Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird versucht, die These nachzuweisen, dass der allgemeine Zusammenhang von sozialer Entwicklung und Unternehmerhandeln via Produktivitätsleistungen hergestellt ist. Fourastié (Die große Hoffnung des zwanzigsten Jahrhunderts, 1969) u. a. zufolge ist der Entwicklungsstand einer Gesellschaft abhängig von dem Niveau der durchschnittlichen Arbeitsproduktivität. Unternehmer sind nun diejenigen Personen, deren Funktion die Erhöhung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität ist.
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Notes
- 1.
Das demographische Erklärungsmodell (Boserup 1965; Oesterdiekhoff 1993) der Erhöhung der Agrarproduktivität und der Entstehung der industriellen Gesellschaft kann die Ursachen in der demographisch bedingten Landverknappung, dem Erfordernis, den technischen Standard und die Arbeitszeiten zu erhöhen, um einer wachsenden Bevölkerung die Subsistenz zu sichern, isolieren. Das Unternehmerhandeln hat in diesem System die Funktion, die erforderlichen Produktivitätsschübe zu realisieren. So ist es bezogen auf die basalen agrarökonomischen Prozesse eher eine reagierende Größe. Die Untersuchung dieses Vorgangs ist aber nicht Gegenstand dieser Arbeit.
- 2.
Häussermann (1932, 22 f.) zeigt die definitorische Unvollständigkeit des Umfangs der Unternehmerfunktionen in dieser bekannten Auflistung Schumpeters auf. So fehlt nach Häussermann in der Liste die Kennzeichnung der Standortfrage und der Preispolitik als spezifischer Unternehmerfunktionen und insbesondere die genaue Definition dessen, was Schumpeter als Durchsetzung bezeichnet. Denn die Durchsetzung neuer Kombinationen ist oft auch die Aufgabe untergeordneter Mitarbeiter. Der Verkäufer muss das neue Produkt am Markt durchsetzen, der Meister die Widerstände der Arbeiter beseitigen usw. Diesem Urteil Häussermanns kann man zustimmen. Zwar sieht Schumpeters Unternehmertheorie durchaus vor, dass Arbeiter und Angestellte Unternehmerfunktionen übernehmen, wenn aber jede Durchsetzung neuer Kombinationen identisch mit unternehmerischer Tätigkeit ist, dann ist angesichts der in fortgeschrittenen Industriegesellschaften kaum mehr vorhandenen Differenzierbarkeit zwischen kreislaufförmiger und innovativer Wirtschaftstätigkeit keine trennscharfe Unterscheidung zwischen wirtschaftlicher und unternehmerischer Tätigkeit möglich, weder in Hinsicht auf berufliche Positionen noch in Hinsicht auf wirtschaftliche Tätigkeiten. Eine Verbindung von Unternehmerbegriff und Durchsetzung neuer Kombinationen wäre dann möglich, wenn man letztere Kategorie einengte auf die letzte Entscheidung zur Durchsetzung von Kombinationen als spezifisch unternehmerisches „Privileg“.
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Oesterdiekhoff, G. (2013). Funktion des Unternehmers in der sozialen Entwicklung. In: Unternehmerisches Handeln und gesellschaftliche Entwicklung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02386-7_3
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