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- 69.
Janning/Toens 2008.
- 70.
Hajer/Laws 2008, S. 261.
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- 72.
Newman 2005, S. 12.
- 73.
Ebd., S. 202.
- 74.
Bell/Hindmoor 2009, S. 98.
- 75.
Die anderen Ansätze sind die Interdependenz-Theorie als eine Analyseperspektive auf Netzwerke, in der Interessenorientierung, wechselseitige Abhängigkeiten und Konflikt ausschlaggebend sind (vgl. Kickert u. a. 1999). Ebenfalls kalkulierend, aber die Koordinierung durch Netzwerke betonend, ist die „Governability Theory“, als eine veränderte Steuerungsperspektive, die etwa Kooiman (2003) und Scharpf/Mayntz (1995) zugeordnet wird. Eine soziologisch-institutionalistische Perspektive (March/Olson 1989) betont den Aspekt der Integration (Sørensen/Torfing 2008, S. 17).
- 76.
Ebd., S. 19.
- 77.
Ebd., S. 106–108.
- 78.
Ebd., S. 178.
- 79.
Ebd., S. 179; vgl. auch Esmark/Triantafillou 2009, S. 28–34.
- 80.
Davies 2011, S. 71.
- 81.
Ebd., S. 70–73.
- 82.
Jessop 2011, S. 51f.
- 83.
Demirović 2011, S. 95.
- 84.
Lemke 2007, S. 60.
- 85.
Ebd., S. 61.
- 86.
Ebd.
- 87.
Ebd.
- 88.
Ebd.
- 89.
Foucault 1986, S. 114.
- 90.
- 91.
Ebd., S. 255.
- 92.
Foucault 2004a, S. 162f.
- 93.
Foucault 2004b, S. 14.
- 94.
- 95.
Fach 2008, S. 397; Vasilache 2009, S. 69–74; Saar 2009, S. 582–585; Flügel-Martinsen 2011. Fach behauptet, dass Foucault „moralische Äquidistanz [bewahrt]; er ergreift nicht Partei, sondern beobachtet das komplexe, kontinuierliche Machtspiel zwischen den Parteien“ (Fach 2008, S. 399). Fernab der Frage, ob es eine solche Position geben kann, halte ich diese These insofern für unzutreffend, als sie das gesellschaftspolitische Engagement Foucaults ebenso negiert wie seine Selbstverortung: Sein Blick auf Illegalität und Widerstandsbewegungen ist nicht allein ein methodologischer, um aus der Opposition zu verstehen, was Machtverhältnisse sind (Foucault 1987, S. 245). Es geht dabei auch darum, eine grundlegende und keineswegs ‚äquidistante‘ Frage zu beantworten: „Wer sind wir?“ (ebd., S. 246).
- 96.
- 97.
Bröckling u. a. 2011, S. 12.
- 98.
- 99.
Biebricher 2008, S. 308f.
- 100.
Bröckling u. a. 2004, S. 10.
- 101.
- 102.
Hajer/Wagenaar 2003.
- 103.
- 104.
Fach 2008, S. 398.
- 105.
Miller/Rose 2008, S. 7.
- 106.
Bröckling 2007.
- 107.
Garland 2009.
- 108.
Singelnstein/Stolle 2012.
- 109.
Vgl. Braun/Giraud 2009.
- 110.
- 111.
Demirović 2011, S. 103.
- 112.
Ebd., S. 88.
- 113.
- 114.
Eine analytische Nutzung der Gouvernementalitätsperspektive beinhaltet nicht zwangsläufig eine regierungskritische Haltung. Als wirkmächtige Foucaultianer haben sich in den 2000er Jahren Proponenten der Neuen Sozialdemokratie erwiesen mit ihren Konzepten der Aktivierung, des bürgerschaftlichen Engagements und der ‚Verpartnerung‘, die explizit programmatisch die Selbst-Führung einfordern (Schröder 2000).
- 115.
Bröckling 2005, S. 22.
- 116.
- 117.
Audit Commission 1998, S. 26.
- 118.
Sack 2006.
- 119.
Jessop 2002a, S. 55.
- 120.
Sullivan/Skelcher 2002, S. 3.
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Kouwenhoven 1993, S. 125.
- 122.
Hudson/Hardy 2002, S. 53.
- 123.
Sack 2009, S. 127–134.
- 124.
Gensicke/Geiss 2010.
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Vgl. Oppen u. a. 2005.
- 127.
Marks/Hooghe 2004.
- 128.
Rosenau 2004, S. 32.
- 129.
Foucault 1986, S. 114.
- 130.
Najam 1996, S. 203.
- 131.
Kohler-Koch 2011.
- 132.
Vgl. Sack/Burchardt 2008.
- 133.
- 134.
- 135.
Günther/Honneth 2008, S. 7–16.
- 136.
Ebd., S. 7.
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Z. B. Demirović 2011.
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Biebricher 2008, S. 318.
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Kritisch dazu Dean 1999, S. 58.
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Sack, D. (2014). Governance und Gouvernementalität – Komplementäres und Distinktes zweier Regierungslehren. In: Vasilache, A. (eds) Gouvernementalität, Staat und Weltgesellschaft. Staat - Souveränität - Nation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02577-9_6
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