Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird verdeutlicht, dass sich Koordinations- und Interaktionsarbeit im Bereich sozialer Dienstleistungen zunehmend durchdringen. Diese Grenzverwischungen zwischen Koordinations- und Interaktionsarbeit sind primär auf drei Faktoren bzw. Entwicklungstrends zurückzuführen: die Primäraufgabe sozialer Dienstleistungsorganisationen, die interne Marktsteuerung und Dezentralisierung sozialer Träger sowie erhöhte Ansprüche von Beschäftigten an Arbeitsautonomie und die Sicherung ihres Berufsethos. Vor diesem Hintergrund entstehen neue Mischungsverhältnisse von Koordinations- und Interaktionsarbeit, die idealtypisch beschrieben werden als „Koordination der Interaktion“, „Interaktion in der Koordination“ sowie „Koordination durch Interaktion“. Diese neuen Mischungsverhältnisse eröffnen ein neues Forschungsfeld im Bereich sozialer Dienstleistungen und darüber hinaus. Abschließend werden daher hierzu Forschungsperspektiven skizziert.
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Becke, G., Bleses, P. (2015). Koordination und Interaktion – ein konzeptioneller Rahmen zur Analyse ihres Wechselverhältnisses bei sozialer Dienstleistungsarbeit. In: Becke, G., Bleses, P. (eds) Interaktion und Koordination. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02460-4_3
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