Zusammenfassung
„Walnüsse senken Blutdruck“, „Walnüsse schützen vor Prostatakrebs“, „Walnüsse steigern Spermien-Qualität“, „Walnüsse helfen gegen Stress“ – wer den Schlagzeilen vieler Zeitungen und Online-Seiten glaubt, muss zu dem Schluss kommen, die Walnuss sei eine wahre Wundernuss, ein Allheilmittel. Aber welchen Wert hat der Verzehr von Walnüssen für Gesundheit und Wohlbefinden tatsächlich? Auf welche Quellen stützen sich die Meldungen? Gleich mehrere Autoren dieses Sammelbands beziehen sich in ihren Beiträgen zur Qualität der gesundheitsjournalistischen Berichterstattung auf Fälle mit genau dieser Walnuss im Mittelpunkt.
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http://www.medien-doktor.de/medizin/2010/11/walnusse-senken-stressabhangigen-blutdruck/(Zugegriffen am 2.12.2013).
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„Wir können nicht bloß spielen“, Interview mit Focus-Chefredakteur Jörg Quoos, in: Süddeutsche Zeitung vom 20. November 2013, S. 31.
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Dazu gehört nach Göpfert (1996, S. 107 ff.), dass Fachbegriffe und wissenschaftlicher Jargon paraphrasiert, gängige Abkürzungen erklärt, medizinisch-wissenschaftliche Denkschemata übersetzt und abstrakte Zusammenhänge veranschaulicht werden, ohne Inhalte unsachgemäß darzustellen. „Die Probleme beim Vereinfachen sind mannigfaltig und reichen vom Übersimplifizieren bis zum Verfälschen“ (Göpfert 1996, S. 114).
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So stellt Michael Haller fest: „,Wissenschaftsjournalismus‘ ist unzureichend, wenn er sich lediglich mit der Vermittlung von Wissenschaftsergebnissen an ein Laienpublikum beschäftigt. Denn Wissenschaft ist für den Journalismus nicht nur Thema, sondern auch eine Wissensressource als Dienstleistung, mehr noch: Sie bedeutet auch Wissenschaftlichkeit als Methode, mit dem Ziel, Wissenschaftsaussagen zu prüfen und die Gültigkeit bzw. Reichweite von Aussagen zu klären“ (Haller 1996, S. 17).
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Phänotypisch hierfür sind die Arbeiten des mehrfach preisgekrönten SPIEGEL-Reporters Markus Grill zu nennen, der in lobbyismuskritischer Perspektive immer wieder die Machenschaften der Pharmaindustrie, aber auch den grenzüberschreitenden Organhandel aufs Korn genommen hat. Notwendig streifte er hierbei gelegentlich die Grenze zur Kriminalitätsberichterstattung. Vgl. z. B. Grill 2007, 2012.
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Auch die jüngst von WDR-Fernsehjournalistin Sonia Mikich in ihrem Buch „Enteignet – Warum uns der Medizinbetrieb krank macht“ (Mikich 2013) gestellte Frage, ob in Deutschland nicht zu viel, zu schnell und zu schlecht operiert wird, sollte im Hinblick darauf reflektiert werden, welche Werthaltungen im Gesundheitsjournalismus vorherrschen sollten. Mikich selbst gab in einem SPIEGEL-Interview zu, die journalistische Distanz für ihre Streitschrift aufgegeben zu haben, allerdings bewusst: „Ich habe oft genug in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass man sich bei fundamentalen Sachen einmischen muss. Als Kriegsberichterstatter mischen Sie sich auch ein und sagen mit Ihren Beiträgen zumindest indirekt, dass Frieden schon ein bisschen besser ist als Krieg.“ (SPIEGEL 19/2013 vom 06.05.2013, S. 74)
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Zur empirischen Operationalisierung und Messung dieser Dimensionen, vgl. den Beitrag von Dennis Reineck in diesem Band.
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http://www.ebm-netzwerk.de/pdf/publikationen/gpgi.pdf (Zugegriffen am 23.03.2013).
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Lilienthal, V., Reineck, D., Schnedler, T. (2014). Einleitung. In: Lilienthal, V., Reineck, D., Schnedler, T. (eds) Qualität im Gesundheitsjournalismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02427-7_1
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