Überblick
Wissenschaftsfernsehen bedeutet zunächst lediglich eine inhaltliche Einschränkung und trifft noch keine Aussage darüber, in welchen Genres und journalistischen Darstellungsformen wissenschaftliche Inhalte transportiert werden. Allerdings ergibt sich aus den Inhalten selbstverständlich, dass einige Darstellungsformen sich in besonderer Weise eignen, andere dagegen weitgehend ungeeignet sind. Es ist beispielsweise unmittelbar einsichtig, dass neue Forschungsergebnisse der Gehirnchirurgie besser als Dokumentation zu erzählen sind als in der Form eines filmischen Essays. Die konsequente Entscheidung für eine bestimmte Darstellungsform ist jedoch gerade bei Wissens- und Wissenschaftsthemen von Bedeutung, da erst dadurch eine filmische Qualität entsteht und sich die Filme auch formal vom Programmumfeld abheben. Trifft man die Entscheidung für eine Filmform nicht, werden solche Filme überwiegend in der berichtenden Form daher kommen, da diese am stärksten die den Themen immanente Form ist, denn der Gegenstand des Wissenschaftsfilms ist in der Regel durch einen zurückliegenden Prozess bis zu einem definierten und heute darstellbaren Ergebnis gekommen. Die innere Logik dieses Vorgangs hin zum Ergebnis ist insofern stark argumentativ und als Abfolge von logischen und auf einander aufbauenden Schritten der Struktur des Berichtes verwandt. Die dieser Struktur immanenten Gefahren sind: eine Identität im Rhythmus, eine scheinbare Selbstverständlichkeit der Zielerreichung und eine vergleichsweise geringe Fokussierung und Bewertung von Teilaspekten. Gerade wenn der Gegenstand des Berichts von einer gewissen objektiven Nüchternheit und in seinem Ergebnis über Zweifel erhaben ist, muss für die Erreichung eines breiten Publikums eine Filmform gewählt werden, die zu einer Attraktivität führt, die es möglich macht, am Anfang des Films Spannung zu erzeugen und über die ganze Länge des Films diese Spannung zu halten. Gelingen wird das weder mit lexikalischem Wissen noch durch Aufzählungen. Insofern muss die Filmform hier ganz besonders mithelfen, die innere Struktur des Sachverhalts aufzubrechen und in eine für Zuschauer attraktive und erlebbare Struktur zu überführen. Es geht dabei ausdrücklich nicht um einen Verzicht auf Sachinformationen oder Fakten, sondern um eine erlebbare Reihenfolge eben dieser. Die Betonung von Irrwegen, Widerständen, Hindernissen und Risiken auf einer letztlich erfolgreichen Entwicklung ist dabei ein ebenso Erfolg versprechender Weg wie die Rekapitulation von Entwicklungsetappen, um Zuschauern die Teilhabe an einem Erkenntnisprozess zu ermöglichen. In jedem Fall bedarf es also der Entscheidung für klare dramaturgische Prinzipien, die den Berichtsgegenstand dominieren und zu einer Zuschauerattraktivität führen. Die klare Genreentscheidung ist dafür ein gut handhabbarer Weg. Die damit verbundenen Konsequenzen werden hier für besonders geeignete Genres skizziert.
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Jacobs, O., Lorenz, T. (2014). Die Sub-Genres des Wissenschaftsfernsehens und ihre Eigenheiten. In: Wissenschaft fürs Fernsehen. Praxiswissen Medien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02423-9_4
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