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Die neue Arbeitswelt: Herausforderungen und Chancen

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Zusammenfassung

Dieser Beitrag konzentriert sich auf die Veränderungen der Lohnarbeit in Industrie und Dienstleistung und ihre Einbindung in die Gesellschaft. Denn trotz der medialen Aufmerksamkeit um neue Selbstständigkeit und andere alternative Formen nicht lohnabhängiger Arbeit, verstetigte sich in den letzten Jahrzehnten der Anteil der abhängig Beschäftigten an allen Erwerbstätigen um die 90 % (Statistisches Bundesamt, Erwerbstätige in Deutschland, Jahre, Stellung im Beruf und Geschlecht, 2012). Lohnarbeit ist daher weiter die prägende Form unserer Arbeitsgesellschaft und folglich macht es Sinn, die Suche nach neuen Arbeitswelten zunächst auch auf deren Entwicklung zu begrenzen. Die neue Arbeitswelt prägend, aber hier ausgeklammert sind die Veränderungen der „Hardware“ der Arbeitswelt, wie sie sich in veränderten Produkten, Technologien, Gebäudekonzepten, etc. darstellt.

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Notes

  1. 1.

    Unter einem Normalarbeitsverhältnis wird im Folgenden ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis verstanden, das in Vollzeit und unbefristet ausgeübt wird. Ein Normalarbeitnehmer arbeitet zudem direkt in dem Unternehmen, mit dem er einen Arbeitsvertrag hat (keine Leiharbeit) und unterliegt Kündigungsschutzregeln. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Normalarbeitsverhältnis sind weiterhin voll in die sozialen Sicherungssysteme wie Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung und Krankenversicherung integriert. Das heißt, sie erwerben über die von ihrem Erwerbseinkommen abgeführten Beiträge Ansprüche auf Leistungen aus den Versicherungen.

  2. 2.

    Z. B. durch ein Absenken des Leistungsniveaus der Arbeitslosenversicherung, sanktionsbewehrte Aktivierung (welfaretowork) oder Abschaffung von Rentenzugängen vor der Regelaltersgrenze.

  3. 3.

    Z. B. der Anstieg der Single-Haushalte oder der Alleinerziehenden.

  4. 4.

    Was auch der relativen Schwäche der kollektivvertraglichen Regulierung im Dienstleistungsbereich geschuldet ist.

  5. 5.

    Fast die Hälfte der atypisch Beschäftigten beziehen einen Bruttostundenlohn unterhalb der Niedriglohngrenze (vgl. Statisches Bundesamt 2012c).

  6. 6.

    Insgesamt wird damit die Ausbreitung atypischer Beschäftigungsverhältnisse zunehmend auch zu einem verteilungspolitischen und makroökonomischen Problem, z. B. in Form einer sinkenden Lohnquote, der schwache Binnenkaufkraft, der Konzentration von Vermögen usw. Die aktuelle Debatte um Altersarmut zeigt zudem, dass im Rahmen atypischer Beschäftigung nur selten Rentenansprüche über dem Grundsicherungsniveau erworben werden können.

  7. 7.

    Der Hinweis, dass gerade die Leiharbeit eine Chance für Arbeitslose sei vermag in diesem Zusammenhang auch nicht zu überzeugen, da es unter den gegebenen Bedingungen wohl seitens der bereits Beschäftigten wenig Anreize gibt, in ein Leiharbeitsverhältnis zu wechseln.

  8. 8.

    Entsprechend hoch ist die Quote des ungenutzten Arbeitskräftepotentials (Anteil Summe aus Erwerbslosen, Unterbeschäftigten und Personen in stiller Reserve an der Gesamtheit aus Erwerbspersonen und stiller Reserve), die 2011 bei 17 % bzw. 7,4 Mio. Menschen lag (Statistisches Bundesamt 2012d).

  9. 9.

    Insbesondere das Heben schwerer Lasten, repetitive bzw. monotone Handgriffe, Lärm, Umgang mit Gefahrenstoffen.

  10. 10.

    Nach Auswertungen des Statistischen Bundesamtes ist der Anteil der Menschen, die nachts arbeiten müssen, in den vergangenen 20 Jahren von 7 auf 9 % gestiegen. Samstags arbeitete demnach im vergangenen Jahr mehr als ein Viertel der Erwerbstätigen (27 %). 19 Jahre zuvor waren es 20 % gewesen. Der Anteil der Sonntagsarbeiter stieg in dem Zeitraum von 10 auf 15 %.

  11. 11.

    Dieser Befund wird auch nicht dadurch eingeschränkt, dass gleichzeitig eine große Zahl von bereits erwerbstätigen Personen ihre Stundenzahl gerne ausweiten würde, insbesondere Frauen in Teilzeitbeschäftigung sowie Männer mit wöchentlichen Arbeitszeiten von mehr als 32 Wochenstunden (vgl. Statistisches Bundesamt 2012d). So wie insgesamt die statistischen Durchschnittswerte bezüglich von Arbeitszeiten aufgrund der hohen Teilzeitquote im aggregierten Zustand nur wenig Aussagekraft haben.

  12. 12.

    Damit wird ein zentraler Bestandteil der unternehmerischen Verantwortung auf die Arbeitnehmer/innen abgewälzt.

  13. 13.

    Siehe die Debatte um den „Arbeitskraftunternehmer“ und ihre leistungspolitischen Implikationen im Unternehmen; s. beispielhaft Pongratz und Voß 2004 oder Faust 2002.

  14. 14.

    Z. B. die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen, der Wunsch nach Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit, der Anstieg der Alleinerziehenden und die Pflege von Angehörigen.

  15. 15.

    Die wirtschaftliche (auch beschäftigungspolitische) Bedeutung der Industrie reicht weit über die statistisch erfassten Wertschöpfungsanteile hinaus, da der Anteil an Dienstleistungsvorleistungen sehr hoch ist und industrielle Produktion und Dienstleistung sich komplementär entwickeln.

  16. 16.

    Die allerdings durch Privatisierungen, verschärften Wettbewerb, Öffnung der (Arbeits-) Märkte, Liberalisierung usw. ebenfalls Gegenstand struktureller Veränderungen sind.

  17. 17.

    So stiegen allein die deutschen Exporte nach China und Osteuropa zwischen 1998 und 2008 um jeweils etwa 900 % und erreichten einen Gesamtumfang von fast 150 Mrd. EUR in 2008. Daraus allein ergibt sich laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zusätzliche Beschäftigung von etwa 500.000 Stellen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, industrielle Produktion in Deutschland auf einen auch im internationalen Vergleich hohen Niveau zu halten (Dauth et al. 2012).

  18. 18.

    Ein in diesem Zusammenhang häufig angeführtes Beispiel ist der Niedergang der deutschen Bekleidungsindustrie.

  19. 19.

    Diese Entwicklung trifft auch auf andere Bundesländer zu. Aufgrund der Bedeutung der Industrie in Baden-Württemberg ist die dortige Entwicklung allerdings von besonderer Relevanz und Aussagekraft.

  20. 20.

    Der Anstieg nach 2010 ist der guten Konjunktur geschuldet und vollzog sich größtenteils im Bereich der Leiharbeit.

  21. 21.

    Dies entspricht fast 20 % aller Beschäftigten in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie und stellt damit eine nicht unwesentliche arbeitsmarktpolitische Herausforderung dar (Rukwid 2012a).

  22. 22.

    Elektronisierung und Vernetzung, Leichtbau, Kraftstoffeffizienz usw.

  23. 23.

    Der Begriff Systemwechsel scheint schon allein deshalb gerechtfertigt, weil es zumindest auf längere Sicht um mehr geht, als die Implementierung einer neuen Antriebstechnik. Vielmehr ist E-Mobilität ein Baustein in einem grundlegenden Wandel hin zu neuen Mobilitätskonzepten, die branchenübergreifend (z. B. Energieversorgung und –verteilung) organisiert werden müssen, alle Verkehrsträgersysteme mit einbindet, intelligent miteinander vernetzt und somit auch für die Automobilbranche neue Geschäftsmodelle eröffnet bzw. erfordert (Mobilitätsanbieter).

  24. 24.

    Diese Nachfragedimension nach qualifizierter Arbeit wird auch in der gegenwärtigen Fachkräftedebatte nicht ausreichend in den Blick genommen.

  25. 25.

    So sank etwa der Anteil der Beschäftigten in Betrieben die dem Flächentarif der Metall- und Elektroindustrie unterliegen bis 2004 um über 20 %, stabilisierte sich aber seither bei deutlich über 50 %. Dies ist auch gegenüber anderen Tarifgebieten auch in dieser Kernbranche ein überdurchschnittlicher Wert (Haipeter und Schilling (2006).

  26. 26.

    Die dieser Berechnung zugrundeliegende Definition sind Entgelte unterhalb zwei Drittels des mittleren Entgeltes (Median). Der Anteil von 22,8 % an allen Vollzeitbeschäftigten ist auch im internationalen Vergleich hoch und zudem ein Beleg dafür, dass auch Normalarbeitsverhältnisse prekär sein können.

  27. 27.

    Als untere „zivilisatorische“ Auffanglinie; die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Auftrag gegebenen Evaluation von Mindestlöhnen auf Branchenebene haben keine ökonomisch negativen Folgen nachweisen können, was dann auch für einen allgemeinen Mindestlohn gelten dürfte.

  28. 28.

    Die seitens der Bundesregierung geplante Erhöhung der Verdienstgrenzen auf 450 EUR ist vor diesem Hintergrund ein Schritt in die falsche Richtung.

  29. 29.

    Die IG Metall hat bezüglich der Einsatzbedingungen von Leiharbeit in den letzten Jahren über Betriebsvereinbarungen und den Tarifabschlüssen 2012 (Metall- und Elektroindustrie sowie mit den Leiharbeitsverbänden) deutliche Verbesserungen erreicht. Dies entbindet den Gesetzgeber allerdings nicht von seiner Verantwortung, für faire Bedingungen am Arbeitsmarkt für alle zu sorgen.

  30. 30.

    Damit verengt sich die Debatte auf Betriebe mit einer Mindestzahl an Beschäftigten sowie betrieblichen Strukturen der Interessenvertretung. Dies geschieht auch in der Annahme, dass grundlegende Verbesserungen nicht allein vom Gesetzgeber verordnet, sondern von den Beschäftigten selber reklamiert und notfalls erstritten werden müssen. Dass die jeweiligen Arbeitsbedingungen damit in starkem Maße von den jeweiligen Bedingungen vor Ort abhängen, ist nicht zu verhindern. Allerdings können so Normen gesetzt werden, die eine Ausstrahlkraft haben, Lösungswege aufzeigen und im besten Fall zu einem Wettbewerb um die besten Ideen und Köpfe führen.

  31. 31.

    Das demographiebedingte Absinken des nummerischen Arbeitskräftepotentials ändert an diesem Befund nichts, da der demographische Wandel selbst viele Herausforderungen mit sich bringt, deren Bewältigung eine hohe Erwerbsbeteiligung und leistungsfähige Volkswirtschaft erfordert.

  32. 32.

    Auf notwendige Reformen im allgemeinen Bildungssystem wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen, auch wenn der Zugang zu einer guten frühkindlichen Betreuung und schulischer Bildung (längeres gemeinsames Lernen, Ganztagesschulen etc.) für Alle nicht nur ein sozialstaatliches Gebot der Bildungsgerechtigkeit, sondern auch Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Bildung im weiteren Lebenslauf ist.

  33. 33.

    Zum Umfang „unterwertiger Beschäftigung“ s. Rukwid 2011.

  34. 34.

    Womit dieses Problem in keiner Weise relativiert werden soll. So zeigen z. B. neue Auswertungen, dass 1,44 Mio. junge Menschen zwischen 20 und 29 über keinen Berufsabschluss verfügen (2,2 Mio. bis 34 Jahre), was einem Anteil von 17,2 % an dieser Altersgruppe entspricht (Allmendinger et al. 2011). Darüber hinaus befinden sich trotz einer Entspannung am Ausbildungsmarkt fast 300.000 Jugendliche im sogenannten Übergangssystem, welches nach einhelliger Expertenmeinung teuer und ineffizient ist und durch dessen schiere Größe die jährliche Ausbildungsbilanz erheblich verzerrt (bzw. beschönigt).

  35. 35.

    Z. B. im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern, in denen die Zugangsvoraussetzung zu einer erfolgreichen Erwerbsbiographie der Besuch einer Hochschule ist.

  36. 36.

    Auch durch die Verbindung der Lern- und Erfahrungsorte Berufsschule und Betrieb.

  37. 37.

    Was eine Weiterentwicklung entlang realer Bedürfnisse unter Einbeziehung der Betroffenen ermöglicht.

  38. 38.

    Gemeint ist eine gute Passung zwischen Dualer Ausbildung und den Qualifikationsanforderungen der deutschen Wirtschaft, auch aufgrund der Möglichkeit der Anpassung der Ausbildungsinhalte an neue Bedarfe.

  39. 39.

    Das auch die Hochschulen hinsichtlich der Finanzierung, der Kapazitätsausweitung, der Umsetzung der Bolonga-Reform sowie der Öffnung gegenüber der Gesellschaft vor großen Herausforderungen stehen, soll damit nicht bestritten werden.

  40. 40.

    Ziel der Ausbildung kann nicht sein, die spezifischen Bedürfnisse eines spezifischen Arbeitsplatzes zu befriedigen, sondern grundlegende und breit verwertbare Qualifikationen eines Berufsbildes zu vermitteln.

  41. 41.

    Gemeint sind hiermit in erster Linie das Erkennen von Bedarfen/Optionen sowie die Suche bzw. Auswahl von Angeboten etc., nicht das Abwälzen von Verantwortung auf die Beschäftigten.

  42. 42.

    Auch die Hoch- und Fachhochschulen müssen sich stärker für den Bereich der Fort- und Weiterbildung öffnen und entsprechende Angebote für unterschiedliche Zielgruppen entwickeln.

  43. 43.

    Gerade auch mit Blick auf die vielfach beklagten Engpässe in den sogenannten MINT Fächern. So nehmen bereits heute fast 30 % der Studienanfänger ohne Abitur ein MINT-Studium auf (Nickel und Duong 2012); hinzu kommt, dass gerade die Ingenieurwissenschaften klassische Aufsteigerstudienfächer sind, die in besonderen Maße auch von Personen aus eher „bildungsfernen“ Familien (und ohne Abitur) gewählt werden.

  44. 44.

    So lag der Anteil der Studienanfänger ohne Abitur 2010 in Baden-Württemberg bei 0,93 %, in Nordrhein-Westfalen hingegen bei 4,23 % (Nickel und Duong 2012).

  45. 45.

    Zur Einbindung der Gewerkschaften in den deutschen Sozialstaat s. Hofmann 2007.

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Hofmann, J., Steffen, C. (2013). Die neue Arbeitswelt: Herausforderungen und Chancen. In: Papmehl, A., Tümmers, H. (eds) Die Arbeitswelt im 21. Jahrhundert. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01416-2_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-01416-2_11

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  • Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden

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