Zusammenfassung
Die frühe Kindheit und die institutionalisierte, vorschulische Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern erleben gegenwärtig einen enormen Aufmerksamkeitsgewinn. Zwar kommt dem Aufwachsen nicht erst aktuell eine besondere Bedeutung zu (vgl. Grunert und Krüger 2006), doch trotz der Ausrufung des 19.
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Notes
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Die kritischen Anmerkungen (vgl. u. a. Mecheril 2004) zum Begriff der »interkulturellen Kompetenz« durchaus teilend, wird in diesem Beitrag dennoch an dem Ausdruck festgehalten, weil darüber die Differenz zu anderslautenden Konzepten der Migrationspädagogik am prägnantesten verdeutlich werden kann, ohne diese fortschreibend und wiederholend zu explizieren (zur Kritik des Kulturrelativismus vgl. auch Nieke 2011, 651).
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Das Forschungsprojekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Förderkennzeichen 001NV1119 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen.
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Dem Forschungsinteresse wird vor allem mit qualitativ-rekonstruktiven Methoden empirischer Bildungs- und Sozialforschung nachgegangen. Das Forschungsdesign umfasst videogestützte, ethnographische Verfahren, Audioaufzeichnungen von Interviews sowie Audio- bzw. Videoaufzeichnungen von Teamgesprächen. Darüber hinaus erfolgt eine quantitative Erhebung zu den Fort- und Weiterbildungsaktivitäten. (vgl. Milbradt, Göbel, Hellmann, Rißmann und Thole 2012).
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Die Einrichtung liegt am Rande eines städtischen Gebietes einer mittelgroßen Stadt unmittelbar neben einem Kirchengebäude in einer ruhigen Wohngegend. Sie bietet Platz für 40 Kinder, die sich auf zwei teiloffene Gruppen verteilen. Aufgrund des als relativ hoch wahrgenommenen Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund ist in der Einrichtung neben den fünf pädagogischen Mitarbeiterinnen zusätzlich eine Sprachförderkraft beschäftigt. Das pädagogische Konzept der Kindertageseinrichtung richtet sich nach dem situationsorientierten Ansatz (vgl. Krenz 2004) und knüpft inhaltlich an den Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan (Hessisches Sozialministerium 2007) an.
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Sicher wäre es in dieser Hinsicht lohnenswert, einmal einen ethnographischen Blick darauf zu werfen, ob tendenziell den deutschenKindern intensiver muslimische Gewohnheiten und Praktiken nahegebracht werden als umgekehrt, ob es also eher die muslimischen Kinder sind, die im Kindergartenalltag als »erklärungsbedürftig« gelten und dadurch bereits in der frühkindlichen Bildung als Fremde auftauchen und adressiert werden.
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Thole, W., Göbel, S., Milbradt, B. (2013). „… wir reden nicht direkt drüber, aber wir leben es …“ Praxen des Umgangs mit migrationsbedingter Heterogenität und Differenz in Kindertageseinrichtungen. In: Berndt, C., Walm, M. (eds) In Orientierung begriffen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01826-9_5
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