Zusammenfassung
Erste Hochschulen entdecken sich als transformative Kraft für eine nachhaltige Gesellschaft (vgl. Schneidewind und Singer-Brodowski, Transformative Wissenschaft. Klimawandel im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem, 2013). Sie begreifen es als ihre wissenschaftliche Aufgabe, globale Krisen vom Klimawandel bis zum Welthunger gemeinsam mit politischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren zu bewältigen. Es geht nicht nur um die Freiheitsrechte der heute lebenden Menschen, sondern zugleich um die Rechte aller anderen, die erst noch geboren werden. Dieser Gerechtigkeitsimpuls prägt das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung (In dem inzwischen klassischen Verständnis des sogenannten Brundtland Berichts (1987) ist die nachhaltige Entwicklung „eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Hauff, Unsere gemeinsame Zukunft - Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, 1987, 46)). Während ‚Nachhaltigkeit‘ ihren Aufmerksamkeitswert als bloßes Schlagwort eingebüßt hat (vgl. Grunwald, Nachhaltige Entwicklung, gegen ihre Liebhaber verteidigt. Unsystematische Betrachtungen im Jahre 20 nach Brundtland. Karlsruhe: ITAS Pre-Print: 15.10.2007; http://www.itas.fzk.de/deu/lit/epp/2007/grun07-pre05.pdf. Stand: August 2013, 2007), fordert die Idee dahinter die Verantwortung der Hochschulen heraus. Indem sie auf den gesellschaftlichen Wandel einwirken, verändern sie selbst ihre institutionellen Gewohnheiten und ihre Rolle in der Gesellschaft. Für die Hochschulbildung ist diese gesellschaftsorientierte Öffnung eine Chance, ihre Sensibilität für Fragen der Verantwortung zu erneuern. Bildung zielt immer schon darauf ab, die eigene Freiheit so einzusetzen, dass sie auch vor der Freiheit der Anderen verantwortet werden kann. Wenn sich der Kreis der Verantwortungsgemeinschaft auf potentiell alle Menschen erweitert, stellt die gewandelte Verantwortung von sich aus unser Bildungsverständnis auf die Probe. In diesem Sinne fragt der Beitrag: Wie kann eine Hochschulbildung auf der Höhe des 21. Jahrhunderts aussehen?
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Otte, I., Prien-Ribcke, S., Michelsen, G. (2014). Hochschulbildung auf der Höhe des 21. Jahrhunderts. In: von Müller, C., Zinth, CP. (eds) Managementperspektiven für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02523-6_11
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