Zusammenfassung
In der folgenden Skizze zur kulturellen Bedeutung und Leistung des Adels in der europäischen Geschichte habe ich einerseits angenommen, daß es über viele Jahrhunderte hinweg einen Typus »Adel« gibt, eine »substanzielle Konstanz des Adelsbegriffs« (s. Conze 1972), daß es sich also nicht um eine Äquivokation ganz verschiedenartiger Status handelt. Andererseits habe ich versucht, doch auch auf die historischen Differenzen hinzudeuten, obwohl sie in einer so gerafften Betrachtung nicht auseinandergefaltet und nicht präzisiert werden können.
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Notes
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Zum folgenden möchte ich auf frühere Arbeiten verweisen: Rassem 1960; 1979, Teil II.
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»Hof« bedeutet nicht nur ein Gebäude, sondern die dazugehörigen Menschen oder allgemein: »zusammenkommende Leute« (congregatio aliquorum). Zum Urtypus »Wirt« Bernhard Laum (1960). Ein berühmtes Zeugnis der frühmittelalterlich-germanischen »Hallenkultur« ist das Epos »Beowulf«. Seit den Kreuzzügen ist im Westen auch der Einfluß des orientalisch-islamischen Hoflebens bedeutsam. Für die Renaissance grundlegend Jacob Burckhardt (1976). – Mit Dietrich Gerhard in: Hohendahl/Lützler (1979), verstehe ich also die »Höfe« als konstitutives Element der europäischen Geschichte, nicht nur als Symptom der absolutistischen Zentralisierung (»Verhofung«) ohne deswegen die Bedeutung der Vorgänge, die Norbert Elias und andere untersucht haben, zu leugnen. Zur Kritik am Hofleben, die ich ausklammere, z. B. Uhlig (1973), Bumke (1986).
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Siehe das umfangreiche Kongreßwerk Buck/Kauffmann/Spahrn/Wiedemann (1981), etwa Bd. II, Sektion I. Ein Zitat aus dem Brief eines besorgten Vaters (1663) bei Lars Gustavsson in: Lohmeier 1978, S. 121: »… ie vous confesse que dans ce temps icy et en nostre cour il n’est pas moins necessaire de bien apprendre ä vivre en gentilhomme, c’est ä dire d’estre courtois, civil, hardy et galant, d’aimer les bonnes compagnies et de s^avoir ses exercises et honestement entretenir les dames.«
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Ich habe dies Thema schon berührt in einer Skizze zu Gesellschaft und Gespräch (Rassem 1984).
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- 7.
Für Opernaufführungen bei Esterhazy (Haydn!), Batthyany, beim Bischof von Großwardein (v. Dittersdorf!) siehe Geza Staud (1977). Eine glänzende allgemeine Skizze gab Alewyn (1974). Meine Bemerkung im Text bezieht sich auf die Hofoper nördlich der Alpen, nicht auf die Volksoper der italienischen Städte.
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Ludwig XVI. und etwa Danton haben die revolutionäre Bedeutung des Stückes sehr hoch veranschlagt, vgl. die Monographie von Frederic Grendel (1977).
Literaturliste
Alewyn, R., 1974: Probleme und Gestalten. Frankfurt.
Buck/Kauffmann/Spahrn/Wiedemann (Hrsg.), 1981: Europäische Hofkultur im 16./ 17. Jahrhundert. 3 Bände. Hamburg.
Bumke, J., 1979: Mäzene im Mittelalter. Die Gönner und Auftraggeber der höfischen Literatur in Deutschland 1150–1300. München.
— 1986: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. 2 Bde. München.
Burckhardt, J., 1976: Kultur der Renaissance in Italien, W. Goetz (Hrsg.), 10. Aufl., Stuttgart.
Burford, A., 1985: Künstler und Handwerker in Griechenland und Rom. Kulturgeschichte der antiken Welt, Bd. 24. Mainz.
Castiglione, B., 1907: Der Hofmann. Übersetzt von A. Wesselski. 2 Bände. München/Leipzig.
Conze, W., 1971: Adel, Aristokratie. S. 1–48 in: O. Brunner/W. Conze/R. Koselleck (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1. Stuttgart.
Elias, N., 1981: Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie. 5. Aufl. Soziologische Texte Bd. 54. Darmstadt/Neuwied.
Grendel, F., 1977: Beaumarchais oder Verleumdung und Freispruch eines Abenteurergenies. Frankfurt: Societäts-Verlag.
Heer, F., 1958: Leibniz. Auswahl und Einleitung. Fischer Bücherei 229. Frankfurt.
Hirschfeld, P., 1968: Mäzene. Die Rolle des Auftraggebers in der Kunst. Kunstwissenschaftliche Studien Band XL. München.
Hohendahl, P. U./P. M. Lützler, (Hrsg.), 1979: Legitimationskrisen des deutschen Adels 1200–1900. Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaften Bd. 11. Stuttgart.
Huber, K., 1951: Leibniz, München.
Jenkins, F., 1961: Architect and Patron. A survey of professional relations and practice in England from the sixteenth century to the present day. London.
Laum, B., 1960: Schenkende Wirtschaft. Frankfurt.
Lohmeier, D. (Hrsg.), 1978: Arte et Marte. Studien zur Adelskultur des Barockzeitalters in Schweden, Dänemark und Schleswig-Holstein. Kieler Studien ed. Trunz, Bd. 13. Neumünster.
Loos, E., 1980; Literatur und Formung eines Menschenideals: Das Libro del Cortegiano von B. Castiglione. Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Mainz.
Rassem, M., 1960: Gesellschaft und bildende Kunst. Berlin.
— 1979: Stiftung und Leistung. Essais zur Kultursoziologie. Mittenwald.
— 1984: Zerstückung und Kommunikation der Erfahrung. S. 19–30 in: E. Buseck/ M. Peterlik (Hrsg.), Sprache und Phantasie. Veröffentlichungen der österreichischen Forschungsgemeinschaft, Bd. 1. Wien.
Rössler, H., 1966: Graf Joh. Philipp Stadion. 2 Bände. Wien.
Schuhl, P.-M., 1933: Platon et l’art de son temps. Paris.
Schweitzer, B., 1925: Der bildende Künstler und der Begriff des Künstlerischen in der Antike. S. 28–132 in: Neue Heidelberger Jahrbücher. (Wiederabgedruckt in Ausgewählte Schriften I).
Stagl, J., 1982: Mäzene und Sympathisanten. S. 221–238 in: J. Stagl (Hrsg.), Aspekte der Kultursoziologie. Berlin.
Staud, G., 1977: Adelstheater in Ungarn. Wien.
Stekl, H., 1973: Österreichs Aristokratie im Vormärz. München.
Thienen, Ch., 1967: Graf Leo Thun im Vormärz. Graz/Köln.
Uhlig, C., 1973: Hofkritik im England des Mittelalters und der Renaissance. Studien zu einem Gemeinplatz der europäischen Moralkritik. Berlin/New York.
Vierhaus, R. (Hrsg.), 1971: Der Adel vor der Revolution. Zur sozialen und politischen Funktion des Adels im vorrevolutionären Europa. Kleine Vandenhoeck-Reihe 340. Göttingen.
Warnke, M., 1976: Bau und Überbau. Soziologie der mittelalterlichen Architektur nach den Schriftquellen. Frankfurt a. M.
— 1985: Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers. Köln.
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Rassem, M. (2014). Zur Kulturbedeutung des Adels und des Hofhaltens. In: Moebius, S., Albrecht, C. (eds) Kultur-Soziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02254-9_18
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