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Ein Ausblick auf fortgeschrittene statistische Analyseverfahren

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Zusammenfassung

Im folgenden Kapitel werden Grundkonzepte von fünf fortgeschrittenen statistischen Verfahren vorgestellt, die in den Sozialwissenschaften mittlerweile weit verbreitet sind: die Ereignisdaten-, Mehrebenen-, Panel-, Pfad- und Metaanalyse. Nach der Lektüre des Kapitels sollte der Leser einschätzen können, bei welchen Fragestellungen das jeweilige Verfahren eingesetzt werden kann und welche Auswertungsmöglichkeiten überhaupt zur Verfügung stehen. Was versteht man im Zusammenhang mit Ereignisdatenanalysen zum Beispiel unter den Begriffen Übergangsrate und Überlebensfunktion? Warum müssen bei sogenannten hierarchisch strukturierten Daten spezielle Verfahren wie die Mehrebenenanalyse eingesetzt werden? Wann ist es sinnvoll, komplexe Pfadmodelle mit mehreren abhängigen (endogenen) Variablen zu berechnen? Was versteht man unter einer Metaanalyse und welche Formen sind hier zu unterscheiden? Das Kapitel enthält auch Hinweise auf weiterführende Literatur zum jeweiligen Verfahren.

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Notes

  1. 1.

    Was unter einer exakten Messung der Verweildauer zu verstehen ist, hängt stark von der Fragestellung ab. Wird zum Beispiel die Zeit zwischen dem Eintritt einer Krankheit und der Rückkehr zum Arbeitsplatz in Monaten angegeben, handelt es sich sicherlich um eine sehr ungenaue Messung. Die monatsgenaue Angabe der Ehedauer bis zur Scheidung erscheint dagegen hinreichend exakt.

  2. 2.

    Ereignisdaten, die auf Panelbefragungen basieren, sind häufig linksgestutzt. Damit werden Konstellationen bezeichnet, bei denen Personen bereits vor Beginn der ersten Panelbefragung eine gewisse Zeit im Risikozustand waren. Zeitdiskrete Ereignisdatenanalysen führen auch bei dieser Datenstruktur zu einer unverzerrten Schätzung der Übergangsraten (siehe Guo 1993).

  3. 3.

    Zusätzlich ist in Rechnung zu stellen, dass die inferenzstatistischen Signifikanztests verzerrt sind, wenn herkömmliche Analyseverfahren wie die lineare Regression auf hierarchisch strukturierte Daten angewendet werden. Auch dieses Problem wird im Rahmen von Mehrebenenanalysen mit Zufallskoeffizienten vermieden.

  4. 4.

    Auch in der difference-in-difference-Schätzung ist nicht absolut sicher, ob der Effekt der Heirat tatsächlich kausal ist. So besteht die Möglichkeit, dass die beiden Personen, die heiraten, zwischen der zweiten und dritten Welle unbeobachtete Veränderungen erlebt haben, die gleichzeitig die Heiratswahrscheinlichkeit und die Kirchgangshäufigkeit beeinflussen. Ein Beispiel wäre die Geburt eines Kindes.

  5. 5.

    Das RE-Modell gehört zur Gruppe der weiter oben erwähnten Mehrebenenmodelle mit Zufallseffekten.

  6. 6.

    Anders als die hier vorgestellte kovarianzbasierte Pfadanalyse basiert der historische Vorläufer, die klassische Pfadanalyse, auf dem Prinzip der Zerlegung von Regressionskoeffizienten. Diese beiden Verfahrenstypen haben mathematisch völlig andere Grundlagen und sollten nicht miteinander verwechselt werden (Reinecke 2005, S. 46 ff.).

  7. 7.

    Beispiele sind die Items "Vorschulkinder leiden darunter, wenn die Mutter erwerbstätig ist" oder "Hausfrau sein ist erfüllender als eine Berufstätigkeit". Die Reliabilität der Skala ist mit einem Cronbachs α von 0,81 sehr gut. Die geringe Fallzahl von n = 677 Frauen erklärt sich dadurch, dass die Items zur Geschlechtsrollenorientierung nur bei einer Teilpopulation der ALLBUS-Erhebung des Jahres 2002 abgefragt wurden.

  8. 8.

    In Kap. 6 wurde mit dem Sobel-Test bereits ein Verfahren besprochen, mit dem vermittelte (indirekte) Effekte getestet werden können. Das Analyseprogramm Mplus, mit dem das in Abb. 9.7 berechnete Pfadmodell berechnet wurde, ermöglicht auch den multivariaten Test von indirekten Effekten. Hiernach sind beide indirekten Effekte der Bildung (über die Vollzeiterwerbstätigkeit, β = − 0,034 ( = 0,24 · − 0,14) und über die traditionellen Einstellungen, β = − 0,14) auf dem 1 %-Niveau signifikant.

  9. 9.

    Dies ist ein grundlegendes Problem von Metaanalysen in der Soziologie, das auch in der entsprechenden Literatur zur Metaanalyse gesehen wird: „Coefficients from bivariate and multivariate methods differ according to their magnitude and standard errors. (…) meta-analysis misses adequate procedures of multivariate result integration“ (Wagner und Weiß 2006, S. 488). „Multivariate relationships present special challenges to meta-analysis. (…) the varying sets of independent variables across regression equations complicates their synthesis“ (Lipsey und Wilson 2001, S. 67). „Insbesondere die Integration von Partialkoeffizienten ist ein Problem, das noch nicht befriedigend gelöst ist“ (Wagner und Weiß 2003, S. 35).

  10. 10.

    Selbstverständlich unterscheiden sich auch Experimente in ihrer Güte, beispielsweise hinsichtlich der Qualität der Verblindung der Untersuchung oder ähnlicher Faktoren. Hier besteht dann jedoch die Möglichkeit, diese Gütekriterien in eine Metaanalyse aufzunehmen und die Ergebnisse unter Kontrolle der methodischen Güte der Untersuchung zu interpretieren (vgl. Borestein et al. 2009).

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Kopp, J., Lois, D. (2014). Ein Ausblick auf fortgeschrittene statistische Analyseverfahren. In: Sozialwissenschaftliche Datenanalyse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02300-3_9

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