Zusammenfassung
Impulsgebend für die Reformen der psychiatrischen Versorgungssystems in Deutschland war 1975 der „Bericht über die Lage der Psychiatrie in der Bunderepublik Deutschland“ der so genannten Psychiatrie-Enquete-Kommission, in welchem neben der Forderung nach menschenwürdiger Behandlung psychisch kranker Menschen der Aufbau einer gemeindenahen, bedarfsgerechten Versorgung mit dem Schwerpunkt auf ambulanten Angeboten postuliert wurde (Deutscher Bundestag 1975). Stark haben sich seitdem die restriktiven und von Zwang gekennzeichneten Strukturen zu einem ambulanten, differenzierten und personenzentrierten Hilfesystem gewandelt. Erheblich bedeutender ist aber die damit einhergehende Einstellungsänderung sowohl der psychiatrisch Tätigen als auch der Gesamtgesellschaft (Engfer/ Bauer 2012, S. 904). Angesichts dieser erreichten Veränderungen und der innovativen Konzepte in der Psychiatrie wendet sich die Fachöffentlichkeit heute nur ungern dem System Heim zu. Die Zahlen weisen jedoch die stationären Wohneinrichtungen weiterhin als wichtigen Teil der Versorgung aus. Gemeindenahe Strukturen haben sich bisher nicht überall flächendeckend durchgesetzt. Das Angebot an Wohnheimplätzen dominiert klar die Wohnmöglichkeiten in der Gemeinde gegenüber denen des betreuten Wohnens (Arbeitsgruppe Psychiatrie der Obersten Landesgesundheitsbehörden 2012, S. 30; Bramesfeld 2003, S. 262; Wienberg 2008, S. 6).
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Literatur
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Duveneck, N. (2013). „Ich hab mich jetzt so abgefunden – muss ich ja…“ Das Leben psychisch kranker Menschen im Wohnheim. In: Zängl, P. (eds) Pflegeforschung trifft Pflegepraxis. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02573-1_12
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