Zusammenfassung
Ausgehend von dem in der Geschlechterforschung bedeutsamen Ansatz des doing gender und der Intersektionalitätsperspektive wird das Forschungsfeld Familie-Mutterschaft-Care thematisiert, weil hier die Regulierungen von Geschlecht und die Regulierungen von Migration zusammentreffen; Ebenso ist es das Paradebeispiel um die Verflechtung, die Schnittstelle, die Kreuzung von Migration und Geschlecht empirisch und theoretisch zu diskutieren.
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Von den Ende der 1970er Jahren ca. 2 Mio. registrierten Gastarbeiter_innen waren ca. ein Drittel weiblich. Anfang der 1970er Jahren waren ca. 55 % der in der BRD lebenden Ausländerinnen erwerbstätig (vgl. Mattes 2008, S. 20).
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Der Begriff des ‚Globalen Südens‘ verweist auf die (neo-)kolonialen asymmetrischen Herrschaftsstrukturen im Nord-Süd-Verhältnis, bei dem die anhaltenden migrantischen Ströme im Kontext „der imperialistischen Kontinuitäten der gegenwärtigen internationalen Arbeitsteilung“ zwischen Ländern des globalen Südens und Nordens zu sehen sind (vgl. Castro Varela und Dhawan 2009, S. 317). Nicht unerwähnt bleiben soll, dass auch die Wanderungen innerhalb der Länder des ‚Globalen Südens‘ angestiegen sind, u. a. in Folge von Flucht und Vertreibung. Ebenso angestiegen sind auch die Binnenmigration, die Wanderung in die global cities (Sassen 1992) oder an die jeweiligen Landesgrenzen. Im Zuge der ökonomischen Krisen seit Ende der 2000er kommt es derzeit auch zu einer verstärkten Migration sogenannter Hochqualifizierter innerhalb der Länder der EU und aus den Ländern der EU in die Länder Lateinamerikas.
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Zu den Regionen mit einem höheren Anteil an weiblichen Migrierenden gehören u. a. die Philippinen, Sri Lanka, Indonesien, die arabischen Länder, und v. a. die Region Mittelamerikas und nicht zuletzt die Länder Mittel- und Osteuropas. Für einen Überblick vgl. Salih 2011 (für Südeuropa sowie Subsahara-Regionen) und Pessar 2005 (für die Lateinamerikas und die Karibik).
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Als Reaktion auf die kritische Diskussion dieser Aussage verwiesen West und Zimmerman darauf, dass doing gender kein fixes Theoriegebäude, sondern vielmehr Werkzeug und Instrument für empirische Analysen sein soll, um institutionelle Arrangements und Kontexte der Geschlechterherstellung zu analysieren. Die eigene vergeschlechtlichte Verwobenheit und Geschlechterkonstruktion der Forschenden im Forschungsprozess zu reflektieren, ist dabei die zu bewältigende Herausforderung von doing gender sowie von doing difference-Analysen.
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Postkoloniale Kritikerinnen (u. a. Spivak, Mohanty, Anzaldúa) haben zum einen auf die Homogenisierung und Stereotypisierung von ‚Dritte-Welt-Frauen‘ im Kontext feministischer Theorien und Politiken aufmerksam gemacht, die nicht als aktiv handelnde Subjekte, sondern als kohärente Gruppe mit identischen Interessen repräsentiert wurden. Auch feministische Kritik bleibe, sofern sie sich überhaupt mit der (Lebens)Situation nicht-westlicher Frauen auseinandersetzt, einem „kolonialistischen Wohlwollen“ (Spivak 1988, S. 137) verhaftet.
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Die „transnationale Familie“ ist kein einheitlicher Typus, sondern darunter fallen verschiedene Formen der geografischen und physischen Separierung von Familienmitgliedern (zum Terminus vgl.: Guarnizo 1997). Außerdem ist nicht jede Familie, deren Mitglieder sich in verschiedenen Regionen oder Nationalstaaten aufhalten, zwangsläufig eine transnationale Familie.
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Familie stellt einen (in Deutschland rechtlich privilegierten) zusammenlebenden Verbund von Personen dar, der mindestens zwei aufeinander bezogene Generationen umfasst und Mutter- und/oder Vaterschaft mit einschließt. Da bisher keine Untersuchungen zur Transmigration in homosexuellen oder transgendered Familien oder homosexuellen Partnerschaften mit Kind vorliegen, ist mit dem Terminus ‚transnationale Familie‘ letztlich implizit die heterosexuell organisierte Familie gemeint – noch.
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Gisela Bock und Barbara Duden zeigten 1977 in „Arbeit aus Liebe – Liebe als Arbeit“ den Zusammenhang von Kapitalismus und der Entstehung der Hausarbeit auf. Sie wandten sich damit gegen den natürlichen Charakter der Hausarbeit, der im ‚Wesen‘ der Frau angelegt sei. Sie wandten sich auch dagegen, dass es ‚schon immer‘ Aufgabe der Frau war, sich aus Liebe um Heim, Kinder und Mann zu kümmern – und das auch noch unbezahlt und gesellschaftlich nicht anerkannt.
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Diskursiv sind es dann (weiterhin) die migrierenden Frauen, die den öffentlich-medialen und politischen Schuldzuweisungen unterliegen (vgl. dazu Morokvasic 2009; Lutz und Palenga-Möllenbeck 2011). Angetreten und losgezogen um ihre Familien zu ernähren und ihren Kindern eine Schulausbildung zu ermöglichen, sind sie es, die nun für die, Zerstörung der Familie‘ und die „Eurowaisen“ verantwortlich gemacht werden (vgl. Salazar Parreñas 2001; Lutz und Palenga-Möllenbeck 2011).
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Tuider, E., Trzeciak, M. (2015). Migration, Doing difference und Geschlecht. In: Reuter, J., Mecheril, P. (eds) Schlüsselwerke der Migrationsforschung. Interkulturelle Studien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02116-0_22
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