Zusammenfassung
Behinderung bedeutet, sozialpolitisch argumentiert, auf Beeinträchtigungen basierende Benachteiligung. Damit sind Fragen einer gelingenden Versorgung und Inklusion behinderter Menschen generell auch Teil kommunaler Politik und Verwaltung, da gerechte Teilhabeoptionen real werden sollen, die allen Bevölkerungsgruppen ohne Unterschied (d.h. gemäß menschlicher Vielfalt) zugesagt sind. Im kommunalen Verwirklichungsraum (also dem Gemeinwesen) sollen auch Personen mit physischen, psychischen oder kognitiven Beeinträchtigungen – wenn sie dies wollen - angemessen unterstützt, selbstbestimmt und partizipativ leben können, die derzeit auf separierende spezialisierte Behindertenhilfe in besonderen Versorgungsformen angewiesen sind. Hierauf gibt Deutschland die grundgesetzliche Garantie: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ (Art. 3 Abs. 3 Satz 2 GG). Damit aber entsprechende Chancen offen stehen und durchgesetzt werden können, sind gesellschaftliche Veränderungen erforderlich, die nicht alleine durch Gesetzgebung vollzogen werden können. Vielmehr geht es um einen Prozess der Transformation zu nicht diskriminierenden, nicht benachteiligenden Gesellschaftsstrukturen, der sich Zug um Zug vollziehen muss im Sinne einer inklusiven Gesellschaftspolitik oder Politik der Einbeziehung.
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Wacker, E. (2013). Versorgung und Inklusion behinderter Menschen in lokalen Strukturen. In: Luthe, EW. (eds) Kommunale Gesundheitslandschaften. Gesundheit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02431-4_15
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